Chabos wissen wer der Babo ist

Lied des deutschen Rappers Haftbefehl
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Chabos wissen wer der Babo ist ist ein Lied des deutschen Rappers Haftbefehl. Es wurde am 21. Oktober 2012 in Form eines Musikvideos veröffentlicht und erschien auf Haftbefehls drittem Album Blockplatin.

Chabos wissen wer der Babo ist
Haftbefehl feat. Farid Bang
Veröffentlichung 21. Oktober 2012
Länge 3:28
Genre(s) Hip-Hop
Text Haftbefehl
Musik Farhot[1], Lex Barkey
Label Azzlackz (Groove Attack)
Album Blockplatin

Titel

Das Wort „Chabo“ entspringt dem Soziolekt Rotwelsch (tšabo) und bedeutet „Junge“ oder „Bauer auf dem Schachbrett des Lebens“.[2][3] In einem Interview bezeichnete Haftbefehl die Ursprungssprache für „Chabo“ als „Zigeunisch“ und die Bedeutung als „Junge“.[4] Im "Allstar-Remix" (siehe Kapitel "Versionen") beschreibt der Rapper Crackaveli noch eine weitere Übersetzungsvariante: „Wir Berliner sagen zu Chabos Bruder“.

Babo“ kommt aus dem Zazaischen und bedeutet "Papa" oder "Chef".[5] Haftbefehl meint mit dem „bei uns Kurden und auch bei den Türken“ verbreiteten Wort jedenfalls eine „Respektsperson“.[6]

Inhalt

Chabos wissen wer der Babo ist hat Elemente des Battle-Rap: Haftbefehl wertet sich selber stark auf, stilisiert sich als reich („Hafti Abi ist der, der im Lambo und Ferrari sitzt“, „Saudi Arabi money rich“) und macht Gewaltandrohungen gegen ein unbestimmtes „Du“ („Bevor ich komm' und dir deine Nase brech'“, „Nicht link von hinten, ich hau dich frontal, sakat“). Das Szenario und die Selbststilisierung entsprechen dem Genre des Gangsta-Rap.

Sprache, Stil und Anspielungen

Beispiele aus dem Text
Wörter/Ausdruck Übersetzung Sprache
Hafti Abi Hafti (Haftbefehl) großer Bruder[7]/
„ältere[r], respektvoll zu behandelnde[r] Herr[]“[2]
Türkisch/Arabisch
Saudi Arabi money rich „reich wie ein Saudi-Ölscheich“[8] Englisch
Attention Gefahr/Achtung[9] Französisch
Harakets Faxen[3]/Bewegung[10] vom türkischen Wort Haraket[3]
Tokat Ohrfeige/Schelle[11] Türkisch
Altmış iki kurdî Zweiundsechziger
(KfZ-Bereich von Tunceli) Kurde[12]
Türkisch/Kurdisch
Biji, biji Kurdistan Lang lebe Kurdistan[13] Kurdisch[14]

Haftbefehl verwendet in seinem Musikstück Wörter und Bezeichnungen aus verschiedenen Sprachen, dabei lässt sich eine Kombination aus den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch, Kurdisch oder Arabisch erkennen.[15] Sein Ausdruck wurde unter anderem im Spiegel und der Stuttgarter Zeitung als polyglott bezeichnet.[3][16] Eigentlich wollte Haftbefehl eine Übersetzung der Fremdwörter unter sein Video eintragen, was jedoch wegen seines Managers nicht passierte.[17]

Die Sprache, die Haftbefehl in dem Lied und insgesamt im Album verwendet, wurde großflächig gelobt: Daniel Haas von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nannte ihn aufgrund seiner Sprache ein „artistisches Genie“[18], für Daniel Hackbarth und Ingmar Volkmann der Stuttgarter Zeitung ist Haftbefehls Ausdruck ein „wichtiger Diskursbeitrag zur Wandlungsfähigkeit der deutschen Sprache“[19] und einem Artikel des Spiegel nach erhebt Haftbefehl „polyglottes Durcheinanderquatschen zur Kunstform“.[3] Haftbefehls Ausdruck wurde auch als Metasprache bezeichnet.

