Die Raabestadt Eschershausen ist eine Kleinstadt im Norden des Landkreises Holzminden in Niedersachsen, Deutschland und Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 56′ N, 9° 38′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Holzminden | |
Samtgemeinde: | Eschershausen-Stadtoldendorf | |
Höhe: | 153 m ü. NHN | |
Fläche: | 23,92 km2 | |
Einwohner: | 3378 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 141 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 37632 | |
Vorwahl: | 05534 | |
Kfz-Kennzeichen: | HOL | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 55 013 | |
Stadtgliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Kirchstraße 4 37627 Stadtoldendorf | |
Website: | www.eschershausen-stadtoldendorf.de | |
Bürgermeister: | Konrad Edelmann (CDU) | |
Lage der Stadt Eschershausen im Landkreis Holzminden | ||
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Geographie
Die bis 480 m hohen waldreichen Mittelgebirgszüge Ith, Vogler, Hils, Homburgwald und Elfas umgeben Eschershausen, das somit inmitten des Weserberglands liegt. Die günstige Lage ergibt sich aus der fischreichen Lenne und den ergiebigen Trinkwasserquellen Herrenborn und Wehnborn.
Nachbargemeinden
Das Gebiet der Stadt Eschershausen grenzt im Nordosten an die Gemeinde Holzen, im Südosten an die Gemeinde Lenne, im Süden an die Stadt Stadtoldendorf, im Südwesten an die Gemeinde Holenberg, im Westen an die Gemeinde Kirchbrak und im Nordwesten an die Gemeinde Lüerdissen. Davon gehören Holzen, Lüerdissen, Lenne und Stadtoldendorf zur Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf, Holenberg zur Samtgemeinde Bevern und Kirchbrak zur Samtgemeinde Bodenwerder-Polle.
Eschershausen und alle angrenzenden Gemeinden gehören zum Landkreis Holzminden.
Stadtgliederung
Zur Stadt Eschershausen gehören neben dem Kernort Eschershausen die beiden Ortsteile Scharfoldendorf und Wickensen.
Geschichte
Der Ort entstand an der Kreuzung der alten Heerstraßen Köln/Höxter–Braunschweig und Hameln-Einbeck. Nach der älteren Forschung erfolgte die erste urkundliche Erwähnung zwischen 870 und 880 in dem gefälschten corveyschen Registrum Sarachonis. Die erste gesicherte Nennung ist von 1054 als „Ascgereshuson“; der Ort lag im Wikanafeld. Doch die Siedlung ist sicherlich eine ältere Gründung, etwa aus der Zeit der Sachsenkriege im 8. Jahrhundert, als die Endungen -hausen/-husen, meist verbunden mit einem Personennamen, dominierten.
Um das Jahr 1100 warb Bischof Udo von Hildesheim holländische oder flämische Neusiedler an, um die unerschlossenen Waldgebiete im Weser- und Leinebergland bei Eschershausen zu besiedeln. Die Rechte dieser Siedler wurden im „Eschershäuser Vertrag“ festgeschrieben. Obwohl die Hägerkolonisation mit dem Hägerrecht erfolgreich war und sich in etwas anderer Form mit Hagenrecht vom Taunus bis nach Vorpommern ausbreitete, fielen fast alle der Hägerhufensiedlungen um Eschershausen wieder wüst. Heute gibt es mit Buchhagen nur einen bestehenden Hägerort in der Gegend um Eschershausen. Dieser Ort hat nicht mehr die ursprüngliche Hägerhufenflur. Das Dorf Heinrichshagen ist keine Hägerhufensiedlung. Sein Name geht wohl auf einen "Waldhagen" zurück.
Mit dem Aussterben der Edelherren von Homburg im Jahr 1409 kam Eschershausen zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Mit Ausnahme der Franzosenzeit von 1806 bis 1813, als Eschershausen zum Distrikt Einbeck gehörte, blieb es damit bis 1941 Teil des Herzogtums Braunschweig (ab 1922 Freistaates).
Die Postgeschichte von Eschershausen zeigt die Bedeutung des Ortes als Teil der Postroute Braunschweig–Holzminden auf; auch der heutige Ortsteil Wickensen war eine Posten der Postroute Braunschweig-Holzminden.
1742 ließ der Herzog von Braunschweig über die Lenne eine steinerne Bogenbrücke bauen, die für eine sichere Überfahrt der Postwagen nur bei Hochwasser vorgesehen war.
Im Jahr 1833 erhielt Eschershausen die Stadtrechte, als die Stadt 1.145 Einwohner hatte.
1900 erhielt die Stadt im Zuge der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke der Vorwohle-Emmerthaler Eisenbahn-Gesellschaft (VEE) einen Bahnhof.
Im Zuge eines Gebietsaustausches zwischen den Freistaaten Braunschweig und Preußen kam Eschershausen als Teil des Landkreises Holzminden 1941 zur preußischen Provinz Hannover. Damit endete die über 500-jährige Zugehörigkeit zum Herzogtum beziehungsweise Land Braunschweig. 1946 wurde der Landkreis Holzminden erst Teil des neuen Freistaates Hannover, dann noch im selben Jahr Teil des neu gegründeten Landes Niedersachsen.
