Die tschechoslowakische Unabhängigkeitserklärung oder auch Unabhängigkeitserklärung der Tschechoslowakei, oft auch Washingtoner Erklärung (tschechisch: Washingtonská deklarace) wurde am 18. Oktober 1918 verfasst und trat am 28. Oktober 1918 in Kraft. Als Folge der Erklärung wurde die Erste Tschechoslowakische Republik gegründet, das Königreich Böhmen am 31. Oktober 1918 offiziell aufgelöst und in den neuen Staat und seine provisorische Regierung eingegliedert. Zusätzlich wurde dadurch das Ideal des Tschechoslowakismus erweckt.




Hintergrund
Im Herbst 1918 war die österreichisch-ungarische Monarchie in einem Zustand des Zusammenbruchs. Der US-Präsident Woodrow Wilson, der ein großer Unterstützer eines tschechoslowakischen Staates war, forderte das tschechoslowakische Volk und dessen Regierung auf, sich von der Monarchie zu lösen. Am 14. Oktober 1918 verhandelte Außenminister Baron István Burián von Rajecz über einen Waffenstillstand auf Grundlage des 14-Punkte-Programms. Als Reaktion versuchte Kaiser Karl I., dies zu verhindern, die Struktur des Reiches zu verändern und aus der Monarchie eine föderale Union zu schaffen, wobei dies bezweifelt wird. Um dennoch eine Abspaltung der nun widerspenstigen Gebiete zu verhindern, wurde der zukünftige Status der Monarchie in Triest verhandelt, und dem Gebiet der Tschechoslowakei wurde eine gewisse Autonomie gewährt. Jedoch traf sich die provisorische Regierung der Tschechoslowakischen Republik im selben Zeitraum mit den Alliierten. Diese hatte bereits begonnen, die Unabhängigkeitserklärung zu verfassen, und beendete diese Arbeiten am 16. Oktober. Das Dokument wurde von Tomáš Garrigue Masaryk verfasst. Am 17. Oktober präsentierte es Masaryk der US-Regierung. Es erschien in Paris am 18. Oktober 1918 mit Masaryk als Urheber. Die US-Regierung akzeptierte die Erklärung, forderte aber für alle im Staat vertretenen Nationalitäten eine gewisse Autonomie. Mit Niederlage im Krieg unmittelbar nach der italienischen Offensive in der Schlacht von Vittorio Veneto am 24. Oktober übernahmen tschechische Politiker friedlich das Kommando und erklärten am 28. Oktober 1918 die Tschechoslowakei für unabhängig. Am 30. Oktober schloss sich die slowakische Bevölkerung an und erklärte sich als Teil des Tschechoslowakischen Staates für unabhängig.
Die Erklärung
Ein Großteil der Erklärung umfasste Monologe, die gegen die Habsburger und den Adel waren. Der letzte Teil des Dokuments beschrieb den neuen Staat als eine freie und demokratische Republik, in der es Religions-und Pressefreiheit, sowie eine unabhängige Justiz gebe. Zusätzlich sollte die Kirche vom Staat getrennt werden und ein allgemeines Wahlrecht und gleiche Rechte für Frauen geben. Die Erklärung forderte zusätzlich einen vom Tschechoslowakismus dominierten politischen Parlamentarismus. Die nationalen Minderheiten sollten alle die gleichen Rechte erhalten sowie wirtschaftlich und kulturell nicht unterdrückt werden. Tomáš Garrigue Masaryk wurde erster tschechoslowakischer Staatspräsident, Edvard Beneš wurde Außenminister und Milan Rastislav Štefánik erster Kriegsminister des neuen Staates, der durch die Verfassung nun als Československá republika bezeichnet wurde.
Die Unterzeichner
- Tomáš Garrigue Masaryk
- Edvard Beneš
- Milan Rastislav Štefánik
Folgen
Nach der Unabhängigkeitserklärung wurde die Tschechoslowakei von Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten am 19. Oktober 1918 als eigener Staat anerkannt. Am 31. Oktober wurde das Königreich Böhmen aufgelöst und in den neuen Staat eingegliedert. Das Königreich Ungarn führte trotz der schlechten Lage bis 1920 Krieg gegen die Tschechoslowakei.
Siehe auch
Literatur
- Robert William Seton-Watson: A history of the Czechs and Slowaks. Hutchinson & Co., London 1943, Reprint, Archon Books 1965.
- C.a. Watson – Ungarn: eine kurze Geschichte Edinburgh University Press, 1966
- Leo Valiani – das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie Secker & Warburg, 1973
- Unabhängigkeitserklärung der Czechslovak Nation von der provisorischen Regierung. New York. 18. Oktober MDCCCCXVIII.
- "Ungarische Außenminister von 1848 bis heute". MFA.gov.hu. Abgerufen am 24. März 2012.
- Kowtun, g.j. (1985). Der tschechoslowakischen Unabhängigkeitserklärung: eine Geschichte des Dokuments. Washington, D.C. s. 46–8.
- Herbert Francis Sherwood. "Eine neue Erklärung der Unabhängigkeit". Die Aussichten. 120 (Basisdepot 1918). s. 406.