Auch Haftbefehls Intonation wurde bei Besprechungen häufig angemerkt. Bei „Hafti“ komme das "H" „tief aus der Kehle“, wodurch das Wort klinge wie „Chafti“, schrieb Tobias Rapp.[3] Til Biermann erkennt in einem Artikel für Die Welt ein „H“ das „meist tief aus dem Rachen“ kommen würde, was einem „harte[n] "ch"“ und einer „arabische[n] Intonation“ entsprechen würde.[2] Diese phonetische Realisierung wird als Stimmloser velarer Frikativ bezeichnet.

Das Lied enthält einige Anspielung bezüglich der Bereiche Kampfsport und Kampfkunst. Die Zeile „Opfer, du bist Honda, ich Sagat“ beschreibt zwei Charaktere der Beat-’em-up-Spieleserie Street Fighter.[20] Zudem erwähnt Haftbefehl Mortal Kombat („Tokat, Kopf ab - Mortal Kombat“).[21] Die Textzeile „Vollkontakt à la Ong-Bak“ erwähnt einen thailändischen Kampfkunst-Film.[22] Einige Zeilen später wird der Wrestler Yokozuna erwähnt: „Dein Yokuzuna-Sumo ficke ich mit 'nem Pushkick“.[23] Die Kampfsportarten Wing Chun und Kung Fu werden in Verbindung mit Bruce Lee erwähnt („Du kannst Wing Chun und Kung Fu wie Bruce Lee“).[24]

Musikvideo

Das Musikvideo beginnt mit einer Szene in einem Restaurant, in dem Haftbefehl und zwei weitere Männer sitzen. Im Hintergrund läuft Opernmusik, kurz sind auch Ausschnitte aus dem Film Der Pate zu sehen. Die Personen am Tisch unterhalten sich eine Weile, bis bei Minute 0:59 ein Scratch zu hören ist. Haftbefehl beschwert sich dann darüber, dass er sein Handy nicht versteht.

Nach 1:40 Minuten setzt das eigentliche Musikstück ein, nachdem die Schriftzüge „Azzlacks & Thug Life präsentieren“, „vom kommenden Album Blockplatin“, „Chabos wissen wer der Babo ist“ und „Haftbefehl“ eingeblendet wurden. In der Folge sieht man, wie Haftbefehl in einen Sportwagen einsteigt und wegfährt. Bei einem Imbiss übergibt er einer weiteren Personen einen Autoschlüssel. Passagen, in denen Haftbefehl in einem Parkhaus rappt, sind mit Szenen zwischengeschnitten, in denen vier Männer in Sportwagen bei einem Lokal vorfahren, sich maskieren und eine Gruppe von Menschen mit Schrotflinten angreifen. Das Video endet mit verschiedenen Einstellungen in Bullet Time, bei denen man das Abfeuern der Waffen erkennen kann.

Das Musikvideo wurde von Bugi innerhalb eines Tages gedreht.[25] Haftbefehl plante, zu insgesamt neun Liedern (fünf von der "Platin"-CD, vier von der "Block"-CD) des Albums ein Musikvideo zu drehen und in diesen dann jeweils eine „eigene Geschichte“ zu erzählen, wobei jedoch ein Zusammenhang bestehen sollte.[25] Nach dem Musikvideo zu "Chabos wissen wer der Babo ist" erschienen bisher noch "Mann im Spiegel" (2. Dezember 2012, "Platin"-CD), "Generation Azzlack" (23. Dezember 2012, "Block"-CD), "Azzlack Motherfuck" (22. Februar 2013, "Block"-CD).[26]

Versionen

Die am 21. Oktober 2012 veröffentlichte Version unterscheidet sich von der Albumversion, da im Musikvideos der Gastbeitrag von Farid Bang fehlt. Dadurch ist das Musikstück nur etwa 2:53 Minuten lang. Die Albumversion hingegen ist 3:28 Minuten lang. Zusätzlich zu dieser Version findet sich auf der iTunes-Variante des Albums noch eine Remixversion, die als Allstar-Remix bezeichnet wird. Diese Version ist 8:23 Minuten lang und beinhaltet Beiträge von Veysel, Celo & Abdi, Mosh36, Milonair, Habesha, Al-Gear, DOE, Crackaveli, 60/60 und Olexesh.[27] Der Allstar-Remix ist zudem auf der EP „Azzlack Kommandant“, welche der Juice #149 beilag.[28][29]

