Nikita Sergejewitsch Chruschtschow

sowjetischer Politiker und Regierungschef (1894-1971)
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Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (russisch Никита Сергеевич Хрущёв anhören/?, wiss. Transliteration Nikita Sergeevič Chruščëv; * 17. April 1894 in Kalinowka, Rayon Dmitriew, Gouvernement Kursk, Russland; † 11. September 1971 in Moskau) war ein sowjetischer Politiker und Regierungschef.

Obacht: Sein Name ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff "Krust-Schorf". Auch nicht zu verwechseln mit einer heilenden Wunde des Schauspielers Tom Cruise: "Cruise-Schorf". Er ist ebenfalls nicht zu verwechseln mit dem scharfen Passieren einer Kurve: "(to) cruise scharf"

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Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, 1962

Leben

Nikita Chruschtschow stammte aus einer einfachen russischen Arbeiterfamilie aus der Ukraine. Er absolvierte eine Lehre zum Maschinenschlosser und arbeitete dann im Bergwerk, in dem schon sein Vater gearbeitet hatte. Er schloss sich der Gewerkschaft der Bergleute an und trat 1918 in die Kommunistische Partei sowie in die Rote Armee ein. Er nahm als Freiwilliger in der Roten Armee am Bürgerkrieg teil.

Am Ende des Bürgerkriegs 1921 fiel seine erste Frau Galina Chruschtschowa der in Sowjetrussland tobenden Hungersnot zum Opfer.

Chruschtschow absolvierte ab 1922 eine Ausbildung an der Arbeiterfakultät von Jusowka und leistete Parteiarbeit unter den Studenten. Hier lernte er auch Nina Petrowna Kuchartschuk kennen, die er 1924 heiratete.

1925 ernannte man ihn zum Parteisekretär des Bezirks Petrowo-Marinsk im Gebiet Stalino (zuvor: Jusowka) in der Ukrainischen SSR. 1925 nahm er am XIV. Parteitag der KPdSU teil, wo er erstmals persönlich Stalin zu Gesicht bekam. Beim nächsten, dem XV. Parteitag 1927 erlebte er die Niederlage der linken Opposition (Leo Trotzki, Sinowjew u.a.). Er machte sich als Stalin-Anhänger bemerkbar. Als solcher wurde er in den Parteiapparat der Ukraine befördert, in die damalige Hauptstadt Charkow, später nach Kiew. 1929 nutzte er eine Chance zur Weiterbildung und besuchte die Industrieakademie in Moskau, zu der pro Jahr nur wenige hundert Parteifunktionäre auf Empfehlung zugelassen wurden. Auch hier übernahm er wieder Parteiarbeit. Außerdem lernte er Stalins Frau Nadeschda Allilujewa kennen (†1932). Dadurch wurde auch Stalin auf ihn aufmerksam.

Sowjetische Führer der Bolschewiki (1917–1952)
und der KPdSU (1952–1991)
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Triumvirat
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Kollektive Führung
Duumvirat

Nicht zuletzt durch dessen Wohlwollen wurde er 1931 Parteichef des Industriebezirks Krasnaja Presnja, eines der wichtigsten Parteibezirke Moskaus. Sein Aufstieg in Moskau erfolgte schnell. Schon 1932 wurde er Zweiter Sekretär des Stadtparteikomitees, 1933 Chef des Moskauer Gebietsparteikomitees.

1934 wurde er auf dem XVII. Parteitag ins Zentralkomitee (ZK) der KPdSU gewählt. Ab 1935 war er für die Neubauten in Moskau verantwortlich, darunter auch für den Bau der Moskauer Metro, wofür er seinen ersten Leninorden erhielt.

