Die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Dieses stark giftige Acker- und Weideunkraut ist in Europa und Kleinasien beheimatet.
Hundspetersilie | ||||||||||||
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![]() Hundspetersilie (Aethusa cynapium), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aethusa cynapium | ||||||||||||
L. |

Beschreibung
Die Hundspetersilie wächst als ein- bis zweijährige krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 100 cm. Die Stängel sind rund, aber leicht kantig, oft weinrot überlaufen sowie bläulich bereift. Die wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter glänzen, haben insgesamt eine dreieckige Form und sind zwei- bis dreifach gefiedert.[1] Beim Zerreiben riechen sie entfernt nach Knoblauch.
Die Hundspetersilie blüht im deutschsprachigen Raum von Juni bis September, teils noch Oktober. Der Blütenstängel bildet sich bereits im ersten Jahr.[2] Der locker aufgebaute, doppeldoldige Blütenstand ist fünf- bis fünfzehnstrahlig mit vielen Blüten. Die weißen Blüten besitzen einen Durchmesser von nur 2 Millimeter.[3] An den Dolden zweiter Ordnung sitzen Hüllblättchen, die nach unten weisen.
Die Frucht ist eine zweiteilige Spaltfrucht. Ist die Spaltfrucht noch intakt, hat sie eine kugelige Form und (2,5 bis) 3 bis 4 mm lang. Die Rippen auf der Frucht sind rötlich bis braun. Es werden pro Pflanze etwa 500 Samen gebildet. Die schmalen Körner sind etwa 4 Millimeter lang und strohgelb gerippt.[4]
Unterscheidungsmerkmale
Im Gegensatz zur glatten Petersilie ist der Geruch der Pflanze und wenn sie zerrieben wird eher unangenehm und die Blattunterseite glänzt sehr stark.[3] Die Hundspetersilie unterscheidet sich von der Gartenpetersilie durch weiße anstelle grüner Blütenstände, durch die Hüllblättchen an der Dolde und durch den Geruch.[2]
Vorkommen
Die Hundspetersilie ist im gesamten Europa und Kleinasien verbreitet. Sie kommt in der Schweiz in knapp 50 % der Kartierungsflächen vor.[1]
Die Hundspetersilie kommt vor allem auf Äckern, in Hausgärten, unter Büschen und in Auen vor. Sie bevorzugt eher kalkhaltige, lockere, nährstoffreiche Böden mit einem pH-Wert zwischen 6 und 7,5.[4] Wärmere Lagen werden von dieser Pflanzenart geschätzt. Sie zählt damit zur Silene noctiflora-Gruppe, die solche Standorte bevorzugt.[5] Auch auf Schuttplätzen kommt sie vor.[1]
Wirtspflanze
Die Hundspetersilie wird gelegentlich von den Rostpilzen Puccinia nitida (Syn.: P. aethusae) und Puccinia bullata, sowie dem Mehltau (Erysiphe polygoni) befallen.[6]
Systematik
Der von Carl von Linné veröffentlichte Gattungsname leitet sich vom griechischen Wort αἴθουσα (= aithusa, die Glänzende) wegen der glänzenden Laubblätter ab.[7] Das Artepitheton setzt sich aus dem griechischen Wort κύων, Genetiv: κυνός (kyon-kunos, Hund) und dem lateinischen Wort apium (= Petersilie bei Tabernaemontanus) zusammen.
Die Hundspetersilie ist ein typischer Vertreter der Pflanzen, die sich im Laufe der Zeit mit verschiedenen Wuchsarten auf veränderte Umweltbedingungen und die menschliche Nutzung von Äckern eingestellt haben.[8] Es werden heute nur noch die folgenden zwei Unterarten anerkannt,[9] die sich durch die Wuchshöhe und Verzweigung unterscheiden:[2]
- Aethusa cynapium subsp. cynapium (Syn.: Ae. c. subsp. segetalis (Boenn.) Schübl. & G. Martens, Ae. c. subsp. agrestis (Wallr.) Dostál)): Der Stängel ist 10–80 cm hoch und oft vom Grund an verzweigt. Die Laubblattzipfel sind eiförmig. Diese Unterart kommt an Ruderalstellen, auf Äckern und Brachen im ganzen Verbreitungsgebiet vor.