Charterfolge

Das Lied stieg am 11. Februar 2013 in die deutschen Single-Charts ein. Dabei belegte es den 30. Platz. Diesen hielt der Titel nur eine Woche, jedoch blieb er insgesamt 8 Wochen in den deutschen Charts, bevor er am 7. April 2013 die Charts verließ.[30] Das Lied ist damit der bisher erfolgreichste Titel des Rappers Haftbefehl.

Rezeption

Mediale Rezeption

In einer Rezension für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb Daniel Haas: „'Chabos wissen, wer der Babo ist' […] könnte bald zum geflügelten Wort werden, wenn man Machtverhältnisse in einem Atemzug klären will“.[18] Die Titelzeile sei „längst zum geflügelten Wort“ geworden, schreiben Daniel Hackbarth und Ingmar Volkmann für die Stuttgarter Zeitung.[15] Tobias Rapp bezeichnete das Lied in einem Artikel für den Spiegel als „grandios stumpfes Stück Gangsta-Rap“.[3]

Der Gastbeitrag von Farid Bang wurde kritisiert: Erich Unrau schrieb für hiphop.de, dass die „Straßenhymne […] auf ganzer Linie zu überzeugen [weiß]“, störte sich jedoch am „gewohnt ignorante[n] Farid Bang-Part“.[31] Florian Peking schreibt für rappers.in, dass Farid Bang es schaffe, den Song „kaputt zu machen“.[32] Beide kritisierten, dass Farid Bang in die Hook hineinreden würde. Max Brand von laut.de bezeichnete das Lied als einen zum „Meme gewordenen Überhit“, der jedoch in der „Albumversion via Feature gefaridbangt“ würde.[33]

Til Biermann erkennt in dem Refrain eine Bestätigung von Hemingways Eisbergmodell, da in „kargen 16 Wörter[n]“ „de[r] Handel mit Drogen“ oder „de[r] Drogen-Konsum“, sowie „das Bargeld und das Straßen-Prestige, das daraus resultierte“ beschrieben werden würden.[2]

Das Musikvideo des Liedes hatte im Oktober 2013 mehr als 11,4 Millionen Aufrufe bei YouTube.[34] Im November 2013 wurde der Begriff Babo zum Jugendwort des Jahres in Deutschland gewählt.

Parodien und Cover

Das Lied sorgte besonders auf YouTube für zahlreiche Parodien und Coverversionen. Zu den bekanntesten Videos zählen eine Swing/Jazz-Version mit über 3,5 Millionen Aufrufen[35] und ein Operncover mit mehr als 1,2 Millionen Aufrufen[36]. Des Weiteren existiert eine bayrische Parodie, mit dem Namen "Bazis wissen wer der BBou ist", sowie eine Metalversion.

Die Rapgruppe Antilopen Gang spielte bei Live-Auftritten im Jahr 2013 ihren Titel Fick die Uni als Chabos wissen wer die Uni fickt und unterlegte dabei den Originaltext mit der Melodie von Chabos wissen wer der Babo ist.[37] Bei Rock im Park 2013 spielten Fettes Brot ein Medley verschiedener deutschsprachiger Rapsongs, unter anderem auch Chabos wissen wer der Babo ist.[38] In ähnlicher Weise verwendete Jan Delay den Song bei einem Auftritt bei der 1 Live Krone 2013.[39]

