Verb

Wortart
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Ein Verb oder Verbum (von lateinisch verbum „Wort“), bezeichnet in der Grammatik diejenige Wortklasse einer Sprache, die hauptsächlich für Ereignisse (Handlungen, Vorgänge, Zustände) verwendet wird. Eine genaue Abgrenzung, etwa zum Substantiv oder Adjektiv, ist nicht in allen Sprachen möglich. Insbesondere bei flektierenden Sprachen unterscheidet man die Konjugation, also die Flexion von Verben, von der Deklination oder Nominalflexion. Die Nomen-Verb-Distinktion (Unterscheidung zwischen Dingworten und Tätigkeitsworten) wird sprachübergreifend als grundlegende grammatische Unterscheidung angesehen.

Verbale Kategorien

In Sprachen, die Verben morphologisch verändern, sie also zum Beispiel beugen bzw. konjugieren, können die einzelnen Verbformen nach bestimmten Kategorien klassifiziert werden, wobei verschiedene Grammatikschulen verschiedene Paradigmen verwenden. Die wichtigsten Kategorien sind:

  • Aktionsart: Die Aktionsart bezeichnet das objektive Verhältnis des Ereignisses in Hinblick auf ihren zeitlichen Verlauf, unter anderem Ingressiv, Inchoativ, Durativ, Iterativ_(Grammatik), Frequentativ_(Grammatik), Stativ_(Grammatik), Momentativ_(Grammatik), Egressiv_(Grammatik), Konativ_(Grammatik).
  • Aspekt: Der Verbalaspekt wird nicht immer eindeutig von der Aktionsart unterschieden. Im Unterschied zu diesem bezeichnet er jedoch die subjektive Betrachtungsweise des Ereignisses nach den Grundkategorien perfektiv (als abgeschlossen gedachtes Ereignis) und imperfektiv (als nicht abgeschlossen gedachtes Ereignis). Darüber hinaus gibt es komplexere Aspekte wie beispielsweise der perfektische Aspekt, der einen aus einem abgeschlossenen Ereignis resultierenden Zustand bezeichnet.
  • Diathese: Die Diathese eines Verbs (auch Genus verbi genannt) bezeichnet das Verhältnis des Verbs zu den Hauptaktanten. Dabei kommen verschiedene Systeme vor. Das häufigste System (in Akkusativsprachen) kennt die Kategorien Aktiv, Passiv und Medium oder Reflexiv. Darüber hinaus gibt es Sprachen mit einem Ergativ- oder Aktiv-System und Mischsysteme.
  • Genus: (nicht zu verwechseln mit Genus verbi, siehe Diathese) Insofern in Verbformen Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten ausgedrückt wird, kann das Genus (oder die Klassenzugehörigkeit) dieser Aktanten am Verb mit ausgedrückt werden. Das Genus ist somit ebenso wie der Numerus und die Person keine eigentliche verbale Kategorie.
  • Modus: Der Modus bringt die logische Modalität oder die persönliche Einstellung des Sprechers zur Realität oder Realisierung eines Ereignisses zum Ausdruck. Dazu gehören die Kategorien der Realität (Indikativ), der Möglichkeit (Potentialis), der Notwendigkeit oder des Sollens (Nezessitativ, Debitiv), des Wunsches (Optativ), der Aufforderung oder des Befehls (Kohortativ, Imperativ, Jussiv), des Zweifelns (Dubitativ), der Bedingung (Konditionalis), der Irrealität (Irrealis), der Distanzierung (zum Beispiel Modus relativus) und einige andere. Der Modus kann auch grammatisch erforderlich sein (zum Beispiel Konjunktiv).
  • Numerus: Der Numerus beim Verb ist eine sekundäre Kategorie, die aus der Kongruenz mit Aktanten resultiert: zum Beispiel Singular, Dual, Plural.
  • Person: Die Person ist eine Kategorie, die zwar in vielen Sprachen hauptsächlich beim Verb vorkommt, aber letztlich auf der Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten beruht. Diese Aktanten sind je nach ihrem Verhältnis zum Sprechakt 1. Person (Sprecher), 2. Person (Adressat) oder 3. Person (unbeteiligter Sprechgegenstand). In der Mehrzahl der 1. und 2. Person kann es Unterscheidungen geben, ob mehrere Sprecher bzw. Adressaten gemeint sind oder jeweils nur ein Sprecher bzw. Adressat und eine als zugehörig gedachte Gruppe, insbesondere in der 1. Person Plural, ob die Adressaten miteingeschlossen sind (inklusiv) oder nicht (exklusiv). Weitere Unterscheidungen können getroffen werden in Hinblick auf das soziale Verhältnis zwischen den Personen (Höflichkeitsformen), wobei in den meisten Sprachen dafür keinen eigenen Verbformen existieren, sondern zum Beispiel Plural für Singular oder 3. Person für 2. Person verwendet wird.
  • Rektion: Die Rektion eines Verbs beschreibt, wie ein Verb im Satz eingebunden wird. Jedes Verb besitzt ein bestimmtes Muster von Aktanten, die obligatorisch oder fakultativ in einem grammatisch vollständigen Satz mit diesem Verb auftreten. Die Rektion legt dabei fest, welche Aktanten auftreten, welche Rolle sie im Satz einnehmen (etwa Subjekt, direktes Objekt, indirektes Objekt) und in welchem Kasus bzw. welcher Präpositionalphrase sie stehen. Verben mit keinem Aktanten werden auch impersonal genannt, Verben mit einem (Subjekts-)Aktanten intransitiv und solche mit zwei Aktanten (Subjekt und direktes Objekt) transitiv.
  • Tempus: Das Tempus bezeichnet das relative Zeitverhältnis des Ereignisses, und zwar zunächst vom Zeitpunkt des Sprechaktes aus betrachtet (absolutes Tempus): Präsens, Präteritum, Futur. Darüber hinaus können relative Tempora die Zeitstufe eines Ereignisses im Verhältnis zu einem anderen Ereignis als Vorzeitigkeit, Gleichzeitigkeit oder Nachzeitigkeit ausdrücken, zum Beispiel Plusquamperfekt, Futur II.

Diese Kategorien sind nicht unbedingt immer eindeutig in verschiedenen Sprachen zu unterscheiden. So tendieren die Indogermanischen Sprachen dazu, Kategorien wie den Tempus, Aspekt oder Modus miteinander zu vermischen.

Siehe auch

Wikibooks: Verb – Lern- und Lehrmaterialien

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