Alessandro „Sandro“ Donati (* 14. Juni 1947 in Monte Porzio Catone) ist ein italienischer Sportwissenschaftler, Berater der World Anti-Doping Agency und früherer Leichtathletiktrainer.[1]

Tätigkeit als Trainer
Sandro Donati wurde als Sohn eines Bauern in der Nähe von Frascati geboren. Er war in seiner Jugend selbst ein guter Mittelstreckenläufer, sein Berufswunsch war jedoch Trainer. 1981 wurde er nach siebenjähriger Ausbildung italienischer Nationaltrainer für die Läufer über 800 und 1500 Meter.[2] Kurz nach seinem Amtsantritt als Trainer beim italienischen Verband nahm Professor Francesco Conconi, ein ehemaliger Amateur-Radrennfahrer und Biochemiker, Kontakt zu Donato auf und bot ihm seine Dienste in Form eines Blutdoping-Programms an, was dieser jedoch ablehnte.[2] Nach den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde er deshalb als Trainer für die Mittelstrecken abgelöst, und er übernahm die Kurzstreckenläufer.[2]
Bei den Weltmeisterschaften 1987 in Rom kam es zu einem Skandal, weil der Sprung des italienischen Athleten Giovanni Evangelisti mit 8,38 Metern gemessen wurde, womit er die Bronzemedaille errungen hätte. Es stellte sich im Nachhinein durch Computer-Auswertungen, unter anderem des deutschen Trainers Helmar Hommel, heraus, dass Evangelistis letzter Sprung maximal 7,80 Meter betragen haben konnte, so dass von einer bewussten Fehlentscheidung der Kampfrichter zugunsten ihres Landsmannes Evangelisti, der später seine Medaille zurückgeben musste, ausgegangen wurde.[3] Angeblich war dies auf auf Anweisung des Präsident des Italienischen Leichtathletikverbandes (FIDAL), Primo Nebiolo, geschehen, aber ohne Wissen von Evangelisti. Nebiolo musste anschließend von seinem Amt zurücktreten. Es war Donati, der erste offizielle Zweifel an der Richtigkeit der Messung geäußert und die Aufklärung via Video betrieben hatte; daraufhin wurde er als Nationaltrainer entlassen.[2]
Aktivitäten gegen Doping
1989 verfasste Sandro Donati ein Buch über die Praktiken Conconis (Campioni senza valori = dt. Meister ohne Wert), das jedoch nicht ausgeliefert wurde, weil der Verlag bestochen worden war, wie Donati nach eigener Aussage später in Erfahrung brachte. 1992 wurde er trotzdem Leiter der Wissenschaftskommission des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI) und verfasste zwei Jahre später ein Dossier über die Dopingpraxis im italienischen Sport für den Präsidenten des CONI, Mario Pescante, sowie für dessen Generalsekretär Raffaele Pegnozzi. Er forderte die beiden Funktionäre auf, seine Erkenntnisse weiterzuleiten, damit es zu Anklagen komme, doch sie unternahmen nichts. In dem Dossier finden sich unter anderen neben Conconi (der zu dieser Zeit gemeinsam mit Donati im Anti-Doping-Komitee der CONI saß) die Namen des Arztes Michele Ferrari, des (2013 noch amtierenden) Präsidenten des italienischen Radsportverbandes, Renato Di Rocco, sowie von Rennfahrern, darunter Moreno Argentin, Guido Bontempi, Mario Cipollini, Francesco Moser und Maurizio Fondriest.[4]
Ende 1996 wurde das Dossier weltweit in den Medien veröffentlicht. Die Folge war, dass sich die Arbeitsbedingungen für Donati ständig verschlechterten. Das Budget seine Abteilung wurde von zwei Millionen auf 50.000 Euro gekürzt, von 42 Mitarbeitern verblieben nur noch zwei, die zudem von ihren Kollegen bei der CONI geschnitten wurden, und zeitweise wurden die Telefonleitungen gekappt, so die Angaben von Donati. „Im September 2000 forderte der Präsident des Weltradsportverbandes UCI Hein Verbruggen das CONI auf einer Pressekonferenz auf, mir meinen Arbeitsauftrag zu entziehen, weil ich davon abgeraten hatte, Marco Pantani für das olympische Team in Sydney vorzusehen (er hatte katastrophale Blutwerte, die eher für einen einmonatigen Aufenthalt im Krankenhaus als ein Training für die Olympischen Spiele sprachen).“[5] Zwischen August 1998 und Oktober 2000, so Donati weiter, hätten die ehemaligen Vertreter des Anti-Doping-Labors in Rom und die Leiter der CONI ihm elfmal angedroht, ihn zu verklagen, wozu es jedoch nie kam. Auch wurde versucht, die Urinprobe einer von Donati betreuten Athletin zu manipulieren, um ihn selbst unglaubwürdig zu machen.[5] Zudem stellte sich im Rahmen von Befragungen heraus, dass es deshalb keine Dopingfälle im italienischen Fußball gab, weil die Spieler so gut wie nie getestet wurden.[2] Auf Donatis Bestrebungen wird das strenge Anti-Doping-Gesetz in Italien aus dem Jahr 2000 zurückgeführt.
Im Jahr 2000 verließ Sandro Donati das CONI. Heute (Stand 2013) ist er unter anderem als Berater der World Anti-Doping Agency (WADA) tätig.[6] Im Oktober 2012 kündigte die italienische Skilangläuferin Manuela Di Centa an, Donati wegen Verleumdung zu verklagen, da er sie in einem Dokumentarfilm des Dopings bezichtigt hatte.[7]
Publikationen (Auswahl)
- L'organizzazione dell'allenamento. Società stampa sportiva, Rom 1983.
- Campioni senza valore. Ponte alle Grazie, Florenz 1989.
- Lo sport del doping. Chi lo subisce, chi lo combatte. EGA-Edizioni Gruppo Abele, Rome 2012, ISBN 88-6579-033-4.
Einzelnachweise
- ↑ La scheda di Donati - Consulente dell'agenzia mondiale antidoping. casadellalegalita.info, abgerufen am 22. August 2012 (italienisch).
- ↑ a b c d e The Man who knows too mutch. Chris Harrison writing, März 2003, abgerufen am 28. Januar 2014.
- ↑ Michael Reinsch: Der Riesensatz von Turin. FAZ, 11. März 2009, abgerufen am 28. Januar 2014.
- ↑ Ralf Meutgens: Doping im Radsport. Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-5245-6, S. 71 f.
- ↑ a b Ralf Meutgens: Doping im Radsport. Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-5245-6, S. 74. Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „ralf74“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Donati Report on Trafficking. WADA, Oktober 2009, abgerufen am 28. Januar 2014.
- ↑ Manuela Di Centa verklagt WADA-Berater. Handelsblatt, 4. Oktober 2012, abgerufen am 28. Januar 2014.
Weblinks
- „Doping - ein kollektiver Wahnsinn“ - Interview mit Sandro Donati. Neue Zürcher Zeitung, 25. März 2000, abgerufen am 28. Januar 2014.
- Sandro Donati. Play the Game, abgerufen am 28. Januar 2014.
Personendaten | |
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NAME | Donati, Sandro |
ALTERNATIVNAMEN | Donati, Alessandro |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Sportwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 14. Juni 1947 |
GEBURTSORT | Monte Porzio Catone |