Selterswasserflasche

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Selterswasserflasche ist ein Fachbegriff für spezielle Krüge aus Steinzeug, die spätestens seit dem 17. Jahrhundert als Behälter für den Handel von Mineralwasser (Selterswasser) hergestellt und benutzt wurden.

Mineralwasserkrug mit Stempel der Quelle in Niederselters aus dem 19. Jahrhundert
Seltersflasche, gefunden im Oktober 2011 in Stockholm bei Ausgrabungen für die Citybanan

Entwicklung

Formen

Frühe Exemplare weisen einen eiförmigen Körper und einen so genannten Wellenfuß auf. Im Lauf des 18. Jahrhunderts werden die Krüge schlanker, im 19. Jahrhundert ist der Gefäßkörper glatt und zylindrisch. Anfangs trugen die Krüge eine aufgemalte Marke auf der Schulter. Die für spätere Zeiten charakteristischen Stempel mit Brunnennennung treten offenbar erstmals um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf.

Technisches

Zunächst wurden die Krüge auf der Scheibe getöpfert und glasiert. Nach einem Reisebericht aus dem späten 18. Jahrhundert konnte ein Töpfer an einem Tag etwa 150 bis 175 Stück herstellen. Im Jahr 1879 wurde die Herstellung mit Einführung der Krugpresse wesentlich effizienter, mit einer Presse ließen sich pro Tag 1500 Rohzylinder für die Gefäßkörper fabrizieren.

Ablösung durch Glasflaschen

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gewannen Mineralwasserflaschen aus Glas zunehmend an Bedeutung. Kurz nach 1900 waren die Steinzeugflaschen für einige Brunnen kaum noch von Bedeutung.

Herstellungsgebiete

Wasserflaschen aus Steinzeug wurden in unterschiedlichen Regionen angefertigt. Ein Zentrum lag im Kannenbäckerland im Westerwald. Die Mineralwasserbrunnen in der Eifel wurden von Töpfereien aus der Südwesteifel beliefert. Weitere Herstellungsorte lagen im Herstellungsgebiet des Rheinischen Steinzeugs, in Frechen und in Adendorf bei Meckenheim.

Verwendungsorte

Auch wenn Name vom besonders prominenten Abfüllort Selters abgeleitet ist, wurden gleichartige Gefäße in unterschiedlichen Brunnenstandorten verwendet. Für das Rheinland ist der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen für zahlreiche Orte belegt, die zum Teil auch noch heute für ihre Quellen bekannt sind (z. B. Aachen, Gerolstein, Heppingen, Hönningen, Roisdorf, Sinzig oder Tönisstein). Die Abfüllorte lassen sich durch die Stempel unterscheiden. Da die Selterswasserflaschen nach Gebrauch oft weggeworfen wurden, können archäologische Funde auf Handelswege und Fernabsatz von Mineralwasser hinweisen und somit wichtige Hinweise zur Wirtschaftsgeschichte liefern.

Literatur

  • Bernd Brinkmann: Zur Datierung von Mineralwasserflaschen aus Steinzeug. Keramos 98, 1982, S. 7-36.
  • Bernd Brinkmann: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen. In: Der Mineralbrunnen 3,1984. S. 98f.
  • Bernd Brinkmann: Steinzeugflaschen für den Versand rheinischer Mineralbrunnen. In: Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Museumsamt (Hrsg.). Wasserlust. Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland. Rheinland-Verlag, Köln 1991, S. 82–103.
  • U. Gross: Zur Geschichte der ältesten Selterswasserflaschen aus Steinzeug. Archäologische Nachrichten aus Baden 67, 2003, 42–48.
  • Heinz Nienhaus: Alte Tonkrüge mit Brunnensiegeln und Herstellerzeichen für historischen Mineralwasserversand. In: Der Mineralbrunnen 9,1982. S. 276.
  • Heinz Nienhaus: Selterwasserkrüge mit Reliefauflagen. Keramos 111, 1986,
  • Heinz Nienhaus: Selterswasserkrüge - Möglichkeiten und Grenzen der Altersbestimmung. Keramos 123, 1989, 71-84.
  • Hans-Peter Pracht: Die Mineralwasserkrüge und Flaschen aus Tongut in der Entwicklung. In: Hans-Peter Pracht: Vulkane, Quellen und Götter der Eifel. Helios, Aachen 2000. S. 61-64.
  • Ulf Wielandt: Woher kommen die Mineralwasserkrüge? In: Der Mineralbrunnen 9,1981. S. 272.