Walther von Aquitanien ist eine Figur der deutschen Sage. Der mit schweren Verletzungen der Helden endende Kampf im Walthari-Lied, welches uns in lateinischer Sprache überliefert ist hinterlässt den Helden Gunther ohne eines seiner beiden Beine, Hagen verliert in dem Kampf ein Auge und Walther die rechte Hand. Schon Jakob Grimm war aufgefallen (Deutsche Mythologie, 1835, Bd. I, S. 309 ff.), dass der Verlust der rechten Hand Walthers seine Entsprechung in der nordischen Sage um den Fenris-Wolf findet.
Die Asen versuchen den Fenris-Wolf zu fesseln. Dieser will sich nicht fesseln lassen und verhandelt. Er verlangt ein Pfand, für den Fall dass die Asen ihn, trotz ihres gegebenen Wortes, gebunden lassen würden. Ziu/Tiw/Thor, der alte Schwertgott, legt seine Hand in den Rachen des Fenris-Wolfes; als die Asen tatsächlich ihr Wort brechen und die Fesseln nicht wieder lösen, muss Ziu/Tiw/Thor seine Hand im Rachen des Wolfes lassen.
Wenn man sich den Namen Walthers vornimmt, so ist dieser eigentlich walt harja, was man in etwa mit "des Heeres waltend", "für das Heer verantwortlich" übersetzen könnte. Wer anders als der alte germanische Schwertgott könnte "für das Heer verantwortlich" sein.
Man muss zugeben, dass diese alte Beziehung noch viel tiefer verschüttet ist, als die, die Norbert Lönnendonker 2003 in seinem Buch "Als die Götter noch jung waren - Namenkundliche Untersuchungen zur Nibelungensage" [1]im Falle der "Helden" Siegfried, Hagen und Dietrich von Bern bereits aufgedeckt hat.
Wer weiß. Wäre uns die Walthari-Sage in einem deutschen Dialekt überliefert, dürften wir vielleicht auf reichhaltigere Reste stoßen. Es existieren aber auch mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Fragmente der Walthari-Sage, die auf diese Zusammenhänge einmal untersucht werden müssten.