Im Zweiten Weltkrieg existierte in Eschershausen vom 14. September 1944 bis zum 3. April 1945 mit einer Belegstärke von bis zu 2.000 Zwangsarbeitern ein Außenlager des KZ Buchenwald (Deckname Stein), die in den Untertage-Fertigungsstätten für Kriegsgerät in Holzen eingesetzt wurden. Anfang April 1945 wurden die Zwangsarbeiter in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Am Mittag des 7. April 1945 wurde Eschershausen von der amerikanischen 83. Infanteriedivision besetzt.[2]
Bis zum 1. Januar 2011 war Eschershausen Sitz der Samtgemeinde Eschershausen, die dann zur Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf fusionierte.
1965 hatte Eschershausen ungefähr 4000 Einwohner und 1996 lebten 4260 Einwohner in der Stadt.
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1973 wurde die Nachbargemeinde Scharfoldendorf eingegliedert. Am 1. Januar 1974 kam ein bewohnter Teil des gemeindefreien Gebietes Eschershausen mit damals etwa 100 Einwohnern hinzu.[3]
Politik
Bürgermeister
Derzeitiger Bürgermeister ist seit 2001 Konrad Edelmann (CDU).
Frühere Bürgermeister:
- 1996–2001 Helmuth Hesse (SPD)
- 1991–1996 Hartwig Vogelsang (CDU)
- 1946– Wilhelm Kassebeere (SPD)
- 1945–1946 August Klages (SPD)
- 1938– August Elsner
- 1920–? August Elsner
- 1854–1897 August Rustenbach
- 1828–1853 Carl Friedrich Konrad von Rosenstern
- 1824 Johann Friedrich Karl Seulcke[4]
Frühere Stadtdirektoren:
- 1946–? August Klages (SPD)
Stadtrat
In der Wahlperiode 2001–2006 verteilten sich die 15 Sitze im Stadtrat wie folgt:
In der Wahlperiode 2006–2011 verteilten sich die 15 Sitze im Stadtrat wie folgt:
- SPD 6
- CDU 5
- UWG 2
- FUG (Für unsere Gemeinde) 2
In der Wahlperiode 2011–2016 verteilen sich die 15 Sitze im Stadtrat wie folgt:
- SPD 7
- CDU 6
- FDP 2
Wappen
Auf rotem Grund über goldenem E nach heraldisch links schreitender goldener Löwe, blaubewehrt und blau bezungt.
Das älteste bekannte Wappen datiert aus der Zeit um das Jahr 1500. Der im Eschershäuser Wappen dargestellte Löwe stellt entweder das Wappentier der Herzöge von Braunschweig (Braunschweiger Löwe) oder das der Edelleute von Homburg dar. Das „E“ steht für den Anfangsbuchstaben Eschershausens. Im siebzehnten Jahrhundert wurde lediglich ein gekrönter Löwe verwendet, ohne das „E“. Im zwanzigsten Jahrhundert wurde das Wappen restauriert und die Farben rot, gold und blau aus dem Wappen des Herzogtums Braunschweig übernommen.
Die Farben der Stadt sind rot und gold.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Die 1931 gegründete Deutsche Schlauchboot (Deutsche Schlauchbootfabrik Hans Scheibert GmbH & Co. KG) befindet sich in Eschershausen.
1873 erfolgte die Gründung der Deutschen Naturasphalt GmbH (DASAG), ab 1997 als DASAG GmbH & Co. KG mit etwa 230 Mitarbeitern zur KANN-Gruppe und 2004 mit der KANN GmbH Baustoffwerke in Bendorf-Mülhofen fusioniert.
1896 wurde die Buch- und Offsetdruckerei C. Bruns KG gegründet.
1925 Inbetriebnahme eines Sägewerkes durch die Gebr. Haasper.
1957 gründete Rudolf Leibing das gleichnamige Fahrzeugbauunternehmen.
1964 Gründung des Autohauses Vatterott.
1965 als Zulieferer der Deutschen Schlauchboot erfolgte die Gründung des Nähereibetriebes EGN Edeltraut Gemeinhardt.
Weitere Unternehmen sind die PROMET Industrieservice GmbH und die PROMET Dienstleistungs GmbH.
Bildung
- Grundschule Eschershausen
- Hauptschule und Realschule Eschershausen
Verkehr
Durch Eschershausen führt die Bundesstraße 64 und die Bundesstraße 240.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Wilhelm Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus) (1831–1910) deutscher Schriftsteller (Erzähler), Ehrenbürgerschaft 1901 verliehen.
