Stammesherzogtum Sachsen

mittelalterliches Herzogtum zwischen Niederrhein, Unterelbe und Eider bis 1180
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Das Herzogtum Sachsen lag im Gebiet der heutigen Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Heinrich der Löwe erweiterte die Gebiete nach Osten und eroberte Mecklenburg und Vorpommern.


Zur Vorgeschichte des Herzogtums Sachsen siehe Sachsen (Volk). Zur weiteren Entwicklung Sachsens siehe:

Geschichte

  • Um 200 - 400 breiten sich die Stämme der Sachsen von ihren ursprünglichen Wohnsitzen nördlich der Elbe nach Süden bis in das heutige Westfalen und Ostfalen aus.
  • Um 530 erreichen die Sachsen den Rhein.
  • 531 zerstören Franken und Sachsen gemeinsam das Reich der Thüringer. Sachsen siedeln sich auch im Gebiet bis zur Unstrut an.
  • Im 7. Jahrhundert beginnen die Sachsen, Herzöge zu wählen.
  • 718 Der fränkische Hausmeier Karl Martell unternimmt einen Kriegszug gegen die Sachsen, da diese den Neustriern halfen.
  • 743 Der fränkische Hausmeier Karlmann greift die Sachsen an, da diese Herzog Odilo von Bayern geholfen hatten.
  • 772-804 führt Kaiser Karl der Große einen 32 Jahre währenden Krieg gegen das Herzogtum Sachsen.
    • 772 Karl beginnt den Krieg gegen die Sachsen, erobert die Eresburg (heute Obermarsberg bei Paderborn) und zerstört den Irminsul, ein sächsisches Heiligtum.
    • 773 Karl zieht nach Italien. Die Sachsen nutzen die Gelegenheit und erobern die Eresburg zurück.
    • 774/775 Karl unternimmt einen neuen Kriegszug gegen die Sachsen. Er erobert erneut die Eresburg, dazu die Sigiburg. Bei Höxter geht er über die Weser und zieht gegen die Ostfalen.
    • 776 Karl muss wieder nach Italien. Die Sachsen lassen auch diese Gelegenheit nicht ungenutzt und erobern die Eresburg und die Sigisburg erneut zurück.
    • 777 Karl hat inzwischen in Paderborn die Karlsburg erbauen lassen, um seine Herrschaft in Westfalen abzusichern. Dort hält er Heerschau. Einige Sachsen kommen und lassen sich taufen.
    • 779 Sachsenherzog Widukind aus dem Fürstenhaus der Bruonen beginnt einen Guerillakrieg gegen die Franken. Karl zieht mit seinem Heer bis an die Elbe.
    • 782 Karl hält in der Nähe von Verden an der Aller ein Blutgericht ab. Er lässt mehr als 4500 Sachsen köpfen.
    • 783 Schlachten bei Detmold und am Fluss Hasel. Die Sachsen verlieren. Widukind zieht sich in die Widukindsburg bei Rulle im Osnabrücker Land zurück.
    • 784 Schlacht im Dreingau
    • 785 Die Franken nehmen Widukind gefangen, Widukind wird getauft.
    • 792-795 Die Sachsen machen erneut Aufstände gegen die Franken.
    • 796-799 Erneuter Feldzug Karls gegen die Sachsen.
    • 804 Der letzte Aufstand der Sachsen wird von den Franken Niedergeschlagen.
  • 804 Das Herzogtum Sachsen - bestehend aus den Teilen Engern, Westfalen. Ostfalen und Nordalbingien ist nun dem Kaiserreich endgültig einverleibt.
  • 852 Liudolf, Herzog in Sachsen, Nachkomme Widukinds und Stammvater der Ottonen, gründet das Kloster Gandersheim.
  • 880 Brun, Sohn Liudolfs, fällt im Kampf gegen die Wikinger. Bruns jüngerer Bruder Otto wird Herzog.
  • 912 Heinrich, Sohn Ottos, wird Nachfolger als sächsischer Herzog.
  • 919 Der Sachsenherzog Heinrich wird als Heinrich I., auch Heinrich der Vogler genannt, zum König des ostfränkischen Reiches gewählt.
  • 936 Heinrichs Sohn Otto I. wird in Aachen zum König erhoben.
  • 938 Hermann Billung wird Markgraf
  • 953 Hermann Billung von Otto I. zu seinem Stellvertreter in Sachsen ernannt und erhält damit de facto die Herzogstellung.
  • 961 Otto II. wird Mitregent.
  • 962 wird Otto I., der Große, zum römischen Kaiser.
  • 973 stirbt Otto I., der Große, in seiner Pfalz Memleben. Otto II. wird Kaiser. Hermann Billung stirbt in Quedlinburg. Bernhard I. Billung wird Herzog in Sachsen.
  • 983 Ein dänischer Aufstand beendet den zunehmenden sächsischen Einfluss in Haithabu. Erhebung der Slawen. Otto II. stirbt in Rom. Otto III. wird in Verona zum König gewählt.
  • 986 Reichstag in Quedlinburg.
  • 1002 Mit Otto III. stirbt der letzte sächsische Kaiser. Herzog Bernhard I. trotzt dem neuen Kaiser Heinrich II. die Zusicherung aller Stammesrechte für die Sachsen ab.
  • 1011 Herzog Bernhard I. Billung stirbt. Sein Sohn Bernhard II. wird Herzog.
  • 1042 Bernhard II. Sohn Ordulf Billung heiratet Wulfhild, die Halbschwester des dänisch-norwegischen Königs Magnus. Dänen und Sachsen kämpfen gemeinsam gegen die Wenden.
  • 1059 Bernhard II. stirbt, die Herzogwürde geht über auf seinen Sohn Ordulf.
  • 1066 Ordulfs Sohn Magnus betreibt den Sturz des Erzbischofs Adalbert von Bremen.
  • 1072 Herzog Ordulf stirbt, sein Sohn Magnus wird neuer Herzog.
  • 1106 Herzog Magnus stirbt ohne männlichen Erben. Ende der Billunger-Dynastie. Die billungischen Lande gehen über Magnus Töchter Wulfhild und Eilika an die Welfen und Askanier. Lothar von Süpplingenburg wird Herzog von Sachsen.
  • 1112 Otto von Ballenstedt wird von Heinrich V. zum Herzog von Sachsen ernannt.
  • 1115 Lothar von Süpplingenburg besiegt den Kaiser in der Schlacht am Welfesholz.
  • 1125 Lothar von Süpplingenburg wird in Mainz zum Kaiser (Lothar III.) gewählt.
  • 1137 Lothar III. stirbt. Der Welfe Heinrich X. der Stolze, seit 1126 bereits Herzog von Bayern, und Ehemann Gertruds, der Tochter Lothars III., wird sächsischer Herzog.
  • 1138 Heinrich X. strebt nach der Königswürde, gerät jedoch in Reichsacht. Die Herzogwürde wird vom neuen König Konrad III. an den Askanier Albrecht der Bär (Schwiegersohn von Magnus) übergeben.
  • 1139 Heinrich X. stirbt.
  • 1141 Albrecht der Bär verzichtet auf die sächsische Herzogwürde, nachdem er sich gegen die Macht der Welfen nicht durchsetzen kann.
  • 1142 Kaiser Konrad III. gibt die Herzogwürde an den Welfen Heinrich der Löwe. Dieser betreibt eine besonders intensive Expansionspolitik.
  • 1180 Kaiser Friedrich Barbarossa entzieht Heinrich dem Löwen das Lehen. Das Herzogtum Sachsen endet durch Teilung. Die Erzbischöfe von Köln übernehmen die herzogliche Gewalt in Westfalen und Engern. Den Welfen bleiben Braunschweig und Lüneburg. Der Name Herzogtum Sachsen haftete nur noch einigen Landesteilen an der Elbe an (Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg). Aus Sachsen-Wittenberg entwickelt sich das spätere Königreich Sachsen.
  • 1225 Das sächsische Recht wird im Sachsenspiegel schriftlich niedergelegt.

