Vorlage:Koordinate Artikel Die Alte Nikolaikirche ist eine im Jahre 1290 dem Heiligen Nikolaus geweihte Kirche in Frankfurt am Main. Sie gehört zum charakteristischen Ensemble des Römerbergs und ist auch über Frankfurt hinaus bekannt. Sie ist eine der acht Dotatonskirchen Frankfurts und wird als Evangelisches Gotteshaus genutzt.

Historie
Offiziell eingeweiht wurde die Alte Nikolaikirche im Jahre 1290. Doch bereits zuvor muss sie schon, wie Grabungen belegen, als Pfalzkapelle des an dieser Stelle stehenden Saalhofes existiert haben. Sie entstand wohl in der Regierungszeit des ersten Stauferkaisers Konrad III. (1138-1152). Von dieser Stelle rief Bernard von Clairvaux im Jahr 1147 zum Zweiten Kreuzzug auf. Die neue Kirche wurde dann um diese Kapelle herum gebaut und deren Mauern dann nach Abschluss der Bauarbeiten eingerissen. 1292 wurde die Kirche dem Bartholomäusstift geschenkt.
15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert entwickelte sich die Kirche zu einer Art Sozialstation. Durch die Gelder aus der Bartholomäusstiftung wurden vor der Kirche Nahrung an bedürftige Frankfurter Einwohner verteilt. Wer seinen Wohnsitz in Frankfurt hatte und einen guten Leumund nachweisen konnte, erhielt pro Woche zwei Laib Brot. 1467 wurde die Alte Nikolaikirche dann Ratskapelle. Jeden Dienstag und Donnerstag zog dann die Schar der Ratsmitglieder vom Römerberg hierher, um den Gottesdienst zu feiern.
Schon um 1450 begann der spätgotische Umbau. Das Gebäude erhielt den heutigen hohen Turm und das Stufendach. Auch die Dachgalerie, auf der die Ratsherren mit ihren Familien die Turniere, Passionsspiele und andere Veranstaltungen bewundern konnten, wurde zu dieser Zeit errichtet.
Folgezeit und Gemeindeleben
Nach der Reformation gab es keine Ratsgottesdienste mehr, und die Kirche wurde zu Messezeiten zeitweise gar als Warenlager benutzt. Auf dem Turm war ein Trompeter stationiert, der ankommende Kähne auf dem Main durch Hornstöße ankündigte.
Nach einer Restauration wurde 1721 die Kirche erneut eingeweiht und seither als evangelische Kirche genutzt. Glücklicherweise gehört dieses kirchliche und architektonische Kleinod zu den ganz wenigen Gebäuden in Frankfurt, die von einer Zerstörung verschont geblieben sind. Heute ist die Alte Nikolaikirche der Sitz der Paulsgemeinde, da die Paulskirche seit der Nachkriegszeit profan genutzt wird. Bei der feierliche Übergabe und Einweihung 1949 predigte der Kirchenpräsident Martin Niemöller.
Die Kirche versteht sich wegen ihrer zentralen Lage als "Besucherkirche" und ist zur Erbauung der Besucher, die aus aller Welt hier vorbeikommen, ganztägig geöffnet. Sie hat ein reges Gemeindeleben mit vielfältiger Kirchenmusik und anderen wechselnden Angeboten auch für den eiligen Touristen. Personell ist die Pfarrei auf englischsprachiges, internationales Publikum optimal eingestellt; es werden öfters zweisprachige, englisch-deutsche Gottesdienste, Andachten und Vespern gehalten.
Architektur
Die Nikolaikirche ist eine doppelschiffige Hallenkirche der Frühgotik, ausgestattet mit einem 1292 erbauten hochgotischem Chorgewölbe. An ihrer Außenseite befinden sich in einer Nische eine steinerne Nikolausfigur sowie Portalplastiken des 13. Jahrhunderts. Im Innern sind die Steinplastik eines Schmerzensmanns von 1370 (Original im Historischen Museum) sowie zwei farblich gefasste Grabplatten aus dem frühen 15. Jh. von Madern Gerthener, der sich in Frankfurt u.a. als Dombaumeister und Architekt von St. Leonhard hervortat, besonders erwähnenswert. Unter den floral gestalteten Konsol- und Schlusssteinen des Kreuzrippengewölbes ragt der Schlussstein des Hauptschiffjoches mit dem auf einer Wolke schwebenden Hl. Nikolaus im wahrsten Sinn des Wortes besonders hervor.
Glocken
Anstelle der im zweiten Weltkrieg verloren gegangenen Glocken erhielt die Nikolaikirche 1956 ein neues Geläut aus vier Glocken. Bedingt durch den schlanken Turm sind sie relativ klein und klingen in ein- bis zweigestrichener Tonlage. Sie wurden von der Gießerei Rincker in Sinn gegossen und haben diese Inschriften:
- Versöhnungsglocke gis′, 584 kg, Ø 100,6 cm
- Lasset euch versöhnen mit Gott (2 Kor. 5, 20)
- Christusglocke h′, 351 kg, Ø 84,7 cm
- Einer ist euer Meister, Christus (Mt. 23,10)
- Dankesglocke cis′′, 238 kg, Ø 75,2 cm
- Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster (Ps. 92, 2)
- Gebetsglocke e′′, 145,5 kg, Ø 63,4 cm
- Wenn ich dich anrufe, erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft (Ps. 138, 3)
Die Glocken der Alten Nikolaikirche wiegen zusammen etwa 1,3 t und sind mit ihrem Vierklang auf das Frankfurter Stadtgeläute abgestimmt. Die nächstliegenden, im Zusammensspiel am besten vernehmbaren Glocken läuten im Dom (9) und in der Paulskirche (6).
Außerdem besitzt diese Kirche ein harmonisches Glockenspiel, das heute aus 47 Glocken besteht. Es ist täglich dreimal um fünf Minuten nach der vollen Stunde um 9:05, 12:05 und 17:05 Uhr zu hören. Dabei werden programmgesteuert zwei Melodien abgespielt, ein Kirchen- und ein Volkslied.
Auf dem Glockenspiel kann man aber auch über eine Klaviatur und Pedale wie auf einer Orgel andere Melodien spielen. Solche Konzerte finden i.a. nur zu besonderen Anlässen statt.
Erwähnenswertes
Nachts sind Kirche und Turm angestrahlt, so daß sich für den ganzen Platz des Römerbergs ein harmonisches Bild zusammen mit dem Römer und der historischen Häuserzeile auf der anderen Seite ergibt.
Von der Dachgalerie ertönen zur Adventszeit, wenn der Weihnachtsmarkt sich über den darunterliegenden Römerberg ausbreitet, öfter Konzerte eines Posaunenchors.
Literatur
- Werner Becher: Alte Nikolaikirche Frankfurt, Regensburg, 2. Aufl. 2000, Schnell & Steiner Kunstführer Nr. 2197, ISBN 3-7954-5946-X
- Werner Becher, Roman Fischer: Die Alte Nikolaikirche am Römerberg.Studien zur Stadt- und Kirchengeschichte; Frankfurt am Main: Kramer 1992; (Studien zur Frankfurter Geschichte, Band 32); ISBN 3-7829-0419-2
- Konrad Bund (Hrg.): Frankfurter Glockenbuch. Frankfurt 1986. Verlag Waldemar Kramer, ISBN 3-7829-0211-0