Meeresschildkröten

Familie der Ordnung Schildkröten (Testudines)
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Meeresschildkröten
Schlüpfling der Unechten Karettschildkröte
Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Ordnung: Schildkröten (Chelonia)
Unterordnung: Halsberger (Cryptodira)
Familie: Meeresschildkröten (Cheloniidae)
Gattungen

Die Meeresschildkröten (Cheloniidae) stellen eine Familie innerhalb der Schildkröten dar. Häufig wird die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) aufgrund ihrer ebenfalls marinen Lebensweise der Liste der Meeresschildkröten angefügt, diese stellt jedoch den einzigen Vertreter einer anderen Familie dar (Dermochelydae).

Die Gruppe der Meeresschildkröten besteht aus insgesamt sechs Arten, die eine Reihe gemeinsamer Merkmale tragen. Ihre Extremitäten sind zu großen Paddeln umgestaltet und ihr Panzer ist deutlich abgeflacht und stromlinienförmig. Durch diese Modifikation des Panzers haben die Meeresschildkröten die Fähigkeit verloren, ihren Kopf bei Gefahr einzuziehen. Eine Anpassung an das Salzwasser stellen die Salzdrüsen dar, die beständig eine konzentrierte Salzlösung abgeben und so den Salzgehalt des Blutes regulieren, die Nieren allein sind dazu nicht fähig.

Lebensweise der Meeresschildkröten

Datei:Karettschildkröte2.jpg
Echte Karettschildkröte

Meeresschildkröten bewohnen alle tropischen und subtropischen Meeresgebiete und verbringen bis auf die Eiablage ihr gesamtes Leben im Wasser. Die ersten Meeresschildkröten haben sich wahrscheinlich vor etwa 200 Millionen Jahren aus landlebenden Schildkröten entwickelt, ein besonders prominenter Vertreter ihrer Ahnen war die riesige Archelon .

Meeresschildkröten ernähren sich von Kopffüßern, Krebsen und Quallen, die sie bei ihren langen Tauchgängen jagen. Ihr Stoffwechsel wird beim Tauchen stark herabgesetzt und das Blut reichert sich mit CO2 an, ohne den Tieren zu schaden. Die Meeresschildkröten sind nicht standorttreu, vielmehr legen sie jährlich weite Strecken auf ausgedehnten Wanderungen zurück. Dabei halten sie sich offensichtlich an die Strömungen der Meeresströme, denen sie folgen, aber auch eine Orientierung mittels des Magnetfeldes der Erde oder des Lichtwinkels wird diskutiert. Um genauere Erkenntnisse darüber zu bekommen, laufen seit geraumer Zeit Markierungsprogramme, bei denen Meeresschildkröten mit Sendern ausgestattet und so auf ihren Wanderungen beobachtet werden.

Fortpflanzung und Entwicklung

Datei:Suppenschildkröte2.jpg
Suppenschildkröte

Die Paarung der Meeresschildkröten findet wahrscheinlich auf dem offenen Meer statt. Danach suchen die Weibchen zielstrebig ihren Geburtsstrand auf und legen dort ihre Eier ab. Wie genau sie den Strand finden, ist ebenso ungeklärt wie ihre gesamte Wanderungsorientierung. Bei der Eiablage ziehen sich die weiblichen Tiere mit ihren Flossen über den Sandstrand und graben eine tiefe Grube, in die sie die Eier legen. In der Regel finden sich innerhalb weniger Nächte alle Weibchen eines Strandes ein und legen ihre Eier, entsprechend gleichzeitig können dann auch die Jungtiere schlüpfen, vorausgesetzt, ihr Gelege wurde nicht Opfer eines Nesträubers (bsp. Stinktiere, Waschbären oder der Mensch). Weitere Feinde warten auf dem Weg der frischgeschlüpften Jungtiere zum Meer, vor allem Möwen und Rabenvögel. Über das Leben der Jungtiere in den ersten Lebensjahren ist nur sehr wenig bekannt, sie lassen sich wahrscheinlich in der Strömung treiben oder nutzen Flöße aus Algen und Tang zur Fortbewegung.

