Robin Hood

Gestalt englischer Balladen und Legenden; historische Belegbarkeit umstritten
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Robin Hood ist ein englischer Volksheld, ein Geächteter, der nach der Legende von den Reichen stahl und den Armen gab. Er wird auch Robin von Locksley genannt. Seine Braut wird Lady Marian (engl. Maid Marian) genannt und soll ein Mündel des Königs gewesen sein. Mit seinen Gesellen lebte er der Erzählung nach in Sherwood Forest. Die von ihm gelebte Philosophie der umverteilenden Form beeinflusste die Arbeit von Schriftstellern über hunderte von Jahren bis in unsere Zeit, z. B. die Werke von Pierre J. Proudhon und Karl Marx.

Robin-Hood-Denkmal vor dem Schloss in Nottingham

Hintergrund

Die historische Existenz von Robin Hood ist nicht bewiesen. Die Geschichten, die im Zusammenhang mit Robin Hood erzählt werden, haben vermutlich keinen realen Hintergrund und streifen oftmals die Mythologie. Möglicherweise stammen einzelne Motive des Charakters und seiner Abenteuer aus der Biographie von William Wallace. Das erste Mal in einem Manuskript wird er erwähnt in William Langlands Piers Plowman (1377), in welchem Sloth, der faule Priester, behauptet: "Ich kenne Reime von Robin Hood". Drei Jahre später schreibt der schottische Chronist John Fordun, dass Robin Hood "in den Balladen für das größte Entzücken sorgt".

Gedruckte Versionen von Balladen über Robin Hood erscheinen kurz nach der Einführung des Buchdrucks in England im frühen 16. Jahrhundert. In diesen Balladen ist Robin Hood (gelegentlich auch Robyne Hode) ein Freisasse, was zu dieser Zeit gleichbedeutend mit einem unabhängigen Handelsvertreter oder einem Großbauern ist. Erst am Ende des 16. Jahrhunderts wird er zu einem Edelmann namens Earl of Huntington, Robert von Locksley oder, nochmals später, Robert Fitz Ooth oder auch Robert Fitzood.

Seine romantische Verbindung zu Maid Marian (oder "Marion", "Marionne", "Marianne" oder auch "Marie-Anne", ursprünglich bekannt als Mathilda) ist ebenso ein Produkt dieser späteren Periode und hat vielleicht mit dem französischen Theaterstück Jeu de Robin et Marion, das etwa 1280 entstand, zu tun. Neben den Namen besteht hier jedoch keine erkennbare Verbindung zu Robin Hood.

Im späten 16. Jahrhundert wird auch die Geschichte Robin Hoods zeitlich zurück versetzt in die 1190er Jahre, als Richard Löwenherz sich auf einem Kreuzzug befindet. Eine der originalen Robin-Hood-Balladen bezieht sich auf König Edward, Edward II. und Edward III., die England von 1272 bis 1377 regierten. Das Bild Robin Hoods als eines edelmütigen Sachsen, der die Normannen bekämpft, stammt aus dem 19. Jahrhundert, was besonders deutlich wird, wenn man die Rolle betrachtet, die Robin Hood in Sir Walter Scotts Roman Ivanhoe spielt.

Der bäuerliche Robin Hood wurde vom schurkischen Sheriff von Nottingham um sein Land gebracht und so zum Geächteten. Der Sheriff erscheint in den frühen Balladen (Robin tötet und enthauptet ihn), aber keine Angaben sind so deutlich wie im Zusammenhang mit dem Sheriff. Robins andere Feinde umfassen die reichen Äbte der katholischen Kirche und einen Baron und Kopfgeldjäger namens Guy de Gisbourne. Robin tötet und enthauptet ihn ebenfalls. Die frühen Balladen erwähnen nicht, dass Robin seine Beute an die Armen weitergab, obwohl er einem armen Ritter eine große Summe Geld überlässt.

