Koordinaten: 54° 38′ 27″ N, 19° 53′ 29,8″ O Die Kirche in Baltijsk war ursprünglich ein evangelisch-reformiertes Gotteshaus in der ehedem Pillau genannten Stadt und wurde 1866 eingeweiht. Seit 1992 nutzt die Russisch-orthodoxe Kirche in dem jetzigen Baltijsk das Gebäude für ihre Gottesdienste.

Geographische Lage
Die orthodoxe Kirche in Baltijsk liegt im Südosten der Stadt zwischen der Festungsanlage und dem vor 1945 genutzten Paradeplatz an der uliza Golowko neben dem damaligen und als Gebäude noch erhaltenen Amtsgericht. Das einstige Pillau (im früheren Kreis Fischhausen) und heutige Baltijsk ist Sitz des gleichnamigen Rajons in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und liegt im Südwestzipfel des ostpreußischen Samlandes und ist Endpunkt der russischen Fernstraße A 193 (ehemalige deutsche Reichsstraße 131) bzw. der Bahnstrecke Kaliningrad–Baltijsk der früheren Ostpreußischen Südbahn.
Kirchengebäude
Im Jahre 1685 wurde den Reformierten in Pillau[1][2][3] die Nutzung der Garnison- und Stadtkirche ermöglicht, die im Übrigen Gottesdienststätte der Lutheraner war. Am 27. Juni 1717 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau einer eigenen reformierten Kirche. Der nach einem Brand 1761 errichtete Neubau gehörte wiederum beiden Gemeinden. Im Jahre 1866 wurde dann die Kirche gebaut, die in ihrem neogotischen Stil heute noch erhalten ist. Sie ist aus rotem Backstein und hat keinen Turm.
Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg nur gering beschädigt. Sie diente danach als Lagerhalle, Militärladen bzw. Kino, wurde jedoch 1992 der Russisch-orthodoxen Kirche übereignet. Die Ausstattung aus der Erbauungszeit ist verloren, das Gebäude wurde renoviert und entsprechend der orthodoxen Auffassung mit einer Ikonostase ausgerüstet. Hier finden regelmäßig Gottesdienste statt.
Kirchengemeinde
reformiert
Kirchengeschichtliches
Die reformierte Gemeinde in Pillau wurde im Jahre 1685 gegründet[4]. Die Zahl der Gemeindeglieder war nicht sehr hoch, bei der Volkszählung im Jahre 1925 wurden 94 reformierte Kirchenglieder in Pillau gezählt. Die reformierten Gemeinden hatten sich zu einem reformierten Kirchenkreis Königsberg (Preußen) zusammengeschlossen, der dem Konsistorium der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet war. Aufgrund von Flucht und Vertreibung kam das kirchliche Leben der reformierten Gemeinde in Pillau nach 1945 zum Erliegen. Heute liegt Baltijsk im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Swetly (Zimmerbude), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[5] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Pfarrer
Zwischen 1685 und 1945 amtierten in der reformierten Gemeinde in Pillau 15 evangelische Geistliche[6].
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Von 1923 an wurde die Gemeinde von Alt Pillau und nach 1929 von Königsberg aus mitversorgt.
Kirchenbücher
Von den Kirchenbuchunterlagen der reformierten Gemeinde in Pillau haben einige den Krieg überstanden und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[7]:
- Konfirmationen: 1808 bis 1888
- Aufgebote: 1837 bis 1876
- Kommunikanten: 1712 bis 1793, 1807 bis 1876 und 1880 bis 1888
Orthodox
Seit 1992 ist die ehemals reformierte Kirche im Besitz einer russisch-orthodoxen Gemeinde. Diese gehört zur Diözese Kaliningrad und Baltijsk der orthodoxen Kirche in Russland.
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 35
- ↑ Patrick Plew, Die Kirchen im Samland: Pillau
- ↑ Gebäude in Pillau bei ostpreussen.net
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band III: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 508
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad
- ↑ Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 234–235
- ↑ Christa Stache, Verezeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, S. 91–92