- Aethusa cynapium subsp. elata (Friedl. ex Fisch.) Schübl. & G. Martens (Syn.: Ae. c. subsp. cynapioides (M.Bieb.) Nyman): Der Stängel ist hochwüchsig, 100–200 cm hoch und erst oberhalb der Stängelmitte verzweigt. Die Laubblattzipfel sind länglich bis lineal. Diese Unterart kommt in feuchten Waldgebieten von Mitteleuropa bis Südschweden vor.
Beide Unterarten besitzen die Chromosomenzahl 2n = 20.[10]
Molekulargenetische Untersuchungen[11] belegen eine enge Verwandtschaft der Hundspetersilie mit der Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica).
Trivialnamen
Für die Hundspetersilie sind oder waren, zum Teil auch nur regional, auch folgende Bezeichnungen gebräuchlich: Düllkraut (Ostfriesland), Düllwurtel (Ostfriesland), Faule Grete (Schlesien), Ful-Gret (Altmark), Geissli (mittelhochdeutsch), Gleiss, Gleisse (Schlesien), Glyssen, wilde Gröönte (Ostfriesland), Honsblomen (mittelniederdeutsch), Honssblume (mittelniederdeutsch), Hundendille (mittelhochdeutsch), Hundesblume (mittelhochdeutsch), Hundesdille (mittelhochdeutsch), Hundestitel (mittelhochdeutsch), Hundisblume (althochdeutsch), Hundistille (althochdeutsch), Hundsdille (Schlesien), Hundspeterlein, Hundspeterling (Memmingen), Katzenpeterlein (Schlesien), wäld Kerwel (Siebenbürgen), Krötenpeterlein (Schlesien), stinkender Peterlein, wilder Peterli (Schweiz), wild Petersil (Mecklenburg), wäld Pitterselch (Siebenbürgen) und Schörling (Mecklenburg).[12]
Nutzung
Feldbau
Die Hundspetersilie gilt im Feldbau bei der Standardbehandlung von Zuckerrüben mit den üblichen Herbiziden als schwerer bekämpfbares Unkraut.[13] Ihr EPPO-Code ist AETCY. In Wiesen und Weiden kommt sie als Giftpflanze vor und ist für Rinder in Wiesen und Weiden unerwünscht.[3]
Gegenmaßnahmen
In Kulturland beim Anbau von Zuckerrüben werden die Wirkstoffe Quinamerac, Sulfonylharnstoff und Triflusulfuron gegen Hundspetersilie erfolgreich eingesetzt. Ohne Bekämpfung wird bei einem Besatz von 8 Pflanzen/m² mit einer Ertragsminderung von 100 dt/ha gerechnet.[14]
Prähistorische Funde
Die Früchte der Hundspetersilie wurden sowohl in der neolithischen Flora von Ravensburg, wie auch bei Pfahlbauten aus der Bronzezeit und dem Anfang der Eisenzeit am Zürichsee gefunden.[6] Da sie sich in Mengen in Topfresten fanden, dürfte die Hundspetersilie von den prähistorischen Menschen in der Küche verwendet worden sein. Vermutlich fanden sich die Samen auch in bronzezeitlichen Ablagerungen bei Stonehenge.[15]
Medizinische Bedeutung
- Die Hundspetersilie enthält ein giftiges Polyin-Gemisch, in der Hauptsache Aethusin.[16] Das Kraut enthält 0,2 und die Wurzel 1 % Polyine.[3] Sie ist dafür verantwortlich, dass in Gärten in der Regel nur krausblättrige Petersilie angebaut wird, um Verwechslungen zu vermeiden. Die Pflanze gilt als sehr stark giftig.
