Asmara

Hauptstadt von Eritrea
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Asmara (Tigré für „in Frieden leben“) ist die Hauptstadt von Eritrea.

Asmara
Asmara (Eritrea)
Asmara (Eritrea)
Koordinaten 15° 20′ N, 38° 56′ OKoordinaten: 15° 20′ N, 38° 56′ O
Symbole
Datei:AsmaraMunicipality.jpg
Wappen
Wappen
Basisdaten
Staat Eritrea
Provinz Maekel
Höhe 2300 m
Einwohner 649.000 (2009)

Geografie

Die Stadt liegt auf einer Höhe von 2300 Metern am Rand des Hochplateaus, das von hier steil zu der geologischen Senke abfällt, die sich durch die Spreizungszone zwischen Afrikanischer und Arabischer Platte gebildet hat und in deren tiefster Zone sich das Rote Meer befindet.

Asmara ist mit etwa 649.000 Einwohnern (Stand 2009) die größte Stadt des Landes.[1]

Geschichte

Das Gebiet der heutigen Großstadt wurde bis in die 1880er Jahre von einer Reihe kleiner Dörfer eingenommen, bevor diese unter Yohannes IV. und Ras Alula zur Hauptstadt der äthiopischen Provinz Hamasen ausgebaut wurden.

Italienische Zeit

 
Cinema Impero
 
Fiat-Tagliero-Tankstelle

1889 wurde die Stadt von Italien besetzt, die es 1900 anstelle von Massaua zur Hauptstadt der italienischen Kolonie Eritrea machten. 1911 erreichte die Bahnstrecke Massaua–Biscia die Stadt. Ergänzt wurde sie später durch die Straße Massaua–Asmara, weitere Straßenverbindungen in das Hinterland, die Bahnstrecke wurde bis Biscia weiter geführt und 1937 die Massaua-Asmara-Seilbahn zum Hafen Massaua in Betrieb genommen.

Im italienischen Faschismus gewann Asmara spätestens ab 1932 als Zentrum des italienischen Aufmarschgebietes für den Italienisch-Äthiopischen Krieg (1935–1936) stark an Bedeutung und erlebte vor allem durch Zuwanderung aus Italien ein rasantes Wachstum, die Bevölkerung verfünffachte sich auf knapp 100.000 Einwohner, davon mehr als die Hälfte Italiener.[2] Dem Bevölkerungswachstum folgte ein Bauboom zur Bewältigung der neuen Funktionen. Die in der Folge ab der Mitte der 30er Jahre errichteten Gebäude zeichen sich häufig durch eine moderne und qualitätvolle Architektur aus, die jedoch ohne jede Rücksicht auf die lokale Bevölkerung und traditionelle Strukturen und unter teilweiser Einführung der Rassentrennung verwirklicht wurde.[3] Aus dieser Zeit sind heute noch zahlreiche Gebäude im Stil des Razionalismo erhalten, der italienischen Ausprägung der klassischen Moderne. Eritrea beabsichtigt dieses Ensemble zum Welterbe der UNESCO anzumelden.[4]

Die Italienische Sprache ist in der Stadt noch oftmals gegenwärtig: Auf den Schachtdeckeln ist die Aufschrift Comune di Asmara – Fognature (Gemeinde Asmara – Abwassernetz) zu lesen, Bars und Lokale tragen gelegentlich italienischsprachige Namen wie Bar Vittoria, Ristorante Roma, Cinema Impero oder Pasticceria Moderna. Besonders ältere Leute sprechen auch noch sehr gut Italienisch und in der Alltagssprache sind viele italienische Ausdrucksformen wie Andiamo! (Lasst uns gehen!) oder E allora? (Na und?) geläufig.

Britische Kolonialzeit

Am 2. April 1941 besetzte die britische Armee Asmara kampflos, nachdem die italienische Armee nach der Schlacht von Keren kapituliert hatte. Die britische Besatzung betrieb von 1942 bis 1952 eine rigorose Demontagepolitik, die sie als italienische Kriegs-Reparation betrachtete, aber die Infrastruktur des Landes und der Stadt stark schädigte.[5]

Äthiopische Besetzung

Durch die Föderation mit Äthiopien 1952 verlor Asmara seine Rolle als Hauptstadt des Landes. Dieses Versinken in die Provinzialität, die Armut des Landes und die wegen des seit 1963 sich über fast drei Jahrzehnte erstreckenden Eritreischen Unabhängigkeitskrieges fehlenden Investitionen bewirkten, dass die historische Bausubstanz weitgehend ungestört erhalten blieb. Am 24. Mai 1991 nahm die EPLF Asmara als letzte Stadt in Eritrea ein.

