Vorlage:Spoiler-Warnung von Pynchons Büchern.
Thomas Ruggles Pynchon, Jr. (* 8. Mai 1937) ist einer der bedeutendsten englischsprachigen Schriftsteller.
Biografie
Pynchon, der einer alten neuenglischen Familie entstammt (der Name der Familie taucht beispielsweise in Nathaniel Hawthornes Roman Das Haus der sieben Giebel als Pyncheon auf), wurde auf Long Island in Glen Cove, New York als Sohn von Thomas Ruggles Pynchon, Sr. und Katherine Frances Bennett Pynchon geboren. Er studierte Physik und Englisch an der Cornell Universität, wo er Schüler von Vladimir Nabokov war. Er unterbrach das Studium, um zwei Jahre bei der US Navy zu dienen. Nach seinem Abschluss 1958 lebte er ein Jahr in Greenwich Village, wo er an seinem ersten Roman arbeitete. 1960 fing er als technischer Redakteur bei Boeing an. Seit 1962 lebte er, völlig von der Öffentlichkeit abgeschottet, als freier Schriftsteller an der amerikanischen Westküste. Spätestens seit den 1990ern lebt er in Manhattan, New York City, zusammen mit seiner Frau und Agentin, Melanie Jackson und ihrem Sohn, Jackson Pynchon. Es kursieren einige Fotos von ihm. Zu sehen ist er z.B. im Film "A Journey Into The Mind Of [P.]" (2001, Buch und Regie: Fosco und Donatello Dubini), der sein Leben und Werk thematisiert. Zuletzt hatte Thomas Pynchon einen Gastauftritt in einer Episode der Simpsons (Diatribe of a Mad Housewife). Er spricht sich selbst, seine Figur hat allerdings eine Tüte mit einem Fragezeichen über den Kopf gestülpt.
Werk
Ähnlich J.D. Salinger, für den er schon gehalten wurde und der zurückgezogen lebt wie Thomas Pynchon, beschränkt sich sein literarisches Schaffen auf wenige Werke: 5 Romane und einige Kurzgeschichten in 34 Jahren. Seine Bücher zeichnen sich durch stilistische Virtuosität und enzyklopädische Informationsfülle aus. Ein immer wiederkehrender Handlungsfaden Pynchons ist die Suche, wobei letzlich unklar bleibt, ob das Objekt der Suche überhaupt existiert oder nur Einbildung ist. Auch zählen Todessehnsucht, Paranoia und Entropie zu den Hauptthemen in seinen Büchern. Routiniert wechselt er dabei von einer literarischen Gattung in die nächste, ist in der Welt der Comics und Zeichentrickfilme ebenso zu Hause, wie er Technik und Physik mit Religion, Psychologie und Kulturgeschichte in Zusammenhang zu bringen vermag. Sein Werk wurde oft mit dem von James Joyce verglichen. Wegen der Komplexität seiner Bücher gilt er als schwierig zu lesender Autor und ist deshalb der breiten Öffentlichkeit unbekannt.
Sein nächster Roman soll nach Informationen des ehemaligen Staatsministers für Kultur und Medien, Dr. Michael Naumann, der Pynchon persönlich kennt, von der russischen Mathematikerin Sonja Kowalewski handeln, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Göttingen bei dem deutschen Mathematiker David Hilbert studiert hat. Für die Recherchen befand Pynchon sich zeitweise in Deutschland.
V.
Als V. 1963 erschien, brachte es Thomas Pynchon, der bis dahin durch eine Reihe von Kurzgeschichten auf sich aufmerksam gemacht hatte, auf Anhieb den Ruf eines der bedeutendsten Gegenwartsautoren ein. Er erhielt dafür im gleichen Jahr den William Faulkner Foundation First Novel Award für den besten Roman des Jahres und den besten Erstling der Literaturgeschichte.
Das Buch handelt von zwei gegensätzlichen Figuren: Benny Profane und Herbert Stencil. Profane lebt im New York der 50er Jahre und läßt sich durch sein Leben treiben. Ihm gegenüber steht die Suche Herbert Stencils nach V., einer geheimnisvollen Frau, die in kritischen Perioden der europäischen Geschichte in verschiedenen Gestalten auftaucht und im Leben von Stencils Vater, einem ehemaligen britischen Geheimagenten eine besondere Rolle gespielt hat. Die Handlung in diesem Teil der Geschichte spielt an den verschiedensten Plätzen der Erde, vom Ägypten des Jahres 1898 über Florenz ein Jahr später, Paris im Jahr 1913, Deutsch-Südwestafrika 1922, Malta im zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart.
Die Versteigerung von № 49 (engl. The Crying of Lot 49)
1966 erschien Pynchons zweiter Roman, der mit Vineland zu seinen zugänglicheren Büchern gehört. Es erhielt den Richard and Hilda Rosenthal Foundation Award.
