Lugdunum Batavorum
Lugdunum Batavorum (auch: Brittenburg) ist der Name eines abgegangenen römischen Kastells mit Hafen zwischen Noordwijk aan Zee und Katwijk aan Zee, nordwestlich von Leiden in den Niederlanden.
Lugdunum Batavorum | |
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Alternativname | Brittenburg |
Limes | Niedergermanischer Limes |
Erhaltungszustand | von der Nordsee fort gespült |
Ort | Katwijk |
Geographische Lage | 52° 12′ 55″ N, 4° 23′ 42″ O |
Vorhergehend | Praetorium Agrippinae (südöstlich) |
Rückwärtig | Forum Hadriani (südlich) |
Vorgelagert | Flevum (nordnordöstlich) |





Lage
Lugdunum Batavorum war das westlichste Kastell des Niedergermanischen Limes. Es befand sich an der Stelle, an welcher in antiker Zeit der Oude Rijn in die Nordsee mündete. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Platz von der Nordsee weg gespült. Die möglicherweise noch vorhandenen Reste der Befestigung befinden sich heute im Meer, etwa 500 m bis 2000 m nordwestlich der Küste und konnten - auch mit modernen archäologischen Methoden - bislang nicht sicher lokalisiert werden.
Antike Quellen
Die Caligula-Biographie des römischen Schriftstellers Sueton beschreibt an einer Stelle[1] wie Caligula, um den erfolglosen Versuch eines Feldzugs gegen Britannien zum Abschluss zu bringen, seine Soldaten an der Küste mit allen Ballisten und anderer Artillerie habe Stellung beziehen lassen und ihnen plötzlich befahl, ihre Helme mit Muscheln zu füllen um diese als Kriegsbeute im Triumph mit nach Rom zu bringen. Nach der „Siegesverkündung“ in diesem fragwürdigen Mannöver habe Caligula einen großen Leuchtturm nach dem Vorbild des Pharos von Alexandria bauen lassen. Die beschriebenen Geschehnisse sollen sich in Lugdunum Batavorum abgespielt haben. Das früher in diesem Zusammenhang des Öfteren erwähnte Boulogne-sur-Mer scheidet vermutlich aus den Überlegungen aus, da es dort keinerlei Belege für eine römische Präsenz in der Zeit des Caligula gibt[2]. Für Katwijk spricht hingegen zum einen der Umstand, dass das benachbarte Praetorium Agrippinae im Jahre 39 n. Chr. durch Caligula gegründet und namentlich der Mutter des Kaisers gewidmet worden sein soll. Ferner gilt die Anwesenheit des Kaisers in der Region durch die Inschrift[3] eines im stromaufwärts gelegenen Fectio gefundenen Weinfasses des kaiserlichen Kellers aus dem Jahre 40 n. Chr. als mehr als wahrscheinlich.
Auf der Tabula Peutingeriana ist Lugdunum Batavorum - symbolisiert durch zwei Türme - als Lugduno mit Straßenanbindungen nach Praeorium Agrippinae und Forum Hadriani verzeichnet.
Mittelalterliche und neuzeitliche Urkunden
Erstmals schriftlich erwähnt als borch te Bretten wird die Ruine im Jahre 1401 in einem Gedicht des Willem van Hildegaersberch (um 1350 bis um 1408), eines niederländischen Dichters und Sprooksprekers am Hofe des Grafen von Holland[4].
Aus dem 16. Jahrhundert gibt es eine Anzahl Karten sowie das Gemälde[5] eines anonymen Künstlers.
Beobachtungen und Lokalisierungsversuche
...und eine Ruine 1520 nach einem Sturm freigelegt.
Epigrahische und sonstige Funde
Aus der Zeit zwischen 138 und 161 stammt ein im 16. Jahrhundert gefundener Weihestein mit der Inschrift:
„Imp(erator) Caes(ar) / Anto[ninus 3] / Aug(ustus) coh(ors) / Raetoru[m] / P(ia) F(idelis)“
„Dem Imperator Caesar Antoninus Augustus von der Kohorte der Raeter (mit den Beinamen) die Fromme, die Treue“[6]
Ein weitere Stein entstand um das Jahr 206 und trägt die Inschrift:
„[Imp(erator) Caes(ar) L(ucius) Sept(imius) S]ever(us) Pius Pert(inax) A[ug(ustus)] / [pontifex] max(imus) trib(unicia) pot(estate) XIII [et] /[Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Aurel(ius) A]ntoninus Pius Au[g(ustus) [pont(ifex)] / [max(imus) trib(unicia) pot(estate) 3 p]er milit(es) leg(ionis) I M(inervia)e f(ecerunt) / [cur(atore) Q(uinto) V]enidio Ru[fo]“
„Dem Dem Imperator Caesar Lucius Septimius Severus Pius Pertinax Augustus, oberster Priester, zum 13. mal im Besitz der tribunizischen Gewalt; und dem Imperator Caesar Marcus Aurelius Antoninus Pius Augustus, oberster Priester, Besitzer der tribunizischen Gewalt; errichtet von den Soldaten der Legio I Minervia unter dem Befehl des Quintus Venidius Rufus“[7]
Eine Anzahl der Funde aus Katwijk, sowie die bildliche Darstellung[5] der Brittenburg durch einen anonymen Künstlers des 16. Jahrhunderts sind im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden zu besichtigen und in der Sammlung des Museums Meermanno[8] in Den Haag befindet sich ein römischer Krug, der vermutlich aus Lugdunum Batavorum stammt.
