Micheil Saakaschwili

georgischer Staatspräsident
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2006 um 17:49 Uhr durch 85.117.37.188 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Micheil Nikolosis dse Saakaschwili (georgisch მიხეილ ნიკოლოზის ძე სააკაშვილი; * 21. Dezember 1967 in Tiflis, Georgien) ist ein georgischer Politiker (Nationale Bewegung - Demokraten). Der Rechtsanwalt ist seit dem 25. Januar 2004 Staatspräsident Georgiens.

Micheil Saakaschwili

Leben

Jugend und Studium

Er wurde als ältester von drei Söhnen geboren. Sein Vater Nikolo Saakaschwili ist Mediziner und seit den 1990er Jahren Kurdirektor von Tiflis. Seine Mutter Giuli Alasania ist Professorin für orientalische Geschichte an der Staatlichen Universität Tiflis und Abteilungsleiterin an der Georgischen Akademie der Wissenschaften. Die Brüder Giorgi und Nikolos, arbeiten als Filmproduzenten in den USA.

1984 schloss er die 51. Oberschule in Tiflis mit Auszeichnung ab. Ende der 1980er diente er zwei Jahre bei den sowjetischen Grenztruppen in Tschop an der Grenze zur Tschechoslowakei und zu Ungarn. Er studierte Rechtswissenschaft an der Staatlichen Universität Tiflis. 1992 absolvierte er die Fakultät für Völkerrecht der Hochschule für Internationale Beziehungen, Kiew. 1993 erwarb er ein Diplom am Internationalen Institut für Menschenrechte, Straßburg. 1994 schloss er als Stipendiat des Edmund S. Muskie Graduate Fellowship Program ein Magisterexamen an der Rechtsfakultät der Columbia University, New York City ab. 1995 promovierte Saakaschwili an der George Washington University, Washington, D.C.

Er studierte zudem an der Akademie für Europäisches Recht, Florenz und der Akademie für Völkerrecht, Den Haag. 1992 war er im Staatlichen Menschenrechtskomitee Georgiens und dem Norwegischen Menschenrechtsinstitut, Oslo tätig. Anfang 1995 arbeitete er in der Anwaltssozietät Patterson, Belknap, Webb & Tyler im New Yorker Stadtteil Manhattan.

Gefolgsmann Schewardnadses

Im Frühjahr 1995 bat ihn Surab Schwania, damals Generalsekretär der Präsidentenpartei Georgische Bürgerunion, im Auftrag Eduard Schewardnadses, in die georgische Politik einzutreten. Von 1995 bis 1999 und 1999 bis 2000 war Saakaschwili Abgeordneter des georgischen Parlaments. 1995 bis 1998 Vorsitzender des Verfassungs-, Rechts und Rechtsstaatlichkeitsausschusses. 1998 bis 1999 Vorsitzender der Parlamentsfraktion der Georgischen Bürgerunion, die den Präsidenten unterstützte. 2000 wurde er Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.

Von Oktober 2000 bis September 2001 war Saakaschwili Justizminister Georgiens. Er initiierte Reformen im hinfälligen, korrupten und politisierten Strafrechts- und Strafvollzugssystem Georgiens. Mitte 2001 geriet er in Konfrontation mit Wirtschaftsminister Wano Tschchartischwili, Sicherheitsminister Wachtang Kutateladse und dem Polizeichef von Tiflis Soso Alawidse, denen er Verwicklung in korrupte Geschäfte vorwarf und das auf einer Kabinettssitzung mit Fotos belegte. Im September trat er vom Ministeramt zurück und verließ die Bürgerunion, weil er vom Präsidenten nicht genug Unterstützung im Kampf gegen die Korruption erhielt.

Oppositionspolitiker

Im Juni 2002 wurde Saakaschwili vom Wahlbündnis Tiflis ohne Schewardnadse zum Vorsitzenden der Stadtversammlung von Tiflis (georgisch Sakrebulo) gewählt, wurde so zum de facto Bürgermeister der Hauptstadt. Im Oktober 2002 gründete er die Oppositionspartei Vereinigte Nationale Bewegung, wurde ihr Vorsitzender.

