Das Olympia-Attentat (auch Olympische Tragödie) bezeichnet das Attentat palästinensischer Terroristen gegen die israelische Mannschaft während der Olympischen Sommerspiele von 1972 in München. Die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September tötete elf Israelis, bei einem gescheiterten Befreiungsversuch wurden fünf Terroristen und ein deutscher Polizist getötet. Im Nachhinein wurden zwei der drei überlebenden palästinensischen Geiselnehmer sowie die vermutlichen Drahtzieher in einer Reihe israelischer Rache-Attentate getötet.
Der Angriff
Um 4:10 Uhr am Morgen des 5. September 1972 kletterten acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September über den Zaun bei Tor 25A und betraten das Olympische Dorf. Die mit Sturmgewehren bewaffneten Geiselnehmer hatten keine Mühe, die israelischen Sportler zu überwältigen, da die Sicherheitsbedingungen während der Olympischen Spiele bewusst locker gehalten wurden, um die positive Veränderung zu präsentieren, die Deutschland seit den Olympischen Spielen 1936 vollzogen hatte. Die Terroristen nahmen elf Geiseln: David Berger, Ze'ev Friedman, Joseph Gottfreund, Eliezer Halfin, Joseph Romano, Andrei Schpitzer, Amitsur Schapira, Kahat Schor, Mark Slavin, Jaakov Springer und Mosche Weinberg. Weinberg und Romano wurden gleich zu Beginn der Aktion verwundet, beide starben noch im Olympischen Dorf an ihren Verletzungen.
Die bayerische Polizei war den Ereignissen in keiner Hinsicht gewachsen, was durch die Live-Übertragungen der Medien in aller Welt sichtbar wurde. Daraus wurden später Lehren gezogen und die Anti-Terror-Einheit GSG9 gegründet.
Die deutschen Verantwortlichen, insbesondere Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Innenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) wiesen zudem das Angebot der israelischen Regierung zurück, eine Spezialeinheit zu schicken. Dies wird oft so interpretiert, dass die deutschen Behörden der Ansicht waren, die Angelegenheit selbst regeln zu können. Wie die Ereignisse zeigen sollten, waren die deutschen Sicherheitskräfte dazu jedoch nicht in der Lage, weil sie für einen solchen Ernstfall überhaupt nicht ausgebildet worden waren. Laut dem damaligen bayrischen Innenminister Bruno Merk hätte die israelische Spezialeinheit jedoch nicht mehr am selben Tag zum Einsatz kommen können. Die Geiselnehmer wollten unbedingt am selben Tag München verlassen, um israelischen Spezialkräften keine Zeit zum Eingreifen zu lassen, die bereits am 9. Mai des Jahres einen palästinensichen Anschlag auf eine Sabena-Maschine in Tel Aviv verhindert hatten.Vorlage:Ref
Die Terroristen verlangten bis neun Uhr die Freilassung und das freie Geleit von 232 Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen ihre Haft verbüßten, sowie die Freilassung der deutschen Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Die israelische Antwort folgte sofort und lautete: Es gibt keine Verhandlungen.
Der Bürgermeister des Olympischen Dorfes Walther Tröger, NOK-Präsident Willi Daume, Polizeipräsident Manfred Schreiber, der Sicherheitschef der XX. Olympischen Spiele und der bayerische Innenminister Bruno Merk boten sich den Terroristen als Ersatzgeiseln an; dies wurde jedoch nicht akzeptiert.
Eine Viertelstunde vor Ablauf des ersten Ultimatums wurde mit den Terroristen eine Verlängerung um drei Stunden ausgehandelt. Als dieses Ultimatum ablief, verhandelte der Krisenstab erneut mit dem Anführer der Terroristen, der sich Issa nannte. Mit Hilfe eines Abgesandten der Arabischen Liga und des Missionschefs der ägyptischen Delegation gelang es, das Ultimatum um weitere fünf Stunden bis 17 Uhr zu verlängern. Die Terroristen hatten unterdessen aus Radio und Fernsehen vom Aufmarsch der Polizei erfahren.
Sie verlangten nach Kairo ausgeflogen zu werden. Die deutschen Verhandlungspartner gaben vor zuzustimmen, und zwei Hubschrauber transportierten die Terroristen und ihre Geiseln zum nahegelegenen Flughafen von Fürstenfeldbruck, wo eine Boeing 727 auf sie wartete.
