Erste Tschechoslowakische Republik

historischer Staat
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Die Erste tschechoslowakische Republik ( Tschechisch / Slowakisch: první republika), bezieht sich auf die erste Zeit des tschechoslowakischen Staates, der von seiner Unabhängigkeit von 1918 bis zum Münchner Abkommen 1938 existierte. Der Staat wird auch in der Literatur gelegentlich als "erste Republik" bezeichnet. Sie wurde aus Böhmen, Mähren, Schlesien, der Slowakei und der Karpatenukraine gegliedert.

Nach 1933 blieb die Tschechoslowakei die einzige funktionierende Demokratie im zentralen- und östlichen Europa. Unter dem Druck der sudetendeutschen Minderheit im Lande, und unterstützt vom benachbarten Nazi-Deutschland wurde die Tschechoslowakei gezwungen, das Sudetenland Deutschland am 1. Oktober 1938 als Teil des Münchner Abkommens abzutreten. Auch der südliche Teil der Slowakei musste Ungarn und die Region Osla in Schlesien an Polen abgetreten werden. Diese Ereignisse und Gebietsverluste beendeten die Ära der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Sie wurde durch die Zweite tschechoslowakische Republik ersezt, die aber nur weniger als ein halbes Jahr existierte. Bis heute wird die Bezeichnung Erste Republik in allen ehemaligen Landesteilen positiv aufgefasst.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Tschechoslowakei

 
Am 28. Oktober 1918 wurde die Erste Tschechoslowakische Republik ausgerufen

Die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei wurde am 28. Oktober 1918 verkündet, nämlich vom tschechoslowakischen Nationalrat in Prag. Die verschiedenen Volksgruppen und Gebiete mit unterschiedlichen historischen, politischen und wirtschaftlichen Traditionen wurden in den Staat gegliedert, die in einer neuen Staatsstruktur gemischt werden. Der Ursprung der Ersten Republik liegt im Ersten Weltkrieg und den Verträgen von Versailles. Die vollständigen Grenzen des Landes und die Organisation seiner Regierung wurden schließlich in der neuen tschechoslowakischen Verfassung von 1920 geregelt. Tomáš Garrigue Masaryk wurde noch während des Kriegs von den Alliierten als der Führer der provisorischen tschechoslowakischen Regierung anerkannt, und im Jahre 1920 wurde er zum ersten Staatspräsidenten des des Landes gewählt. Er wurde 1925 und 1929 wiedergewählt und war bis zum 14. Dezember als Präsident aktiv, bis er wegen seiner schlechter Gesundheit zurücktrat. Edvard Beneš wurde sein Nachfolger . Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde im März 1938 die Annexion des Sudetenlandes angestrebt. Als Vorwand wurden angebliche Übergriffe auf die deutsche Bevölkerung benutzt. Das spätere Münchner Abkommen und der erste Wiener Schiedsspruch beendeten die Erste Republik.

Geographie

 
Tschechoslowakei 1920–1938

Die Erste Republik bestand aus einem tschechischen, einem slowakischen und noch einem karpatenrussischen Landesteil (Podkarpatská Rus, Karpatoukraine, heute Karpatenukraine).

Der tschechische Teil wurde aus den Ländern Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien gebildet. Dieses bestand seinerseits aus dem ehemaligen Österreichisch-Schlesien und dem vorher preußischen Gebiet um Hultschin, aber ohne einen Gebietsstreifen östlich von Teschen, der an Polen fiel, das sogenannte Olsagebiet. Der Charakter der Landschaft in den einzelnen Landesteilen der ersten Republik war sehr unterschiedlich. Das westliche Gebiet war ein Teil des nord-mitteleuropäischen Oberlandes. Der Staat hatte von 1918 bis 1938 Grenzen zu Österreich, Ungarn, Rumänien, zu Deutschland und zu Polen.

Gliederung

 
Die historischen Länder der Tschechoslowakei 1928
 
Die historischen Länder des Landes (mit Wappen)

Das Staatsgebiet der Ersten Tschechoslowakischen umfasste die fünf historischen Länder Böhmen, Mähren und Tschechisch-Schlesien und dazu die Slowakei und noch Karpatenukraine. In der Verfassung von 1920 gliederte sich die Republik zusätzlich in sogenannte Regionen (kraje).

