Siebenbürger Sachsen

deutsche Minderheit in Rumänien
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Die Siebenbürger Sachsen waren eine deutsche Minderheit in Rumänien, im Landesteil Siebenbürgen. 1940 lebten 250.000 Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen. Heute leben nur noch wenige tausend dieser Minderheit nach Abwanderung in die Bundesrepublik Deutschland in Siebenbürgen.

Geschichte

1150 kamen die ersten Siedler von der Mosel (keine Sachsen i.e.S.) in die Region und trugen wesentlich zur Erschließung und Bevölkerung Siebenbürgens, der transsilvanischen Alpen oder der Ostkarpaten bei.

Geisa II. (Géza II.), der König der Ungarn, hatte Mitte des 12. Jh. seinen Einflussbereich Richtung Osten (Siebenbürgen) ausgeweitet. Dort siedelte er Gruppen aus Bayern an, war doch das ungarische Königshaus seit der Jahrtausendwende eng mit Bayern verbunden; schon sein Vorgänger Stephan hatte deutsche Siedler ins Land geholt. Die deutschen Siedler sollten neben den Széklern, die schon vorher in Siebenbürgen ansäßig waren, einen "Grenzwall" fürs ungarische Hinterland bilden, waren doch damals Einfälle der Tartaren noch häufig. (Der letzte große Tartarensturm erfolgte 1241.) Wegen dieser exponierten Stellung erhielten die Sachsen, wie schon früher die Székler, Sonderrechte: Geisa II. versicherte eine völlige Territorialautonomie, die auch später in der „Goldener Freibrief (Adreanum)“ unter Andreas II. erneuert wurden. Neben der freien Nutzung von Gewässern und Wäldern, Zollfreiheit waren die Siedler weder dem Adel noch der Kirche untertan.

Durch diese großzügigen Sonderrechte gelockt, kamen viele Familien aus dem Maas-Mosel-Raum, Flamen, Thüringen, Bayern und dem Rheinland, um in Siebenbürgen ein neues Leben zu beginnen. (Die zweite Welle deutschsprachiger Einwanderer setzte im Barock, zu Zeiten der Gegenreformation ein. In Siebenbürgen, das damals den Status eines Fürstentums hatte, war nämlich allen Glaubensfreiheit zugesichert.) Die Bezeichnung „Siebenbürger Sachsen“ geht wahrscheinlich auf ein sprachliches Missverständnis zurück, denn es war nicht ein Sachse zwischen den Siedlern. Die Siedler nämlich „Sassen“, also Ansässige oder &#8222Saxones (lat. Siedler)&#8220 und diese Worte klingen ähnlich der ungarischen Bezeichnung für Sachse (szász, gespr.: ßaaß). (Die deutschsprachige Minderheit in Ungarn wird bis heute als schwäbisch bezeichnet, obwohl die meisten Gruppen aus dem bairischen Dialektgebiet gekommen waren: Die ersten jedoch waren aus dem Gebiet um Ulm eingewandert, waren also Schwaben.)

Gründe für die Auswanderung

Die Lebensbedingungen der Siedler ihn ihrer Heimat waren schlecht: Der Boden war knapp und deswegen auch die Lebensmittel. In Siebenbürgen war Platz genug. Mit für jene Zeit revolutionären Wirtschaftsweisen (z.B.: Dreifelderwirtschaft) produzierten sie Überschuß an Lebensmitteln, den sie bis nach Westeuropa und Vorderasien verkauften. Des weiteren wurde begonnen die Bodenschätze abzubauen.

Türkeneinfälle

Siebenbürgen war reich an Bodenschätzen (z.B.: Gold, Silber, Tellurerze, Blei, Kupfer, Zinkerze, Steinsalz, Eisen) und war deswegen bei Türken ein sehr begehrtes Gebiet. Im 15. Jahrhundert gab es fünfzehn schwerwiegende Türkeneinfälle mit Brandschatzungen, Menschenraub, Erpressungen, Mord und Verwüstungen ganzer Landstriche.