Herrscherhäuser

  • Bruonen: Erster bekannter Herzog aus dem Haus der Bruonen ist Widukind. Die Stammlande der Bruonen befinden sich insbesondere im Ambergau (Einzugsgebiet des Flusses Nette) in Ostfalen. Auch die sächsischen Könige und Kaiser aus dem Geschlecht der Ottonen, auch Ljudolfinger genannt, stammen aus dem Geschlecht der Bruonen. Erster sächsischer König mit Oberhoheit über die deutschen Stammesherzogtümer war Heinrich I..
  • Billunger: Die Stammlande befanden sich im Wetigau. Vermutlich Nachfahren von Widukind. Erster namentlich bekannter Billunger ist Graf Wichmann Billing (Wychmannus comes), der 811 Verhandlungen an der Eider geführt haben soll und. Graf Wichmann II. ist Graf im Hamaland. Sein Sohn Graf Egbert, Großvater von Hermann Billung bekam von Arnulf Ländereien im Bardengau. Er starb 932. Hermann Billung war erster Billunger, der Herzog in Sachsen wurde. Ihm folgte als Herzog sein Sohn Bernhard I. Dieser erwirbt durch Heirat mit Hildegard von Stade das Land Hadeln. Aus dieser Ehe stammt Herzog Bernhard II. (gest. 1059). Sein Soh, Herzog Ordulf, regierte bis 1072.
  • Welfen: Heinrich IX. der Schwarze, Herzog von Bayern ist durch seien Frau Wulfhilde, Tochter des Sachsenherzogs Magnus, mit den Billungern verbunden und tritt die Nachfolge in einem Teil der Billunger Lande an. Sein Sohn Heinrich X., der Stolze, heiratet Gertrud, Tochter Lothars III. von Süpplingenburg und wird so auch Herzog von Sachsen. Er ist Vater von Heinrich dem Löwen.
  • Askanier: Otto von Ballenstedt war der Vater von Albrecht dem Bären. Albrechts Nachkommen führen zu den askanischen Linien des Herzogtums Lauenburg und Sachsen-Wittenberg sowie zu den Grafen von Weimar-Orlamünde, denen von Anhalt sowie den Markgrafen von Brandenburg.