Gerhard Rentzsch

deutscher Hörspielautor
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Gerhard Rentzsch (* 24. April 1926 in Leipzig; † 1. Juni 2003) [1] in Berlin[2] war ein deutscher Dramaturg und Hörspielautor[3]. Er gilt als der Nestor des DDR-Hörspiels [4].

Leben und Wirken

Gerhard Rentzsch wurde am Sonnabend, dem 24. April 1926 in Leipzig als Sohn eines Milchfahrers geboren, lernte Tischler und später Schlosser in der Werkzeug-Maschinenfabrik Pittler AG und nahm 1941 ein Studium an der Ingenieurschule Leipzig auf, aus dem heraus er 1943, ein halbes Jahr vor Abschluss zur Kriegsmarine einberufen wurde. Nach dem Zweiten Krieg und britischer Gefangenschaft besuchte Gerhard Rentzsch von 1946 bis 1947 die Buchhändlerlehranstalt und danach das Lehrerbildungsinstitut seiner Heimatstadt. Im Juni 1948 wurde er, als junger Autor auffällig geworden, in die Literaturabteilung des Senders Leipzig gebeten, hier arbeitete er mit Heinz Rusch, Georg Maurer und Hildegard Maria Rauchfuß zusammen. Im Jahre 1951 wechselte er auf Bitten des damaligen Hörspiel-Chefdramaturgen Gerhard W. Menzel in die Hörspielabteilung über. Als die Staatsführung der DDR ein „Staatliches Komitee für Rundfunk“ in Berlin einrichtete, ging Rentzsch 1952 in die Hauptstadt und wurde 1957 Chefdramaturg in der zentralen Hörspielabteilung [5]. Nach dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 wurde Gerhard Rentzsch 1966 aus politischen Gründen als Chefdramaturg abgelöst, arbeitete jedoch bis 1990 weiter als Dramaturg in der Hörspielabteilung. 1990-1991 Redakteur und Anreger der Sendereihe „Liebes Volk!“ bei Sachsen Radio in Leipzig. In seinem Wirken als Autor und Dramaturg für geschichtenerzählende, handwerklich gut gearbeitete Stücke gilt Gerhard Rentzsch mit Fug und Recht als Nestor und „Doyen“ [6] des DDR-Hörspiels, der seinen Grundsätze auch in den Arbeiten der 1990er Jahre treu geblieben ist. Er starb 77-jährig am 1. Juni 2003 in Berlin. [7]

Hörspiele (Auswahl)

Ein Schiff fährt nach Marseille (1950), Wir aus Hamburg (1950), Kachibo (1954), Valdosta Lake (1957), Der Weihnachtsmann lebt hinterm Mond (1957), Die Straße des Soldaten (1957), Der Portier (1959), Altweibersommer (1960[8], als nicht fertiggestellter DEFA-Spielfilm 1961/62[9], ebenfalls in einer Hörspiel-Koproduktion BR/ hr 1965 vorliegend[10], sowie als Schauspiel 1969), Nachtzug (1962)[11], Geschichte eines Mantels (1963[12], als Fernsehspiel unter dem Titel "Das Rad", 1979), Mein Vater Eddi (1966[13], als Fernsehspiel 1968), Am Brunnen vor dem Tore (1968), Das Amulett (Hörspielroman, 1971 als Fernsehfilm unter dem Titel „Aller Liebe Anfang“, 1973), Der Almanach (1978), Zwei auf einem Dach (zusammen mit Heinz Pech, 1979), Der Haken (1980)[14], Bienchens Verwandte (1985)[15], Darf ich wieder zu Napoleon? Nachmittagsplaudereien aus St. Helena (1985), Augenblickchen (1989), Augenblickchen II (Funkhaus Berlin 1990)[16], Augenblickchen III (Funkhaus Berlin 1991), Billard (nach Wladimir Gubarew, SachsenRadio 1991), Traudel und Luise (Funkhaus Berlin/ SachsenRadio/ BR 1991) Augenblickchen IV (DS-KULTUR/ BR 1992), Schdille bisde (nach Fitzgerald Kusz, MDR 1992), Die Außenstelle (nach Adam Bodor, MDR 1993), Das Leben des Brian Piltchard (DLR 1994), Noch einmal: Traudel und Luise - Drei Jahre später (DLR 1995), Bauern, Bonzen, Bomben (nach Fallada in 15 Folgen, MDR 1997 - als Hörbuch bei Osterwoldaudio, Hamburg 2012 ISBN 9783869521237), Augenblickchen V (MDR 1998), Augenblickchen VI (MDR 2001), posthum: Kompilation: Augenblickchen (VII) – Szenen aus deutschen Landen (Rundfunk der DDR 1989/ Funkhaus Berlin 1990/ 1991/ DS-Kultur/ BR 1992/ MDR 1998 /2001/ 2010) [17]