Die deutschen Behörden planten am Flughafen einen Angriff auf die Terroristen. Dort befanden sich jedoch nur fünf Scharfschützen, weil von nur fünf Geiselnehmern ausgegangen wurde, tatsächlich waren es jedoch acht. Außerdem befanden sich dort keine Panzer, denn diese wurden erst während der folgenden zweistündigen Schießerei als Verstärkung gerufen, trafen allerdings wegen des starken Verkehrs und vieler Schaulustiger erst eine halbe Stunde später ein.
Zwei Terroristen kontrollierten die Eignung des Flugzeugs. Als sie sich auf dem Rückweg zum Hubschrauber befanden, eröffneten die Scharfschützen um 23 Uhr das Feuer. Die fünf Scharfschützen hatten keinen Funkkontakt zueinander und schossen ohne Koordination. Zwei Terroristen wurden sofort erschossen und ein dritter als er fliehen wollte. Drei weitere begannen verdeckt hinter den Hubschraubern, außerhalb des Sichtfelds der Scharfschützen, das Feuer zu erwidern, ein Polizist starb durch eine verirrte Kugel. Der Kampf zog sich sodann über 45 Minuten hin, bis eine Einheit gepanzerter Fahrzeuge vorfuhr.
Dadurch in Panik versetzt, eröffnete einer der Terroristen das Feuer auf die Geiseln des ersten Hubschraubers und gab damit zwei anderen die Gelegenheit, aus der Deckung aufzutauchen. Er sprang aus dem Flugzeug und hinterließ eine Handgranate auf seinem Platz. Alle drei Terroristen fielen durch die Schüsse der Scharfschützen. Die unmittelbar darauf folgende Explosion tötete die Geiseln im Hubschrauber. Die anderen fünf Geiseln im zweiten Hubschrauber wurden während des Kampfes getötet.
Die Untersuchung der bayerischen Polizei schloss nicht aus, dass einige der Geiseln versehentlich von der Polizei erschossen worden sein könnten. Genauso ist es möglich, dass einer der Terroristen alle Geiseln erschoss. Eine definitive Aufklärung des Falles konnte wegen der stark verbrannten Körper nicht durchgeführt werden.
Folgen
Die Leichen der fünf Geiselnehmer, die im Feuergefecht von Fürstenfeldbruck getötet wurden, wurden an Libyen ausgehändigt, wo sie eine Heldenbestattung erhielten und mit großer militärischer Ehre gewürdigt wurden.
Die drei überlebenden Terroristen blieben jedoch nur kurze Zeit im Gefängnis, da sie nach der Entführung einer Lufthansa-Maschine am 29. Oktober ohne Konsultation mit Israel freigelassen wurden. Es wird vermutet, dass Deutschland aus Angst vor weiteren Terroranschlägen sofort bereit war, auf die Forderungen der Flugzeugentführer einzugehen.
In den nächsten zwanzig Jahren tötete der israelische Geheimdienst Mossad mindestens acht der elf beteiligten Palästinenser. Hierzu gehörte auch ein Attentat auf einen unbeteiligten marokkanischen Kellner in Norwegen (Lillehammer Affäre), der falsch identifiziert worden war. Heute leben nur noch Attentäter Jamal Al-Gashey, der sich in Afrika versteckt hält und Mohammed Daoud Oudeh (Abu Daoud), der für die Planung verantwortlich war. Er behauptete, Mahmud Abbas hätte die Mittel für das Attentat geliefert.
Folgen für die Spiele
Zu Beginn der Geiselnahme wurden die Spiele zunächst fortgesetzt und erst nach Protesten zahlreicher Teilnehmer und Besucher unterbrochen. Nach dem Tod der israelischen Sportler blieben die Spiele für einen ganzen Tag unterbrochen und nach einer Gedenkstunde im Olympiastadion ließ IOC-Präsident Avery Brundage sie fortführen; dies wurde auch von der israelischen Regierung gebilligt. Trotzdem wurde die Entscheidung von vielen kritisiert, aber nur wenige Athleten verließen München.
Willi Daume begründete die Entscheidung mit dem Satz: „Es ist schon so viel gemordet worden - wir wollten den Terroristen nicht erlauben, auch noch die Spiele zu ermorden“. Berühmt wurde auch der Ausspruch Brundages "the games must go on". Das IOC will bis heute keine Referenz auf das Ereignis bei folgenden olympischen Spielen, da dies andere Mitglieder der olympischen Gemeinschaft vor den Kopf stoßen könnte.
Quellen
Verfilmung
- Ein Tag im September, ein Film von Arthur Cohn und ein Buch von Simon Reeve sowie der Dokumentarfilm Die 21 Stunden von München arbeiteten die Ereignisse auf.
- München ein Film von Steven Spielberg, erschienen Ende 2005 in den USA, beschreibt die Ereignisse nach dem Attentat.