Die Legende sagt, dass Robin sich im Sherwood Forest versteckte. Die ursprünglichen Balladen sprechen von seinem Aufenthalt in Barnsdale, das etwa fünfzig Meilen nördlich von Sherwood liegt. Andere behaupten, dann könne er niemals etwas mit dem Sheriff von Nottingham zu tun gehabt haben, der zwei Tagesritte im Süden wohnte.

In den Balladen werden ursprünglich viele andere "fröhliche Gesellen" erwähnt: Bruder Tuck, Will Scarlet oder auch Scathlock, Much der Sohn des Müllers und Little John, eigentlich "John Small", ein hünenhafter Geächteter, dessen Nachname dazu führte, dass man ihn später ironisch "little" (klein) nannte, weil er es eben gerade nicht war. Alan-a-Dale ist eine spätere Erfindung zu den Theaterstücken mit dem Robin-Hood-Thema.

Lieder, Theaterstücke, Spiele und später auch Romane, Musicals, Filme und Fernsehserien haben Robin Hood und seine Leute je nach den Bedürfnissen der Zeit angepasst, und der Mythos war Mittel ausgiebiger ideologischer Manipulation. Maid Marian beispielsweise, die in der frühen viktorianischen Zeit so etwas wie eine Amazone war, wurde in ihrem Benehmen bis zur völligen Passivität verändert, besonders in der ersten Zeit des Frauenwahlrechts. Als die Emanzipierung an Kraft gewann, machte Marian wieder eine komplette Wandlung durch und bekam eine aktivere Rolle.

Legende

Robin Hood selbst war in den ersten Erzählungen ein Bandit mit gelegentlichen Anfällen von Großzügigkeit, heute wird er eher als ein mittelalterlicher Che Guevara dargestellt, der eine kleine Rebellentruppe anführt, um einen Guerillakrieg gegen Prinz Johann und den Sheriff zu führen und dem bedrängten König Richard I. Löwenherz bei der erneuten Thronbesteigung zu helfen.

Davon ausgehend es habe ihn tatsächlich gegeben, ist es am wahrscheinlichsten, dass es sich um einen enteigneten angelsächsischen Adligen handelte, der im Zuge der sich verschlechternden Lebensbedingungen dieser Zeit versuchte, seinen Besitz zurück zu gewinnen. Nach der Gefangennahme von König Richard I. Plantagenet durch Kaiser Heinrich VI. aufgrund eines normannischen Erbfolgestreits forderte dieser neben der Anerkennung der Lehnsherrschaft die immense Summe von 100.000 Silbermark als Lösegeld. Um diese aufzubringen, blieb Richards Vertreter Prinz Jean (auch als "Prinz John" oder späterer König Johann bekannt) nichts anderes übrig als die Steuern zu erhöhen, um einen drohenden Staatsbankrott abzuwenden.

Durch die erhöhte Abgabenlast entstand in der ohnehin bereits weitgehend in Armut lebenden Bevölkerung große Unzufriedenheit. Hood schürte diese noch weiter, indem er behauptete, die (reichen) Normannen wollten nun die (ärmeren) Angelsachsen endgültig ausplündern. Dies war eine Politik, die ganz und gar nicht mit Richards Vorstellungen übereinstimmte, hatte dieser doch großes Interesse daran, die Differenzen zwischen Normannen und Angelsachsen beizulegen, um eine militärische Stärkung Englands zu erreichen.

In diesem Klima des Unmuts hätte Hood ein leichtes Spiel bei der Ansammlung einer aufstandsbereiten Truppe gehabt. Als adeliger Angelsachse wäre er auf Grund seiner Autorität, seiner Bildung und militärischen Kenntnisse der unangefochtene Führer.

Die Horde könnte inzwischen so stark angewachsen und in den riesigen Wäldern gut verborgen sein, dass eine Zerschlagung durch reguläre Kräfte nicht mehr möglich wäre. Die damaligen Heere, die für offene Feldschlachten geschaffen wurden, wären einem Guerillakampf mit getarnten Kriegern, seien sie auch noch so schlecht ausgebildet, hoffnungslos unterlegen gewesen. Die Kavallerie und die Langbogenschützen hätten im Wald keinerlei Entfaltungs- und Wirkungsmöglichkeit, die Infanterie wären zu langsam und schwer und hätte Mühe im teilweise sumpfigen Waldgelände voranzukommen und sich zu gruppieren; die militärischen Führer hätte keinen Überblick und wären in den unendlichen Wäldern völlig orientierungslos. Vordringende Soldaten könnten durch mit kleineren und leichteren, selbstgebauten Bögen bewaffneten Angelsachsen immer wieder furchtbar dezimiert werden.

