Ries-Ereignis

Entstehung des Impakt-Kraters bei Nördlingen
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Beim Ries-Ereignis (auch Ries-Impakt) handelt es sich um einen Meteoriteneinschlag der sich vor etwa 15,0 Millionen Jahren im heutigen Süddeutschland ereignet hat. Noch heute zeugt das Nördlinger Ries, ein Einschlagkrater mit etwa 24 Kilometer Durchmesser, von den gewaltigen Energien, die bei diesem Ereignis freigesetzt wurden. Zeitgleich mit dem Ries entstand vermutlich das Steinheimer Becken, sowie möglicherweise auch eine Anzahl kleiner Krater auf der Fränkischen Alb oder im Gebiet des Bodensees.

Das Nördlinger Ries (große Rundstruktur rechts) und das Steinheimer Becken (links unten) zeugen auch nach 15 Millionen Jahren noch von den gewaltigen Energien, die beim Ries-Ereignis freigesetzt wurden.

Ablauf des Ries-Impakts

Das Nördlinger Ries zählt zu den am besten erforschten Impaktkratern der Erde. Seitdem im Jahr 1960 nachgewiesen werden konnte, dass die Entstehung des Rieskraters auf den Einschlag eines Asteroiden zurück zu führen ist Vorlage:Lit, wurde von der Wissenschaft eine recht detaillierte Vorstellung von den Ereignissen bei seiner Entstehung vor 14,8 Millionen Jahren (im Erdzeitalter des Miozän) entwickelt. Vorlage:Lit

Meteor

In nur wenigen Sekunden hat der Asteroid mit einem Durchmesser von etwa 1500 Metern bei einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Sekunde (72.000 km/h) die Erdatmosphäre durchschlagen. Als Meteor, dessen scheinbare Helligkeit selbst die der Sonne übertrifft, nähert er sich von Südwesten kommend beinahe ungebremst der Erdoberfläche. Vermutlich handelte sich beim dem Himmelskörper um einen Asteroiden, der von zumindest einem kleineren Monden begleitet wurde. Ein Zerbrechen in der Erdatmosphäre kann ausgeschlossen werden, weil der Abstand der Bruchstücke dabei nicht auf die Distanz zwischen dem Ries und dem Steinheimer Becken (ca. 40 km) anwachsen hätte können.

Die folgende Beschreibung des Impakts bezieht sich auf das größte Stück, dessen Einschlag zur Bildung des Rieskraters geführt hat.

Aufschlag

Sekundenbruchteile, bevor der Himmelskörper die Erdoberfläche im Winkel von etwa 30° trifft, wird die zwischen dem Meteoriten und der Oberfläche befindliche Luft zusammengepresst und erhitzt, der oberflächlich aufliegende Erdboden, Sand und Geröll verdampfen schlagartig und werden mit der komprimierten Luft seitlich unter dem Meteoriten herausgedrückt. Der Auswurf erfolgt mit einer Geschwindigkeit, die jene des Meteoriten noch um ein vielfaches übertrifft. Dieser Vorgang wird daher als Jetting bezeichnet. Aufgeschmolzenes Oberflächenmaterial wird mit hohen Geschwindigkeiten bis zu 450 km weit geschleudert. Zu kleinen Glastropfen erstarrt, gehen die aufgeschmolzenen Sande in einem eng umgrenzten Gebiet im heutigen Böhmen und Mähren nieder. Dort werden diese Schmelztropfen noch heute gefunden und als Moldavite bezeichnet.

 

Kompression

Der Impaktor durchschlägt das Deckgebirge aus mesozoischen Sedimentgesteinen und dringt bis in eine Tiefe von etwa einem Kilometer in das Grundgebirge ein. Sowohl der Meteorit, als auch das umgebende Gestein werden auf weniger als die Hälfte ihres ursprünglichen Volumens komprimiert. Bei Drücken von einigen tausend Kilobar und Temperaturen von bis zu 30.000°C verdampfen der Meteorit sowie das umgebende Gestein nur Sekundenbruchteile nach dem Auftreffen schlagartig. Bei der Explosion, welche die Energie von 1,8 Millionen gleichzeitig gezündeten Hiroshima-Bomben freisetzt, wird ein Krater mit einem Durchmesser von 8 km und einer Tiefe von 4 km ausgesprengt.

