Barfuß durch Hiroshima

Manga des japanischen Zeichners Keiji Nakazawa
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Barfuß durch Hiroshima (jap. はだしのゲン hadashi no gen, barfüßiger Gen) ist ein Manga von Keiji Nakazawa. Der Manga erzählt mit stark autobiografischen Zügen das Überleben des 6-jährigen Gen nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima.

Die erste Veröffentlichung erfolgte 1973 im Manga-Magazin Shonen Jump, wurde jedoch nach anderthalb Jahren eingestellt. Daraufhin erschien die restliche Geschichte in den weit weniger bekannten Magazinen Shimin (Bürger), Bunka Hyoron (Kultur-Kritik) und Kyoiku Hyoron (Pädagogische Kritik). 1975 wurde die Reihe in 10 Einzelbänden herausgegeben, etwa sechs Millionen Exemplare des Mangas wurden verkauft.

Das Anime-Studio Madhouse realisierte 1983 einen Kinofilm zum Manga, dem 1986 ein zweiter Teil folgte. In deutscher Sprache wurde der Manga erstmals 1982 vom Rowohlt Verlag veröffentlicht, die geplante Reihe wurde jedoch wegen mangelnder Absatzzahlen eingestellt. Zum 60. Jahrestag des Atombombenabwurfs 2005 begann der Carlsen-Verlag ab 2004 erneut mit einer Veröffentlichung des Werkes, beließ es jedoch bei vier von sieben Bänden.

Die Stadt Hannover als deutsche Partnerstadt von Hiroshima gedachte im Jahr 2005 mit einer Ausstellung im Neuen Rathaus des Jahrestages des Atombombenabwurfs. Zur Ausstellungseröffnung am 6. Mai 2005 reiste auch Keiji Nakazawa an, die Ausstellung zeigte einige seiner Arbeiten.

Handlung

Die 4- bändige Geschichte mit fast 1000 Seiten zeigt in eindrucksvollen Bildern das Grauen des Angriffs deutlich und ohne Beschönigungen. Die Verletzungen, die Entstellungen und die seelischen Qualen der Betroffenen werden dem Leser schonungslos präsentiert. Dabei bleibt allerdings der Lebenswille und Mut der Hauptdarsteller ein zentrales Thema.

Band 1: Kinder des Krieges

Gen Nakaoka wächst während des Zweiten Weltkrieges auf. Seine Familie umfasst mehrere Geschwister, von denen ein Bruder, Akira, aufs scheinbar sichere Land geschickt wird, sowie eine schwangere Mutter und einen Vater, der aus seiner ablehnenden Haltung zum Krieg kein Geheimnis macht. Obwohl sich abzeichnet, dass Japan kaum gegen die englischen und amerikanischen „Teufel“ (so die Propaganda der Regierung) bestehen kann, wird er als Verräter angesehen, da er mit dieser Haltung auch die Gottheit des Tenno infrage stellt. Hierdurch leidet auch der Rest der Familie. Die Frau kann in Läden nicht mehr einkaufen und die Kinder sehen sich immer mehr Repressalien sowohl von Kindern und Erwachsenen ausgesetzt. Schließlich meldet sich der älteste Bruder Koji zum Militär, um den Ruf der Familie zu retten.

Überall werden die Nakaokas Zeugen von übersteigertem Fanatismus, Militarismus und Patriotismus. Als einziger Freund erweist sich der Nachbar Herr Pak, der als Koreaner ebenso von der Gesellschaft geschnitten wird.

Am 6. August 1945 um 8:15 Uhr kommt es zum Abwurf der Atombombe. Nur durch Zufall überlebt Gen. Sein jüngerer Brüder, seine Schwester und sein Vater wurden vom zusammengebrochenen Haus eingeklemmt. Kurz bevor sie von den Flammen getötet werden, fliehen Gen und seine Mutter, die am Straßenrand eine Tochter namens Tomoko zur Welt bringt.

Band 2: Der Tag danach

Hiroshima liegt in Trümmern, ein Massensterben setzt ein, die Menschen finden unter unerträglichen Schmerzen den Tod.

Gens Mutter kann ihre Tochter nicht mehr stillen, da sie und Gen nichts zu essen haben. Auf der Suche nach Reis wird Gen Zeuge, wie die Militärs die Toten auf Lastwagen wegschaffen und in Massen verbrennen. Nach einer Ohnmacht wird er beinahe ebenfalls ein Opfer. Ein Soldat rettet ihn und nimmt ihn mit. Dann erkrankt der Mann selber und wird von Gen zu Ärzten gebracht, die nur noch den Tod seines Freundes feststellen. Immer wieder trifft er Menschen, die an der Strahlenerkrankung leiden, den Tod ihrer Verwandten bewältigen müssen und ihm jede Hilfe verwehren, da sie selber um ihr eigenes Überleben kämpfen. So muss der Nachbar Herrn Pak seinen Vater begraben, weil die japanischen Ärzte sich weigern, einen Koreaner zu behandeln.