Hauptstadt von Eritrea

Mit der Unabhängigkeit Eritreas gewann Asmara 1991 seine Funktion als Hauptstadt zurück. Alle zentralen Behörden von Eritrea und die einzige Universität des Landes[6] haben hier ihren Sitz. Heute hat sich die Größe der Stadt durch den Bau neuer Büros und Villen und durch Zuzug vom Land gegenüber der Kolonialzeit vervielfacht.

Sehenswürdigkeiten

 
Italienischer Friedhof
 
Koptische Marien-Kathedrale
 
Römisch-katholische St. Josephs-Kathedrale

Wirtschaft und Infrastruktur

Der internationale Flughafen Asmara liegt vier Kilometer südlich von Asmara und ist der einzige des Landes mit einer nennenswerten Zahl von Verbindungen ins Ausland.

Asmara ist heute der Endpunkt der einzigen Eisenbahnstrecke des Landes, die von Massaua hierher führt. Die weiterführende Strecke nach Keren und Agordat musste Anfang 1975 aufgrund des Bürgerkriegs ihren Betrieb einstellen und die weiterführende Strecke nach Biscia wurde bereits von der britischen Kolonialmacht als Reparationsleistung demontiert. Auf der Strecke nach Asmara besteht seit 2001 ausschließlich touristischer Betrieb: Sonntags fährt ein Zug nach Nefasit. Im Übrigen können über die Gesamtstrecke Züge gechartert werden.

Sport

Im November 2011 fanden in Asmara die Afrikanischen Radsportmeisterschaften statt.

Söhne und Töchter der Stadt

Klimatabelle

Asmara
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
2
 
23
6
 
 
2
 
24
7
 
 
14
 
25
8
 
 
33
 
26
10
 
 
46
 
26
11
 
 
42
 
26
11
 
 
203
 
22
11
 
 
156
 
22
11
 
 
22
 
23
9
 
 
13
 
22
9
 
 
19
 
22
7
 
 
4
 
22
6
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Asmara
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 22,6 23,9 25,3 25,8 25,8 25,8 21,7 22,0 23,2 22,0 21,6 21,6 23,4
Mittl. Tagesmin. (°C) 5,6 6,6 8,4 9,8 10,9 11,1 11,4 11,4 9,3 8,6 7,4 6,0 8,9
Niederschlag (mm) 2 2 14 33 46 42 203 156 22 13 19 4 Σ 556
Sonnenstunden (h/d) 9,4 9,3 8,9 8,8 8,3 7,3 4,9 5,1 7,1 8,8 9,2 9,1 8
Regentage (d) 0 0 3 5 6 6 11 12 3 2 2 1 Σ 51
Luftfeuchtigkeit (%) 52 47 47 51 45 47 78 79 60 62 68 61 58,2

Literatur

  • Stefan Boness: Asmara – The Frozen City. Jovis Verlag, 2006, ISBN 3-936314-61-6 (Fotoband; Deutsch, Englisch, Italienisch)
  • Edward Denison: Asmara: Africa's Secret Modernist City. Merrell Holberton, 2003. 240 Seiten. ISBN 1-85894-209-8 (Fotoband; Englisch)
  • Christian Welzbacher: Afrika mit Tankstellen erobern. Kapitulation vor der Baugeschichte: Die Asmara-Ausstellung in Berlin scheut die Analyse. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. November 2006
  • Erminia Dell'Oro: "Asmara addio", Baldini Castaldi Dalai, Milano 1997
Commons: Asmara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. CIA World Factbook: Eritrea, Section: People and Society (Englisch, abgerufen am 31. Dezember 2013); das deutsche Auswärtige Amt schätzt auf seiner Webseite zu Eritrea (Stand Oktober 2013) nur etwa 500.000 Einwohner.
  2. Simone Bader: Faschistische Moderne in Afrika. Auto und Architektur in Asmara. In: Aram Mattioli, Gerald Steinacher: Für den Faschismus bauen: Architektur und Städtebau im Italien Mussolinis. Orell Füssli, Zürich 2009, 978-328006-115-2, S. 353
  3. Aram Mattioli: Unterwegs zu einer imperialen Raumordnung in Italienisch-Ostafrika. In: Aram Mattioli, Gerald Steinacher: Für den Faschismus bauen: Architektur und Städtebau im Italien Mussolinis. Zürich 2009, S. 327-352; gekürzte Version des Aufsatzes in Die Zeit, 26. Februar 2009, Nr. 10, Seite 86: Terror und Moderne. Mussolinis Kolonialstadt Asmara in Eritrea soll wegen ihrer avantgardistischen Architektur Weltkulturerbe werden.
  4. Begründung auf der eritreischen Tentativliste (Englisch)
  5. Vgl.: Bocresion Haile Gebre Mussie: The Collusion on Eritrea. 2. Aufl. Asmara 2007; Estelle Sylvia Pankhurst: Eritrea on the Eve. London 1952.
  6. Homepage der University of Asmara