Literatur (chronologisch)
- Henk A. Dijkstra, F. C. J. Ketelaer: Brittenburg. Raadsels rond een verdronken roine. Dishoeck, Bussum 1965, (= Fibulareeks, 2).
- Julianus Egidius Bogaers: Katwijk-Brittenburg − Lugdunum. In: Julianus Egidius Bogaers, Christoph B. Rüger: Der Niedergermanische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. Rheinland-Verlag, Köln 1974, ISBN 3-7927-0194-4, S. 36−39.
- Henk A. Dijkstra, F. C. J. Ketelaar: Brittenburg, raadsels rond een verdronken ruïne, Fibulareeks 2, Uitg. C. A. J. van Dishoeck, Bussum, 1975.
- Johan H. F. Bloemers: Het Romeinse kampdorp van de Brittenburg. In: Leids Jaarboekje 75 (1983) S. 245 ff.
- Johan H. F. Bloemers, M. D. De Weerd: Van Brittenburg naar Lugdunum. Opgravingen in de bouwput van de nieuwe uitwateringssluis in Katwijk. In: P. S. Anes: De uitwateringssluizen van Katwijk. 1404-1984. Hoogheemraadschap van Rijnland, Leiden 1984, S. 41–51. 53.
- M. D. De Weerd: Recent excavations near the Brittenburg. A rearrangement of old evidence. In: Christoph Unz (Hrsg.): Studien zu den Militargrenzen Roms III. 13. Internationaler Limeskongress, Aalen 1983, Vorträge. Theiss, Stuttgart 1986, ISBN 3-8062-0776-3, S. 284−290.
- Wilfried A. M. Hessing: Das niederländische Küstengebiet. In: Tilmann Bechert, Willem J. H. Willems (Hrsg.): Die römische Reichsgrenze zwischen Mosel und Nordseeküste. Theiss, Stuttgart 1995, ISBN 3-8062-1189-2, S. 96−98.
- Simon Wynia: Caius was here: The emperor Caius' preparations for the invasion of Britannia. New epigraphic evidence, in H. Sarfatij, W. J. H. Verwers, P. J. Woltering (Hrsg.): In Discussion with the Past. Archaeological Studies presented to W. A. van Es. Amersfoort, 1999. S. 145–147.
- Dik Parleviet: De Brittenburg voorgoed verloren. In: Westerheem 51, 3 (2002) S. 115–121.
- Stichting Geschiedsschrijving Noordwijk: Noordwijk. Aan Zee en op de geest. En nieuwe geschiedenis van Noordwijk. Noordwijk 2011.
Weblinks
- Katwijk (de Brittenburg) - Lugdunum auf cultuurwijzer.nl, einer offiziellen Webpräsenz für das kulturelle Erbgut der Niederlande (niederländisch), abgerufen am 12. Februar 2014
- Vorlage:Livius
- De Brittenburg auf der offiziellen Webpräsenz der Stichting KunstKlank (niederländisch), abgerufen am 15. Februar 2014
Einzelnachweise
- ↑ Sueton, Caligula, 46: Postremo quasi perpetraturus bellum, derecta acie in litore Oceani ac ballistis machinisque dispositis, nemine gnaro aut opinante quidnam coepturus esset, repente ut conchas legerent galeasque et sinus replerent imperavit, spolia Oceani vocans Capitolio Palatioque debita, et in indicium victoriae altissimam turrem excitavit, ex qua ut Pharo noctibus ad regendos navium cursus ignes emicarent.
- ↑ Vorlage:Livius
- ↑ AE 1999, 1100: C(ai) Cae[s(aris) A]ug(usti) Ger(manici).
- ↑ „... By wat saken, by wat reden Mach dat sijn, staet wel te vraghen: Tis gheschiet by ouden daghen, Dat hoer voerders waren coen, Ende alsoe pijnden wel te doen, Dat hem die heren gaven lof Enten sloetel oec daer of, Dat si bewaerden sheren palen, Ende hoer gheleide mosten halen Menich mensch op ende neder, Den enen voert, den anderen weder. Wairwaert dat si wilden sijn, Optie zee of inden Rijn, Mosten si hoer gheleide setten, Want daer stont een borch te Bretten, Daer op woonden die onbedwonghen. Ende vanden ouden totten jonghen Ist so comen vaste voort, Dat hem die sloetel toebehoert, Want si en eerst in eren creghen. Daer en mach nyemant segghen tieghen Inder waerheit openbaer, Hi en wil den rechte gaen te naer Ende daer toe die waerheit sparen; Want si bleven veel der jaren Deerste palen vanden lande, Ende ooc bewaerden sijt sonder schande ...“
Vollständige Text auf der Webpräsenz der Alumnivereniging Vrienden van de Duitse Taal en Cultuur. - ↑ a b Monique Ras-Deege: De zee geeft, de zee neemt. Reproduktion des Gemäldes auf www.cultuurwijzer.nl.
- ↑ CIL 13, 8827.
- ↑ CIL 13, 8828=AE 1976, 518.
- ↑ Offizielle Webpräsenz des Museums Meermanno.
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