Grenzland ist ein Überbegriff für mehrere Arten von Grenzbereichen zwischen menschlichen Gesellschaften. Sie können deutliche Unterschiede in der Kultur bzw. der Weltanschauung aufweisen, in der staatlichen Organisationsform oder in anderen, eine gegenseitige Fremdheit ausmachenden Aspekten. Gesellschaften, die in diesen Räumen leben, nennt man Frontier Society.
Politisch bedingtes Grenzland
Bis zum Fall des "Eisernen Vorhangs" im Jahr 1989 zog sich mitten durch Europa ein breiter Streifen politischen Grenzlandes, weil die früheren Beziehungen benachbarter Länder weitgehend unterbrochen waren. Die damalige "Tote Grenze" hat sich inzwischen teilweise aufgelöst.
Kulturell bedingtes Grenzland
Wo eine Grenze zwischen "zivilisierten" Gesellschaften und ihren "wilden" Nachbarn verläuft, entsteht häufig ein breiter Streifen Grenzland (engl. frontier).
Auch durch große Unterschiede und damit widerstreitende Interessen zwischen einer Ackerbaukultur und den meist als Jäger und Sammler bzw. von Viehzucht lebenden Nachbarn kommt es oft zu Konflikten. Aktuelle Beispiele dafür finden sich etwa in Zentralafrika (siehe Hirten- bzw. Nomaden-Völker, Tutsi/ Watussi usw).
Bei hier leicht entstehenden kriegerischen Auseinandersetzungen um Land und Vorherrschaft sind die naturverbundeneren "Wilden" militärisch in kleineren Gefechten häufig erfolgreicher, da sie sehr flexibel reagieren können und sich im Gelände besser auskennen als ihre Gegner. Diese wiederum sind meist besser bewaffnet und zahlreicher. Langfristig gerät dadurch immer mehr Land in den Besitz der Ackerbauern, die indigene Kultur wird zurückgedrängt.
"Frontier" in den USA
Eine typische Grenzlandsituation war die nordamerikanische frontier 1620-1890, wo die einheimischen Indianerkulturen von etwa 1620 (Landung der Pilgerväter) bis 1890 (Auflösung des Indianer-Territoriums) immer weiter zurückgedrängt wurden. Der "Wilde Westen", begann um 1700 noch nahe der Atlantikküste (James Fenimore Coopers Lederstrumpf spielt teilweise in Pennsylvania), um 1800 befand sich die Siedlungsgrenze bereits westlich des Mississippi. 1890 wurde die Grenze offiziell für geschlossen erklärt.
Das dieses aus der US-amerikanischen Erfahrung geprägte Konzept Grenzlands zwischen "Zivilisation" und "Wildnis" wurde in der Science-Fiction wieder aufgegriffen, wo das Grenzland zwischen bewohnten und unbewohnten Regionen des Weltraums als frontier bezeichnet wird. Auch in der realen Weltraumfahrt und dem Drang, neue Welten zu besiedeln, wird das All als neue frontier gesehen, ebenso wie der Cyberspace ("Electronic Frontier").
Anderes Grenzland
In Australien haben sich ähnliche Kulturgrenzen bis heute erhalten. Die Aborigines wurden fast völlig zurückgedrängt, ihr Umgang mit der Natur bis vor wenigen Jahrzehnten sogar belächelt - obwohl sie andererseits für viele Expeditionen äußerst willkommene Führer abgaben. Erst mit gewisser Autonomie ist beidseitige Akzeptanz wieder gestiegen und das Interesse an der animistischen Kultur erlebt einen modisch bedingten Aufschwung. Der Tourismus in die zentralen Trockenländer muss dabei allerdings kritisch hinterfragt werden.
Auch im geistigen Bereich wird manchmal vom "Grenzland" gesprochen, bzw. von geistigen Grenzgängern.