Reinhard („René“) Kolldehoff (* 29. April 1914 in Berlin; † 18. November 1995 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler.
Mit zirka 170 Film-Rollen in mehr als 30 Ländern, zahlreichen Auftritten auf der Bühne, für Fernsehen und Hörfunk sowie als Synchronsprecher, gehörte Kolldehoff bis 1989 zu den meistbeschäftigten Darstellern der deutschen Nachkriegszeit und zu den wenigen Deutschen, die auch im internationalen Film Karriere machen konnten. Dabei kam Kolldehoff jedoch fast ausschließlich in Nebenrollen zum Einsatz. Seine hünenhafte Erscheinung und seine markante Stimme prägten sich dem Publikum über Jahrzehnte ein, ohne dass sein Name außerhalb von Fachkreisen zum Begriff wurde. Sein Äußeres prädestinierte ihn zum „Filmbösewicht“ und insbesondere im Ausland zum „hässlichen Deutschen“. Obwohl er zahlreiche derartige Rollen übernahm, wurde Reinhard Kolldehoff jedoch von seinen Regisseuren auch immer wieder in überraschendem Zusammenhang und gegen seinen Typus besetzt.
Leben und Karriere
Der Sohn eines Postbeamten finanzierte sich zunächst das Abitur und später seinen privaten Schauspielunterricht durch die Übernahme von Statistenrollen am Großen Schauspielhaus und der Staatsoper seiner Heimatstadt. 1936 gab Kolldehoff sein Debüt am Theater von Altenburg. 1941 hatte er in dem Heinz Rühmann-Film „Der Gasmann“ seinen ersten, kleinen Auftritt im Kino. Im gleichen Jahr wurde er zum Kriegsdienst einberufen.
Nach dem Krieg gehörte Kolldehoff bis 1948 zum Ensemble des Berliner Hebbel-Theaters. Auch in der Folgezeit war er auf der Bühne tätig, seit 1955 etwa am Hamburger Schauspielhaus unter Gustav Gründgens. Er verfolgte jedoch verstärkt seine Kinokarriere.
Ab 1948 trat er zunächst in einigen Filmen der ostdeutschen DEFA auf, zuerst als in einen Justizskandal der 1920er-Jahre verwickelter Schullehrer in Erich Engels „Affaire Blum“, später u. a. als vom aufkeimenden Nationalsozialismus begeisterter Arbeiter in Wolfgang Staudtes „Rotation“ (1949) und als Kriegsheimkehrer in Hans Müllers Komödie „Bürgermeister Anna“ (1950).
Danach machte Kolldehoff Karriere im westdeutschen und internationalen Film (hier oft als René Kolldehoff, wobei sein Nachname in allen möglichen Variationen von den Abspännen wiedergegeben wird). Er drehte mit Kollegen wie Kirk Douglas, Lee Marvin, Catherine Deneuve, Marianne Koch, Hans Albers, O. W. Fischer, Hardy Krüger, Richard Widmark, Roger Moore, William Holden, Jane Birkin, Marlene Dietrich, Gérard Depardieu und Alain Delon. Zu seinen Regisseuren zählten Henri Verneuil, Jacques Deray, Claude Chabrol, George Roy Hill, Edouard Molinaro, José Giovanni, Philippe de Broca und Helmut Käutner.
Zu den von der Kritik am meisten beachteten Auftritten Kolldehoffs im Kino gehören seine Rollen als verwirrter deutscher Manager in Jacques Tatis „Playtime“ (1967), als brüchiger Kraftmensch in Luchino Viscontis „La caduta degli dei“ (dt.: Die Verdammten) (1968) und - als eine von Kolldehoffs wenigen Hauptrollen - seine Darstellung des heimatvertriebenen Dorfpfarrers in Peter Fleischmanns Sozialsatire „Das Unheil“ (1970).
Typisch für die Verwendung Kolldehoffs im Film waren jedoch Rollen wie die des „Klumpfuß“ in Fritz Langs „Die tausend Augen des Dr. Mabuse“ (1960), des unheimlich wirkenden Butlers „Addams“ in Josef von Bákys Edgar Wallace-Verfilmung „Die seltsame Gräfin“ (1961) und des SS-Offiziers in Paul Verhoevens „Soldiers“ (1977).
Ende der 1980er-Jahre erkrankte Reinhard Kolldehoff am Parkinson-Syndrom und an Diabetes. Seinen letzten Auftritt vor der Kamera absolvierte er 1989 im Rollstuhl für die deutsche Fernsehserie „Forstinspektor Buchholz“. Danach war er noch einige Zeit als Sprecher tätig, musste seine berufliche Laufbahn jedoch bald völlig beenden.
Reinhard Kolldehoff starb mit 81 Jahren. Er war in zweiter Ehe verheiratet und hinterließ seine Frau Helma und zwei Kinder, Colette (* 1970) und René (* 1973), der später in Berlin ein Café-Restaurant namens „Kólldi“ betrieb, nach dem Spitznamen seines Vaters.
Zitate
„Ja, mein Leben war sehr bunt. Eine schöne Karriere durch Dreiviertel der Welt, man nannte mich Weltstar. Ein schönes Gefühl. Beliebt und geachtet. Was bleibt - total arbeitsunfähig! Da hat der liebe Gott mal wieder Mist gebaut.“ (Reinhard Kolldehoff 1995 in einem Brief, siehe [1])
„In Hollywood hätte er zu den „heavies“ gezählt - zu den Schauspielern, die sich vor der Darstellung der Gewalttätigkeit nicht scheuen. Für uns war er offenbar zu heavy.“ (Gerhard Bliersbach in: Schnitt, Nr. 19/2000, Seite 13.)
Weblinks
Literatur
Ausnahmeschauspieler Reinhard Kolldehoff, Schnitt - Das Filmmagazin, Nr. 19 3/2000
Personendaten | |
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NAME | Kolldehoff, Reinhard |
ALTERNATIVNAMEN | René Koldehoff |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 29. April 1914 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 18. November 1995 |
STERBEORT | Berlin |