Beschreibung der historischen Länder von 1935:

1. Böhmen

Fläche: 52.065 km²

Hauptstadt: Prag

Bevölkerung: ca. 4.3 Mio

2. Mähren

Fläche: 22.233 km²

Hauptstadt: Brno

Bevölkerung: ca. 3.7 Mio

3. Tschechisch-Schlesien

Fläche: 4,459 km2

Hauptstadt: Ostrava

Bevölkerung: ca. 1. Mio

4. Slowakei

Fläche: 49'036 km²

Hauptstadt: Bratislava

Bevölkerung: ca. 3,1 Mio

5. Karpatenukraine

Fläche: 12.777 km²

Hauptstadt: Uschhorod

Bevölkerung: ca. 0.560 Mio

Klima

Das Wetter war überwiegend kontinental, aber abwechslungsreich von der moderaten Temperatur von Westeuropa im Westen des Landes, bis zu schwerem Wetter im Osten und der Kälte im Ukrainischen Teil.

Topographie

Das Land war in der Regel auf ein unregelmäßiges Gelände oder Gebiet verteilt. Der westliche Bereich war Teil des nördlich-zentralen europäischen Hochlandes. Die östliche Region bestand aus den nördlichen Ausläufern der Karpaten und Donau –Becken.

Bevölkerung

Ethnische Gruppen

 
Sprachenverteilung in der Tschechoslowakei um 1930
Nationalitäten der Tschechoslowakei 1921[1]
Nationalität Einwohner relative Anzahl
Tschechoslowaken1 8,761 Mio. 64,35 %
Deutsche 3,123 Mio. 22,94 %
Ungarn 0,745 Mio. 5,47 %
Russen (Großrussen, Ukrainer, Karpatorussen)2 0,461 Mio. 3,38 %
Juden 0,180 Mio. 1,32 %
Ausländer3 0,238 Mio. 1,74 %
Polen und andere 0,102 Mio. 0,75 %
Gesamteinwohnerzahl 13,613 Mio. 100 %

Nationale Streitigkeiten entstanden aufgrund der Tatsache, dass die tschechische Mehrheit immer mehr Positionen in der Zentralregierung und anderen nationalen Institutionen besetze, die alle ihren Sitz in der böhmischen Hauptstadt Prag hatten. Die slowakische Mittelklasse war, weil Ungarn, Deutsche und Juden zuvor die meisten Verwaltungs-, Berufs- und Handelspositionen verwalteten, das Ergebnis der Domination der Tschechen in die Abschiebung auf einfache Berufe in der Unterklasse. Die Position der jüdischen Gemeinde, vor allem in der Slowakei und Tschechien wurde zunehmend immer mächtiger, so das es die jüdische Partei auf 21. Sitze im Parlament brachte und zum Zionismus aufschaute. Außerdem war die meiste Industrie der Tschechoslowakei in Böhmen und Mähren, somit hatten andere ethische Gruppen fast keine Möglichkeit dem Staat irgendwie wirtschaftlich zu helfen. Durch die zentrale politische Struktur der Tschechoslowakei entstand starker Nationalismus in der nicht-tschechischen Bevölkerung und wurde durch mehrere Parteien und Bewegungen mit dem Ziel, eine Autonomie zu erhalten, ausgedrückt, wie die gebildete Sudetendeutschen Partei unter der Leitung von Konrad Henlein und der Slowakischen Volkspartei Hlinkas unter der Leitung von Andrej Hlinka. Die deutsche Minderheit in Sudetenland forderten eine Autonomie von der tschechischen Regierung, weil sie behaupteten unterdrückt zu wurden. In den Parlamentswahlen 1935, erhielt die neu gegründete Sudetendeutsche Partei, angeführt von Konrad Henlein und durch Nazi-Deutschland finanziert, erhielt mehr als zwei Drittel der sudetendeutschen Stimmen. Als Folge verschlechterten sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei weiter.