Als Gen mit Reis nach Hause kommt, wird dieser von dem Jungen Ryuta gestohlen, der genau wie Gens toter Bruder Shinji aussieht. Ryuta gehört zu einer Bande von Waisenkindern, die sich mit Diebstählen ihr Essen ergaunern. Bevor Gen mit seiner Mutter in die Provinzstadt Eba gehen, gräbt er die Knochen seiner verbrannten Verwandten aus, um sie mitzunehmen.

Bei der Freundin der Mutter finden sie Unterschlupf. Deren Kinder und die Schwiegermutter beschließen dagegen, die ungebetenen Gäste zu verjagen. So schieben sie Gen einen Diebstahl von Reis unter, den sie selber begangen haben. Schließlich müssen die Neuankömmlinge das Haus verlassen.

Band 3: Kampf ums Überleben

Nachdem Gen und seine Mutter durch den Regen von Eba irrten, ohne einen Platz zum Schlafen zu finden, holt die Freundin der Mutter beide wieder zurück. Um eine Miete zahlen zu können, sucht Gen Arbeit. Er wird engagiert, für Seji zu sorgen, ein Strahlenopfer, dessen Pflege die Familie nicht übernehmen will. Gen, der das Geld braucht, lässt sich deshalb von dessen Krankheit und schroffen und abweisenden Art nicht abschütteln und baut schließlich eine Bindung zu dem jungen Mann auf, der früher Maler war und von seiner eigenen Familie und dem Umfeld als Monster angesehen wird.

Dann trifft Gen wieder auf Ryuta und überredet seine Mutter, ihn bei sich aufzunehmen.

Die Bemühungen Gens, Seji etwas Lebensmut zu verschaffen, werden enttäuscht. Sein Freund versucht vergebens, wieder zu malen, erträgt zunehmend nicht mehr, als Aussätziger behandelt zu werden und stirbt schließlich.

Gen und Ryuta machen sich auf die Suche nach Akira, dem Bruder, der während des Krieges aufs Land evakuiert worden war. Anschließend ziehen die Nakaokas mit Ryuta wieder nach Hiroshima. Dort finden sie vor ihrem niedergebrannten Haus zuvor gepflanzte Weizensprösslinge, die ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben geben.

Band 4: Hoffnung

Nach der Kapitulation Japans dankt der Tennō ab und in der Bevölkerung wächst die Furcht vor den Amerikanern.

Mit der Rückkehr des ältesten Bruders Koji ist die Familie Nakaoka wieder komplett, sie verliert nun allerdings endgültig ihr Obdach und kommt in einer Höhle unter. Gen und Ryuta treffen den zwielichtigen Ohba, der ihnen sagt, dass sie beide und Tomoko bald an Unterernährung sterben, wenn sie nicht endlich Fleisch essen. Die beiden schließen sich Ryutas alter Diebesbande an, deren neuer Chef Ohba ist. Nach einem Diebstahl im amerikanischen Lebensmittellager überlässt er ihnen jedoch keine Milch für Tomoko und verkauft mit seiner Schwester die Ware auf den Schwarzmarkt. Als sie von den Freunden hiermit konfrontiert werden, misshandelt die Frau Gen. Ryata, der glaubt, Gen sei tot, erschießt die beiden und wird von einer Yakuza- Gang vor der Polizei gerettet. Um den Nakaokas Schande zu ersparen, wendet er sich von ihnen ab, hinterläßt ihnen aber Geld für einen Neuanfang. Hiervon können Gen und seine Famile sich ein kleines notdürftig aufgebautes Haus und Essen leisten.

Ein Monat später beginnt in Hiroshima wieder der Alltag, Akira und Gen besuchen erstmals wieder die Schule. Auch hier ist Gen, der die Haare verlor, wieder Außenseiter und zieht sich insbesonders die Feindschaft von Gan zu, als er das Mädchen Nomura vor ihm in Schutz nimmt. Ihre Schwester trifft sich mit einem amerikanischen Soldaten, um sie beide durchzubringen.

Tomoko wird entführt. Sie wurde von einem Mann genommen, um seiner sterbenden Frau vor ihrem Tod noch mal Kraft zu geben. Das Mädchen wird auf diese Weise im ganzen Viertel herumgereicht und gibt den Menschen Vertrauen in die Zukunft. Gen überredet die Männer, ihm seine Schwester zurück zu geben. Doch es ist krank und hat kaum eine Überlebenschance.

Als Gen, seine Familie und die Männer, die Tomoko helfen wollen, mit Hilfe von Herrn Pak, der inzwischen mit Schwarzhandel wohlhabend wurde, das Geld für die Medizin zusammen hat, ist das Mädchen gestorben. Dieser Schlag zerstört seinen Lebensmut. Erst als er nach zwei Wochen bemerkt, dass ihm wieder Haare wachsen, wird ihm bewusst, dass sein Leben weiter geht und er die Verpflichtung hat, dieses Leben auch anzunehmen.