Gregory Bateson
Gregory Bateson (* 9. Mai 1904, † 11. Juni 1980) war ein angloamerikanischer Anthropologe, Sozialwissenschaftler und Kybernetiker, der viele verschiedene Felder bearbeitet hat. Als origineller Denker, der erkenntnistheoretische, biologische, linguistische, psychologische und anthropologische Fragestellungen unter systemischer Perspektive bearbeitete, ist er einer der einflussreichsten Universalgelehrten des 20. Jahrhunderts. Sein Vater, William Bateson, war ein bekannter Biologe und Genetiker.
Forschung
In den 30er Jahren unternahm Gregory Bateson Feldforschungen in Neu-Guinea und auf Bali. Dort entwickelte er das Konzept der Schismogenese (1935), der unter den wissenschaftlern beachtet wurde. Ab 1942 war er dann zusammen mit Norbert Wiener an den ersten Entwicklungen der Kybernetik und der Informationstheorie beteiligt. Fünf Jahre später erhielt Gregory Bateson eine Stelle als "Visiting Professor" für Anthropologie an der Harvard University. Er begann seine Arbeit am Palo Alto VA. im Jahre 1950 und erlangte ein Rockefeller-Stipendium, um in Palo Alto Wynne Kommunikation am NIMH zu studieren. 1954 leitete Gregory Bateson ein Forschungsprojekt über schizophrene Kommunikation. Später widmete er sich Fragen der Psychologie sowie der Biologie, wo er unter anderem auf Hawaii die Kommunikation unter Delfinen erforschte.
Für Bateson waren all diese Gebiete jedoch keine voneinander getrennten Disziplinen. Vielmehr suchte er nach den gemeinsamen systemtheoretischen und kybernetischen Prinzipien, nach dem "Muster, das verbindet".
Leben
Er war von 1936 bis 1951 mit der Anthropologin Margaret Mead verheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Mary Catherine Bateson, die ihre Erinnerungen an die Eltern in dem Buch Mit den Augen einer Tochter (Reinbek, 1986) veröffentlichte. Es folgten zwei weitere Ehen.
Gregory Bateson wurde 1972 Mitglied der University of California at Santa Cruz und vier Jahre später 1976, wurde er zum Mitglied des Board of Regents of the University of California ernannt.
Wirkung
Bateson spielte in der Entwicklung der Kybernetik eine entscheidende Rolle. Er war es, der bahnbrechende systemtheoretische und kybernetische Denkansätze in die Sozial- und Humanwissenschaften einführte und gilt heute als geistiger Vater der systemischen Therapie.
Daneben ist Bateson u.a. wegen der Entwicklung der psychologischen Doppelbindungstheorie bekannt. Seine Vermutung, dass das Doppelbindungen maßgeblich verantwortlich ist für die Entstehung von Schizophrenien, hielt empirischen Studien jedoch nicht Stand.
Obwohl er viele noch heute gültige biologische Prinzipien formulierte und systemisch begründete, hat er in der Biologie am wenigsten Spuren hinterlassen.
Werke
Einige von Batesons bekanntesten Arbeiten sind in seinen Büchern Steps to an Ecology of Mind (1973) und Mind and Nature (1980) zu finden. Bateson räumte selbst ein, dass seine teilweise abstrakte Schreibweise dazu beitrug, dass er häufig missverstanden wurde. Nachdem sich systemisches Denken in den letzten Jahrzehnten immer stärker durchgesetzt hat, sind viele seiner Gedankengänge heute nicht mehr so irritierend wie bei ihrer ersten Publikation. Neben seinen abstrakten Artikeln verfasste er viele Gedanken aber auch in Metalogen, wie er sie nannte: Fiktive Dialoge mit seiner Tochter, in denen das Thema des Gesprächs zugleich seine Form beeinflusste.
In Mind and Nature äußerte Bateson bereits die Idee, dass er sich in seinem nächstes Werk mit "dem Schönen, dem Heiligen und dem Bewusstsein" befassen würde, weil diese in vieler Hinsicht rätselhaften Phänomene aus seiner Sicht miteinander zusammenhingen. Tatsächlich verfasste er noch einige Kapitel, die seine Tochter Mary Catherine durch eigene Kapitel ergänzte und als gemeinsames Werk Angels Fear heraus brachte.
Siehe auch: Bertrand Russell, Paul Watzlawick
Zitate
- "Ästhetik ist die Aufmerksamkeit für das Muster, das verbindet"
- "NLP ist der erste systematische Ansatz zu lernen, wie man lernt."
- "Evolution ist lange Zeit schlecht gelehrt worden."
- "Ein Hund oder eine Katze nimmt freiwillig eine unterwürfige Position ein, um mit Ihnen Rapport aufzunehmen. Wenn Sie mit einem Delphin schwimmen, kehrt sich Relation um: Sie sind das Kind und er der Erwachsene.
- Ein Mann wollte wissen, wie es sich mit dem Geist in seinem Computer verhält und fragte ihn daher `Rechnest du damit, dass du jemals denken wirst wie ein menschliches Wesen?' Worauf nach einiger Zeit der Computer antwortete `Das erinnert mich an eine Geschichte.´ (Aus Bateson, Geist und Natur, 1979)
- "Das Lebewesen, das im Kampf gegen seine Umwelt siegt, zerstört sich selbst." (Bateson, G. 1981,"Ökologie des Geistes")
Bücher
- 1968 Kommunikation. Die soziale Matrix der Psychiatrie; zus. mit Jürgen Ruesch (ISBN 3-927809-40-3)
- Schizophrenie und Familie. Frankfurt a. M., 2002. ISBN 3-518-28085-6
- 1972 Ökologie des Geistes; Frankfurt a.M. 1981 (ISBN 3-518-28171-2)
- 1979 Geist und Natur. Eine notwendige Einheit; Frankfurt a.M. (ISBN 3-518-28291-3)
- 1982 Wo Engel zögern. Unterwegs zu einer Epistemologie des Heiligen (zus. mit Mary Catherine Bateson), Frankfurt a. M. 2005 (ISBN 3-518-29369-9)
Sekundär-Literatur
- Wolfram Lutterer, Auf den Spuren ökologischen Bewusstseins. Eine Analyse des Gesamtwerks von Gregory Bateson; (Books on Demand) (ISBN 3-89811-699-9)
- ders., Gregory Bateson: Eine Einführung in sein Denken; (ISBN 3-89670-237-8)
- Edmond Marc u. Dominique Picard, Bateson, Watzlawick und die Schule von Palo Alto; (ISBN 3-8257-0106-9)
- Wolfgang Walker, Abenteuer Kommunikation. Bateson, Perls, Satir, Erickson und die Anfänge des Neurolinguistischen Programmierens (NLP); (ISBN 3-608-91976-7)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Gregory Bateson: Auf dem Wege zu einer Schizophrenie-Theorie
- Gregory Bateson und die Gruppe von Palo Alto
- Beats Biblionetz: Gregory Bateson
Personendaten | |
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NAME | Bateson, Gregory |
KURZBESCHREIBUNG | Angloamerikanischer Anthropologe, Sozialwissenschaftler und Kybernetiker |
GEBURTSDATUM | 9. Mai 1904 |
STERBEDATUM | 11. Juni 1980 |