Religionen

Datei:SpiraBenes.jpg
Staatspräsident Edvard Beneš und Rabbiner Chaim Elazar Spira (1935)

Die konfessionelle Vielfalt der Ersten Republik war einzigartig in Europa. Das Spektrum der in der Tschechoslowakei vertretenen Religionen reichte vom Judentum (im Zeitraum 1920–1935 stieg die Anzahl der Juden von anfangs nur etwa 180.000 auf rund 400.000) über den Protestantismus, Katholizismus und die Orthodoxie bis zum Islam und ca. 24 % Atheismus.

Gebietsgewinne

In den Friedensverträgen

 
Das Oslagebiet

Am 23. Januar 1919 um 11.00 Uhr in Cieszyn trafen sich der polnische Kommandeur Franciszek Latinik und der tschechoslowakische Offizier Josef Šnejdárek mit einer Gruppe von ausländischen Offizieren, diese Gruppe bestand aus Deutschen, Briten, Franzosen, Italienern und US-Vertretern (auf Antrag der tschechoslowakischen Partei). Der polnischen Seite wurde ein Ultimatum gestellt, dass sie den Bereich beim Fluss Biała in weniger als zwei Stunden zu evakuieren habe. Nach Ablauf dieser Zeit begann die tschechoslowakische Armee um 13.00 Uhr mit der Besetzung der Gebiete Bohumín und Karviná. Aus dem Osten, zur gleichen Zeit, begann ein Angriff von italienischen Legionär Einheiten. Die die tschechoslowakische Armee nach vorne bewegten, und das Oslagebiet ohne einen Kampf am 27. Januar 1919 besetzten. Die polnischen Truppen zogen sich in den Fluss Weichsel zurück. Am 30. Januar 1919 erhielt General Josef Šnejdárek den Auftrag, die Weichsel zu überqueren und die Bahnstrecke zwischen Bohumín und Jablunkov tschechoslowakisch zu sichern. Sie überquerten den Fluss und die polnischen Truppen zogen sich erneut zurück, diesmal bis nach Skoczów, wo die Frontlinie ins Stocken geraten war. Weitere tschechoslowakische Verstärkung traf in dieser Zeit ein, die Šnejdárek einen Vorteil gegenüber der polnischen Einheiten gab. Die tschechoslowakische Armee war nun bereit für einen Angriff auf Skoczów. Da man die Annahme hatte, dass es einen Zusammenbruch der polnischen Verteidigung geben würde.

Am 31. Januar 1919, wurde wegen des Drucks der ausländischen Vertretern der Angriff auf Skoczów abgebrochen, und die tschechoslowakische Armee hörte auf zu kämpfen. Sie zog sich dan zurück und eine neue Grenze zwischen der Ersten Republik und der Zweiten Polnischen Republik wurde im tschechoslowakischen-polnischen Vertrag festgelegt, dieser wurde am 3. Februar 1919 in Paris abgeschlossen. Das Oslagebiet fiel 1938 wieder den Polen in die Hände und war einer der vielen Gebietsverluste.

Politik

 
Tomáš Garrigue Masaryk war von 1938 bis 1935 tschechoslowakischer Staatspräsident in der Ersten Republik

Zu einem großen Teil wurde die tschechoslowakische Demokratie vom Präsidenten Masaryk beeinflusst, indem er als einer der Hauptgründungsvater der Republik großes Ansehen genoss und ähnlich wie George Washington in den Vereinigten Staaten verehrt wurde. So schien es als würde Masaryk scheinbar alle unlösbaren politischen Probleme überwinden oder sogar lösen. Masaryk ist bis heute immer noch das Symbol der tschechoslowakischen Demokratie. In der Verfassung von 1920 wurde die vorläufige Verfassung von 1918 in ihren Grundzügen ersetzt. Der tschechoslowakische Staat wurde als parlamentarische Demokratie konzipiert, in deren erster Linie die Nationalversammlung stand, bestehend aus dem Senat und dem Abgeordnetenhaus, dessen Mitglieder auf der Grundlage gewählt werden mussten. Die Nationalversammlung war verantwortlich für die legislative Initiative und wurde Aufsicht über die gegebene Exekutive und Judikative. Alle sieben Jahre wurde ein neuer Präsident gewählt und mit dem von ihm ernannten Kabinett bestätigt. Die Verfassung von 1920 wurde für die Zentralregierung bereitgestellt, um ein hohes Maß an Kontrolle über die lokale Regierung auszuüben.