Somit verzichtete die Führung auf weitere verlustreiche und sinnlose Vorstöße in das Waldgebiet. Jedoch verliefen durch den Sherwood Forest wichtige Handelsadern, auf denen die Aufständischen immer wieder Reisende und Handelskarawanen ausplündern konnten. Vielleicht verteilte Hood die Beute - aber nur unter den Seinen. Die bislang Verarmten und Rechtlosen erlangten so Selbstbewusstsein und bescheidenen Wohlstand. Mit den Erfolgen wüchsen auch Hoods Truppe und Autorität weiter. Viele Angelsachsen würden zu dieser Zeit von den Überfällen hören und sich insgeheim freuen, dass die verhassten Normannen, die nun auch noch die Steuern erhöht haben, ihrerseits "Abgaben" zu leisten haben. Das erhöhte den Zulauf mehr und mehr.

Mit dem Tode Hoods, möglicherweise durch einen vergifteten Pfeil, deren Einsatz in den damaligen Armeen durchaus üblich war, oder seiner Ermordung durch einen eifersüchtigen Unterführer fehlte es nun an einem militärisch versierten und operativ begabten Nachfolger. Die Horde zerbröckelte recht schnell und Robin Hood könnte aus den aktuellen Gesprächen und Erzählungen verschwunden sein. Dann konnte geschehen, was sich bei jeder Legendenbildung entwickelt: Aus Erinnerungen und Verklärungen von Angehörigen und Nachkommen der Horde und mündlichen Überlieferungen, bei denen man ständig Neues hinzuerfindet, wird deren Leben glorifiziert und Untaten nachträglich gerechtfertigt. Und so könnte letztlich die Legende von Robin Hood ihren Lauf genommen haben.

Filme und TV-Serien

  • 1922: Regie: Allan Dwan, Douglas Fairbanks, ebenfalls noch ein Stummfilm. In dieser Version ist Robin Hood der athletische, frauenfürchtende "All-American-Boy" der 20er. Sam De Grasse spielte den Schurken König John. Das Schloss soll die größte je für einen Stummfilm gebaute Dekoration gewesen sein.
  • 1938: Die Abenteuer des Robin Hood (The adventures of Robin Hood): Errol Flynn ist ein gewitzter, mehr redegewandter Robin Hood - der sich des Feindes, den er bekämpft, sehr bewusst ist sowie der Zeiten und Menschen, die in dieser etwas düstereren Geschichte um ihn herum sind. Maid Marian beschuldigt Robin: "Du lügst!". Er antwortet: "Fließend". Oscars 1938 für beste Regie, bester Schnitt und beste Filmmusik (von Erich Wolfgang Korngold).
  • 1948: The Prince of Thieves mit Jon Hall
  • 1951: Tales of Robin Hood mit Robert Clarke.
  • 1955-1960 Die englische Serie Adventures of Robin Hood (bestehend aus einer wöchentlichen halbstündigen Sendung, die auch in den USA gezeigt wurde) zeigt in der Hauptrolle Richard Greene. Episoden, die von Hollywood-Autoren geschrieben wurden, die auf der schwarzen Liste standen, weisen einen hohen Grad an sozialem Gewissen auf. Einige der Episoden wurden zu längeren Spezialfolgen in Farbe umgewandelt:
    • Robin Hood's Greatest Adventures (1956) (mit Donald Pleasence)
    • Robin Hood, the Movie (1958)
    • Robin Hood: The Quest for the Crown (1958)
  • 1958 'Robin Hood Daffy,' ein von Chuck Jones animierter Cartoon, in dem Daffy Duck die Tradition von Errol Flynn fortführt und in dem ihn Porky Pig als Bruder Tuck nicht ernst nehmen will. Gesprochen werden beide Rollen von Mel Blanc.
  • 1960 spielt in Robin Hood e i pirati (Robin Hood und die Piraten) Ex-Tarzan und Ex-Old Shatterhand Lex Barker den Robin Hood in komplett mediterraner Umgebung. Mit den bekannten Robin Hood-Geschichten hat der Film nichts gemein.
  • 1971 spielt in L'Arciere di Sherwood (Der feurige Pfeil der Rache) Italo-Western-Star Giuliano Gemma den Robin Hood und Mario Adorf den Bruder Tuck.
  • 1973: Walt Disney produzierte die bekannteste animierte Version der Legende, in der die verschiedenen Charaktere als Tiere (bevorzugt kuschelige) dargestellt wurden, wie etwa Robin Hood und Maid Marian als Füchse, Prinz John und König Richard als Löwen (beide gesprochen von Peter Ustinov, auch in der deutschen Fassung!). Oscar 1974 für den besten Filmsong.
  • 1984 - 1986: Die englische Serie Robin of Sherwood, auch bekannt unter dem Namen Robin Hood, war eine New-Age-Fantasyserie mit Michael Praed als Robin, später ersetzt durch Jason Connery (dem Sohn von Sean Connery) als Robert, genannt Robin. In dieser Version tragen die beiden Robins nur selten Hüte. Die Filmmusik von Clannad gewann 1985 den BAFTA TV Award für die beste Original Fernseh-Filmmusik. Autor Richard Carpenter (Catweazle) fügte viele mystische Elemente hinzu, ebenso entstand die Figur des Nasir, eines mit zwei Schwertern kämpfenden Sarazenen. Dieser Begleiter von Robin Hood wurde für die Costner-Verfilmung 1991 für die Rolle von Morgan Freeman übernommen.

