Die Rhätische Bahn (RhB, italienisch Ferrovia retica, rätoromanisch Viafier retica) ist eine private Schmalspurbahn im Kanton Graubünden in der Schweiz. Sie verfügt über ein ausgeprägtes Schmalspurnetz in einer Spurweite von 1.000 mm.
Über das Netz der Rhätischen Bahn verkehren solch bekannte Züge wie der Glacier Express oder der Bernina Express.
Das Stammnetz
Ursprung der Rhätischen Bahn ist die von dem Niederländer Willem-Jan Holsboer initiierte Landquart-Davos-Bahn (LD), welche von Landquart über Klosters in den Ferienort Davos führte. Nach Erteilung der Konzession 1887 begannen die Bauarbeiten 1888, die Eröffnung folgte 1890.
Aufgrund der weiteren Pläne für eine Expansion der Schmalspurstrecke, änderte die LD 1895 ihren Namen in Rhätische Bahn (RhB), die 1897 nach einem Volksentscheid zur Staatsbahn wurde.
Das Streckennetz wurde 1896 mit der Linie Landquart - Chur - Thusis erweitert, die 1903 durch die Albulastrecke Thusis - Tiefencastel - Filisur - Samedan - St. Moritz ausgebaut wurde. Im gleichen Jahr wurde auch die Strecke von Reichenau durch die Vorderrheinschlucht (Ruinaulta) bis Ilanz eröffnet. 1908 wurde die Verbindung zwischen Davos und Filisur hergestellt, und Pontresina an Samedan angeschlossen.
Das obere Vorderrheintal wurde 1912 mit der Weiterführung der Ruinaulta-Linie von Ilanz bis Disentis erschlossen. In Disentis besteht Anschluss an die Furka-Oberalp-Bahn (FO), heute Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB).
Als letzte Strecke des Stammnetzes folgte 1913 die Eröffnung der Engadin-Linie Samedan - S-Chanf - Zernez - Sagliains - Scuol, die von Anfang an elektrifiziert war. Pläne für eine Weiterführung der Linie nach Landquart im Tirol wurden nicht mehr verwirklicht.
Zwischen 1913 und 1922 wurde dann auch das Gesamte Stammnetz mit 11 kV 16 2/3 Hz Wechselstom elektrifiziert.
Die Bernina-Linie
Nach der Fertigstellung der Albulaline wurde 1905 die Bernina-Bahngesellschaft (BB) gegründet, mit dem Ziel St. Moritz über den Berninapass mit Tirano zu verbinden. Nach Erteilung der Konzession 1906 erfolgte die Eröffnung von 1908 an in mehreren Teilabschnitten. Erst 1910 war die komplette Strecke St. Moritz - Pontresina - Morteratsch - Ospizio Bernina - Alp Grüm - Poschiavo - Campocologno - Tirano fertiggestellt. Ursprünglich war sie nur für den Sommerbetrieb vorgesehen und in den ersten Jahren ihres Bestehens stets am Rande des Existenzminimums.
Die Einführung des Speisewagens (1928) und Pauschalangebote für Touristen konnten die kleine Bahn nicht vor dem Ruin bewahren. Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage wurde die BB 1944 von der RhB übernommen. Diese modernisierte die Strecke grundlegend und baute sie aus. Mittlerweile hat sich die nach wie vor mit Gleichstrom betriebene Bahn zu einem bedeutenden Faktor im Tourismus von Graubünden entwickelt.
Die Chur-Arosa-Bahn
1912 begannen die Bauarbeiten für die kunstbautenreiche Chur-Arosa-Bahn (ChA) von Chur nach Arosa. Diese verwendete im Gegensatz zur RhB ein anderes Stromsystem, nämlich 2400 Volt Gleichstrom. Im Gegensatz zur BB konnte die ChA in den Anfangsjahren Erfolge erzielen. Die Krisenjahre und die zunehmende Automobilkonkurrenz sorgten jedoch dafür, dass auch die ChA in Schwierigkeiten kam und 1942 in die RhB eingegliedert wurde.
1997 wurde das Stromsystem an das des Stammnetztes der RhB angeglichen. Eine unterirdische Strecke unter die Stadt Chur konnte nicht realisiert werden.
Bellinzona-Mesocco
Unabhängig von restlichen Schienennetz Graubündens wurde 1903 im Tessin die "Societa Ferrovia elettrica Bellinzona- Mesocco" (BM) gegründet, die 1907 die Strecke von Bellinzona über Castione, Cama und Lostallo nach Mesocco eröffnete.
Wegen der abgeschiedenen Lage kam auch diese Strecke bald in finanzielle Schwierigkeiten, sodass sie 1942 mit der RhB fusionieren musste.
Aber auch später besserte sich die Situation nicht. So wurde 1972 der Personenverkehr eingestellt, und das Teilstüch zwischen Bellinzona und Castione abgebrochen. Als 1978 die Strecke bei schweren Unwettern stark beschädigt wurde, und sich reparaturen nicht mehr rentierten, wurde ein weiteres Teilstück, Cama - Mesocco stillgelegt und abgebrochen.
Auf dem letzten verbliebenen Teilstück Castione - Cama herrscht inzwischen jedoch praktisch kein Verkehr mehr. Die Zukunft dieser Linie ist ungewiss.
Vereina-Linie
Um eine wintersichere Verbindung zwischen dem Prättigau und dem Engadin herzustellen, begann man in den 1970ern mit den Planungsarbeiten. Man entschied sich für einen Eisenbahntunnel mit Bahnverladung für Kraftfahrzeuge.
Im Jahr 1991 begannen die Bauarbeiten für den mit 19,1 km längsten Meterspur-Tunnel der Welt, dem Vereinatunnel. 1999 wurde die Strecke zwischen Klosters und Sagliains eröffnet.
Fahrzeuge
Im Mai 2003 besaß die RhB 90 Elektrolokomotiven und -triebwagen sowie 371 Personenwagen und 817 Güterwagen. Folgende Fahrzeuge unterhält oder unterhielt die RhB:
- Dampflokomotiven
- Diesellokomotiven
- Gmf 4/4
Ge 4/4 I 602 und eine Ge 4/4 II (dahinter) in Pontresina
- Gmf 4/4
- Elektrolokomotiven
- Kleinlokomotiven
- Schneeschleudern
- Steuerwagen
- Triebwagen
Weblinks
- RhB Bilder und Daten von Alex Durner
- Die RhB auf der BahnGalerie
- Weitere private RhB-Homepage
- Offizielle Homepage der RhB
Das Kürzel RhB der Rhätischen Bahn wird leicht mit dem Kürzel RHB der Rorschach-Heiden-Bergbahn verwechselt.