Von 1928 bis 1939 wurde die Tschechoslowakei in die fünf "Länder" unterteilt (tschechisch : "země", also aus Böhmen, Mähren, Schlesien, der Slowakei und der Karpatenukraine. Obwohl im Jahr 1927 Baugruppen nur für Böhmen, die Slowakei und die Karpatenukraine vorgesehen waren, wurde ihre Zuständigkeit auf die Anpassung von Gesetzen und Verordnungen der Zentralregierung auf die lokalen Bedürfnisse beschränkt.

Die Verfassung identifiziert den "Tschechoslowakismus", als Hauptbestandteil des tschechoslowakischen Staates und etablierte die Tschechische und Slowakische Sprache als Amtssprache . Das Konzept der tschechoslowakischen Nation war notwendig, um die Gründung der Tschechoslowakei gegenüber der Welt zu rechtfertigen, da sonst die statistische Mehrheit der Tschechen im Vergleich zu den Deutschen eher schwach wirken würde, und es hatte mehr Deutsche im Staat als Slowaken. Die Nationalen Minderheiten standen unter besonderem Schutz der Behörden; in Bezirken, in denen sie mehr als 20% der Bevölkerung ausmachte wurde den Mitgliedern von Minderheitengruppen die volle Freiheit gewährt, ihre Sprache wurde im Alltag ausgeübt, in der Schule wurde sie auch gewährt.

Der Betrieb der neuen tschechoslowakischen Regierung wurde durch Stabilität ausgemacht. Weitgehend dafür verantwortlich waren die gut organisierten politischen Parteien, die als die eigentlichen Machtzentren entstanden. Ohne Berücksichtigung der Zeit von März 1926 bis November 1929, als die Koalition ersezt werden musste, wurde eine neue Koalition von fünf tschechoslowakischen Parteien gebildet diese bildeten später das Rückgrat der Regierung. Folgende Parteien waren das:

Die Demokratie in der Ersten Republik wurde im Laufe immer wieder durch ungarische Parteien beschädigt und offen als feindselig gesehen.

Außenpolitik

 
Edvard Beneš (1884–1948) (damals Außenminister)

Edvard Beneš war von 1918 bis 1935 tschechoslowakischer Außenminister und erstellte das System der Allianzen, das die internationale Haltung der Republik bis 1938 bestimmte. Er war ein demokratischer Staatsmann der westlichen Orientierung und verließ sich stark auf den Völkerbund als Garant für die Sicherheit des neu gegründeten Staates. Er fädelte Militärbündnisse mit Jugoslawien und Rumänien aus und bekämpfte im Jahr 1921 den ungarischen Revanchismus und die sogenannte Habsburg Restaurierung. Er versuchte zusätzlich Verträge mit Großbritannien und Frankreich auszuhandeln, und suchte ihre Hilfszusagen für den Fall einer Aggression gegen die kleine, demokratische Tschechoslowakei. Als im Jahr 1933 Adolf Hitler an die Macht kam, hatte der Staat große Angst vor einer deutschen Aggression und lehnte sich an die Sowjetunion an. Dabei schlossen die Sowjetunion und die Tschechoslowakei 1935 Verträge für gegenseitige Hilfe. In 1935 als Beneš Präsident wurde, übernahm der Ministerpräsident Milan Hodža das Außenministerium. Hodžas Bemühungen Allianzen in Zentraleuropa zu stärken kamen zu spät. Im Februar 1936 kam das Außenministerium unter die Leitung von Kamil Krofta, einem Anhänger der Beneš-Linie.

Verfassung der Ersten Tschechoslowakischen Republik von 1920

Nachdem die, von den Verträgen bestimmte, tschechoslowakische Verfassung von 1918, Ende 1919 außerkraftsetzt wurde etablierte sich der Staat als Republik und Demokratie mit der Gründung der Verfassung von 1920. Die Verfassung wurde von der Nationalversammlung am 29. Februar 1920 verabschiedet und ersetzte so die vorläufige Verfassung die eben am 13. November 1918 verabschiedet wurde. Die Verfassung wurde nach den Verfassungen der westlichen Vorbilder etabliert, die den Test der Zeit bis zum totalen Ende 1939 bestanden hatte. Zu den bemerkenswertesten Einflüssen zählten die des Vereinigten Königreichs, der USA und Frankreichs. Das Regierungssystem der eingeführten Verfassung machte aus der Ersten Republik die am meisten westlich orientierte Demokratie aller zentralen und osteuropäischen Staaten in der Zwischenkriegszeit. Die Verfassung sah nicht nur ein Parlament, sondern auch einen freien gewählten Präsidenten und dessen Kabinett und eine unabhängige Justiz, vor.

