Leo Trepp

deutsch-amerikanischer Rabbiner
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Leo Trepp (* 4. März 1913 in Mainz; † 2. September 2010 in San Francisco) war ein deutsch-US-amerikanischer Rabbiner und Theologieprofessor.

Leben

Die Eltern von Leo Trepp waren Maier Trepp (1873-1945) aus Fulda und Selma Ziporah Hirschberger (1879-1948) aus Oberlauringen. Der Bruder von Leo Trepp ist Gustav Trepp. [1]

Leo Trepp legte 1931 sein Abitur am Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss ab, befreundet war er während seiner Schulzeit mit dem späteren Maler Peter Paul Etz. Trepp studierte anschließend Philosophie und Philologie an der Universität Frankfurt und der Universität Berlin. Er promovierte 1935 mit einer Arbeit zum Thema „Taine, Montaigne, Richeome. Ihre Auffassungen von Religion und Kirche. Ein Beitrag zur französischen Wesenskunde“ zum Dr. phil. an der Universität Würzburg. Die gleichzeitige rabbinische Ausbildung an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu Berlin [2] führte 1936 zu seiner Ordination zum Rabbiner.

Er trat am 1. August 1936 - zunächst als Beauftragter des Preussischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden - das Amt als Rabbiner in Oldenburg an. Am 22. November 1936 wurde er einstimmig durch den jüdischen Landesgemeinderat in Oldenburg zum Landesrabbiner gewählt. Er hatte diese Stelle bis kurz nach den Novemberpogromen 1938, bis Mitte Dezember 1938 inne. In dieser kurzen Amtszeit konnte er mit Unterstützung der Regierung des Landes Oldenburg noch erreichen, dass jüdische Schulkinder in einer Schule bis Ende April 1940 zusammen unterrichtet werden konnten. [3]

Er heiratete am 26. April 1938 Miriam de Haas (1916-1999), die Tochter seines Vorgängers im Amt, Landesrabbiner Philipp de Haas (1884-1935). Aus dieser Ehe ist eine Tochter hervorgegangen. [4]

Zusammen mit seinen männlichen Gemeindemitgliedern wurde Trepp zunächst in Oldenburg (10. bis 11. November 1938) in sogenannte Schutzhaft genommen. Anschließend wurde er in das KZ Sachsenhausen deportiert (11. bis 26. November 1938). Er wurde infolge eines Einspruchs des damaligen britischen Chief Rabbi Joseph Hertz aus dem KZ entlassen und emigrierte am 18. Dezember 1938 zunächst nach England. Von dort emigrierte er später in die USA, studierte an der Harvard University und der University of California, Berkeley und amtierte als Rabbiner in verschiedenen Gemeinden. 1951 wurde er an das Napa College in Kalifornien berufen, deren geisteswissenschaftlicher Fakultät er als Professor für Philosophie und Geisteswissenschaften bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 angehörte.

1971 las er an der Universität Hamburg über jüdische Theologie und an der Universität Oldenburg über die Grundzüge des Judentums.

Seit 1983 lehrte er beinahe jährlich als Professor für Judaistische Studien im Fachbereich Evangelische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; seit 1988 war er dort Honorarprofessor.

Seit 1986 war er Ehrenmitglied der Central Conference of American Rabbis. Leo Trepp war der letzte noch lebende Rabbiner, der bereits in der NS-Zeit amtiert hatte.[5]

Leo Trepp verstarb am 2. September 2010 in San Francisco.[6]

Ehrungen

Bibliographie (Auswahl)

  • Die Landesgemeinde der Juden in Oldenburg. Keimzelle jüdischen Lebens (1827–1938) und Spiegel jüdischen Schicksals. Oldenburg 1965
  • Die Oldenburger Judenschaft. Bild und Vorbild jüdischen Seins und Werdens in Deutschland. Oldenburg 1973
  • Das Judentum. Geschichte und lebendige Gegenwart. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1969.
  • Der jüdische Gottesdienst – Gestalt und Entwicklung. Stuttgart (2. Auflage) 2004 (1. Aufl. 1992).
  • Nigune Magenza. Jüdische liturgische Gesänge aus Mainz. (incl. Noten und 2 Audio-CDs), Mainz 2004.
  • Die Juden – Volk, Geschichte, Religion. 12. Auflage, Wiesbaden 2006.
  • Liebe ist die Vollendung des Lebens. Zum 200. Geburtstag von Samson Raphael Hirsch, Begründer der Neuen Orthodoxie, in Die Zeit vom 12. Juni 2008, Nr. 25/2008, S. 90[11]
  • Leo Trepp in Oldenburg: Der 95-Jährige erzählt aus seinem Leben in Oldenburg in der Nazi-Zeit. NWZ-TV, 31. Juli 2008[12]
  • „Dein Gott ist mein Gott“: Wege zum Judentum und zur jüdischen Gemeinschaft. Kohlhammer, Stuttgart 2005.

Einzelnachweise

  1. Trepp Family Collection
  2. Brocke, Michael and Julius Carlebach: Biographisches Handbuch der Rabbiner, Band II, Teil 2, München 2009, Seite 612.
  3. Trepp, Leo: Die Oldenburger Judenschaft, Oldenburg 1973, Seite 326 ff.
  4. Paulsen, Jörg: Erinnerungsbuch : ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933-1945, Bremen 2001, Seite 146.
  5. Igal Avidan: Leo Trepp: Einer der letzten Augenzeugen; Interview in Tachles vom 7. Juli 2006; von hagalil.com abgerufen am 3. September 2010.
  6. Johannes Gutenberg-Universität Mainz trauert um Rabbiner Prof. Dr. Leo Trepp; Meldung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vom 3. September 2010.
  7. Menschen am Schlossgymnasium
  8. Nachruf Leo Trepp auf schloss-online.de (PDF; 5 kB)
  9. Würdigung: Straße erinnert an Leo Trepp – Festakt zum 100. Geburtstag des letzten Oldenburger Landesrabbiners – Ein Teil der Wilhelmstraße wird Sonntag umbenannt. Während einer Feierstunde wird der Verdienste des Ehrenbürgers gedacht. von Sabine Schicke auf nwzonline.de vom 25. Februar 2013
  10. Marianne Grosse: "Namensgebung ist wegen Trepps enormer Verdienste eine stimmige Geste" Pressemitteilung der Stadt Mainz vom 4. Juli 2013
  11. Leo Trepp: „Liebe ist die Vollendung des Lebens“ – Artikel vom 12. Juni 2008
  12. Leo Trepp in Oldenburg – Interview vom 31. Juli 2008