Der Fuji (jap. 富士山 Fuji-san Vorlage:Audio-IPA; selten auch Fudschi sowie nach einer falschen Lesung der Kanji Fudschijama, Fujiyama) ist ein Vulkan und mit 3776,24 m[1] Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg Japans. Sein Gipfel befindet sich auf der japanischen Hauptinsel Honshū an der Grenze zwischen den Präfekturen Yamanashi und Shizuoka. Seit 2013 ist er Teil des Weltkulturerbes.
Fuji | ||
---|---|---|
![]() | ||
Fuji vom Shōji-See aus, dazwischen der Berg Ōmuro | ||
Höhe | 3776,24 m T.P. | |
Lage | Präfekturen Yamanashi und Shizuoka, Japan | |
Dominanz | 2077 km → Xueshan | |
Schartenhöhe | 3776 m | |
Koordinaten | 35° 21′ 38″ N, 138° 43′ 38″ O | |
| ||
Typ | Schichtvulkan | |
Alter des Gesteins | 100.000 Jahre | |
Letzte Eruption | 1707 | |
Erstbesteigung | 663 von einem unbekannten Mönch | |
Normalweg | Bergtour | |
Besonderheiten | höchster Berg Japans; UNESCO-Weltkulturerbe |
Geologie
Der Fuji befindet sich in der Berührungszone der Eurasischen Platte, der Pazifischen Platte und der Philippinenplatte und gehört zu den Stratovulkanen (Schichtvulkanen) des pazifischen Feuerrings. Er wird als aktiv mit geringem Ausbruchsrisiko eingestuft.
Wissenschaftler nehmen an, dass der Fuji in vier unterschiedlichen Abschnitten vulkanischer Aktivität geformt wurde: Der erste Abschnitt (Sen-komitake) besteht aus einem tief im Berg liegenden Andesitkern. Danach kam Komitake Fuji, eine Basaltschicht, von der angenommen wird, dass sie vor mehreren hunderttausend Jahren geformt wurde. Vor ungefähr 100.000 Jahren bildete sich der „alte Fuji“ über der Oberfläche von Komitake Fuji. Vom modernen, „neuen“ Fuji wird angenommen, dass er vor ungefähr 10.000 Jahren über dem alten Fuji entstand.
Der letzte bekannte Ausbruch ereignete sich in der Edo-Zeit am 16. Dezember 1707 und dauerte etwa zwei Wochen. Damals bildeten sich auf halber Höhe ein zweiter Krater und ein zweiter Gipfel, nach dem Namen der damaligen Ära Hoei-zan benannt.
Nördlich am Fuß des Berges befinden sich die fünf Fuji-Seen, in der Präfektur Yamanashi.
Name
Etymologie
Die moderne japanische Schreibweise des Fuji setzt sich aus den Kanji 富 (fu ‚reich‘), 士 (ji ‚Krieger‘) und 山 (san ‚Berg‘) zusammen. Die ersten beiden Zeichen wurden gewählt, weil ihre Aussprache mit dem Namen des Berges übereinstimmt[Anm. 1]. Häufig findet man auch die einfachere Schreibweise 不二, was sich mit „nicht zwei“, also „einmalig“ wiedergeben lässt.[Anm. 2]
Der Ursprung des Namens ist umstritten. Die bekannteste Theorie stammt von dem britischen Missionar John Batchelor, der die Kultur der Ainu erforschte, und nach der fuji vom Ainu-Begriff huci für „Feuer“ stammt, wie er auch im Namen der Göttin des Feuers Ape-huci-kamuy vorkommt. Der Linguist Kyōsuke Kindaichi wies dies jedoch aus sprachhistorischen Gründen zurück, da das damalige Japanisch keinen h- bzw. f-Anlaut kannte. Der Toponomast Kanji Kagami sieht einen japanischen Ursprung wie den japanischen Namen der Glyzinie fuji als „Bezeichnung eines Bergfußes, der einer Glyzinie gleich […] vom Himmel herab[…]hänge“. Daneben gibt es noch dutzende weitere Herleitungen.[2]
„Fujisan“ oder „Offdilln“?
