Eulsbach

Stadtteil von Lindenfels im Kreis Bergstraße
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Eulsbach ist sowohl nach der Einwohnerzahl als auch nach der Gemarkungsfläche der kleinste Stadtteil von Lindenfels im Odenwald im Kreis Bergstraße in Hessen.

Eulsbach
Koordinaten: 49° 41′ N, 8° 46′ OKoordinaten: 49° 40′ 32″ N, 8° 45′ 50″ O
Höhe: 220 m ü. NN
Fläche: 86 ha
Einwohner: 183 (31. Dez. 2012)[1]
Bevölkerungsdichte: 213 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 64678
Vorwahl: 06255

Geographische Lage

Eulsbach liegt im Vorderen Odenwald in dem Tal des Schlierbachs, der als rechter nördlicher Zufluss im Zentrum der Kerngemeinde Fürth in die Weschnitz mündet. Eulsbach ist der südlichste Stadtteil von Lindenfels. Die Gemarkung liegt zum größten Teil westlich des Talgrundes und reicht bis zum Osthang der Bergterrasse Auf dem Eck oberhalb des Bergtierparks Erlenbach in 440 Meter Höhe.

Die nächstgelegenen Ortschaften sind Schlierbach im Norden, Lindenfels im Nordosten, Krumbach im Südosten, Ellenbach im Süden, Erlenbach im Südwesten und Seidenbuch im Nordwesten.

Geschichte

Territorialgeschichte

Eulsbach entstand im Gebiet der ehemaligen Mark Heppenheim die ein Verwaltungsbezirk des Frankenreichs bezeichnete. Am 20. Januar 773 schenkte Karl der Große die Stadt Heppenheim nebst dem zugehörigen Bezirk, der ausgedehnten Mark Heppenheim, dem Reichskloster Lorsch. Nach langen Streitigkeiten konnten sich die Kurpfalz und das Erzbistum Mainz Anfang des 14. Jahrhunderts über das Erbe aus dem Lorscher Abtei einigen und die pfälzer Teile wurden durch die Amtsvogtei Lindenfels verwaltet zu dem auch Eulsbach gehörte. Bis 1737 unterstand Lindenfels dem Oberamt Heidelberg, danach wurde Lindenfels ein Oberamt.

Die früheste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung des Ortes als Ilespach weist in die Jahre 1398 - 1400., als der Pfalzgraf Ruprecht den Hennel Wißwreiß von Lindenfels mit einem Gütel in Ilespach belehnt.[2]. Innerhalb des Amts Lindenfels gehört der Ort zur Thalzent dessen Zentgericht erst in Glattbach, später in Ellenbach und zuletzt in Schlierbach abgehalten wurde. Das Gerichte hatte gemeinsam mit Lindenfels eine Richtstätte in den »Faustenbacher Hecken auf dem Bühel«. Für deren Unterhaltung musste die Thalzent die Hälfte der Kosten tragen. In seinem Siegel führte das Zentgericht ein Schild mit 3 Feldern. Im ersten Feld befand sich der Pfälzische Löwe, im zweiten die bayrischen Rauten und im dritten, untersten ein Knabe auf einem Hügel, über dessen Kopf eine Kugel schwebte.[3] Eulsbach befand sich anfänglich im Besitz der Kreißen von Lindenfels, die es vom Pfalzgrafen zum Lehen hatten. Von diesen kam der Ort an die Ulner von Dieburg, die es an die Hubner verpachteten. 1613 wurden 4 leibeigene Männer, 5 Frauen und 8 Hausgesäße gezählt.[4]

In den Anfängen der Reformation sympathisierten die pfälzischen Herrscher offen mit dem lutherischen Glauben, aber erst unter Ottheinrich (Kurfürst von 1556 bis 1559) erfolgte der offizielle Übergang zur lutherischen Lehre. Danach wechselten seine Nachfolger und gezwungenermaßen auch die Bevölkerung mehrfach zwischen der lutherischen, reformierten und calvinistischen Religion. Mit der Reformation und deren Einführung entstand in Schlierbach unter Friedrich III die reformierte Pfarrei, zu der nach dem Heidelberger Oberamtscompetenzbuch vom Jahr 1610 die Filiale Kolmbach, Glattbach, Winkel, Eulsbach, Erlenbach und Seidenbach gehörten. Nachdem im Dreißigjährigen Krieg das Pfarrhaus in Schlierbach durch Brand zerstört wurde, wird Eulsbach als Filiale von Lindenfels geführt. Später wurde in Schlierbach wieder ein Pfarrer eingesetzt und ab 1650 gab es dort wieder Kirchenbücher.[4]