Die Stoßwelle breitet sich im Gestein um den Einschlagsort mit Überschallgeschwindigkeit aus. Mit zunehmendem Abstand lässt die Beanspruchung der Gesteine durch Druck und Temperatur nach, sie werden nur noch teilweise aufgeschmolzen, oder unter hohem Druck und Temperatur umgewandelt. Durch die so genannte Stoßwellen-Metamorphose wird Quarz in Coesit oder Stishovit umgewandelt, es kommt auch zur Bildung von diaplektischen Gläsern. Kilometerweit um den Einschlagspunkt wird das Gestein deformiert und fließt unter dem Druck wie eine Flüssigkeit.

 

Auswurf

Etwa zwei Sekunden nach dem Aufschlag beginnt die Hauptauswurfphase: Nach dem Durchlauf der Schockwelle federt das Gestein zurück, der Kraterboden hebt sich, und im Zentrum bildet sich ein Zentralberg. Trümmer aus dem Inneren des Kraters werden in Form einer kegelförmigen Front (Auswurfvorhang) heraus geschleudert (ballistischer Auswurf), in der Randzone des Kraters wurden größere Blöcke über die Oberfläche geschoben (Roll-Gleit-Mechanismus). Beim Auswurf werden Gesteine aus den unterschiedlichsten stratigraphischen Lagen durchmischt, und bilden bis zu einer Entfernung von 40 Kilometern um den Krater eine geschlossene Auswurfdecke, die zunächst bis zu 100 Meter mächtig ist. Heute werden diese Auswurfmassen in der Umgebung des Rieskraters als Bunte Trümmermassen bezeichnet.

Der Feuerball der Explosion hebt sich aufgrund der Konvektion aus dem Krater und reißt zermahlenes und teilweise aufgeschmolzenes Gestein mit. Die so entstehende Wolke, ähnlich einem „Atompilz“, steigt bis zu 30 km hoch in die Atmosphäre auf.

 

Kraterwachstum

Der so entstandene Primärkrater ist nicht stabil: Entlang seiner steilen Außenwände gleiten teils Kilometer große Gesteinsschollen in Richtung des Zentrums, und erweitern den Durchmesser des Kraters auf rund 24 km. Auch der Zentralberg ist nicht stabil, er sinkt wieder ab. Im Gegenzug wird Material weiter aussen hochgedrückt und bildet so den Inneren Ring: Diese konzentrische um die Mitte des Kraters laufende Hügelkette ist noch heute erkennbar. Hier stehen oberflächlich magmatische Gesteine des Grundgebirges an, die bei ungestörter Lagerung außerhalb des Kraters erst 300 bis 400 Meter tiefer anzutreffen sind.

 

Nach etwa drei Minuten ist das Kraterwachstum beendet. Einige Minuten später kollabiert auch die über dem Krater stehende Glutwolke: Die zurückfallende, heiße Masse aus zermahlenem Gestein und erstarrten Schmelzen füllen den nun etwa 500 m tiefen Krater bis zu 400 m hoch auf. Auch die um den Krater liegende Auswurfdecke wird großflächig von dem heißen Ascheregen bedeckt. Das verfestigte Material aus der Glutwolke bildet heute ein für das Nördlinger Ries typisches Impaktgestein, den Suevit. Man schätzt, dass die mächtige Suevitschicht im Krater rund 2000 Jahre benötigt hat, um von 600° C auf 100° C abzukühlen.

 

Am Ende sind der Impaktor und 3 Kubikkilometer irdisches Gestein verdampft, etwa 150 Kubikkilometer Gestein wurden aus dem Krater ausgeworfen, etwa 1000 Kubikkilometer wurden bewegt. Um den Krater herum wurde eine Fläche von etwa 5.000 Quadratkilometer unter den ausgeworfenen Trümmermassen begraben. Sämtliches Leben im Umkreis von 100 Kilometern wurde schlagartig durch die vom Impakt ausgehende Hitze- und Druckwelle ausgelöscht.

Heutiger Zustand

In der Zeit nach dem Einschlag füllte sich der Krater mit Wasser und ein 400 Quadratkilometer großer See entsteht. Nach rund zwei Millionen Jahren verlandete der See. Erst während der Eiszeiten wurde der heutige Rieskessel durch Erosion freigelegt. Eine Beschreibung der geologischen Sitaution, wie sie sich heute zeigt, ist im Artikel Nördlinger Ries zu finden.

