Als Sinn wird die physiologische Wahrnehmung der Umwelt mit Sinnesorganen bezeichnet.

Die fünf Sinne des Menschen
Klassischerweise unterscheidet man im allgemeinen Sprachgebrauch fünf Sinne, die bereits von Aristoteles beschrieben wurden.
- Sehen, die visuelle Wahrnehmung mit den Augen
- Hören, die auditive Wahrnehmung mit den Ohren
- Riechen, die olfaktorische Wahrnehmung mit der Nase
- Schmecken, die gustatorische Wahrnehmung mit der Zunge
- Tasten, die taktile Wahrnehmung mit der Haut
Nah- und Fernsinne
Das Auge des menschen ist sehr empfindlich. Wenn man blintzelt wird automatisch augensekret auf dem Auge verteielt
Weitere Sinne
Die moderne Physiologie kennt für den Menschen noch vier weitere Sinne:
- Temperatursinn, Thermorezeption
- Schmerzempfindung, Nozizeption
- Vestibulärer Sinn, Gleichgewichtssinn
- Körperempfindung (oder Tiefensensibilität), Propriozeption
Darüber hinaus gibt es weitere sensorische Fähigkeiten, die aber nicht bewusst oder direkt wahrnehmbar sind. Beim Menschen etwa die Blutdruck-Rezeptoren im Bereich der Kehle, mit denen innere Regelkreise für eine hochwertige und gleichmäßige Blutversorgung des Körpers insbesondere des Gehirns sorgen. Bei normalem Befinden ist dieses Signal ständig gut ausgeregelt, gelingt dies jedoch nicht mehr, so treten Störungen des Gesamtzustands ein, etwa eine plötzliche Bewusstlosigkeit.
Der Esoteriker Rudolf Steiner untersuchte die Wahrnehmung und kam auf zwölf Sinne, die er in „mehr physische“ und „mehr geistige“ Sinne unterteilte.[1]
Bei Synästhetikern gibt es ein Übersprechen zwischen Sinneskanälen oder deren Verarbeitungszentren, so dass zum Beispiel Klänge als farbige Muster wahrgenommen werden.
Bei Tieren können weitere Sinne hinzu kommen: Beispielsweise kann mit speziellen Zellen die Polarisierung von Licht oder mit Hilfe des Magnetsinns das Erdmagnetfeld wahrgenommen werden.
Der 6. Sinn
Der Ausdruck „6. Sinn“ wird häufig verwendet, wenn jemand etwas bemerkt, ohne es (bewusst) mit den bekannten fünf Sinnesorganen wahrzunehmen, manchmal im Sinne von „außersinnlicher Wahrnehmung“ (Psi-Fähigkeiten, Telepathie, Hellsehen, Präkognition). Im allgemeinen Sprachgebrauch ist er jedoch von „außersinnlicher Wahrnehmung“ begrifflich zu trennen, denn beim „6. Sinn“ handelt es sich normalerweise um einen umgangssprachlichen Ausdruck zur Beschreibung einer Alltagssituation. Es soll in der Regel keine bestimmte Aussage dazu getroffen werden, wie die Wahrnehmung funktioniert hat (es kann sich also durchaus um unbewußte Wahrnehmung mit den normalen Sinnen, um bloße zufällige Übereinstimmung, aber auch um ein echte „außersinnliche Wahrnehmung“ im engeren Sinn handeln), sondern lediglich, dass sie in der gegebenen Situation nicht offensichtlich zu erklären war.
Biologen benutzen diesen Begriff allerdings zunehmend, um damit elektrische und magnetische Sinne von Tieren zu beschreiben: Zitteraale erkennen im Dunkeln ihre Gegner durch die Wahrnehmung von Änderungen elektrischer Felder, die sie selbst aussenden; Zitterrochen nehmen die Körperelektrizität ihrer Beute wahr; verschiedene Schlangenarten haben ein Grubenorgan zur Wahrnehmung von Infrarotstrahlung; Webspinnen erkennen durch einen Schwingungssinn die kleinsten Bewegungen in ihren Netzen; an Rotkehlchen, Tauben und diversen anderen Vögeln wurde ein Magnetsinn experimentell nachgewiesen (erstmals 1967 von Wolfgang Wiltschko). Alle diese Sinne, die inzwischen genauer erforscht werden, haben eine Verankerung im Biologischen und sind nichts Übernatürliches (mehr). So konnten Wissenschaftler von der Washington Universität in St. Louis (USA) mittels Magnetresonanztomographie nachweisen, dass eine bestimmte Hirnregion, der anteriore cinguläre Cortex (ACC), ein Frühwarnsystem darstellt, das bei drohender Gefahr einer Fehlentscheidung aktiv wird. Offensichtlich empfängt diese im Frontallappen liegende Hirnregion Umgebungssignale, die dann unverzüglich auf potentielle Gefahren hin analysiert werden. Sollte eine Situation als „gefährlich“ interpretiert werden, schlägt es sofort Alarm, so dass das Individuum die Möglichkeit hat, eine Änderung seines momentanen Verhaltens einzuleiten. Menschen, die auf diese Weise rechtzeitig einer Gefahrensituation entronnen sind, führen dies dann gerne auf ihren „6. Sinn“ zurück.
Literatur
- Why you have (at least) 21 senses. In: New Scientist. 29. Januar 2005. (online)
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Steiner: Die 12 Sinne des Menschen. Berlin, 20. Juni 1916, 3. Vortrag (GA 169) In: Weltwesen und Ichheit. Sieben Vorträge, gehalten in Berlin vom 6. Juni bis 18. Juli 1916. 3. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1998, ISBN 3-7274-1690-4.
Weblinks
- Artikel der Washington University St. Louis zum erbrachten Beweis des 6. Sinns (englisch)
- wissenschaft.de: „Wo der sechste Sinn wohnt“
- 3sat-online: „Die fast unzählbar vielen Sinne des Menschen — Der Mensch hat – je nachdem, wie man sie zählt – acht bis 13 Sinne zur Verfügung“
- „Zu den 12 Sinnen nach Rudolf Steiner“
- „Porträt: Vomeronasalorgan“
- „Das vomeronasale Organ des Menschen“
- „Sinne des Menschen“