Fernsehen (Auswahl)

Mein Vater Eddi (1968), Aller Liebe Anfang (1973), Graureiher (1977), Der Nachlaß (1978), Jugendweihe (1978), Das Rad (1979), Der Stein (1977), Sidonies Bilder (1987), Am grauen Strand, am grauen Meer (nach Theodor Storms Novelle "Hans und Heinz Kirch", 1980, auf DVD Icestorm 2013) Schimmelreiter (nach Theodor Storm 1984, auf DVD Icestorm 2010), Immensee (nach Theodor Storm 1989, auf DVD Icestorm 2011) alles Produktionen DFF bzw. Fernsehen der DDR.[18]

Hörfunk-Feature (Auswahl)

Du, meine liebes Volk! (Sachsen Radio 1991), 152 (MDR 1993), Sie haben Ragtime gespielt - Die Titanic-Legende (MDR 1997, auch als Hörbuch D>A<V 2000, ISBN 9783898130790)

Buchpublikationen (Auswahl)

  • Das kleine Hörspielbuch (Henschelverlag Berlin 1960),
  • Dialoge (Hrsg. zusammen mit Klaus Helbig, Henschelverlag Berlin 1966),
  • Der Almanach und andere Geschichten fürs Radio enthaltend: Der Almanach, Der Stein, Jugendweihe, Am Brunnen vor dem Tore und Der Nachlaß, (Henschelverlag Berlin 1980)
  • Liebes Volk ! Redezeit für Radiohörer - Dokumentation einer Sendereihe von SachsenRadio und MDR KULTUR 1990-94 (MDR 1995, ISBN 9783980477307)

Preise

  • Lessingpreis der DDR 1965.
  • Kunstpreis des FDGB 1971 (zusammen mit Wolfgang Beck) für Das Amulett.
  • Hörspielpreis der Kritiker 1979 für Der Almanach.
  • Nationalpreis III. Klasse für Kunst und Literatur 1982.
  • Hörspielpreis der Hörer und Kritiker 1986 für Bienchens Verwandte.
  • "Weisse Taube" - Hauptpreis des III. OIRT-Hörspielfestivals 1986 für Bienchens Verwandte. [19]
  • Hörspielpreis der Hörer 1991 für Augenblickchen II.[20]

Einzelnachweise

  1. Gerhard Rentzsch: Methusalem des ostdeutschen Hörspiels auf www.mdr.de vom 17. April 2011
  2. Der Tagesspiegel, 3. Juni 2003, Medien
  3. DER SPIEGEL, 24/2003, S. 178
  4. Neues Deutschland, 4. Juni 2003, S. 9
  5. Hans-Ulrich Wagner: „Der gute Wille, etwas Neues zu schaffen“. Das Hörspielprogramm in Deutschland von 1945 bis 1949. Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg 1997
  6. Thomas Bräutigam: „Hörspiellexikon“. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2005
  7. Nachrufe im Juni. DLF-Hörspielkalender / Archiv / Beitrag vom 14. Juni 2003
  8. Abdruck in "hörspieljahrbuch 1", S. 27-57, Henschelverlag Berlin 1961
  9. Filmdatenbank der DEFA-Stiftung
  10. Sibylle Bolik: Das Hörspiel in der DDR - Themen und Tendenzen, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1994, S. 314
  11. Abdruck in: "Hörspiele 3", Henschelverlag Berlin 1963, S. 116-133
  12. Abdruck in: "Hörspiele 4", Henschelverlag Berlin 1964, S. 117-152
  13. Abdruck in: "Hörspiele 7", Henschelverlag Berlin 1967, S. 55-95
  14. Abdruck in: "Brot und Salz", 15 Hörspiele aus den siebziger Jahren, Hrsg. v. Bernd Schirmer, Reclam Leipzig, S. 253-283
  15. Abdruck in: "Bienchens Verwandte", Hörspiele, Henschelverlag Berlin 1987, S. 13-37
  16. Abdruck in: "Traumreise", Hörspiele, Henschelverlag Berlin 1991, S. 83-109
  17. Stefan Bodo Würffel: Hörspiele aus der DDR, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 1982.
  18. LEXIKON deutschsprachiger Schriftsteller, 20. Jahrhundert, Georg Olms Verlag, Hildesheim 1993, S. 600
  19. "Bienchens Verwandte", Hörspiele, Hrsg. Christa Vetter, Henschelverlag Berlin 1987, ISBN 9783362001649
  20. Sibylle Bolik: Das Hörspiel in der DDR - Themen und Tendenzen, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1994, S. 298ff