 

Energie und Größe des Impaktors

 
Kernwaffentest „Storax Sedan“ im Jahr 1962.

Aus der Größe eines Impaktkraters, der Messung der Schwereanomalie im Krater, der Lagerung der ausgeworfenen und den Zerstörungen in den umgebenden Gesteinen kann die für die Bildung des Kraters notwendige Energie abgeschätzt werden. Für den Rieskrater wird die beim Einschlag freigesetzt Energie mit 1020 Joule angegeben. Vorlage:Lit Das entspricht etwa der Energie von 1,8 Millionen gleichzeitig gezündeten Hiroshima-Bomben (5,6·1013 Joule), der 1850-fachen Energie der Eruption des Mount St. Helens im Jahr 1980 (5,4·1016 Joule), oder der 90-fachen Energie, die beim Seebeben im Indischen Ozean 2004 freigesetzt wurde (1,1·1018 Joule).

Als weiterer Vergleich mag der zivile Kernwaffentest Storax Sedan dienen, der 1962 als Test zur friedlichen Nutzung von Atomwaffen für Erdbewegungsarbeiten durchgeführt wurde. Die Explosion bewegte etwa 3 Kubikkilometer Gestein und hinterließ einen Explosionskrater von 390 m Durchmesser und mit einer Tiefe von 97 m. Beim Ries-Ereignis wurden rund 225.000 mal mehr Energie umgesetzt, als bei diesem Test mit einer Sprengkraft von 104 Kilotonnen (~4,5·1014 Joule).

In den Gesteinen des Rieskraters konnten geringe Spuren des Impaktors nachgewiesen werden, die darauf hindeuten, dass es sich um einen Asteroiden gehandelt hat, dessen Zusammensetzung jener der Steinmeteorite glich. Aus der Abschätzung der beim Einschlag frei gewordenen Energie, die als kinetische Energie vom Impaktor eingebracht worden ist, und durch komplexe Modellrechnungen kann auf die Größe des Ries-Meteoriten zurück geschlossen werden: Sein Durchmesser dürfte rund 1,5 Kilometer betragen haben. Modellrechnungen haben gezeigt, dass der Meteorit, von Südwesten kommend, wahrscheinlich im Winkel von 30°-50° gegen die Horizontale geneigt mit einer Geschwindigkeit von 20 km/s eingeschlagen hat. Simulationen mit diesen Parametern können die Verteilung der beim Impakt ausgeschleuderten Moldavite recht genau wiedergeben. Vorlage:Lit

Weitere Krater

Steinheimer Becken

 
Steinheimer Becken (links vorne) und Nördlinger Ries (im Hintergrund)

Etwa 40 Kilometer südwestlich vom Nördlinger Ries liegt das Steinheimer Becken, ein weiterer Einschlagskrater, der ebenfalls rund 15 Millionen Jahre alt ist und gleichzeitig mit dem Ries entstanden sein dürfte. Dass die beiden benachbarten Krater unabhängig voneinander etwa zur gleichen Zeit entstanden, erscheint unwahrscheinlich. Vorlage:Lit Vermutlich handelte es sich bei dem kosmischen Körper, dessen Einschlag die beiden Krater hinterließ, um einen Asteroiden, der von einem kleineren Mond begleitet wurde. Schon vor dem Eindringen in die Erdatmosphäre dürfte ihr Abstand etwa der heutigen Distanz zwischen dem Ries und dem Steinheimer Becken entsprochen haben.

Beim Einschlag des etwa 150 m großen Meteoriten, durch den das Steinheimer Becken entstand, wurde nur etwa ein Prozent der Energie freigesetzt, die bei der Entstehung des Rieskraters umgesetzt worden ist. Etwa zwei Kubikkilometer Gestein wurden bewegt. Es entstand ein Krater mit rund 3,5 Kilometern Durchmesser, einer Tiefe von ursprünglich etwa 200 Metern, und einem deutlich ausgeprägten Zentralberg. Vorlage:Lit