Im Umfang eher klein, behandelt das Buch im wesentlichen die Suche von Oedipa Maas, die als Testamentsvollstreckerin für Pierce Inverarity eingesetzt worden ist, einem Ex-Liebhaber von ihr. Im Laufe der Ereignisse stellt sich heraus, daß es anscheinend ein von der offiziellen Welt losgelöstes, geheimes Post- und Kommunikationsnetz gibt, das die Bezeichnung W.A.S.T.E. trägt (We Await Silent Tristero's Empire), wobei Tristero ein anarchistisches Netzwerk ist, das durch die Jahrhunderte hinweg existiert hat und die existierende Gesellschaftsordnung zu zerstören trachtet. Während die Hinweise immer dichter werden, konkrete Anhaltspunkte Oedipa aber gleichzeitig immer wieder im letzten Moment entgleiten, dämmert ihr (und dem Leser), dass es sich genau so gut um eine Wahnvorstellung handeln könnte und daß diese Frage für das Subjekt praktisch unentscheidbar ist.
Die Enden der Parabel (engl. Gravity's Rainbow)
Der Roman Die Enden der Parabel (womit die mathematische Parabel als Flugbahn gemeint ist) erschien 1973 und gilt als Pynchons Hauptwerk. Er wurde 1974 mit dem National Book Award ausgezeichnet. Im gleichen Jahr sollte er nach einstimmigem Beschluß der Jury den Pulitzer-Preis für den besten Roman erhalten. Das Vergabekomitee widersetzte sich jedoch diesem Beschluß, erklärte das Buch für obszön und unlesbar, und so wurde der Preis in diesem Jahr nicht vergeben.
Es ist schlechthin unmöglich, eine Inhaltsangabe des Romans zu liefern, da er sich in zahllosen in einander verschlungenen Handlungssträngen verliert. Zudem ist nie klar, welche Episoden sich tatsächlich ereignen, welche geträumt oder im Drogenrausch halluziniert werden. Es gibt an die 400 Personen, von denen manche wieder verschwinden, einige hundert Seiten später aber unvermittelt wieder aufzutauchen. Pynchon verlangt dem Leser ständige Wachsamkeit ab.
Die Ereignisse in Die Enden der Parabel spielen sich größtenteils in den Kriegsjahren 1944 und 1945 ab. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht immer wieder die deutsche V2-Rakete. Die Handlung setzt im London zur Zeit der Raketenangriffe ein und einer der Handlungsstränge handelt von Tyrone Slothrop, der als eine Art übersinnliche Begabung mit einer Erektion auf sich nähernde V2 reagiert. Im Verlauf der Ereignisse stellt sich heraus, daß Slothrop als Kind von dem Wissenschaftler Laszlo Jamf auf einen neuen Kunststoff der IG Farben, Imipolex G, konditioniert worden ist, der später dann auch im Schwarzgerät, der Rakete mit der Seriennummer 00000, verarbeitet wurde. Ein großer Teil des Buches behandelt Slothrops Reise durch Deutschland (im Buch Die Zone genannt) auf der Suche nach seiner Identität und dem S-Gerät.
Gravity's Rainbow ist außerdem mit zahllosen mehr oder minder obskuren Querverweisen gespickt. Einige immer wiederkehrende Motive sind die Kabbala, Astrologie, Tarot und andere esoterische Geheimwissenschaften, germanische, griechische und Herero-Mythologie, puritanische Theologie, die Opern von Rossini und Wagner, die Operetten von Gilbert und Sullivan, die Lyrik Rilkes und d'Annunzios, Kohlenstoffderivate sonder Zahl, die Geschichte der IG Farben, Statistik, Stochastik und Ballistik, die pawlowsche Konditionierung, King Kong, Dumbo und Der Zauberer von Oz, und nicht zuletzt Schweine - Pynchons Lieblingstiere.
Spätzünder (engl. Slow Learner)
Vineland
Mason & Dixon
Mason & Dixon, das 1997 erschien, ist die Geschichte einer Männerfreundschaft. Sprachlich im Stil des 18. Jahrhunderts gehalten, erzählt es die Geschichte der Zusammenarbeit von Charles Mason und Jeremiah Dixon, die unter anderem zwischen 1763 und 1769 gemeinsam die Mason-Dixon-Linie vermaßen.
Hörbuch
- Denis Scheck: Thomas Pynchon - Eine Rasterfahndung (2000)
Weblinks
- Die sauberen Schweine - Eine akkumulative Lektüre zu Thomas Pynchons Gravity's Rainbow (Die Enden der Parabel, 1973)
- Informationen zum Film "A Journey Into The Mind Of (P.)"
- Thomas Pynchon bei "The Modern Word" (engl.)
- HyperArts Pynchon Pages (engl.)
- The Pynchon-L mailing list (engl.)
- San Narciso Pynchon Page (engl.)