Joseph Caillaux

französischer Staatsmann der Dritten Republik und von Juni 1911 bis Januar 1912 Premierminister
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Joseph (Marie Auguste) Caillaux (* 30. März 1863; † 21./22. November 1944), bedeutender französischer Staatsmann der Dritten Republik; Juni 1911 bis Januar 1912 Premierminister; Er war früher Befürworter einer nationalen Einkommenssteuer und wurde für seine Opposition gegen den 1. Weltkrieg inhaftiert.

Nachdem er 1898 ins Parlament gewählt worden war und sich als Finanzexperte einen Namen gemacht hatte, wurde er zweimal Finanzminister (1899–1902, 1906–09). In seiner kurzen Amtszeit als Premierminister (1911/12) schloss er mit dem Deutschen Reich das Marokko-Kongo-Abkommen, dass das französische Protektorat über Marokko besiegelte. Dies brachte ihm massive öffentliche Zweifel an seiner patriotischen Haltung ein. Nachdem sich ein Senatsausschuss ähnlich kritisch äusserte, war er im Januar 1912 zum Rücktritt als Premier gezwungen. 1913/14 wurde er erneut Finanzminister. Als Gaston Calmette, der damalige Herausgeber des 'Le Figaro', in einer Pressekampagne gegen Caillaux drohte, Liebesbriefe von Frau Caillaux an ihrem damaligen Geliebten zu veröffentlichen, erschoss ihn diese. Joseph Caillaux trat zurück und verteidigte seine Frau im darauffolgenden Prozess und erreichte einen Freispruch. Im 1. Weltkrieg trat der mittlerweile nach links gerückte Caillaux für Verhandlungen und einen Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich ein. Dafür warf ihm Premierminister Georges Clemenceau 1917 vor, gemeinsame Sache mit Deutschland zu machen. Ein folgender Prozess verurteilte ihn für "Korrespondenz mit dem Feind" zu drei Jahren Haft. Nach seiner Begnadigung 1925 diente er noch dreimal als Finanzminister (1925, 1926 und 1935). Später unterstützte Caillaux als Senatsmitglied Edouard Daladier's Verhandlungsversuche mit Hitler-Deutschland 1938/39. Versuchen des Vichy-Regimes, ihn auf ihre Seite zu ziehen, widerstand er.


Literatur

  • Jean-Claude Allain: Joseph Caillaux. – Paris : Imprimerie nationale, 1978-1981

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