Trivia: Die meisten Szenen mit Rickman wurden stark gekürzt bzw. herausgeschnitten und sind nur auf der Special Edition der DVD zu sehen (es gibt zwei Ausführungen), da Rickman nicht nur wieder einmal vom Script abwich ("and call off Christmas", "keep the stiches small", "...and bring a friend", Ehevollzugsszene mit Marian), sondern ihm nachgesagt wurde, Costner an die Wand gespielt zu haben. Auszeichnungen für Costners Robin Hood:

    • ASCAP Film- und Fernsehmusikpreis 1992 für den besten Filmsong.
    • Goldene Leinwand 1991 in Deutschland.
    • Grammy 1992 für den besten Filmsong.
  • 2004: Im März 2004 strahlte der Kinderkanal (KiKa) der ARD die fünfteilige Serie "Drei für Robin Hood" aus. Neben den drei Hauptakteuren Bernd das Brot, Briegel der Busch und Chili das Schaf waren bekannte deutsche Comedy-Größen zu sehen. Hugo Egon Balder spielte den Sheriff von Nottingham.

Computerspiele

Literatur

  • Stephanie L.Barczewski: Myth and national identity in nineteenth-century Britain : the legends of King Arthur and Robin Hood, Oxford [u.a.] : Oxford University Press 2000, 274 S., ISBN 0-19-820728-X
  • James C. Holt: Robin Hood. Die Legende von Sherwood Forest, Düsseldorf [u.a.] 1991. ISBN 3-430-14771-9 (Sachbuch über die historische Wahrheit hinter dem Mythos)
  • Howard Pyle: Robin Hood, Bindlach 2004. ISBN 3-8112-2438-7 (Die klassische Robin-Hood-Legende)

Sonstiges

  • Robin Hood wird durch Otto Waalkes humoristisch in seinem Kurz-Hörspiel "Robin Hood, der Beschützer von Witwen und Waisen" interpretiert.
  • Der Name der Umweltschutzorganisation Robin Wood ist angelehnt an die Figur des Robin Hood.
  • Einen Treffer beim Bogenschießen, welcher einen bereits in der Scheibe steckenden Pfeil "aufspiesst", nennt man ebenfalls Robin.