Krater auf der Fränkischen Alb

Bereits 1969 - also wenige Jahre, nachdem die Entstehung des Rieskraters und des Steinheimer Beckens durch Meteoriteneinschläge nachgewiesen werden konnte - wurde das etwa 60 Kilometer östlich vom Ries gelegene Becken von Pfahldorf bei Kipfenberg als weiterer möglicher Meteoritenkrater mit einem Durchmesser von 2,5 Kilometer in Diskussion gebracht. Vorlage:Lit Im Jahr 1971 wurde die 30 Kilometer nordöstlich vom Ries gelegene Stopfenheimer Kuppel bei Ellingen mit 8 Kilometer Durchmesser als möglicher Krater gedeutet. Vorlage:Lit Der Würzburger Geologe Erwin Rutte führte die Entstehung einer Anzahl weiterer rundlicher Strukturen auf der Fränkischen Alb, bis zu 90 Kilometer östlich des Rieskraters, auf Einschläge vom Meteoriten, die parallel zum Ries-Impakt erfolgten, zurück. Zu den fraglichen Kratern zählen unter anderem die Wipfelsfurt beim Donaudurchbruch Weltenburg (850 Meter Durchmesser), eine längliche Senke bei Sausthal (Abmessungen 850 x 620 Meter) und die Rundstrukturen bei Altmannstein (2,5 Kilometer Durchmesser) und Laaber (4,5 Kilometer Durchmesser). Vorlage:Lit

Die Deutung dieser Strukturen als Impaktkrater ist allerdings umstritten. Vorlage:Lit Eindeutige Beweise für einen Meteoriteneinschlag, wie Diaplektische Gläser oder Hochdruckminerale (Coesit, Stishovit), konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Die aus der Wipfelsfurt beschriebenen Strahlenkegel Vorlage:Lit sind nur undeutlich ausgeprägt, so dass auch ihre Interpretation als Indikator für einen Impakt unsicher ist. So wird die Wipfelsfurt überwiegend als Auswaschung der Donau angesehen, die anderen Rundstrukturen könnten ihren Ursprung als Doline oder tektonische Geländeform haben.

Meteoriteneinschlag am Bodensee

Im Schweizer Alpenvorland um St. Gallen werden Jura-Kalksteinblöcke in jüngeren Gesteinen der Molasse gefunden, deren Herkunft ungewiss ist. Aufgrund Ihrer Ähnlichkeit mit den Reuterschen Blöcke – Kalksteinbrocken, die bis zu 70 Kilometer weit aus dem Ries ausgeschleudert wurden – wurde auch hier die Wirkung eines Meteoriteneinschlags, der möglicherweise gleichzeitig mit dem Ries-Ereignis stattgefunden haben könnte, diskutiert. Gestützt werden diese Überlegungen durch Funde von Strahlenkegeln. Vorlage:Lit Bisher konnte allerdings noch keine entsprechende Kraterstruktur gefunden werden. Möglicherweise erfolgte der Einschlag in lockere Sande der Molasse, so dass sich ein dort entstandener Krater nicht halten konnte, oder der Krater ist vom Bodensee überschwemmt worden. Detaillierte Untersuchungen, etwa durch Forschungsbohrungen, stehen noch aus.

Hypothese von Rutte

Nach Erwin Rutte sind die Spuren des Impakts nicht nur auf die Region um den Rieskrater beschränkt. Er postuliert den Einschlag von Abermillionen teils großer, teils kleiner Festkörper vorwiegend aus Stein und Eisen, Staub, Gasen und Eis, der neben den Kratern auf der Alb auch Spuren in einem Landstich hinterlassen hat, der sich von der Alb über die Oberpfalz, Niederbayern und Oberösterreich bis nach Böhmen erstreckt. Vorlage:Lit

Die im Bereich der Altmühl und in der Oberpfalz vorkommenden Brekzien werden von Rutte als Alemonit bezeichnet und als Impaktit gedeutet Vorlage:Lit, der beim Einschlag durch Druck, Temperaturen und kosmische Kieselsäure aus Jurakalksteinen und Grünsandsteinen hervor ging. Mittlerweile werden von Rutte auch die Gneise und Granite des Bayerischen/Böhmerwaldes, der Sand-Schotter-Sedimente Südböhmens und verkieselten Sandsteine Mitteleuropas als alemonitisch bzw. alemonitisiert bezeichnet: Seiner Hypothese zufolge schmolz ein Großteil der Steinmeteoriten beim Durchqueren der Erdatmosphäre und gingen in eine aggressive Kieselsäurelösung über. Sie ergoss sich in sehr unterschiedlichen Mengen, mit entsprechend unterschiedlicher Tiefenwirkung über Mitteleuropa und verkieselte, verkittete, und imprägnierte die Gesteine der Landoberflächen. Auch die Kaolinvorkommen der nördlichen Oberpfalz wären durch Ätzung durch Lösungen kosmischer Abkunft zu erklären.