Die im westlichen Kulturkreis häufig verwendete Bezeichnung Fujiyama (im deutschsprachigen Raum laut Duden auch Fudschijama) beruht wahrscheinlich auf einer falschen Lesung des Zeichens „山“ (Berg). Die Kun-Lesung dieses Zeichens lautet zwar yama, in aus mehreren Zeichen zusammengesetzten Wörtern wird aber meistens die On-Lesung san verwendet. Der japanische Name des Berges lautet „Fuji-san“. Nach einer anderen Theorie könnte auch in Japan die Aussprache Fujiyama vor der Meiji-Restauration die üblichere Variante gewesen sein, so wie auch die Namen vieler anderer Berge und Ortschaften in Japan heute noch -yama gelesen werden.
Fehlübersetzungen des Namens als „Herr Fuji“ rühren daher, dass die gleich lautenden Silben -san (山, Berg) und -san (さん, neutrale japanische Anrede für Männer und Frauen) miteinander verwechselt werden.
Die geeignetste Umsetzung des Namens im Deutschen dürfte Fuji sein. Manche Japanologen vertreten allerdings die Auffassung, man könne Fujisan auch als Eigennamen verwenden, und berufen sich dabei zum Beispiel auf Mont Blanc und Mount Everest, da bei jenen das fremde Wort für „Berg“ ebenfalls unübersetzt bleibt. Die Silbe -san würde damit als Bestandteil des Namens aufgefasst.
Popularität
Die Gesamtheit der religiösen Verehrung des Fuji wird als Fuji Shinkō (富士信仰, Fuji-Glaube) bzw. Sengen Shinkō (浅間信仰) bezeichnet.[3]
Der Fuji gilt im Shintō schon seit Jahrhunderten als heilig. Um seine Ausbrüche zu befrieden, wurde vom Kaiserhof – der Überlieferung nach von Kaiser Suinin im Jahr 27 v. Chr. – die Gottheit Asami no ōkami (浅間大神, auch Sengen ōkami, gleichgesetzt mit der Göttin Konohana-no-sakuya-no-hime) eingeschreint und verehrt. Im Jahr 806 ordnete Kaiser Heizei an, den Shintō-Schrein Fujisan Hongū Sengen Taisha am Fuß des Berges zu bauen.[4] Dieser ist heute der Hauptsitz von über 1300 Sengen-Schreinen (auch Asama-Schreine genannt), die am Fuß und an den Hängen des Fuji zu dessen Verehrung errichtet wurden.[5] Das Schreingelände des Okumiya (奥宮), einer Außenstelle des Fujisan Hongū Sengen Taisha, umfasst den kompletten Berggipfel ab der 8. Station.[4] Bedeutsam ist der Fuji auch im japanischen Buddhismus, vor allem in dessen Bergkult-Ausprägung des Shugendō, die das Besteigen des Berges als Ausdruck ihres Glaubens ansieht.[3] Daneben wird der Berg auch von einer Vielzahl von Sekten verehrt, wobei die im 16. Jahrhundert gegründete, Shugendō-beeinflusste Fuji-kō (富士講) die bekannteste ist.[5]
Der Fuji soll zum ersten Mal im Jahre 663 von einem unbekannten Mönch bestiegen worden sein. In der Muromachi-Zeit (14.–16. Jahrhundert) wurden Besteigungen des Fuji populär, und buddhistische Mandala entstanden, um Pilgerreisen auf den Fuji zu bewerben. Die Fuji-kō-Sekte errichtete neben Berghütten auch in und um die Hauptstadt Edo so genannte Fujizuka (Fuji-Hügel), um allen ein symbolisches Besteigen des Berges zu ermöglichen.[3][6] Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung gab es etwa 200 Fuji-Hügel. Daneben wurden beispielsweise von Daimyō auch Fujimizaka (富士見坂, Fuji-Schauhügel) angelegt, um von diesen erhöhten Standpunkten aus den Fuji besser betrachten zu können.[7]
Heute gehört der Fuji zu den beliebtesten Touristenzielen in Japan. Dank seiner Form ist der Berg im Vergleich zu anderen Dreitausendern relativ leicht zu ersteigen. Im Sommer, wenn der Aufstieg auf drei verschiedenen Routen für die Öffentlichkeit freigegeben ist, finden sich pro Tag rund 3000 Touristen auf dem Gipfel ein. Die höchste mit regulärem Kraftverkehr zu erreichende Station Gogōme (五合目, 5. Station) liegt auf etwa 2300 m. Die Straße dorthin ist zur Obon-Zeit nur für Busse geöffnet.
