Schloss Rodenberg
Das Schloss Rodenberg war ursprünglich eine Wasserburg in Rodenberg, die die Herren von Schaumburg wahrscheinlich im 13. Jahrhundert erbauten und bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs besaßen. Im Übergang vom Spätmittelalter in die Frühe Neuzeit erfuhr die Burg eine Umgestaltung in ein Schloss mit umgebenden Befestigungsanlagen. Nach dem verheerenden, auch auf das Schloss übergreifenden Stadtbrand von 1859 wurden die Schlossgebäude bis auf das Ständehaus, das heute als Heimatmuseum dient, abgerissen. Das Gelände des früheren Schlosses ist nach Ausgrabungen in den Jahren von 2000 bis 2004 in ein Freilichtmuseum umgewandelt worden, das die freigelegten Festungsanlagen präsentiert.

Lage und Baubeschreibung
Die Reste des Schlosses Rodenberg befinden sich in der Ortsmitte von Rodenberg in einem flachen Gelände. Die Stelle wird weiträumig von der Rodenberger Aue und dem Mühlgraben als deren Abzweig umflossen. Die ursprüngliche Burg- und spätere Schlossanlage war über eine Brücke zugänglich, die über den Burggraben führte.
Das Ständehaus ist das einzig erhaltende Gebäude der Burg. Es liegt auf einer Insel, die vom wasserführenden Burggraben umgeben ist. Ursprünglich handelte es sich um den Palas innerhalb des Burgkomplexes, der sich als fast geschlossene Vierflügelanlage darstellte. An der Außenfassade des Ständehauses sind die Reste eines Kamins zu erkennen, der zu einem abgebrochenem Nachbargebäude gehörte. Der frühere Palas wurde durch Umbauten auf ein Stockwerk reduziert, was sich anhand des angesetzten, ansatzweise noch vorhandenen Treppenturms erkennen lässt. Die Burg besaß einen Bergfried, der heute nicht mehr existiert.
Die Burg- und spätere Schlossanlage war weitläufig von einem Festungswall umgeben, der noch heute im Gelände erkennbar ist. Im Wall befanden sich Basteien und Rondells als Befestigungswerke. Dem Wall vorgelagert war ein Wassergraben, der von der Rodenburger Aue gespeist wurde. Im Verteidigungsfall konnten der Wasserspiegel durch zwei Stauwehre, die von der Bastei und dem Rondell aus in den Flussbereich führten, erhöht werden.
Geschichte
Wahrscheinlich wurde die Wasserburg im 13. Jahrhundert von den Grafen von Holstein und Schaumburg angelegt um den 1250 zum freien Wickbold erhobenen Flecken Rodenberg zu sichern. Sie lag an einer Flussfurt der Rodenberger Aue. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg Rodenberg erfolgte im Jahr 1317. Zwischen 1330 und 1348 erneuerte und verstärkte Graf Adolf VII. von Schaumburg die Burg und die Vorburg, um nach Abschluss der Arbeiten 1348 seinen Sitz in der Burg zu nehmen. Bereits seit 1337 war die Vorburg der Sitz des Schaumburger Amtmanns. Weitere Verstärkungen der Befestigung an Außenwall und Außengraben erfolgten 1478 unter Otto I. von Schaumburg. Er ließ das Nordostrondell und vermutlich weitere Rundtürme sowie Stauwehre errichten. Zwischen 1498 und 1526 regierte Anton I. von Schaumburg von seinem Sitz in der Burg Rodenberg aus die Grafschaft Schaumburg. Um 1510 ließ er in den Außenwall die stark befestigte Bastei einbauen. Zwischen 1518 und 1525 erfolgten umfangreiche Arbeiten am Wall. 1532 nahm Adolf XIII. seinen Sitz in der Burg.
Zu einer Belagerung der Burganlage kam es 1553 durch Braunschweiger Truppen, die Bliden und Kanonen einsetzten. 1556 ließ Otto IV. von Schaumburg die Schäden, die durch die Belagerung entstanden waren, ausbessern. Der Palas der Burg befand sich im heute noch vorhandenen Ständehaus, das die Baumeister J. Kölling und S. Schrader 1560 im Stil der Renaissance umgestalteten.
Während des Dreißigjährigen Krieges wechselte die inzwischen zum befestigten Schloss umgestaltete Anlage mehrfach den Besitzer. 1638 wurde es von kaiserlichen Truppen erfolgreich gegen schwedische Truppen verteidigt. Gegen Ende des Krieges und nach dem Tod von Otto V. von Schaumburg als letztem Schaumburger fiel das Schloss 1647 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel.
Landgraf Wilhelm VI. ließ die Schlossgebäude zwischen 1661 bis 1662 wieder herstellen. Die Außenanlagen ließ er 1663 entfestigen, wobei die Walltürme beseitigt wurden. Die Vorburg wurde in dieser Zeit zu einer Domäne umgestaltet. Von den Befestigungsanlagen finden sich auf einer Karte von 1777 nur noch die Bastei, das nordöstliche Turmrondell mit dem Stauwehr und Reste des südwestlichen Turmrondells. Anfang des 19. Jahrhundert ist der Schlossgraben verfüllt worden und 1940 wieder hergestellt worden.
Der große Stadtbrand in Rodenberg von 1859 erfasste auch Teile des Schlosses, darunter der repräsentative Fürstenbau und die Domänengebäude der früheren Vorburg. In der Folgezeit wurden die Burggebäude bis auf das Ständehaus abgerissen.
Ausgrabung und Rekonstruktion
In den Jahren 2000 und 2004 führte der Förderverein Schloss Rodenberg e. V. Ausgrabungen an den früheren Festungsanlagen der Burg Rodenberg durch. Dabei wurden die Reste der Bastei und des Turmrondells sowie zwei ihrer angebauten Stauwehre freigelegt. Die Anlagen im Übergang vom Spätmittelalter in die Frühe Neuzeit entstanden und sind bei der Entfestigung ab 1663 geschleift worden. Nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen wurden die baulichen Reste der beiden Türme und ihre Stauwehre teilrekonstruiert. Dabei wurde die Bastei teilaufgemauert und mit einem Schutzdach versehen. Das um 1480 errichtete Rondell erhielt nach der Sanierung der Mauern ebenfalls ein Dach. Beide Bauwerke wurden aus Sicherheitsgründen eingezäunt.
Literatur
- Hans-Wilhelm Heine: Schaumburger Land - Burgenland, in der Reihe: Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens. (29), Oldenburg 2010, herausgegeben vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Archäologischen Kommission für Niedersachsen, ISBN 978-3-89995-673-3.
Weblinks
- Geschichtzeitliste zur Burg Rodenberg
- Ausführliche Beschreibung der Burg
- Bauzeichnung der Schlossgebäude
Koordinaten: 52° 18′ 49,6″ N, 9° 21′ 23,2″ O