Einzelnachweise

  1. Jonathan Nixdorff: BEATMAKER: FARHOT ÜBER “CHABOS WISSEN…”, MORLOCKK DILEMMA UND DEUTSCHE BEATS, splash! Mag, 30. Oktober 2013, abgerufen am 2. November 2013
  2. a b c d Biermann, Til: Deutscher Rap und das Spiel mit dem Hass auf Juden, Die Welt, 2. Mai 2013, abgerufen am 15. September 2013
  3. a b c d e f g Rapp, Tobias: Der Babo von Frankfurt, DER SPIEGEL 7/2013, Onlineversion vom 9. Februar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  4. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 1:08–1:14, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  5. Matthias Heine: Babo ist zazaisch. 26. November 2013, abgerufen am 29. November 2013.
  6. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 1:15–1:25, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  7. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 1:27–1:34, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  8. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 1:40–1:44, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  9. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 1:47–1:52, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  10. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 1:54–2:00, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  11. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 2:45–2:53, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  12. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 4:30–5:07, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  13. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 5:50–6:02, 17. Januar 2013, abgerufen am 16. September 2013
  14. Wörterbuch Deutsch-Kurdisch: Übersetzung von biji kurdistan, abgerufen am 16. September 2013
  15. a b Hackbarth, Daniel; Volkmann, Ingmar: Der Babo mit der Metasprache, Seite 1, 17. Juni 2013, abgerufen am 15. September 2013
  16. Hackbarth, Daniel; Volkmann, Ingmar: Der Babo mit der Metasprache, Seite 2, 17. Juni 2013, abgerufen am 16. September 2013
  17. Leopoldseder, Marc: Titelstory #149: Haftbefehl (Interview), Juice, 2. September 2013, abgerufen am 16. September 2013
  18. a b Haas, Daniel: Chabos wissen, wer der Babo ist, 31. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  19. Hackbarth, Daniel; Volkmann, Ingmar: Der Babo mit der Metasprache, Seite 3, 17. Juni 2013, abgerufen am 15. September 2013
  20. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 3:29–3:44, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  21. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 2:48–2:56, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  22. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 2:58–3:17, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  23. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 3:52–4:04, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  24. Clixoom: Haftbefehls Rapanalyse: Chabos wissen wer der Babo ist, Minute 4:19–4:25, 17. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  25. a b Geld, Stefan: DAS ERSTE INTERVIEW ZU HAFTBEFEHLS NEUEM ALBUM „BLOCKPLATIN“, Vice, abgerufen am 15. September 2013
  26. YouTube: Haftbefehl TV, abgerufen am 15. September 2013
  27. Dube, Jakob: Babos United, rap.de, 13. Dezember 2012, abgerufen am 15. September 2013
  28. rap.de: Haftbefehl: Exklusive EP in der JUICE (Tracklist & Cover), 8. Februar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  29. Juice: JUICE #149 ab 14.02. am Kiosk, 14. Februar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  30. Singles von Haftbefehl bei Musicline, abgerufen am 15. September 2013
  31. Unrau, Erich: Review: Haftbefehl – "Blockplatin", 19. Januar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  32. Peking, Florian: Haftbefehl – Blockplatin, 23. Februar 2013, abgerufen am 15. September 2013
  33. Brandl, Max: Chabos wissen, was ein selbst-ironisches Distinktionsmerkmal ist., abgerufen am 15. September 2013
  34. Offizieller Youtube-Kanal von Haftbefehl: Haftbefehl - Chabos wissen wer der Babo ist, abgerufen am 2. November 2013
  35. YouTube: Chabos wissen, wer der Babo ist (SWING/JAZZ COVER), theclavinover, 22. April 2013, abgerufen am 16. September 2013
  36. YouTube: Chabos wissen wer der Babo ist - Operncover, Ponk, 22. April 2013, abgerufen am 16. September 2013
  37. meinrap.de: Antilopen Gang – Chabos wissen wer die Uni f*ckt (Video), 8. Oktober 2013, abgerufen am 13. Oktober 2013
  38. Bella Whistler: Rap ist mein Talent und meine Identität, rap.de, 17. September 2013, abgerufen am 8. Dezember 2013
  39. Katharina Weber: Casper & Tom Smith - Lux Lisbon / Jan Delay - Morgens Immer Müde, Chabos Wissen Wer Der Babo Ist (1LIVE Krone 2013), hiphop.de, 6. Dezember 2013, abgerufen am 8. Dezember 2013