Pfeiffersches Drüsenfieber, auch Pfeiffer-Drüsenfieber, infektiöse Mononukleose, Mononucleosis infectiosa oder auch Kusskrankheit (engl.: Kissing Disease) genannt, ist eine häufige Viruserkrankung der Lymphknoten am Hals. Am häufigsten sind ältere Kinder und junge Erwachsene von der Krankheit betroffen. Bei Kindern unter zehn Jahren verläuft die Erkrankung in der Regel ohne Symptome, und fast alle Erwachsenen sind gegen sie immunisiert. Der Name geht auf den Kinderarzt Emil Pfeiffer (1846–1921) zurück.
Erreger
Der Krankheitssverursacher ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein behülltes, doppelsträngiges DNA-Virus (dsDNA). Dieses Virus ist ein GammaHerpes-Virus und zu den Herpetoviridae gehörend.
Die Tatsache, dass bei nicht erheblich vorgeschädigten Menschen und bei nicht erfolgter Doppelinfektion oder Sekundärinfektion (siehe auch Infektion) das Pfeiffersche Drüsenfieber nur extrem selten einen tödlichen Verlauf nimmt, zeigt zum Einen, dass die für diese Erkrankung als Krankheitsverursacher festgestellten Viren sehr stark an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind. Ein Virus hat natürlich kein Interesse an dem Tod seines Reservoirwirts, denn es braucht ihn ja für seine Vermehrung. Die dennoch ausgelösten Erkrankungssymptome sind von diesen Viren im Grunde nicht beabsichtigt und eher als ein Unfall anzusehen. Zum Zweiten wird dadurch auch deutlich, dass sich der Mensch ebenfalls im Verlaufe vieler Generationen an dieses Virus anpassen konnte.
Übertragung
Der Erreger wird vor allem per Tröpfcheninfektion und Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion übertragen. Besonders unter jugendlichen Pärchen erfolgt die Übertragung sehr oft von Mund zu Mund, weshalb die Krankheit im Volksmund oft auch als "Kusskrankheit", "Studentenkrankheit", oder "Studentenfieber", engl. "Kissing Disease" bezeichnet wird. Der Erreger infiziert generell die Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen sowie eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, B-Lymphozyten. Ca. 90 % aller deutschen Erwachsenen haben EBV-Antikörper, haben sich also im Verlauf ihres Lebens mit dem EB-Virus infiziert.
Nach einer Infektion verbleibt der Erreger - wie alle Herpes-Viren- lebenslang im menschlichen Körper.
Diagnose
Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird häufig nicht diagnostiziert. Bei extremer Müdigkeit und Schwächegefühl ist deshalb immer auch an eine (evtl. chronische) Eppstein-Barr-Infektion zu denken. Eine eindeutige Diagnose erfolgt durch den Nachweis von Epstein-Barr-Virus-Antikörpern und einer auffälligen Erhöhung der Leukozytenzahl (Leukozytose) zwischen 10.000 und 25.000 pro mm³ mit 60 bis 80 % lymphoiden (mononukleären) Zellen (einkernige Lymphozytenzellen), also atypischen Lymphozyten . Auch die Leberwerte können gelegentlich erhöht sein. Serologisch sind richtungsweisend IgM gegen Early Antigen (EA) und/oder Viral Capsid Antigen (VCA) bei negativen EBNA-1 (Epstein-Barr Nuclear Antigen-1) IgG. Hohe Konzentrationen von EBNA-1 IgG schließen dagegen eine frische Infektion praktisch aus, da diese Antikörper erst im Laufe von mehreren Wochen bis Monaten nach Auftreten der Symptome vom Immunsystem produziert werden..
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch ist eine Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV) oder mit dem HI-Virus abzuklären.
Krankheitsverlauf/Symptome
Die Epstein-Barr-Infektion ist zwar häufig sehr kräftezehrend, verläuft aber in der Regel ohne Komplikationen. Latente, wiederkehrende oder chronische Verläufe sind selten. Allerdings gilt die Infektion auch in diesen Fällen als ungefährlich.
Gewöhnlicher Verlauf
Die Inkubationszeit des Drüsenfiebers wird meist mit 8 bis 21 Tage angegeben, nach anderen Quellen jedoch 8 bis 50 Tage.
Nach einer Primärinfektion beginnt die Krankheit häufig mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber (38–39 °C), Gliederschmerzen, Leibschmerzen und starker Müdigkeit. Zusätzlich schwellen die Lymphknoten der Erkrankten an Hals, Nacken und selten auch unter den Achseln an (Lymphadenopathie). Bei vielen der Betroffenen bildet sich außerdem eine Halsentzündung bzw. Mandelentzündung (Angina tonsillaris), bei der ein eher schmutzig grauer statt weißer Belag auf den Mandeln entsteht, der nicht auf die Umgebung der Mandeln (Tonsillen) übergreift. Ziemlich auffällig ist daher bei vielen Patienten ein fauliger Mundgeruch (Foetor ex ore). Die Krankheit dauert in der Regel 2 Tage bis 2 Wochen.