1949 wurde er Sekretär des ZK der KPdSU und erhielt dort 1950 das Landwirtschaftsressort. Nach dem Tod Stalins gelang es ihm, seinen Rivalen, den Geheimdienstchef Lawrenti Berija, auszuschalten. Am 14. März 1953 wurde er Sekretär der KPdSU zusammen mit drei weiteren Parteimitgliedern, Regierungschef wurde Georgi Malenkow. Im September 1953 wurde er dann zum 1. Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU gewählt. Nach einem Versuch, Chruschtschow zu stürzen, wurden seine Konkurrenten Wjatscheslaw Molotow und Georgi Malenkow aus allen Parteiämtern entlassen. Auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 kritisierte Chruschtschow in einer Geheimrede den Personenkult um Stalin und die damit verbundenen Verbrechen (Entstalinisierung), nahm dies auch zum Anlass, eine grundlegende Wende in Politik und Wirtschaft zu vollziehen. In der Folge entwickelte sich die Tauwetter-Periode; auch in Polen und Ungarn wurden 1956 die altstalinistischen Parteiführer gestürzt.

1957 versuchten die altstalinistischen Mitglieder der KPdSU (Molotow, Malenkow, Woroschilow und Kaganowitsch), Chruschtschow zu stürzen, während dieser sich zusammen mit dem Premier Bulganin außer Landes befand. Allerdings schafften sie es nicht, eine Mehrheit im Zentralkomitee gegen Chruschtschow zu bilden. Außerdem hatte Chruschtschow die Armee hinter sich. Nach dem gescheiterten Putsch ließ er Gnade walten, versetzte aber die Putschisten auf weit entfernte Posten. Malenkow wurde Leiter eines Kraftwerks in Kasachstan und Molotow wurde Botschafter in der Mongolei.

1958 wurde Chruschtschow Regierungschef und vereinte damit wieder das höchste Staats- und Parteiamt in einer Person. Im Verhältnis zu den USA vertrat er das Prinzip der "friedlichen Koexistenz" der Systeme und verkündete das Ziel, den Kapitalismus vor allem auf wirtschaftlicher Ebene zu besiegen (Systemkonkurrenz). Vom 15. bis zum 27. September 1959 besuchte er auf Einladung Eisenhowers als erster sowjetischer Regierungschef die USA.

 
Chruschtschow (rechts) mit Richard Nixon

Unter Chruschtschows und Kennedys Führung kam es 1962 zur Kuba-Krise mit den USA, die zu einem Dritten Weltkrieg hätte führen können. Wegen seines Kurses der "friedlichen Koexistenz" distanzierte sich die Volksrepublik China von der Sowjetunion, eine Spaltung, die bis zum Untergang der Sowjetunion bestehen blieb.

1964 wurde Chruschtschow als Folge der gescheiterten Wirtschaftspolitik und der gestörten Beziehungen zu China von seinem Amt als Staats- und Parteichef enthoben. Negativ ausgelegt wurde ihm auch sein "Personenkult". Während der Kreml-Chef zur Zeit der Kuba-Krise diese noch als Sieg verkaufen konnte, war insbesondere seinem Nachfolger Leonid Breschnew nun jeder Vorwand recht, ihn ins innere Exil zu schicken. 1966 verlor Chruschtschow seinen Sitz im ZK der KPdSU und lebte fortan in seiner Datscha bei Moskau. Dort starb er am 11. September 1971 im Alter von 77 Jahren an Herzversagen.

Im Jahre 1970 erschienen seine Memoiren Khrushchev Remembers (Chruschtschows Erinnerungen) in englischer Sprache, deren Autorenschaft er jedoch leugnete.

Literatur

  • Chruschtschow erinnert sich- Die authentischen Memoiren übersetzt von Margaret Carroux
  • Chruschtschow (rororo), von Reinhard-Neumann-Hoditz
  • Wladislaw Subok, Konstantin Pleschakow: Der Kreml im Kalten Krieg: von 1945 bis zur Kubakrise, Hildesheim, 1997 ISBN 3-546-00126-5
  • Chruschtschow, von Roy Medwedew

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