Benutzer:HerrSonderbar/Schloss Kürnbach

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Schloss Kürnbach
Schloss Kürnbach, Frontansicht mit Allee

Schloss Kürnbach, Frontansicht mit Allee

Staat Deutschland
Ort Kürnbach (Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg)
Entstehungszeit um 1200
Burgentyp Wasserschloss, Ortslage
Erhaltungszustand vollständig erhalten; bewohnt
Bauweise gotisch (Grundmauern) mit barocken Fachwerkaufbauten
Geographische Lage 49° 5′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 49° 4′ 37,3″ N, 8° 50′ 51,8″ O
Höhenlage 213 m ü. NHN
HerrSonderbar/Schloss Kürnbach (Baden-Württemberg)
HerrSonderbar/Schloss Kürnbach (Baden-Württemberg)

Schloss Kürnbach ist ein in der baden-württembergischen Gemeinde Kürnbach im Landkreis Karlsruhe gelegenes ehemaliges Wasserschloss, das auf eine frühgotische Tiefburg zurückgeht. Es diente vom beginnenden 13. Jahrhundert an als Stammsitz verschiedener regional einflussreicher Adelsgeschlechter und war von Ende des 15. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Eigentum der Landgrafen von Hessen beziehungsweise der Großherzöge von Hessen und bei Rhein; heute befindet es sich in Privatbesitz.

Seit 19xx steht das Schloss unter Denkmalschutz.

Lage

Das Schloss liegt am östlichen Ortsende der im Landkreis Karlsruhe gelegenen Gemeinde Kürnbach im nördlichen Baden-Württemberg, inmitten des Naturraums Kraichgau im Südwestdeutschen Schichtstufenland.

Geschichte

Das heutige Schloss geht auf eine historische Wasserburganlage zurück, die zum ersten Mal in einer Lehensurkunde von 1354 erwähnt wird. Die Burg war ursprünglich ein befestigter Rittersitz, vermutlich erbaut vom ab der ersten Hälte des 12. Jahrhunderts in Quellen nachgewiesenen Ortsadel, den Herren von Kürnbach. Der exakte Erbauungszeitraum ist nicht belegt, lässt sich anhand der Bauweise der ältesten Gebäudeteile aber um das Jahr 1200 datieren. Bei der eher leicht befestigten Anlage war sehr wahrscheinlich weniger der dauerhafte Widerstand gegen Belagerungen beabsichtigt, sondern vielmehr ausreichende Sicherung gegen plötzliche Überfälle; die ursprüngliche Burg war von einem Wassergraben umgeben und nur über eine Zugbrücke erreichbar.[1]

Schon wenige Jahrzehnte nach Fertigstellung errichteten die Herren von Kürnbach zum Zwecke der besseren Verteidigung im benachbarten Sternenfels eine kleine Höhenburg (siehe Burg Sternenfels); sie hielten zwar weiterhin auch die Kürnbacher Ländereien, änderten ihren Namen aber fortan in von Sternenfels.

 
Wappen der Ritter von Sternen­fels im Siebmacher Wappenbuch...
 
...und (hier links im Bild) eingelassen in die Fassade des Haupt­hauses

Die von Sternenfels unterstützten 1267 den durch den letzten Stauferkönig Konradin initiierten, letztlich erfolglosen Zug nach Italien, verarmten aufgrund der hohen Ausgaben in der Folge mehr und mehr und konnten viele Teile ihres Besitzes wirtschaftlich nicht länger unterhalten. 1380 verkauften sie etwa zwei Drittel Kürnbachs, die Burg eingeschlossen, an die Grafen von Katzenelnbogen, die sie bis zum Aussterben ihres Geschlechts 1479 unterhielten; in der Erbfolge fielen die Kürnbacher Besitztümer anschließend den Landgrafen von Hessen zu, in deren Eigentum sie über die nächsten gut 400 Jahre bleiben sollten.

Vor allem wegen distanzbedingter Verwaltungsschwierigkeiten, die sich auf Dauer zwischen der kraichgauer Exklave und den hessischen Ländereien ergaben, übereignete knapp 90 Jahre später, im Jahr 1567, Georg I. von Hessen-Darmstadt die geerbten Teile Kürnbachs mit der Burg wiederum denen von Sternenfels als Lehen. Um diese Zeit begann wohl auch der fließend verlaufende Wandel von der Burg hin zum Schloss, als man nach und nach Fachwerkaufbauten auf die massiven Mauern setzte. Allerdings verstarb mit Bernhard II. der letzte Schlossherr derer von Sternenfels schon 1598 (in einigen Quellen 1599) kinderlos, woraufhin das Schloss nach nur wenig mehr als 30 Jahren wieder zurück an die hessischen Landgrafen fiel. In der Folgezeit wurde das Schloss zunächst von einem Verweser, später zusammen mit den umliegenden Ländereien von Vögten verwaltet und auch immer wieder bewohnt.

 
Kürnbach 1684 mit dem Schloss in der linken Bildhälfte (Abbildung in den Kieserschen Forstlagerbüchern)

1634 fielen während des Dreißigjährigen Krieges große Teile Kürnbachs einem Feuer zum Opfer; ob oder inwieweit das Schloss in diesem Zusammenhang in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist nicht bekannt, gesichert aber ist die Plünderung des Schlosskellers, bei der unter anderem rund 320.000 Liter dort gelagerten Weins geraubt wurden.

Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde Kürnbach dann 1688 von französischen Streifkorps wiederum schwer geplündert. Überliefert ist die Anekdote von einigen zur Bewachung der Beute zurückgebliebenen französischen Soldaten, die sich daraufhin gezwungenermaßen einige Tage im Schloss verschanzen mussten, um sich vor einem Mob aufgebrachter Kürnbacher Bürger zu schützen.

1872 wurde das Schloss von Hessen aufgegeben und versteigert. Den Zuschlag erhielten drei Brüder, die es bis 1887 für einige Jahre mit ihren Familien bewohnten, dann aber ihrerseits wiederum an eine Gräfin Waldeck verkauften.

Seit 1896 befindet sich das Schloss im Besitz einer Erbengemeinschaft des damaligen Darmstädter Hofapothekers des hessischen Großherzogs, der das Schloss in besagtem Jahr mit umliegendem Anwesen erwarb.[2][3]

Anlage und Architektur

 
Platzhalter: Buckelquader an der Südostecke der Schlossscheune

Der Hauptbau des Schlosses ist eine einen kleinen Innenhof umgebende, nahezu quadratische Anlage von etwa 25 Metern Seitenlänge innerhalb eines ehemaligen Zwingers. Die Grundmauern stammen noch aus der frühen Gotik, die Fachwerkaufbauten dagegen sind größtenteils barock.[2] Die unteren, gemauerten Teile der drei Schlossflügel sind nur wenig jünger, die darauf gesetzten, erst 1938 wieder freigelegten Fachwerkgeschosse stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ebenso die teilweise am Hofpflaster ansetzenden Fachwerkeinbauten des Innenhofs.[4]

Der älteste Teil ist die rückwärtig, gen Osten gelegene sogenannte Schlossscheune, deren Mauern wie die übrigen Grundmauern Grundrisszeichnungen zufolge etwa zwei Meter dick sind und aus Backstein bestehen; während man bis in die Romantik Befestigungsmauern üblicherweise vollständig aus Buckelquadern errichtete, fanden selbige hier nur für die Eckkonstruktionen Verwendung, was eine frühgotische Entstehungszeit wahrscheinlich erscheinen lässt.[1] Dehio schätzt den Bau denn auch auf Anfang des 13. Jahrhunderts.[5] In der Nordwand sind zwei Schlitzfenster und eine etwas unterhalb durch das Mauerwerk gebrochene Schießscharte - in diesem Fall eine sogenannte Schlüsselscharte speziell für Feuerwaffen - erhalten.

Innenräume

Außenanlage

 
Kastanienallee

Das Schloss ist rundum von einer etwa 2.000m² großen, parkähnlichen Grünanlage umgeben und von einer Ringmauer eingefriedet; Zugang bieten das Richtung Westen gelegene Haupttor und ein weiteres, zur heutigen Winzergenossenschaft gelegenes Tor an der Südseite. Das Gelände quert von Nord nach Süd noch immer ein Bachlauf, der direkt an der Gebäudefront vorbeiführt. Die frühere hölzerne Zugbrücke allerdings wurde schon in den 1740er Jahren der besseren Witterungsbeständigkeit wegen durch eine gemauerte Steinbrücke ersetzt. Vom Haupttor bis zum Schlosseingang führt eine etwa 70 Meter lange, von Kastanien gesäumte Allee.

Nebengebäude

Neben dem Haupttor des Anwesens liegt eine vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaute Zehntscheune, die vollständig im Fachwerkstil gehalten ist und am äußersten Rand des Geländes liegt, sodass ihre Außenwand einen Teil der Ringmauer ersetzt. Die Scheune steht heute größtenteils leer und wird nur noch als Lagerraum genutzt.[2]

Ein zweites, südlich des Schlosses gelegenes Gebäude ist heute baulich durch die Ringmauer abgetrennt und nicht mehr Teil der Anlage; es wurde 1951 an die zum Winzerkeller Wiesloch gehörende Winzergenossenschaft Kürnbach eG verkauft.

Schlosswiesensee

Denkmalschutz

Trivia

  • Wie in vielen alten Gemäuern hält sich auch im Kürnbacher Schloss eine Legende, nach der bei Vollmond ein Gespenst, die "Weiße Frau", im Gebäude spuken soll. Angeblich handelt es sich hierbei um den Geist einer jungen Frau, die einst aus einem Erkerfenster zu Tode gestürzt war und seitdem die Schlossbewohner heimsucht. Wer diese Frau gewesen sein soll und wann genau die Legende entstand, ist allerdings nicht überliefert.

Siehe auch

Commons: Schloss Kürnbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Becker 1996, S. 2.
  2. a b c vgl. Riehl 1997, S. 108.
  3. vgl. Becker 1996, S. 12 ff.
  4. Drechsler 2005, S. 352.
  5. ebd. 1993, S. ??.

Kategorie:Kulturdenkmal in Kürnbach Kategorie:Kürnbach Kategorie:Schloss im Landkreis Karlsruhe Kategorie:Burg im Kraichgau Kategorie:Wasserschloss in Baden-Württemberg Kategorie:Niederungsburg Kategorie:Gotisches Bauwerk in Baden-Württemberg Kategorie:Großherzogtum Hessen