Micheil Saakaschwili strebt eine westlich geprägte Demokratie in Georgien an. An der samtenen Revolution in Georgien im November 2003 war er gemeinsam mit Surab Schwania und Nino Burdschanadse beteiligt. Unter seiner Führung stürmten oppositionelle Demonstranten den Sitzungssaal des aufgrund von Wahlbetrug zustande gekommenen georgischen Parlaments und vertrieben Präsident Schwewardnadse, der die Eröffnungsrede hielt.

Präsident

 
Vereidigung Saakaschwilis, Januar 2004

Am 4. Januar 2004 wurde Saakaschwili mit 96 % der Stimmen zum Staatspräsidenten Georgiens gewählt und am 25. Januar vereidigt. Am 5. Februar 2004 wurde er Vorsitzender der neugegründeten Partei Nationale Bewegung - Demokraten (NMD), die die Träger der samtenen Revolution Georgiens zusammenschließt. Er lässt sich von einem jungen US-amerikanischen Politikwissenschaftler beraten: Daniel Kunin war früher Repräsentant des National Democratic Institute (NDI) in Georgien und steht der Demokratischen Partei der USA nahe. In seine Regierung berief Saakaschwili viele junge Akademiker, die wie er im westlichen Ausland studiert hatten.

Saakaschwili ist für emotional überschießende Reden bekannt. So nannte er den früheren Generalsekretär des Europarats, Walter Schwimmer, im Mai 2004 vor Studenten der Universität Batumi einen unverschämten und gut bezahlten Bürokraten, was zu diplomatischen Verwicklungen führte. Im Oktober 2004 protstierten 14 führende georgische Menschenrechtler in einem offenen Brief an Saakaschwili gegen dessen herabwürdigende und verletzende Äußerungen über politische Opponenten.

Auszeichnungen

Saakaschwili ist Ehrendoktor der Staatlichen Taras Schewtschenko Universität Kiew. 2005 erhielt er den Preis des Crans-Montana-Forums für Demokratie und Weltintegration in Osteuropa sowie den Preis der American Bar Association für die Stärkung von Recht und Ordnung. Im gleichen Jahr wurde er von US-Senatorin Hillary Clinton für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Privates

Er ist seit Ende 1993 mit der Niederländerin Sandra Roelofs verheiratete und hat zwei Söhne, Eduard und Nikolos. In Georgien war Saakaschwilis Privatleben ins Gerede gekommen, nachdem er ukrainische Models auf Staatsbesuch eingeladen und Affären mit seiner Pressesprecherin und einer Fernsehmoderatorin begonnen haben soll.

Saakaschwili spricht englisch, französisch, spanisch und russisch. Er gilt als Workaholic, der nachts nur vier Stunden schläft. Seine Hobbys sind Fußball und Journalismus. Von seiner Familie und der georgischen Presse wird er kurz Mischa genannt.

Schriften

  • David Aptsiauri, Scott Horton, Mikhail Saakashvili: Trade and Investment in Georgia. In: SEEL Survey of East European Law 5, no. 7 (August 1994), S. 1 ff.
  • Scott Horton, Mikhail Saakashvili: The Stage Is Set for the Russian Secuities Market. In: Parker School Journal of East European Law 2, no. 2 (1995), S. 245-246
  • Mikhail Saakashvili: Growing Attraction of the Georgian Alternative. In: Caspian Crossroads, vol. 1, no. 1 (Winter 1995)

Literatur

  • Zurab Karumidze, James V. Wertsch: "Enough!": The Rose Revolution in the Republic of Georgia 2003. Nova Science Publications, New York 2005, ISBN 1-594-54210-4
  • Bruno Coppieters, Robert Legvold (Hrsg.): Statehood and security: Georgia after the Rose Revolution. MIT Press, Cambridge, Mass. 2005, ISBN 0-262-03343-7