Westernreiten

Sportart
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Westernreiten erscheint als amerikanisierte Form des Reitens mit anglogener Begriffsbildung. Westernreiten kommt aus dem Arbeitsreiten, wie z.B. Rindertreiben, das es in ähnlichen Formen in vielen Ländern gibt (Spanien, Brasilien, Ungarn,...). Daher gibt es hier die Variante, die Zügel nur mit einer Hand zu halten, die andere braucht man fürs Lasso. Genauso gibt es aber Westernreiter, die die Zügel in beiden Händen halten. Beim Trab wird oft ausgesessen anstatt leichtgetrabt. Man versucht, mit den Bewegungen des Pferdes mitzugehen. Auch der Sattel und die Trense sind anders gebaut: der Sattel mit Horn und hohem hinteren Rand (cantle) bietet auch bei schnellen Wendungen eine grosse Sicherheit; die Zügel sind meist offen. Eine Kandarre sollte auch in dieser Reitweise erst von fortgeschrittenen Reitern benutzt werden. Sie wird einhändig geritten.

Von einfachem Reiten in den Grundgangarten bis hin zur hohen Schule - im Englischen Reitstil: Dressur - ist auch beim Westernreiten eine grosse Bandbreite des Könnens vorhanden, beeinflusst von der Iberischen Reitweise, die als Ursprung jeder Reitkunst bezeichnet werden kann. Im Gegensatz zum Englischen Reitstil sind Westernpferde darauf trainiert, bei einem Impuls - z.B. der Hilfe zum Antraben - zu reagieren und dann ohne weitere Einwirkung des Reiters in diesem Tempo zu bleiben. Im Englischen Reitstil wird dagegen auch nach der Hilfe zum Tempowechsel weiterhin mit Schenkeln, Kreuz und Zügeln permanent eingewirkt.

Spektakuläre Stopps (Sliding Stop), bei denen das Pferd mit der Hinterhand fast auf dem Boden "sitzt", oder schnelle Drehungen (Spins) um die Hinterhand, verbunden mit rodeomäßiger Atmosphäre und Cowboykleidung, prägen das Bild vom Westernreiten. Genau wie bei anderen Reitweisen gilt es aber auch beim Westernreiten, eine solide Ausbildung zu bekommen und sein Können permanent zu verbessern. Das bedeutet, wie bei jeder anderen Reitweise auch, in erster Linie das Üben von Basiselementen und nicht das Reiten von Show-highlights, die, falsch geritten, zudem schnell den Pferden gesundheitliche Schäden zufügen können.

Viele Westernpferde haben ähnlich angenehm zu sitzende Gangarten wie Isländer, z.B Paso Finos. Allerdings sind das nur besonders langsam und flache Varianten der 3 "normalen" Grundgangarten, nicht etwa ein Tölt oder Pass. Da das Westernreiten viele Elemente aus der Arbeit zu Pferd übernommen hat, liegt der Schwerpunkt bei allen Bewegungen darin, sowohl dem Pferd als auch dem Reiter die geforderte Übung über eine möglichst lange Zeit - im Idealfall den ganzen Tag - zu ermöglichen.

Bekannte Pferderassen fürs Westernreiten sind Quarterhorses, Paint Horses (die gescheckte Quarterhorse-Variante), oder Appaloosas. Jedoch kann man mit fast jedem Pferd das Westernreiten trainieren. In Europa haben sich vor allem die Haflinger als Alpenquarter(augenzwinkernd liebevolle Bezeichnung unter Westernreitern) einen guten Namen im Westernsport gemacht.

Es gibt mehrere Disziplinen: z. B. Reining, Trail, Horsemanship, Pleasure, Halter.

Reining ist die Königsdisziplin des Westernreitens, die Westerndressur, mit vielen rasanten Lektionen in präzisester Ausführung. Die Klasse wird im Gallopp geritten, gemischt mit Drehungen, Stopps und Rückwärtsrichten. Um diese Disziplin richtig ausüben zu können, haben die Pferde spezielle Hufeisen und auch der Boden muss geeignet sein.

Beim Trail werden Geschicklichkeitsaufgaben gefordert, wie z. B. ohne Absitzen durch Weidetore zu gehen, was kontrollierte, exakte Bewegung des Pferdes in alle Richtungen erfordert (Rückwärtsrichten, Seitgänge), oder überqueren von Holzbrücken, wobei Gelassenheit und Vertrauen des Pferdes zum Reiter sichtbar werden. Es werden alle möglichen und unmöglichen Situationen simuliert, die einem Reiter im Gelände (auf einem "Trail"- Ritt) begegnen können.

Die Pleasure ist eine Art "Materialprüfung", bei der die gleichmäßigen und langsamen Gangarten (dabei darf das Pferd jedoch nicht auf der Vorhand latschen!) am langen Zügel gezeigt werden. Aber auch das Gesamtbild von Reiter und Pferd wird hier bewertet. Es soll darstellen, dass es eine "Pleasure" ist, sie zu reiten!

Die Halter Klassen stellen eine reine Zuchtschau für die Westernpferderassen dar. Bewertet wird vor allem das Exterieur, aber auch die Präsentation des Pferdes. Die Prüfungen finden ausschließlich an der Hand (am Halfter = "halter") statt.

Desweiteren gibt es Disziplinen, in denen mit Rindern gearbeitet wird, z. B. Cutting, Working Cowhorse und Team Penning. Diese sind in Europa (bis auf das Cutting) sehr wenig verbreitet, u.a. deshalb, weil wenigen Reitern neben dem geeigneten Pferd auch noch eine ganze Rinderherde fürs Training zur Verfügung steht... Beim Cutting kann sich der Aufwand aber auszahlen, immerhin ist es eine der drei bestbezahlten Sportarten der Welt! Bei dieser spektakulären Prüfung muss ein Rind aus einer Herde abgesondert werden. Der Reiter zeigt dem Pferd, um welches Rind es sich dabei handelt, agieren soll das Pferd dann ohne Hilfengebung des Reiters, die Zügel werden abgelegt! Jeder Pferdefreund (auch die Nicht- Westernreiter!) muss das mal gesehen haben! Außerdem gilt hier für das Publikum- anfeuern erwünscht!

Es gibt beim Westernreiten sogar "Englisch- Klassen", die sogenannten Hunter- Klassen, die mit "englischer" Trense und Sattel geritten- und manchmal sogar (kleine) Hindernisse gesprungen (Hunter Tack)werden. Diese Klassen sind zwar sehr unbekannt, auf Turnieren der Quarterhorse Association jedoch regelmäßig anzutreffen.

Und zuguterletzt gibt es sogar eine Klasse, bei denen das Pferd angespannt vor einem Sulky ist!!! (Pleasure driving), diese Klasse ist jedoch wirklich äußerst selten ausgeschrieben.

siehe auch: Reitsport Liste der Pferderassen