Die in der Altmühlalb seit der Keltenzeit abgebauten Eisenerzvorkommen um RiedenburgKelheim und die in der Oberpfalz bis vor kurzem industriell genutzten Lokalitäten Auerbach, Sulzbach-Rosenberg und Amberg sind nach Rutte ebenfalls meteoritischen Ursprungs: Das Eisen aufgeschmolzener Eisenmeteorite sei von oben in die Gesteine eingedrungen und abgekühlt. Die ostulierte meteoritische Abkunft des Eisen wurde durch die Analyse von Spurenelementen gestützt Vorlage:Lit

Die lehmige Albüberdeckung ist nach Rutte der Rückstand einer aus dem in der Einschlagsdetonation hochgeschleuderten, gigantische Wolke zerstäubten Gesteins. Darüber hinaus habe der Einschlag die kuppige Juralandschaft zwischen dem Nördlinger Ries bis in den Regensburger Wald nivelliert und die höheren Berge abgestumpft.

Kritik

Ruttes Hypothese von einer großen Anzahl von Impakten wird von einer Vielzahl von Geologen kritisch betrachtet. So ist die Deutung des Alemonit als Impaktit umstritten Vorlage:Lit. Einerseits konnte die postulierte Schmelze von Steinmeteoriten zu einer aggressive Kieselsäurelösung bisher nicht bestätigt werden. Andererseits sind Verkieselungen endogener Natur keine ungewöhnlichen Phänomene: Das Siliziumoxid kommt in solchen Fällen sekundär aus kieselsäurehaltigen Grundwässern, oder wurde schon bei der Sedimentation durch Organismen mit kieseligen Schalen eingebracht.

Die analytischen Hinweise auf eine kosmische Herkunft des Eisen sind nicht unwidersprochen Vorlage:Lit, und auch für die Rasenerze existiert eine endogene Erklärung: Die Erze aus der Gegend um Sulzbach-Rosenberg und Amberg stammen demnach aus dem Eisensandstein der Jura und wurden während der Bildung der Sandsteine als Eisen-Oolith abgelagert, akkumuliert und später verfestigt. Das Vorkommen von Auerbach liegt in Sandstein aus der Kreidezeit und sei hingegen in wässriger Lösung ebenfalls aus dem Eisensandstein von Osten her antransportiert worden.

Die lehmige Albüberdeckung wird überwiegend als „Residuallehm“ gedeutet, der bei der Verwitterung von Kalkstein, der durch Niederschläge gelöst (Kohlensäureverwitterung) und durch Klüfte abtransportiert wurde, zurück geblieben ist. Die Kaolinlagerstätten könnten ebenfalls als Rückstand der Verwitterung von Feldspat ohne Einwirkung eines Impakts erklärt werden.

Aus Sicht der Astronomie ist der zeitlich und räumlich nahe liegende Einschlag einer großen Anzahl von Meteoriten aus Stein, Eisen und Eis problematisch. Diese unterschiedlichen Objekte müssten von verschiedenen Mutterkörpern (Asteroiden und Kometen) stammen, und es bleibt ungeklärt, wie es zu einer dichten Anhäufung derartig verschiedener Objekte kommen sollte.

Weiters wird von Kritikern vorgebracht, dass die Postulierung einer großen Anzahl von Impakten von Himmelskörpern verschiedenster Zusammensetzung gegen das Sparsamkeitsprinzip verstosse, und für jedes Phänomen einfach der jeweils passende Impaktor bzw. Impaktmechanismus eingeführt werde.