- Hans Scheibert, (1887–1969) Gründer der Deutschen Schlauchbootfabrik (DSB), Ehrenbürgerschaft 1967 verliehen
Söhne und Töchter der Stadt
- Georg Bode (1838–1910), deutscher Jurist, Naturforscher und Historiker
- Otto Elster (1852–1922), deutscher Journalist, Historiker, Schriftsteller und Politiker
- Hermann Grupe (Politiker) (*1956), deutscher Politiker, Mitglied des Niedersächsischen Landtags
weitere Persönlichkeiten
- Asche Burchhard Karl Ferdinand von Campe
- Ludwig Kubel
Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten in Eschershausen sind:
- Wilhelm-Raabe-Geburtshaus von 1828
- Wilhelm-Raabe-Denkmal von 1931
- St. Martinkirche (evangelisch-lutherisch). Der Saalbau im Rokokostil stammt aus dem Jahre 1746. Das Gebäude zeigt noch den romanischem Westturm. Im Inneren befinden sich eine Fürstenempore und mehrere Epitaphien, die die Verbundenheit der Kirche mit der früheren Domäne Wickensen zeigen.
- Älteste Wohnhaus Fachwerkhaus von 1580
- Worthbrücke von 1742 über die Lenne
- Brauhaus von 1843
- Ehemaliges Amtsgericht von 1843 im klassizistischen Stil
- Schulgebäude von 1931
- Geburtshaus von Otto Elster
- Geburtshaus von Ludwig Kubel
- Heimatstube des Landkreises Leobschütz/OS
Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Eschershausen sind:
- Ebersnackenturm im Vogler (westlich von Eschershausen)
- Ruine der Homburg im Homburgwald (südlich von Eschershausen)
- Segelfluggelände auf dem Ith
- Rothesteinhöhle und Bärenhöhle im Ith[5]
- Ithklippen
- Wilhelm-Raabe-Turm im Hils (nordöstlich von Eschershausen), der Wilhelm-Raabe-Turm ist ein 1909 errichteter 15 Meter hoher Aussichtsturm in Stahlfachwerkbauweise, der zu Ehren des Dichters Wilhelm Raabe, der in Eschershausen geboren wurde, benannt wurde.
Literatur
Bücher
- Adolf Lucé: Ein Streifzug durch die Geschichte und die Umgebung der Wilhelm-Raabe-Stadt Eschershausen. 35 Seiten. C. Bruns oHG., Eschershausen, 1960.
- Adolf Lucé: Ein Streifzug durch die Geschichte und die Umgebung der Wilhelm-Raabe-Stadt Eschershausen. Zweite erweiterte Auflage mit 83 Seiten. C. Bruns oHG., Eschershausen, 1960.
- Wilhelm Mundt: Raabestadt Eschershausen – Gegenwart und Vergangenheit. Druck- und Verlagshaus Hüpke & Sohn, 1977.
- Horst-Rüdiger Jarck, Gerhardt Schildt: Die Braunschweigische Landesgeschichte. Appelhans Verlag, Braunschweig, 2000, ISBN 3-930292-28-9.
- Jutta Henze, Andreas Reuschel: Eschershausen um 1900. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2002, ISBN 3-89570-810-0.
- Jutta Henze, Andreas Reuschel: Eschershausen 1918 bis 1933. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2006, ISBN 3-86595-118-X.
- Jutta Henze, Andreas Reuschel: Eschershausen in den 50er Jahren. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2008, ISBN 978-3-86595-274-5.
- Andreas Reuschel: Eschershausen in den 60-er Jahren. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2013, ISBN 978-3-86595-536-4.
- Andreas Reuschel: Hagenhufensiedlungen oder "Hägerhufensiedlungen" in der Ithbörde? Dissertation. Bonn 2009, DNB 1000044696.
Artikel
- Andreas Reuschel: Eschershausen und Scharfoldendorf. Über das Alter von zwei Siedlungen in der Ith-Börde. In: Jahrbuch für den Landkreis Holzminden. Band 1, Holzminden 1983, S. 5–14.
- Andreas Reuschel: Die Asphaltfabriken bei Eschershausen. In: Jahrbuch für den Landkreis Holzminden. Band 8/9, Holzminden 1992, S. 79–95.
- Andreas Reuschel: Wappen der Stadt Eschershausen. In: Sollinger Heimatblätter. Uslar 1991, Heft 1, S. 2.
- Andreas Reuschel: Die Stadt Eschershausen. In: Sollinger Heimatblätter. Uslar 1991, Heft 1, S. 3–5.
- Andreas Reuschel: Mittelalterliche Wüstungen. In: Historisch-Landeskundliche Exkursionskarte. Blatt Holzminden, Bielefeld 1997, ISBN 3-89534-214-9, S. 44–54.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
- ↑ Aufzeichnungen des 329. US-Infanterie-Regiments; Eintrag vom 7. April 1945 (PDF; 8,2 MB). Archiv-Webseite der 83. US-Infanteriedivision. Abgerufen am 20. November 2011.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 211 und 212.
- ↑ Kerstein Günther, „Haarmann, Gustav Ludwig Friedrich Wilhelm“, in: NDB 7 (1966), S. 372 [Onlinefassung]
- ↑ Bärenhöhle und Rothesteinhöhle (mit Fotos und weiterführender Literatur)