Staatsform

1918–1938: Republik

Die Erste Republik wurde in beiden Verfassungen von 1918 und 1920 als Republik proklamiert. Die eine republikanische Demokratie sein sollte, im Gegensatz zu Polen hatte sich der junge Staat den Ruf einer republikanischen Demokratie bewahrt und viel bis 1939 keiner Diktatur zum Opfer.

Offizielle Bezeichnung der Republik

Die offizielle Bezeichnung war von 1918 bis 1938 Tschechoslowakische Republik (ČSR, anfangs RČS); bis 1920 existierte die Kurzform Tschecho-Slowakei, doch mit dem Landesnamen war die Karpatenukraine sehr unzufrieden und deren Vertretung setzte sich bis 1920 für einen sogenannten Unionsnamen ein und schlug den Vorschlag: Karpatisch-Tschechoslowakische Union oder Nation (selten auch noch Republik) vor. Alle Vorschläge wurden abgelehnt.

Regierung

Staatssymbole

Flagge

Es wurde in der Republik lange überlegt, welche Flagge der neue Staat haben solle. Seit 1918 wurden vorläufig verschiedene Formen der traditionellen weiß-roten böhmischen Flagge verwendet. 1918 wurde sie zur Flagge der Tschechoslowakei erklärt. Das wiedergegründete Polen führte aber fast die gleiche Flagge. Nur durch das Seitenverhältnis von 5:8 statt 2:3 konnte man beide Flaggen unterscheiden. Zwei Jahre später, am 30. März 1920, wurde am linken Rand der Flagge ein blaues gleichschenkliges Dreieck für die Slowakei eingefügt. Das Blau entstammt der slowakischen Flagge. Nach anderen Quellen ist die blaue Farbe dem Wappen Mährens entnommen. Die Flagge blieb trotz des Untergangs der Ersten Republik erhalten.

Wappen

Nach der Auflösung Österreichs-Ungarns und nach Provisorien in den ersten zwei Jahren der Republik wurden in der Verfassung vom 29. Februar 1920 drei Wappen konstruiert, wobei das Grosse Wappen das offziel alleinige Wappen der Ersten Tschechoslowakischen Republik war und erst 1945 durch das Wappen der Dritten Tschschoslowakischen Republik ersetzt wurde. Die Streitigkeiten setzen sich wie bei der Flagge weiterhin fort und waren auch in der Zweiten Republik Thema der autonomen Provinzen.

Militär

Die Erste Republik hatte eine Armee die rund 1.350 Mio Soldaten und zusätzlich noch 50.000 Reservisten hatte (stand 1935), in ca. 80 Infanteriedivisionen, 23 Kavalleriebrigaden und 12 Panzerbrigaden, sowie Artillerien-Einheiten aus Frankreich und Großbritannien. Die Einheiten wurden für wegen des hohen Bundesbudgets gut ausgerüstet und hervorragend ausgebildet. Das Oberkommando war vor allem in Jugoslawien sehr angesehen und schloss so ein Bündnis mit Rumänien und Jugoslawien. Die Verteidigungspläne waren durch den tschechoslowakischen Wall vorerst gesichert. Der Verteidigungshaushalt war nicht begrenzt und wurde durch die eigene Herstellung von Waffen nicht belastet und erlaubte einen großen Spielraum an anderen militärischen Sachen. Hitler hatte durch das Münchner Abkommen einen Großteil des tschoslowakischen Walls bekommen und konnte so 1939 die fast wehrlose Tschoslowakei problemlos einnehmen. Nach dem Februarumsturz 1948, begann Benes Nachfolger Klement Gottwald mit der Abrüstung der wieder auf fast 1,3 Mio Soldaten aufgerüsteten Armee und rüstete sie etwa auf nur noch 230,000 Mann ab. Die Wehrpflicht blieb wie zuvor erhalten.

