Die Echte Feige (Ficus carica) ist ein mittelgroßer Baum oder Strauch aus der Gattung der Feigen (Ficus).
Echte Feige | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ficus carica | ||||||||||||
L. |



Verbreitung
Wild kommt die Echte Feige vom Mittelmeerraum bis Indien vor, wird aber auch in anderen tropischen und subtropischen Gebieten kultiviert.
Nördlich der Alpen, beispielsweise in den Schweizer Gemeinden Sisikon, Weggis oder Gersau, können Feigenbäume in Gegenden mit Weinbauklima an gut geschützen Stellen, wie etwa an Hauswänden und in hellen Innenhöfen, gedeihen und fruchten. Neue Züchtungen sind auch frosthart bis unter minus 20 Grad Celsius. In Deutschland gedeiht die Echte Feige vor allem im Weinbaugebiet Pfalz an der Deutschen Weinstraße.
Aussehen
Der bis zu zehn Meter hohe Strauch oder Baum besitzt große, derbe und gelappte Blätter, die ein wenig an Weinblätter erinnern. Die Zweige sind recht dick, die Rinde ist glatt und hellgrau.
Früchte
Bei der "Frucht" handelt es sich in Wirklichkeit um den Fruchtstand, der aus einer fleischigen, krugartig nach innen gewölbten Blütenstandsachse mit hunderten von kleinen, im Inneren liegenden schlauchförmigen Blüten bzw. Steinfrüchten besteht, die über einen engen Kanal an der Spitze eine Verbindung nach außen besitzen. Die reife Scheinfrucht der Echten Feige hat eine kugelige bis birnenförmige Gestalt, je nach Sorte ein grünes bis dunkelviolettes Äußeres und ein rötliches, aus den Früchten bestehendes Inneres.
Befruchtung
Die Befruchtung erfolgt durch eine ungewöhnlich komplexe Symbiose zwischen den beiden Varietäten von Ficus carica, nämlich der Ess- oder Haus-Feige (var. domestica) und der Bocks-Feige (var. caprificus) sowie der zwei bis drei Millimeter großen Feigenwespe (Blastophaga psenes). Während die Bocks-Feige männliche und weibliche Blüten besitzt, hat die Ess-Feige nur weibliche, die mithilfe der Feigenwespen durch die Pollen der Bocks-Feige bestäubt werden müssen. Die Larven der Feigenwespen entwickeln sich in den weiblichen Blüten der Bocks-Feige. Dabei wird der Fruchtknoten zerstört und entartet zu einer knotigen Galle. Wenn die Wespen schlüpfen, sind die männlichen Blüten reif, und beim Verlassen des Fruchtstands durch den Kanal nehmen die Wespen die Pollen mit. Zur Eiablage suchen die Wespen Feigen beider Varietäten auf, wobei sie die Blüten bestäuben. Legen sie ihre Eier in nicht zu Gallen veränderten weiblichen Blüten der Bocks-Feige ab, entwickelt sich dort die nächste Generation von Wespen. Geraten sie in die Blüten der Ess-Feige, ist die Eiablage wegen deren Blütenform nicht möglich, wohl aber die Bestäubung, und die weiblichen Feigenwespen sterben im Inneren der Blüten, die sich nun zu Früchten mit den charakteristischen kleinen Samen entwickeln.
Bedeutung als Lebensmittel
Feigen sind reich an Vitamin B1 und Mineralstoffen und enthalten etwa 15 % Zucker. Sie lassen sich durch Trocknung konservieren, wobei der Zuckeranteil auf 60 % ansteigt. Sie haben eine leicht abführende Wirkung.
Für die landwirtschaftliche Nutzung der Echten Feige werden, um die Befruchtung zu ermöglichen, traditionell einige Bocks-Feigen zwischen die Ess-Feigen gesetzt. Inzwischen sind allerdings auch Sorten gezüchtet worden, die parthenogenetisch, also ohne Bestäubung, reifen.
Die Domestizerung der Feige setzte schon sehr früh ein und ist höchstwahrscheinlich sogar älter als der Ackerbau. Alle antiken Hochkulturen des mesopotanischen sowie des Mittelmeerraumes kennen die Feige. Beispielsweise bauten die Assyrer sie schon 3000 v. Chr. in ihren Gärten an. In Griechenland wurde sie 700 v. Chr. eingeführt und verbreitete sich von dort aus im gesamten übrigen Mittelmeerraum.
Feigen waren früh ein wichtiger Bestandteil der Ernährung in Mesopotamien, Palästina, Ägypten und Griechenland. Der römische Koch Apicius soll seine Schweine mit syrischen Feigen gefüttert haben, um das Fleisch zur Vollendung zu bringen. In Rom waren Feigen bei allen Bevölkerungsschichten sehr beliebt. Plinius berichtet, in getrocknetem Zustand dienten sie den gleichen Zwecken wie Brot und vergleichbare Nahrungsmittel; nach Columella stellten Dörräpfel und -birnen, doch vor allem Feigen die wichtigsten Wintervorräte der Landbevölkerung dar.
In der Pfalz kann die Gastronomie während der mehrwöchigen Reifezeit im Sommer auf etwa 50.000 Bäume im Freiland zurückgreifen. Bei der Vermarktung des nur kurzzeitig haltbaren Saisonartikels helfen Marketingbausteine wie „Pfälzer Feigenwochen“ und „Pfälzer Feigenkorb“ sowie die „Pfälzer Feigenbörse“ im Internet.
Bedeutung als Symbol
Wegen ihres großen Wertes als Lebensmittel erlangte die Feige auch symbolische Bedeutung für Wohlstand und Fruchtbarkeit. In der christlichen Kunst steht der Feigenbaum für den "Baum der Erkenntnis", der verdorrte Feigenbaum dagegen zum Beispiel in Passionsszenen für die Synagoge oder häretische Kirchen. Man glaubte früher auch, dass man sich durch das Tragen von Feigen vor dem Bösen Blick schützen könne.
Nebenbemerkung: Buddha wurde unter einem "Feigenbaum" erleuchtet. Dabei handelte es sich aber nicht um F. carica, sondern um eine Pappelfeige (F. religiosa).
Zitate
Und sie werden sitzen, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund Jehovas der Heerscharen hat geredet. (aus Bibelbuch Micha 4,4 - zitiert nach der Elberfelder Bibel)
-
Feigenbaum im Frühjahr
-
Feigenbaum im Sommer
-
Feigen am Baum