Geschichte des Kinos der Volksrepublik China

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Die Geschichte des Kinos der VR China beginnt 1949 nach der Katastrophe des zweiten Weltkriegs, der auch in China das Filmschaffen zum Erliegen brachte. Ihm steht das gleichzeitig beginnende Kino Taiwans gegenüber, das gerade von Japan an die Republik China zurückgegeben worden war.

Maostisches China (1949-1979)

Gegenwart (seit 1979)

Mit dem Tod Maos und dem Ende der Kulturrevolution eröffneten sich allmählich Freiräume für ein individuelleres Filmschaffen. Das Kino der Reformzeit wandte sich von Klassenkampf und Kampagnenpolitik ab und verlor damit - trotz weiter stattfindender Zensur - seinen Charakter als Sprachrohr der Partei. Zugleich wurden die staatlichen Subventionen zurückgefahren und auch der Film immer stärker den Mechanismen des Marktes ausgesetzt.

Die neuen Freiheiten wurden zuerst von den Filmemachern der sogenannten "vierten Generation" genutzt, die ihre Ausbildung bereits in den 1960er Jahren erhalten hatten, aber erst jetzt die Möglichkeit erhielten, Filme zu drehen. Dazu gehörten Regisseure wie Xie Fei (谢飞;*1942) und Wu Tianming (吴天明;*1939). In ihren Filme lösten sie sich von den oberflächlichen, propagandistischen Darstellungen gesellschaftlicher Verhältnisse und nutzten Film wieder als künstlerisches Medium, das sich autonom seinen Themen widmet. Die handelnden Personen wurden damit von Vertretern gesellschaftlicher Klassen wieder zu Individuen. Eine grundsätzliche Konfrontation mit der Herrschaft der Partei bedeutete dies allerdings nicht. Ihre Werke liefen im allgemeinen auf eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte hinaus oder betrieben Vergangenheitsbewältigung in politisch akzeptierten Grenzen. Ästhetisch war der Wandel allerdings unübersehbar.

Die Filmemacher der "fünften Generation" revolutionierten ab der Mitte der 80er Jahre das chinesische Kino und fanden erstmals internationale Resonanz. Filme wie Chen Kaiges „Gelbe Erde“ (1984), Tian Zhuangzhuangs (田壯壯; *1952) „Der Pferdedieb“ (daomazei; 1986) und Zhang Yimous „Rotes Kornfeld“ (1987) setzten sich auf formal wie inhaltlich hohem Niveau mit den Verhältnissen der chinesischen Gesellschaft auseinander. Auf beiden Ebenen gingen sie entscheidend über die "vierte Generation" hinaus. Inhaltlich lösten sie sich vollständig von den Vorgaben traditioneller Moral und herrschender Partei und stellten sie stattdessen in Frage, wenn sie sich mit Themen wie der Kontinuität autoritärer Herrschaft in China beschäftigten. Formal erweiterten sie das chinesische Kino sowohl in der Anwendung expressiver als auch realistischer Mittel. Über die kritische Rezeption ausländischer Filmtheorien wandten sie sich der internationalen Filmkunst zu, erhielten sich aber zugleich ihre chinesische Eigenständigkeit. Der Einfluß der KPCh zeigte sich allerdings noch in der Verhinderung von öffentlichen Vorführungen in China, so dass einige dieser Filme eine Zeit lang im Ausland besser bekannt waren als in ihrem Entstehungsland.

Seit dem Ende der 1990er macht sich eine "sechste Generation" an Filmemachern bemerkbar. Charakteristisch für ihre Werke ist die unverhohlene Kritik an den Lebensumständen in China, meist anhand der Erfahrungen städtischer Jugendlicher. In hartem Realismus unter Verzicht auf Stilisierung, oft dokumentarisch angelegt und auf Videomaterial gedreht, zeigen sie die Schattenseiten von Modernisierung und Werteverfall. Regisseure dieser Generation sind u.a. Zhang Yuan (张元;*1963) und Liu Jiayin (刘佳茵,*1982).

Insgesamt existiert Anfang des 21.Jahrhunderts allerdings ein breites Spektrum des Filmschaffens, so daß sich die Zählung nach Generationen wohl allmählich erledigt. Ein Beispiel für sozialen Realismus ohne die Härte der "sechsten Generation" wäre Zhang Yang.

Neben den Werken der filmischen Erneuerer der "fünften Generation" entwickelte sich vor dem Hintergrund der Wirtschaftsreformen auch ein politisch desinteressiertes Kino, das Film primär als Unterhaltung versteht, die sich ökonomisch rentieren muss. Häufig als Historiendrama angelegt, beeindruckten diese Werke durch monumentale Schauwerte. Ein Beispiel dafür ist der Film „Der Opiumkrieg“ (1997) von Xie Jin (谢晋; *1923), der bis zur Uraufführung von Chen Kaiges Drama „Der Kaiser und seine Attentäter“ (1999) die teuerste Produktion in der Geschichte des chinesischen Films darstellte. Auch einige chinesische Schauspieler wie Gong Li (巩利); Jet Li (李连杰) und Zhang Ziyi (章子怡) sind inzwischen weltweit bekannt geworden.

Ausländisches Kino in der VR China

Ausländische Filme werden aufgrund von Importbestimmungen nur in begrenztem Umfang zur Aufführung gebracht. Neben politischen und puritanischen Beweggründen spielt dabei auch die wirtschaftliche Komponente eine große Rolle. Der florierende Strassenhandel mit (häufig illegal kopierten) VCDs und DVDs bietet allerdings ein reiches Angebot internationaler Filme, die auch in ebenso semilegalen Kleinkinos zur Aufführung kommen.