Im Jahr 1784 wird Eulsbach als ein Weiler aus drei Huben beschrieben und dass sich zu dieser Zeit, am heutigen Schlierbach, der damals Thalbach hieß, eine Getreidemühle befand und im Weiler 7 Familien mit 35 Seelen in 4 Häusern lebten. Die Gemarkung bestand aus 73 Morgen Äcker, 28 Morgen Wiesen, 4 ½ Morgen Gärten und 3 Morgen Wald. Der Große Zehnt war, zu zwei Dritteln an die kurmainzer Hofkammer im Namen des Klosters Lorsch und zu einem Drittel an die geistliche Verwaltung des Stiftes zum Heiligen Geist in Heidelberg, abzuführen. [5]

Das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert bringt Europa weitreichende Änderungen. Infolge der Napoleonischen Kriege wird das Heilige Römische Reich (Deutscher Nation) durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 neu geordnet und hört mit der Niederlegung der Reichskrone am 6. August 1806 auf zu bestehen. Durch diese Neuordnung und Auflösung der Kurpfalz kam das Oberamt Lindenfels und mit ihm Eulsbach zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die 1806 in dem ebenfalls auf Druck Napoleons gebildete Großherzogtum Hessen aufgeht. Als das Oberamt Lindenfels 1803 zu Hessen kommt wurde dieses vorerst als hessische Amtsvogtei weitergeführt und ab 1812 wurde Eulsbach vom Amt Fürth verwaltet.[6] Nachdem der Wiener Kongress die territorialen Verhältnisse in Hessen beständig hatte, werden 1816 Provinzen im Großherzogtum gebildet und das vorher als „Fürstentum Starkenburg“ bestehende Gebiet in „Provinz Starkenburg“ umbenannt. 1821 wurden im Rahmen einer umfassenden Verwaltungsreform die Amtsvogteien in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen des Großherzogtum aufgelöst und Landratsbezirke eingeführt, wobei Eulsbach zum Landratsbezirk Lindenfels kam. Im Rahmen dieser Reform wurden auch Landgerichte geschaffen, die jetzt unabhängig von der Verwaltung waren. Die Landgerichtsbezirke entsprachen in ihrem Umfang den Landratsbezirken und für den Landratsbezirk Lindenfels war das Landgericht Fürth als Gericht erster Instanz zuständig. Diese Reform ordnete auch die Administrative Verwaltung auf Gemeindeebene. So war die Bürgermeisterei in Ellenbach neben Eulsbach auch für die Orte Erlenbach, Eulsbach, Lautenweschnitz und Linnenbach zuständig, wobei seit 1820 die Bürgermeister durch die Gemeinde gewählt wurden und es keine Einsetzungen von Schultheißen mehr gab.

Verwaltung und Gerichte in Hessen

Nach den Übergang des Oberamtes Lindenfels an Hessen 1803, infolge des Reichsdeputationshauptschluss, kam Eulsbach 1820 zur Amtsvogtei Fürth und 1821 zur Landratsbezirk Lindenfels der Provinz Starkenburg im Großherzogtum Hessen.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Eulsbach[7]:
»Eulsbach (L. Bez. Lindenfels) reform. Filialdorf; liegt ½ St. von Lindenfels auf beiden Seiten des Thalbachs, hat 11 Häuser und 75 Einw., die bis auf 2 Luth. reform. sind. Unter diesen befinden sich 4 Bauern, 18 Handwerker und 9 Tagelöhner. Im Jahr 1802 kam der Ort von Churpfalz an Hessen.«

1832 wurden die Verwaltungseinheiten weiter vergrößert und es wurden Kreise geschaffen. Nach der am 20. August 1832 bekanntgegebenen Neugliederung sollte es in Süd-Starkenburg künftig nur noch die Kreise Bensheim und Lindenfels geben; der Landratsbezirk von Heppenheim sollte in den Kreis Bensheim fallen. Noch vor dem Inkrafttreten der Verordnung zum 15. Oktober 1832 wurde diese aber dahingehend revidiert, dass statt des Kreises Lindenfels neben dem Kreis Bensheim der Kreis Heppenheim als zweiter Kreis gebildet wurde, zu dem jetzt Schlierbach gehörte. Auch nach der Kreisbildung von 1832 wurde Eulsbach noch durch die Bürgermeisterei in Ellenbach verwaltet.
Infolge der Märzrevolution 1848 wurden in den Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch „Regierungsbezirke“ ersetzt, wobei die bisherigen Kreise Bensheim und Heppenheim zum Regierungsbezirk Heppenheim vereinigt wurden. Bereits vier Jahre später, im Laufe der Reaktionsära, kehrte man aber zur Einteilung in Kreise zurück und Schlierbach wurde Teil des neu geschaffenen Kreises Lindenfels.

In den Statistiken des Großherzogtums Hessen werden, bezogen auf Dezember 1867, Filialdorf Eulsbach, die Bürgermeisterei Ellenbach, 10 Häuser, 67 Einwohnern, der Kreis Lindenfels, das Landgericht Fürth, die evangelische reformierte Pfarrei Schlierbach und die katholische Pfarrei Lindenfels des Dekanats Heppenheim, angegeben.[8] Auch 1912 nennt Meyers Orts- und Verkehrs-Lexikon des Deutschen Reichs für Eulsbach das Standesamt Ellenbach.