Bildung

Die Erste Tschoslowakische Republik baute ihr Hochschulwesen schnell aus. So kamen zu den bereits existierenden Universitäten in den Großstädten auch neue Universitäten und es wurde 1919 ein Rahmengesetz für die Hochschulen erlassen. 1921 waren ein Viertel der Bevölkerung Analphabeten, wobei sich die Verteilung sehr stark unterschied. Im zuvor ungarischen Osten, also der Karpatenukraine, waren dies bis zu 60 %, im tschechischen Teil Böhmens lediglich 0,75 %. In der Slowakei wurde zusätzlich 1919 die bis dahin nicht bestehende allgemeine Schulpflicht eingeführt womit sich innerhalb von vier Jahren die Zahl der Lehrer als auch Schüler um zwei Drittel stieg.

Grundschulen waren vor allem Grund- und Mittelschulen vertreten. Es gab auch Zentralschulen dann Gymnasium (in der klassischen oder realen Form. Weitere Schulen waren: Wirtschaftsschulen, Wirtschaft- (Landwirtschaft) und Industrieschulen.

Am allgemeinen Übergang zwischen mittleren und höheren Schulen waren vielfältig höheren berufsbildenden Schulen und Hochschulen vertreten. Es gab eine Staatsschule für Angewandte Kunst in Prag, des Staats Konservatoriums in Prag (in Tschechische und Deutsch), Brno und Bratislava, Pädagogische Akademien, die auch in Prag (in Tschechisch und Deutsch), Brno und Bratislava, Hochschule für Sozialwesen in Prag, das Staatsarchiv wurde in einigen Prager Schulen oder in staatlichen Schulbibliotheken in Prag aufbewahrt.

Hochschulen

Kulturelle Blütezeit in der Ersten Republik

Seit der Nationalen Geburt 1918 wuchs die Kultur und der Nationalismus der jungen Republik auf ungeahnte Höhen und wirkte sich dabei auf die Weltliteratur sowie Kunst und das Theater aus. Der sogenannte Tschechoslowakismus, der das System zusammenhielt und die Grundlage schafte, bestand bis 1938 ununterbrochen weiter und wird bis heute positiv wahrgenommen.

Sport

 
Eishockeyspiel zwischen der ČSR und Deutschland

Die Tschechoslowakische Fußballnationalmannschaft war mit vier Auftritten bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 sehr angesehen und belegte den zweiten Platz für die Erste Republik.

Wirtschaft

Die neue Nation hatte eine Bevölkerung von über 14,8 Millionen zusätzlich waren es 70 bis 80 % der gesamten Industrie des zusammengebrochenen österreichisch-ungarischen Reiches, die im neuen Staat verblieben, einschließlich der Porzellan -und Glasindustrie und den Zuckerfabriken, mehr als 40% aller Brennereien und Brauereien, die produzierte Militärrüstung, Lokomotiven, Autos und Maschinen, und die chemische Industrie in Nord Böhmen. Siebzehn Prozent der ungarischen Industrie, die das Königreich in der Slowakei während des späten 19. Jahrhunderts entwickelt hatte, fiel auch der Republik zu. Die Tschechoslowakei war der weltweit am 10. meisten industrialisierte Staat und von 1920 bis 1935 sogar der 9. reichste Staat der Welt. Die tschechischen Länder wurden dabei weit mehr als die Slowakei industrialisiert. In Böhmen, Mähren und Schlesien, wurden 39% der Bevölkerung des Staates in der Industrie und 31% in der Landwirtschaft beschäftigt. Die meisten Leicht- und Schwerindustrien waren im Sudetenland und wurden meistens Deutschen oder von deren Banken gesteuert. Tschechen machten nur 20 bis 30% der gesamten Industrie aus. In der Slowakei wurden nur 17,1% der Bevölkerung in der Industrie beschäftigt, dafür aber 60,4% in der Land- und Forstwirtschaft. Nur 5% der gesamten Industrie in der Slowakei war in slowakischen Händen. Die gesamte Karpatenukraine war im wesentlichen ohne Industrie und lebte nur vom Tourismus. In der Landwirtschaft wurde, nach der Staatsgründung, ein Reformprogramm eingeführt, das die ungleiche Verteilung von Wirtschaft beheben sollte.