Literatur

Ries-Impakt

  • E. M. Shoemaker, E. C. T. Chao: New evidence for the impact origin of the Ries basin, Bavaria, Germany, in Journal of Geophysical research, Vol. 66, Washington, 1961
  • J. Pohl, H. Gall: Bau und Entstehung des Ries-Kraters, in Geologica Bavarica, Band 76, München, 1977 [1]
  • D. Stöffler, R. Ostertag: The Ries impact crater, in Fortschritte der Mineralogie, Band 61, Beiheft, Stuttgart, 1983
  • R. Hüttner, H. Schmidt-Kaler: Die Geologische Karte des Rieses 1 : 50 000 (2., überarbeitete Auflage). Erläuterungen zu Erdgeschichte, Bau und Entstehung des Kraters sowie zu den Impaktgesteinen, in Geologica Bavarica, Band 104, München, 1999 [2]
  • D. Stöffler, N. A. Artemieva, E. Pierazzo: Modeling the Ries-Steinheim impact event and the formation of the moldavite strewn field, in Meteoritics and Planetary Science, Vol. 37, 2002, S. 1893-1907 [3]

Weitere Krater

  • E. P. J. Heizmann, W. Reiff: Der Steinheimer Meteorkrater. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München, 2002. ISBN 3-89937-008-2
  • C. R. Mattmüller: Ries und Steinheimer Becken. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1994. ISBN 3-432-25991-3
  • H. Illies: Nördlinger Ries, Steinheimer Becken, Pfahldorfer becken und die Moldavite, in Oberrheinische geologische Abhandlungen, Band 18 (1969)
  • D. Storzer, W. Gentner, R. Steinbunn: Stopfenheimer Kuppel, Ries Kessel, and Steinheim Basin: A triple cratering event, in Earth and planetary Science letters, Vol. 13, No. 1, 1971, S. 76-68
  • E. Rutte: Neue Ries-äquivalente Krater mit Brekzien-Ejekta in der südlichen Frankenalb, Süddeutschland, in Geoforum, Band 7, 1971, S. 84-92
  • H. Schmidt-Kaler: „Stopfenheimer Kuppel“ keine Impaktstruktur!, in Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Monatshefte, Band 2, 1974, S. 127-132
  • R. Hüttner, W. Reiff: Keine Anhäufung von Astroblemen auf der Fränkischen Alb, in Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Monatshefte, 1977, S. 415-422
  • F. Hofmann: Horizonte fremdartiger Auswürflinge und Versuch Ihrer Deutung als Impaktphänomen, in Eclogae Geologicae Helvetiae, Band 66, No. 1, 1973, S. 83 - 100
  • F. Hofmann: Spuren eines Meteoriteneinschlags in der Molasse der Ostschweiz und deren Beziehung zum Riesereignis, in Bulletin der Vereinigung schweizerischer Petroleum-Geologen und -Ingenieure, Band 44, No. 107, 1978, S. 17-27
  • J. Classen: Der umstrittene Meteoritenkrater Wipfelsfurt im Donautal, Veröffentlichungen der Sternwarte Pulsnitz, Nr. 15, Pulsnitz, 1979.

Hypothese von Rutte

  • E. Rutte: Neue Befunde zu Astroblemen und Alemoniten in der Schweifregion des Rieskometen, in Oberrheinische geologische Abhandlungen, Band 23, S. 66-105, 1974
  • E. Rutte: Land der neuen Steine - Meteoriteneinschläge in Mittel- und Ostbayern, Universitätsverlag Regensburg, Regensburg 2003, ISBN 3-930480-77-8
  • E. Rutte: Alemonit - der Suevit-äquivalente Impactgesteinstyp der Südlichen Frankenalb, in Die Naturwissenschaften, Band 59 (1972), S. 214-216.
  • M. Appel, J. Garges: Neue Beweise für die Theorie der meteoritischen Abkunft des Tettenwanger Eisenerzes, in Zeitung der deutschen geologischen Gesellschaft, Band 142, No. 1, 1991, S. 29-35.
  • W.-D. Grimm: Das obermiozäne Quarzkonglomerat in Ostniederbayern ist kein Astroblem, in Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Monatshefte, 1977, S. 373-384
  • P. Horn, D. Storzer: Kritik an der Arbeit von Appel & Garges (1991): „Neue Beweise für die Theorie der meteoritischen Abkunft des Tettenwanger Eisenerzes“, in Zeitung der deutschen geologischen Gesellschaft, Band 143, No. 1, 1992, S. 159-163.
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