Bei einer weiteren Verwaltungsreform die am 12. Juli 1874 in Kraft trat, wurden die Kreise Lindenfels und Wimpfen aufgelöst und Eulsbach kam zum Kreis Heppenheim.[9]

Die hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen wurden 1937 nach der 1936 erfolgten Auflösung der Provinzial- und Kreistage aufgehoben. Zum 1. November 1938 trat dann eine umfassende Gebietsreform auf Kreisebene in Kraft. In der ehemaligen Provinz Starkenburg war der Kreis Bensheim besonders betroffen, da er aufgelöst und zum größten Teil dem Kreis Heppenheim zugeschlagen wurde. Der Kreis Heppenheim übernahm auch die Rechtsnachfolge des Kreises Bensheim und erhielt den neuen Namen Landkreis Bergstraße.[10]

Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 ein Mitgliedsstaat des Deutschen Bundes und danach ein Bundesstaat des Deutschen Reiches. Es bestand bis 1919, nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Großherzogtum zum republikanisch verfassten Volksstaat Hessen. 1945 nach Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich das Gebiet des heutigen Hessen in der amerikanischen Besatzungszone und durch Weisung der Militärregierung entstand das Bundesland Hessen in seinen heutigen Grenzen.

Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen schloss sich der Ort zeitgleich zu den Gemeinden Glattbach, Schlierbach und Winkel am 31. Dezember 1970 der Stadt Lindenfels an.[11] Für Eulsbach wurde wie für alle nach Lindenfels eingegliederten Gemeinden ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.

Gerichte

Die Gerichtsbarkeit des Oberamtes Lindenfels ging 1813 an das neue Justizamt in Fürth über. Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Fürth das Gericht erster Instanz. Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Fürth und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Darmstadt[12].

Einwohnerentwicklung

Die folgenden Einwohnerzahlen sind dokumentiert[10]:

  • 1613: 008 Hausgesessene, 9 leibeigene Männer, 8 Frauen
  • 1784: 035 Einwohner
  • 1829: 075 Einwohner
  • 1939: 065 Einwohner
  • 1961: 069 Einwohner
  • 1970: 115 Einwohner
Eulsbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
62
1840
  
75
1846
  
81
1852
  
69
1858
  
73
1864
  
65
1871
  
62
1875
  
71
1885
  
69
1895
  
58
1905
  
63
1910
  
66
1925
  
69
1939
  
65
1946
  
93
1950
  
94
1956
  
80
1961
  
69
1967
  
74
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Gegenwart

Auch Heute noch bietet Eulsbach das Bild einer früherer Kleindorfanlage, da der Ort nur durch wenige Neubauten ergänzt wurde. Die bäuerliche Bevölkerung hat sich auch durch die Umwandlung zur Wohn- und Fremdenverkehrsgemeinde nicht entscheidend verändert.[13]

Verkehr und Infrastruktur

Durch Eulsbach führt die Landesstraße L 3099, die in der Kerngemeinde Fürth von der als Siegfriedstraße bekannten Bundesstraße 460 und der mit ihr vereinten Bundesstraße 38 abzweigt und durch das Tal des Schlierbachs bis Kolmbach führt und dort in die als Nibelungenstraße bekannte Bundesstraße 47 einmündet.

Literatur

  • Johann Goswin Widder: Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine. Band 1", Leipzig 1786-1788. (bei Hathi Trust, digital library)
  • Georg W. Weber: Oktober 1829: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg, Band 1 (digitale Ansicht)
  • Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand: Lindenfels. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Großherzogthums Hessen. Darmstadt, 1858 (bei google books)

Einzelnachweise

  1. Zahlen, Daten, Fakten der Stadt Lindenfels
  2. Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch - Starkenburg, Darmstadt 1937, Seite 187
  3. C.F.M.L. Marchard Seite 75
  4. a b C.F.M.L. Marchard Seite, Seite 36ff
  5. Johann G. Widder, Seite 498
  6. Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch, oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues, Darmstadt 1812. Seite 248 (bei goggle books)
  7. Georg W. Weber, Seite 71
  8. Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen, 1869, Seite 26 (bei goggle books)
  9. Martin Kukowski: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Überlieferung aus dem ehemaligen Grossherzogtum und dem Volksstaat Hessen. Band 3, K.G. Saur, 1998, ISBN 3598232527
  10. a b „Eulsbach, Landkreis Bergstraße“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 18. Dezember 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 15. Januar 2014.
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 348.
  12. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879 (Hess. Reg.Bl. S. 197-211)
  13. Eulbach auf der Internetseite von Lindenfels