Ungewöhnlicher Verlauf
Asymptomatische Verläufe sind besonders bei kleinen Kindern möglich.
Außerdem kann diese Erkrankung auch chronisch verlaufen. Die Betroffenen leiden dann monate- oder jahrelang unter Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressive Verstimmungen, Gefühlen von Antriebsschwäche und chronischen Lymphknotenschwellungen, insgesamt also einem starken Krankheitsgefühl.
Zudem ist bei einer Schwächung des Immunsystems ein erneutes Aktivwerden (Reaktivierung) des Epstein-Barr-Virus - wie bei allen Herpes-Viren - immer wieder möglich, wobei allerdings dann in diesen Fällen die Erkrankung in abgeschwächter Form verläuft.
Gerüchte
Es gibt viele Gerüchte über das Pfeiffersche Drüsenfieber, die wenigsten entsprechen jedoch der Wahrheit. So erzeugt diese Erkrankung zum Beispiel keine Impotenz.
Komplikationen
In etwa 10% der Fälle kommt im Krankheitsverlauf es zu einer Infektion der Mandeln mit Streptokokken-Bakterien. Noch seltenere Komplikationen sind Gehirnentzündung (Enzephalitis),infektiösen Blutarmut (autoimmunhämolytische Anämie), Blutplättchenarmut (Thrombozytopenie), starke Verminderung der [[Granulozyten}} (Agranulozytose), Leberschwellung (Hepatomegalie) oder Milzschwellung (Splenomegalie), Lungenentzündung, Entzündung des Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Nierenentzündung (Nephritis) und Gelbsucht (Ikterus). Beim Auftreten dieser Symptome kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.
Da wie beschrieben gegebenenfalls auch die Milz anschwellen kann, sollte besonders nach Ausbrechen der Krankheit körperliche Anstrengung vermieden werden, da die Gefahr eines Milzrisses besteht.
Bei Kindern mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten kann diese Erkrankung einen besonders schweren oder sogar letalen Verlauf nehmen.
Es wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus bei der Entstehung des Chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS), seltenen Tumoren des Rachenraumes und seltenen Lymphomen eine Rolle spielen könnte. Bewiesen oder eindeutig belegt ist dies jedoch bis heute nicht.
Therapie
Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Bei Fieber ist es zum Flüssigkeitsausgleich notwendig, viel zu trinken und wenn angebracht auch fiebersenkende Medikamente zu nehmen.
In ca. 10% der Fälle kommt es außerdem zu einem bakteriellen Infekt, der gegebenenfalls mit Antibiotika behandelt werden muss. Nicht nur aus diesem Grund sollte man bei dieser Erkrankung unbedingt einen Arzt konsultieren. Allerdings muss der Arzt darauf achten, dass bestimmte Antibiotika bei einer akuten HBV-Infektion schwere Hautausschläge verursachen können. Mehrere Quellen weisen ausdrücklich darauf hin, dass insbesondere das Breitbandantibiotikum Ampicillin nicht für eine Therapie benutzt werden sollte, da bedingt durch die Erkrankung auch eine Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff besteht.
Postinfektiöse Immunität
Da sich im Rahmen der Infektion Antikörper gegen das Virus bilden, können Menschen mit intaktem Immunsystem die Mononukleose nur einmal bekommen. Bisweilen ist aber eine erneute Infektion mit anderen EBV-Subtypen möglich.
Vorbeugung
Vorbeugen kann man nur, indem man Kontakt zu erkrankten Personen meidet, da es bisher keinen Impfstoff gibt.
Ein gesundes und gestärktes Immunsystem kann jedem Menschen dabei helfen, diverse Krankheitserreger und damit auch die des Pfeifferschen Drüsenfiebers besser zu bekämpfen und manchmal auch einen Krankheitsausbruch zu verhindern oder Krankheitssymptome zu mildern, beziehungsweise den Krankheitsverlauf zu verkürzen. Alle Maßnahmen wie beispielsweise gesunde, ausgeglichene Ernährung inklusive aller für den Organismus notwendigen Stoffe wie beispielsweise Mineralstoffe und Vitamine, ausreichend Schlaf, möglichst stressfreier Tagesablauf, regelmäßige Bewegung oder gar sportliches Ausdauertraining und regelmäßige Abhärtung durch Kneippen und Saunieren können daher sehr wohl als Vorbeugemaßnahmen im weitesten Sinne angesehen werden.