Versuchte Restaurierung der Ersten Republik in der Dritten Tschechoslowakischen Republik

Nach der Befreiung und der Wiedergründung der Republik, also in der Dritten Tschechoslowakischen Republik, hatte der damalige Staatspräsident Edward Benes, das Bedürfnis, die Demokratie und Wirtschaft, so wie in der Ersten Republik wiederzugründen. Diese Schritte wurden jedoch Teilweise durch die Sowjetunion und die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSC) behindert. Nach dem Februarumsturz wurde diese Form nicht mehr angestrebt.

siehe auch

Literatur

  • Spencer Tucker, Priscilla Mary Roberts: Encyclopedia of World War II. ABC-CLIO, 2005, ISBN 1-57607-999-6.
  • Stanisław Zahradnik, Marek Ryczkowski: Korzenie Zaolzia. PAI-Presse, Warszawa/ Prag/ Trzyniec 1992, OCLC 177389723.
  • Kazimierz Grzybowski: Continuity of Law in Osteuropa. In: American Journal of Comparative Law. B. 6, 1957, S. 47–78. http://jstor.org/ (abgerufen 9. September 2007).
  • Bernd Rill: Böhmen und Mähren – Geschichte im Herzen Mitteleuropas. 2 Bände, Katz, Gernsbach 2006, ISBN 3-938047-17-8.
  • Jörg K. Hoensch: Geschichte der Tschechoslowakischen Republik 1918–1978. Stuttgart 1992, ISBN 3-17-011725-4.
  • Richard Lein: Das militärische Verhalten der Tschechen im Ersten Weltkrieg. Dissertation an der Universität Wien 2009
    • Buchausgabe: Pflichterfüllung oder Hochverrat? Die tschechischen Soldaten Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg. Lit, Wien 2011, ISBN 978-3-643-50158-5.
  • Karl-Peter Schwarz: Tschechen und Slowaken – Der lange Weg zur friedlichen Trennung. Wien 1993, ISBN 3-203-51197-5.
  • Volker Zimmermann: Eine sozialistische Freundschaft im Wandel. Die Beziehungen zwischen der SBZ/DDR und der Tschechoslowakei (1945–1969). Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0296-1.
  • Antonín Klimek: Velké dějiny zemí Koruny české. Band 13: 1918–1929. Prag 2000, ISBN 80-7185-328-3.
  • Antonín Klimek, Petr Hofman: Velké dějiny zemí Koruny české. Band 14: 1929–1938. Prag 2002, ISBN 80-7185-425-5.
  • Zdeněk Beneš (Hrsg.): Geschichte verstehen. Die Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen in den böhmischen Ländern 1848–1948. Gallery, Prag 2002, ISBN 80-86010-66-X.
  • Rüdiger Alte: Die Außenpolitik der Tschechoslowakei und die Entwicklung der internationalen Beziehungen 1946–1947. Oldenbourg München 2003, ISBN 3-486-56617-2.
  • Zdeněk Kárník: Malé Dejiny Československé (1867–1939). Dokořán, Praha 2008, ISBN 978-80-7363-146-8. (tschechisch)
  • Věra Olivová: Dejiny první republiky. Karolinum, Praha 2000, ISBN 80-7184-791-7. (tschechisch)
  • Ferdinand Peroutka: Budování STATU I.-IV. Academia, Praha 2003, ISBN 80-200-1121-8. (tschechisch)
  • František Moravec: Spion jemuž nevěřili. Academia, Praha 2002, ISBN 80-200-1006-8. (tschechisch)
  • Mark Axworthy: Axis Slovakia : Hitler's Slavic wedge, 1938-1945. Axis Europa Books, Bayside, NY 2002, ISBN 1-891227-41-6.
Commons: Erste Tschechoslowakische Republik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quellen der Volkszählungsergebnisse: Československá republika – obyvatelstvo. In: Ottův slovník naučný nové doby (Anfang der 1930er Jahre) und infostat.sk
  2. Milan Majtán: Názvy obcí Slovenskej Republiky, Bratislava 1998.
  3. users.prf.cuni.cz