Bedrohung und Schutz

Alle Meeresschildkröten sind in ihrem Bestand vom Aussterben bedroht. Die Bedrohung geht dabei ausschließlich vom Menschen aus, der sie aufgrund ihres Fleisches, der Eier und ihrer Panzer seit Jahrhunderten jagt. Besonders in den asiatischen Ländern ist das Fleisch sehr begehrt und auch Handelsverbote, empfindliche Strafen und hohe Schwarzmarktpreise schränken den Handel kaum ein. Schildkrötenleder und das Schildpatt der Panzer stehen ebenfalls hoch im Kurs, vor allem in Japan, wo sie als Glücksbringer gelten.

Ein häufig vernachlässigter Faktor ist die Umweltverschmutzung ganzer Meeresregionen und Niststrände, der den Meeresschildkröten ihre Lebensgrundlage entzieht. Moderne Fischfangmethoden stellen eine zusätzliche massive Bedrohung dar, die Tausenden von Meeresschildkröten ein Ende als Beifang in einem Krabben- oder Fischnetz beschert. Die in den letzten Jahren entwickelten TED-Netze (steht für ?turtle excluder device?) für den Krabbenfang werden von den meisten Krabbenfischern abgelehnt, da sie einen Verlust der Krabbenernte befürchten.

Alle Meeresschildkröten stehen offiziell unter Artenschutz durch das Washingtoner Artenschutzabkommen. Der Handel mit Schildkrötenprodukten ist seit 1979 durch die Convention on International Trade in Endangered Species (CITES) verboten und sie dürfen nicht gefangen und getötet werden. All diese Maßnahmen wirken jedoch nur schleppend. International versuchen Tiersschützer und Organisationen den Schutz der Tiere durchzusetzen, indem sie Brutgebiete einzäunen und bewachen oder Zuchtstationen aufbauen. Ein wesentlichen Beitrag zum Schutz der Schildkröten liefert die Wissenschaft, deren Erkenntnisse über das Verhalten der Tiere einen effektiveren Schutz erlaubt.

Evolution der Meeresschildkröten

Die Meeresschildkröten stammen von Land- oder Süßwasserschildkröten ab, die sekundär ins Wasser gegangen sind. Dies geschah wahrscheinlich im späten Paläozoikum. Die Aufspaltung der Meeresschildkröten und die Ausbildung der Cheloniidae fand wahrscheinlich in der frühen Kreide statt (vor etwa 110 Millionen Jahren), der Fossilbefund für die Schildkröten dieser Zeit ist jedoch sehr spärlich. Die frühesten bekannten Vertreter der Cheloniidae besaßen zwar offensichtlich bereits paddelartige Extremitäten, diese waren jedoch noch nicht so gut ausgebildet wie bei den heutigen Arten. Auch das Salzausscheidungssystem über die Salzdrüsen war, der Kopfform nach zu schließen, bereits vorhanden und wurde vielleicht sogar bereits vor der endgültigen Lösung vom terrestischen Lebensraum entwickelt. Die älteste bekannte Meeresschildkröte ist derzeit die Art Santanachelys gaffneyi aus der frühen Kreidezeit, sie wird allerdings einer separaten Familie namens Protostegidae zugeordnet.

Systematik

Es existieren sechs Arten der Meeresschildkröten, die in fünf Gattungen eingeteilt werden. Sie sind hier mitsamt der Unterarten angegeben:

Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse der Arten lassen sich dem folgenden Diagramm entnehmen:

Meeresschildkröten (Cheloniidae)
|--Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta)
|--Wallriffschildkröte (Natador depressus)
|--Chelonini
   |--Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata)
   |--N. N.
       |--Bastardschildkröten (Lepidochelys)
       |  |--Karibische Bastardschildkröte (Lepidochelys kempi)
       |  |--Oliv-Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea) 
       |
       |--Suppenschildkröte (Chelonia mydas)

Literatur

  • Ren Hirayama (1998): Oldest known sea turtle, Nature 392, 705 - 708
  • Osha Gray Davidson (2003): Sanfte Riesen. Das rätselhafte Sterben der Meeresschildkröten, Marebuchverlag.
  • Ronald Orenstein (2001): Turtles, Tortoises & Terrapins: Survivors in Armor, Firefly Books