1437 haben sich das Volk der Székler, der ungarische Adel und die Sachsen zu einer Union (Unio trium nationum) zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen die türkischen Eindringlinge vorzugehen. Die Union errang 1479 den entscheidenden Sieg auf dem Brodfeld. Das gelang ihr vor allem durch einen organisierten Kundschafterdienst und koordinierter militärischer Aktionen. Außerdem wurde ein in Europa einmaliges Netz von befestigten Kirchenburgen und Städten aufgebaut. In Notsituationen fand die Bevölkerung in den Kirchenburgen Platz. Die Kirchenburgen hatten Wehrtürme, mehrere Wehrgeschosse und einen Verteidigungsraum.

Nach einer Ruhepause, in der nur kleinere türkische Einfälle stattfanden, drangen Türken 1529 bis nach Wien ein. Das hatte als folge, dass Ungarn in 3 Teile zerfiel und 150 Jahre von Türken beherrscht wurde. Siebenbürgen konnte zwar als selbstständiges Fürstentum erhalten bleiben, war aber tributpflichtig.

Siebenbürgen im Wandel der Zeiten

Erst das habsburgische Herrschergeschlecht konnte am Ende des 17. Jh. gegen die Türken siegen. Siebenbürgen stand nun unter habsburgischer Herrschaft. Am Ende des 18. Jh. kam Kaiser Joseph II. an die Macht. Im Zuge seiner „Revolution von oben“ erklärte er alle im „Goldenen Brief“ fixierten Rechte für null und nichtig. Die ständische Verfassung und die jahrhundertlange Autonomie wurde endgültig aufgehoben. Kurz vor seinem Tod machte er einige seiner Reformen wieder rückgängig. Die Sachsen sanken zu einer ethnischen und konfessionellen Volksgruppe ab. 1848 griff die Wiener Märzrevolution auf Siebenbürgen über. Ein Bürgerkrieg brach aus. Mit russischer Hilfe gelang es Österreich 1849 die ungarischen Revolutionäre zu schlagen und Siebenbürgen zu erobern. Durch den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn fiel Siebenbürgen 1876 Ungarn zu. Das hatte die endgültige Aufhebung der Selbstverwaltung zur Folge. Aber über die gesamte Zeit haben die Sachsen ihre Traditionen und ihren Glauben bis heute bewahrt.

Siebenbürger Sachsen und Ungarn im 20. Jahrhundert

Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde Siebenbürgen Rumänien zugeordnet. Somit begann eine deutschfeindliche Kampagne von Bukarest aus. Viele Rumänen wurden in Siebenbürgen angesiedelt, bis die Siebenbürger Sachsen zu einer Minderheit wurden. 1944 wurden viele Siebenbürger Sachsen in unfruchtbares Land oder in die Berge vertrieben oder in sowjetische Zwangsarbeitslager deportiert. Von ursprünglich 248.000 Sachsen (1941) sind 91000 Sachsen bis 1948 entweder in den Westen ausgewandert oder umgekommen. 1989 zählte man noch 95000 Sachsen (40%). Vom 1.1.91 bis zum 31.12.92 wanderten noch weitere 75.000 Sachsen aus.

Siebenbürger Sachsen als Gemeinschaft

Während die Siebenbürger Sachsen im Laufe der Geschichte bis zur Wende im Jahre 1989 sich als starke Gemeinschaft verstanden, welche sich erfolgreich gegen Assimilierung wehrte, wird heute (2003) äußerst kontrovers über das eigene Selbstverständnis diskutiert.

Sprache

Die siebenbürgesächsiche Mundart ähnelt in grossen Teilen dem noch heute in Luxemburg gesprochenem "Letzebuergesch".

Autoren der Gegenwart

Bekannte Autoren der Gegenwart sind z.B. Hans Bergel &#8222Wenn die Adler kommen&#8220 oder auch Eginald Schlattner &#8222Der geköpfte Hahn&#8220