Eine besonders schöne Aussicht vom Gipfel bietet sich, wenn die Sonne über dem Pazifik aufgeht. Viele Bergsteiger legen dazu in einer der zwischen 3000 und 3400 m gelegenen Hütten eine Pause ein und brechen nachts gegen zwei Uhr wieder auf.
Morgens bei klarer Sicht ist der Berg noch aus 80–100 km Entfernung (auch von Yokohama und Tokyo aus) zu sehen.
In der Nähe erstreckt sich das Waldgebiet Aokigahara, das durch eine hohe Zahl dort verübter Selbsttötungen bekannt geworden ist.
Der Fuji in der japanischen Kunst
Wegen seines sehr symmetrischen Vulkankegels gilt der Fuji als einer der schönsten Berge der Welt und ist ein häufiges Thema in der japanischen Kunst. Der Berg kommt auch häufig in der japanischen Literatur vor und ist ein beliebtes Thema vieler Gedichte.
Eine der frühesten Erwähnungen des Berges findet sich in der Gedichtanthologie Man’yōshū mit folgendem Langgedicht (chōka) von Yamabe no Akahito (bl. 724–736):
Japanisch | Transkription | Übersetzung |
---|---|---|
天地之 |
Ametsuchi no |
Himmel und Erde, |
Die älteste erhaltene künstlerische Darstellung des Fuji stammt aus der Heian-Zeit und findet sich auf einer mit Papier bespannten Schiebewand aus dem 11. Jahrhundert. Die berühmteste Arbeit dürfte wohl Katsushika Hokusais Bilderzyklus „36 Ansichten des Berges Fuji“ sein, darunter vor allem das 1830 entstandene Bild „Die große Welle vor Kanagawa“.
Welterbe
Am 22. Juni 2013 wurde der Berg mit insgesamt 25 Orten wegen seiner Bedeutung als „heiliger Ort und Quelle künstlerischer Inspiration“ in die Liste des UNESCO-Welterbes als Weltkulturerbe aufgenommen.[8][9] Die Orte umfassen 20.702 ha und sind im Einzelnen:[10]
|
|
Weblinks
- Vorlage:Welterbe
- Rembert Biemond: Der Vulkan als Mekka, Artikel in der NZZ aus 2001
- Suzuki Masataka: „Fuji shinkō“. In: Encyclopedia of Shinto. Kokugaku-in, 11. November 2006 (englisch) und Nogami Takahiro: „Fuji/Sengen Shinkō“. In: Encyclopedia of Shinto. Kokugaku-in, 24. Februar 2007 (englisch)
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ 富士山情報コーナー. MLIT, abgerufen am 15. März 2012 (japanisch).
- ↑ Hans Adalbert Dettmer: Ainu-Grammatik. Teil II: Erläuterungen und Register. Harrassowitz, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-03761-X, S. 9–10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b c Nogami Takahiro: „Fuji/Sengen Shinkō“. In: Encyclopedia of Shinto. Kokugaku-in, 24. Februar 2007 (englisch)
- ↑ a b 御祭神・御由緒. Fujisan Hongū Sengen Taisha, abgerufen am 23. Juni 2013 (japanisch).
- ↑ a b Jean Herbert: Shintô: At the Fountainhead of Japan. Routledge, 2011, ISBN 978-0-203-84216-4, S. 420–421 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Suzuki Masataka: „Fuji shinkō“. In: Encyclopedia of Shinto. Kokugaku-in, 11. November 2006 (englisch)
- ↑ Ted Taylor: Mount Fuji has long been an icon. In: The Japan Times. 23. Juni 2013, abgerufen am 25. Juni 2013 (englisch).
- ↑ Der Fuji, Japans höchster Berg, wird Weltkulturerbe. In: Der Tagesspiegel. 22. Juni 2013, abgerufen am 23. Juni 2013.
- ↑ Qatar and Fiji get their first World Heritage sites as World Heritage Committee makes six additions to UNESCO List. In: World Heritage. UNESCO, 22. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Fujisan, sacred place and source of artistic inspiration: Maps. In: World Heritage. UNESCO, abgerufen am 4. Juli 2013 (englisch).