Diskussion:Demokratie

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Ich denke, dass hier einige Dinge falsch dargestellt bzw. verstanden werden. Z. B. ist "Wahrheit" oder "Wahrheitsfindung" nicht Gegenstand dvon Demokratie (sondern vielleicht von Wissenschaft oer Philosophie).

Weiters trifft das Volk in der Demokratie normalerweise keine Entscheidungen, sondern wählt seine Führung. Das Wesentliche ist nun, dass dies nur eine Entscheidung auf Zeit ist und dass das Volk seine Entscheidung korrigieren kann. Um die Führung gibt es Konkurrenz und es normal und kein dramatischer Gesichts- oder Existenzverlust, die Führung abgeben zu müssen. In anderen Systemen ist das u. U. nur mit Revolutionen möglich, die auch das Leben der Beteiligten bedrohen.

IMHO -- HelmutLeitner

Natürlich kann das Volk in einer Demokratie Entscheidungen treffen, das nennt sich Volksentscheid. Diese Demokratieform wird direkte Demokratie genannt. Was du meinst, nämlich die Wahl der Führer, ist die repräsentative Demokratie. -- Flups

Wieviele solcher Volksentscheidungen haben wir denn in Deutschland oder Österreich in den letzten Jahren gehabt? Gibt es so wenig zu entscheiden? Wer formuliert denn die Fragen und entsprechen diese nicht in der Regel den politischen Linien der Regierung oder der Opposition? Und werden diese nicht als Sachentscheidungen gesehen, sondern als politiche Richtungsentscheidungen ge- und missbraucht? (Die Situation in der Schweiz mag anders sein) Wo sind die Volksentscheidungen in alten Demokratien wie England, Frankreich oder der USA? -- hl

Folgenden Satz habe ich mal aus dem Hauptbeitrag entfernt, weil ich in der Tat auch nicht der Meinung bin, daß das etwas mit Wahrheitsfindung zu tun hat. Denn wer möchte schon definieren, was Wahrheit ist. Zur Nachbereitung der Änderung trotzdem hier der entfernte Text: Es macht beispielsweise keinen Sinn, bei der Suche nach einer physikalischen Formel über das Ergebnis abzustimmen.
Im Extremfall könnte durch einen demokratisch genannten Prozess (Volksabstimmung, 2/3 Mehrheit zur Grundgesetzänderung, einfaches Gesetz, Handeln der Regierung ohne Gesetzesgrundlage, Gerichtsurteil, etc.) entschieden werden, im Namen des Volkes ein Unrecht zu begehen. Von daher ist Demokratie immer nur ein Weg, zur Wahrheitsfindung, das Ziel selbst kann nie die Durchsetzung der Meinung der Masse, sondern nur die Wahrheit selbst sein.

  • Wessen Ziel ist die Wahrheit
  • Was ist die Wahrheit
  • Was ist Unrecht

aus dem Artikel ausgelagert:

Das Ergebnis einer demokratischen Entscheidung ist nicht immer unbedingt ein erhöhter Allgemeinnutzen. Entscheidet sich die Mehrheit zum Beispiel für ein neues Atomkraftwerk, weil das die Emissionen senkt, so ist trotzdem möglicherweise ein langfristiger nicht ausreichend realisierter Nachteil damit verbunden. Ein Vorteil der repräsentativen Demokratie besteht beispielsweise darin, daß sich der Repräsentant zu diesen Fragen Gedanken machen kann im Auftrag des Wählers. Ist der Wähler nicht zufrieden, kann er den Repräsentanten wieder abwählen, aber erst am Ende der Legislaturperiode.

Weiterhin besteht in den Staaten repräsentiver Demokratie Zwang, sich vertreten zu lassen. Es ist zum Beispiel in Deutschland nicht erlaubt, selbst an Bundestagsentscheidungen teilzunehmen, die für einen sehr wichtig sind, und für die unwichtigeren Entscheidungen sich vertreten zu lassen.

Auch besteht folgendes zirkulares Problem (am Beispiel Deutschlands):

  • Der Bürger beeinflussen die Parlaments-Abgeordneten über Wahl. Diese sind den Bürgern jedoch überhaupt nicht zur Rechenschaft verpflichtet. Der Bürger hat auch keine Sanktionsmöglichkeit, außer mit der Abwahl in fernen 4 Jahren zu drohen.
  • Die Parlaments-Abgeordneten beeinflussen die Regierung in Form des Bundeskanzlers. Diese ist dem Parlament berichtspflichtig, wenn auch nur auf kleine Anfrage oder große Anfrage. Das Parlament hat eine Sanktionsmöglichkeit in Form des konstruktiven Misstrauensvotums.
  • Die Regierung beeinflusst die Behörden. Die Behörden sind der Regierung ständig berichtspflichtig. Die Regierung hat ein Netzwerk von Sanktionsmöglichkeiten, vom Beamten-Dienstrecht über Beurlaubung bis zur Abschaffung ganzer Behörden.
  • Die Behörden beeinflussen die Bürger. Da sie das Gewaltmonopol inne haben, können sie fast beliebige Aktionen durchsetzen, von Sperrung von Bauernhöfen mit BSE-Verdacht bis zu Straßenschlachten und Prügel. Die Bürger sind den Behörden derzeit nur eingeschränkt berichtspflichtig (u.a. auch über Mikrozensus), jedoch werden immer wieder Spionagedienste auf viele Bürger angesetzt, um zu weiteren Informationen zu gelangen.

So existiert also ein Kreis, in dem jeder Teil des Kreises jeden anderen Teil beeinflusst. Nimmt man jedoch an, dass die Beeinflussung nicht gleich groß ist (da Informationen und Sanktionsmöglichkeiten unterschiedlicher Qualität sind), so wird es einen Teil geben, der den größten Einfluss auf die restlichen Teile hat. Sind es die Bürger?

Wenn die Bürger nicht die größten Einfluss aller Teile des Kreises haben, kann man dann noch von Volksherrschaft sprechen?

Da es nach diesen Überlegungen derzeit keinen Staat gibt, in dem nichts eine größere Beinflussung auf das Volk hat als das Volk selbst, kann man auch nicht davon sprechen, dass ein Staat "demokratisch" oder "undemokratisch" sei (weil diese Wörter Absolutformen sind), sondern nur, dass ein Staat demokratischer als ein andere Staat sei.

Kommentar: ich fühle mich recht unwohl dabei, so große Teile einfach rauszuschneiden. allerdings denke ich, daß der Abschnitt zwar wesentliche Probleme anspricht, dies jedoch nicht in einer enzyklopädie-gerechten Form. Vielleicht können wir gemeinsam diese Punkte etwas abstrakter formulieren. --elian