Öffentliches Gut
Vorlage:Teilräume des Güterraums
Unter einem öffentlichen Gut bzw. reinem Kollektivgut versteht man Güter, deren Konsum über folgende zwei Eigenschaften verfügen:
- Nichtausschließbarkeit, d.h. dass niemand vom Konsum ausgeschlossen werden kann. Etwa jemanden von einer sauberen Umwelt auszuschließen ist wohl kaum möglich.
- Nichtrivalität, d.h. dass das Gut zur gleichen Zeit von verschiedenen Individuen konsumiert werden kann. Ein Auto kann z.B. nur von einem Fahrer gleichzeitig gefahren werden, während eine saubere Umwelt von mehreren Individuen gleichzeitig konsumiert werden kann.
Öffentliche Güter sind demnach beispielsweise Frieden, saubere Umwelt, Dämme oder Leuchttürme. Nicht hinzugezählt werden kann Wissen, da dort das Prinzip der Nichtausschließbarkeit verletzt ist (zum Teil in teuren Zeitschriften veröffentlicht oder nur kleinen Gruppen zugänglich oder durch Patente geschützt etc. etc.). Öffentliche Straßen verletzen beide Prinzipien zumindest teilweise: Das Vorliegen von Rivalität zeigt sich an Staus (auch wenn bei geringem Verkehrsaufkommen keine Rivalität vorliegt), die Ausschließbarkeit an der Möglichkeit, Mautgebühren zu erheben.
(Hinweis: Einige Autoren unterscheiden die Begriffe Kollektivgut und öffentliches Gut, während sie andere synonym verwenden.)
In der Theorie unterscheidet man zwischen: (reines öffentliches Gut) und Mischformen öffentlicher und privater Güter: (unreines öffentliches Gut).
Wird ein als notwendig erachtetes öffentliches Gut vom Markt nicht oder in nicht ausreichendem Maße angeboten, kann der Staat regulierend eingreifen. (Regulierung)
Reines öffentliches Gut
Reine öffentliche Güter oder spezifische öffentliche Güter sind Güter, bei denen das Ausschlussprinzip nicht greift und gleichzeit keine Rivalität im Konsum vorliegt (auch als Nutzenunteilbarkeit bekannt).
Der Markt funktioniert somit nicht, da es zwar Interessenten für das Gut gibt, aber keiner bereit ist, einen Marktpreis zu entrichten. Dies liegt daran, dass man auch ohne den Preis für das Gut zu entrichten ebenso in den Genuss des Gutes kommen kann. Man spricht dann vom so genannten Trittbrettfahrerverhalten.
In der Regel wird das Gut daher vom Staat angeboten bzw. zur Verfügung gestellt und über Steuern und andere Abgaben werden alle realen und potentiellen "Nutzer" daran finanziell beteiligt.
So ist zum Beispiel die Landessicherheit ein öffentliches Gut - es wird gleichzeitig von allen in einem Land Ansässigen konsumiert, ohne dass der Konsumnutzen jedes Einzelnen durch den Konsum anderer Individuen beeinträchtigt wird. Gleichzeitig kann kein einzelnes Individuum davon ausgeschlossen werden.
Da reine öffentliche Güter für alle Nachfrager frei zugänglich sind, gehören sie auch zur Rubrik der Gemeingüter.
Unreines öffentliches Gut
Unter einem unreinen öffentlichen Gut versteht man meritorische und demeritorische Güter. Sie sind auf einem Kontinuum mittig zwischen privatem Gut (Gültigkeit des Ausschlussprinzips) und spezifisch öffentlichem Gut (Versagen des Ausschlussprinzips) zu sehen.
Öffentliche Güter in der experimentellen Wirtschaftsforschung
Die experimentelle Wirtschaftsforschung beschäftigt sich intensiv mit dem Problem der Bereitstellung öffentlicher Güter, insbesondere der Trittbrettfahrer-Problematik.
Dieses Problem wird in der Regel mit einer Auszahlungsfunktion für eine Periode für das Subjekt (i) wie folgt modelliert:
Wobei e die Ausstattung in Geldeinheiten und c der individuelle Beitrag sind, sowie f der (Zins-)Faktor ist, mit dem die Summe aller Beiträge multipliziert wird. N ist die Zahl der Subjekte und j der Index für alle Subjekte. Dies wird nun im Regelfall mehrere Perioden wiederholt.
Üblich ist ein Zinssatz . Es entspricht der Charakteristik dieser Problematik, dass es besser für die Gesamtheit wäre, wenn alle alles geben, da (das öffentliche Gut wird positiv verzinst). Es besteht jedoch ein individueller Anreiz, nichts beizutragen, da der Grenzertrag des Behaltens (1) größer als der Grenzertrag des öffentlichen Gutes (f). Der ökonomisch rationale Mensch würde also von Anbeginn nichts geben, das öffentliche Gut wird nicht angeboten.
Die Experimente haben gezeigt, dass die Versuchspersonen in der Regel einen Beitrag geben, dass das gesamte Beitragsniveau jedoch sehr schnell kollabiert. Die Experimentatoren versuchen nun durch Variationen zu ergründen, wie erreicht werden kann, dass ein gesellschaftlich wünschenswertes Beitragsniveau erreicht wird. Als effektiv haben sich Kommunikation und Strafen erwiesen, Belohnungen dagegen als nicht erfolgreich. Das Beitragslevel ist relativ unabhängig zur Gruppengröße und reagiert sensitiv auf die Verzinsung.
Eine ältere Übersicht über Public Good Experimente befindet sich in Ledyard, John O. (1995), Public Goods: A Survey of Experimental Research, in: Kagel, John H./ Roth, Alvin E. (Hg.), The Handbook of Experimental Economics, S. 111-194, Princeton University Press, New Jersey. Zu Strafen [1] zu Kommunikation z.B. hier [2]
Siehe auch: Marktversagen, Ökonomisches Gut