- Beim Menschen führt der versehentliche Genuss (statt Petersilie) zu Brennen im Mundraum, bleicher Haut, Übergeben, kaltem Schweiß, schnellem Puls, Blähungen, Erweiterung der Pupillen und damit Sehstörungen, Krämpfe und Lähmungserscheinungen, bis zu Bewusstseinstrübung und letztlich Atemlähmung.[3]
- Für ausgewachsene Rinder liegt die tödliche Menge bei 15 kg pro Tier.[3] Andererseits konnte bei Mäusen und Meerschweinchen keine toxische Wirkung nachgewiesen werden.[17]
Trivia
Mit dem am 2. August 1926 von Karl Wilhelm Reinmuth entdeckten Asteroiden (1064) Aethusa ist der Hundspetersilie auch ein Himmelskörper gewidmet.[18]
Quellen
Literatur
- Bruno P. Kremer: Steinbachs großer Pflanzenführer. Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4737-8.
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 340 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Konrad Lauber, Gerhart Wagner: Flora Helvetica. 4. vollständig überarbeitete Auflage. Haupt, Bern 2007, ISBN 978-3-258-07205-0, Nr. 1454 Aethusa cynapium, S. 766–767.
- ↑ a b c Werner Rauh, Karlheinz Senghas: Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten. Ein Buch zum Bestimmen der wildwachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen (Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen). 88. durchgesehene Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1988, ISBN 3-494-01166-4, S. 250.
- ↑ a b c d e f L. Roth, M. Daunderer, K. Kornmann, M. Grünsfelder: Giftpflanzen + Pflanzengifte - Vorkommen, Wirkung, Therapie und allergische und phototoxische Reaktionen. 5. erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 978-3-86820-009-6, S. 101.
- ↑ a b Martin Hanf: Ackerunkräuter Europas mit ihren Keimlingen und Samen. 4. durchgesehene Auflage. VerlagsUnion Agrar, München u. a. 1999, ISBN 3-405-14118-4, S. 458–459.
- ↑ Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon (Hrsg.): Unkraut - Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3846-8, S. 42.
- ↑ a b Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 3 (2) (Cactaceae – Cornaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-74021-1, S. 1275 (unveränderter Nachdruck von 1926 mit Nachtrag).
- ↑ Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 3 (2) (Cactaceae – Cornaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-74021-1, S. 1272 (unveränderter Nachdruck von 1926 mit Nachtrag).
- ↑ Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon (Hrsg.): Unkraut – Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3846-8, S. 62.
- ↑ Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- ↑ T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 340 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Stephen R. Downie, Mark F. Watson, Krzysztof Spalik, Deborah S. Katz: Molecular systematics of Old World Apioideae (Apiaceae): relationships among some members of tribe Peucedaneae sensu lato, the placement of several island-endemic species, and resolution within the apioid superclade. In: Canadian Journal of Botany. Band 78, Nr. 4, 2000, Seite 506–528, doi:10.1139/cjb-78-4-506.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 12–13, online.
- ↑ Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon (Hrsg.): Unkraut - Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3846-8, S. 220–221.
- ↑ Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon (Hrsg.): Unkraut - Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3846-8, S. 281–284.
- ↑ Matt Leivers, Chris Moore: Archeology on the A303 Stonehenge Improvement. Wessex Archeology, 2008, ISBN 978-1-874350-48-4, bei scribd.com
- ↑ Ferdinand Bohlmann, Christian Arndt, Hans Bornowski, Peter Herbst: Polyacetylenverbindungen, XXVI. Die Polyine aus Aethusa cynapium L. In: Chemische Berichte. Band 93, Nr. 4, 1960, S. 981–987 DOI:10.1002/cber.19600930433.
- ↑ E. Teuscher, H. Greger, V. Adrian: Untersuchungen zur Toxizität von Aethusa cynapium L., der Hundspetersilie. In: Die Pharmazie. Band 45, 1990, S. 537–538.
- ↑ Lutz D. Schmadel: Dictionary of minor planet names. 5., überarbeitete Auflage. Band 1. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-00238-3, S. 91 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Hundspetersilie. auf FloraWeb.de
- Aethusa cynapium. In: Info Flora (Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora).
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.).
- Zur Giftigkeit der Hundspetersilie