Muskatnussbaum | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Der Muskatnussbaum ist eine Art aus der Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae) und gehört zu den zweikeimblättrigen Blütenpflanzen (Magnoliopsida).
Verbreitung, Vorkommen
Ursprünglich auf den Banda Inseln und den nördlichen Molukken beheimatet, werden sie heute auch in Südamerika, Asien und Afrika kultiviert.
Beschreibung
Es handelt sich um einen immergrünen Baum von 5 bis 18 m Höhe, der Stamm und die Zweige sind glatt, die Rinde ist grünlichgrau bis olivfarben. Die Blätter sind elliptisch geformt, oberseits dunkelgrün, untere Seite heller. Die Blüten sind zweihäusig und kurz gestielt, Blütezeit: März bis Juli. Auf Plantagen werden zumeist weibliche Bäume kultiviert. Die Steinfrüchte wachsen beerenartig, die Farbe ist ocker - gelb, 8 - 10 cm lang, der Durchmesser beträgt etwa 5 cm. Die Samen sind einzeln länglich, rundlich und von einem rötlichen, fleischigen Samenmantel umgeben. Der Samen, wie auch der Samenmantel, wird sowohl als Gewürz wie auch als Droge verwendet. In der Umgangssprache bezeichnet man den Samen als Muskatnuss oder Muskat und den Samenmantel als Muskatblüte oder Macis.
Inhaltsstoffe
Der Gehalt an Inhaltsstoffen ist je nach Verarbeitung und Lagerung stark schwankend, charakteristisch für das Aroma sind die Terpene α-Pinen, β-Pinen, Sabinen, Limonen, Borneol, Terpineol, Eugenol und Isoeugenol, zudem ist fettes Öl enthalten. Halluzinogen wirken Myristicin, Safrol und Elemicin u.a. Phenylallyl-Derivate, deren biologische Umwandlungsprodukte ähnliche Strukturen besitzen wie Meskalin und Amphetamin.
Anwendung
Hauptsächlich als Gewürz, aber auch als Rauschmittel. In der Volksmedizin als Aphrodisiakum und als Hypnotikum. In Indien wird eine Salbe aus Muskatnusspulver und Wasser hergestellt, die Hautleiden wie Ekzeme oder Flechten lindern soll. Muskatnussbutter wird in Indien aus minderwertigen Samen gewonnen; sie wird zur Herstellung von Kerzen, Zahnpasten, Seife und Parfum verwendet.
Anwendung in der Homöopathie
D3, D4; bei akuter Gastritis, Magenverstimmung, nervösen Beschwerden und Wahrnehmungsstörungen
Vergiftungserscheinungen
Typische Vergiftungserscheinungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Gleichgewichtsstörungen, Rauschzustände mit Halluzinationen. Als Rauschmittel hat Muskatnuss kein besonders hohes Suchtpotential, da eine der vielfältigen Nachwirkungen, eine häufig vorkommende Aversion gegen den Geschmack von Muskatnuss ist. Safrol wirkt mutagen und im Tierversuch karzinogen. Bei Kleinkindern kann bereits der Verzehr einer einzigen Muskatnuss zu lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen führen.
Geschichte
Den Ärzten der Antike war die Muskatnuss unbekannt. Die "Früchte" des Muskatnussbaumes gelangten vermutlich mit den Kreuzfahrern nach Europa. Die erste gesicherte Überlieferung stammt von dem byzantinischen Arzt Simon Seth , der im 10. Jahrhundert über die Muskatnuss schrieb, "dass sie dem Magen, der Leber und dem Herzen nütze", aber auch bereits vor derem übermäßigen Verzehr warnte, "weil sie dann den Eingeweiden schade".
Die Muskatnuss wurde im 16. Jahrhundert als das Gold Ostindiens bezeichnet. Engländer, Spanier, Portugiesen und Holländer bekriegten sich wegen der Frucht des Muskatnußbaumes. In Folge der blutigen Auseinandersetzungen um die Muskatnuss wurde ein geschichtsträchtiger Tausch getätigt. Am 18. April 1667 tauschten die Engländer die kleine Insel Run im Ostindischen Archipel gegen eine viel größere Insel an der amerikanischen Ostküste ein, die bis dahin in holländischer Hand war. 1967 hatte diese Insel weniger als 1000 Einwohner, eine kleine Handelsstadt namens Manhattan. Heute findet man die Insel Run, wie auch die anderen Banda Inseln, kaum noch auf einer Karte. Auf Kupferstichen des 17. Jahrhunderts wurde der Name der Insel in unverhältnissmäßig grossen Buchstaben dargestellt. Die Insel Run ist nur etwa 3000 m lang und 750m breit. Sie galt als Ort sagenhafter Reichtümer, da sie mit Muskatnussbäumen bewachsen war. Zur Zeit der holländischen Vormachtsstellung wurden auf vielen anderen Inseln die Muskatnussbäume abgeholzt. Die Niederländische Ostindien-Kompanie wollte damit eine Monopolstellung im Handel aufbauen, was ihnen zeitweise auch gelang. Als der Muskatnuss in England während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben wurde, die einzig wirksame Medizin gegen die Pest zu sein, waren die Preise nicht mehr aufzuhalten. Mitte des 16. Jahrhunderts verkauften die einheimischen Händler auf den Banda Inseln zehn Pfund Muskatnuss für weniger als einen englischen Penny. In England wurde Muskatnuss für mehr als zwei englische Pfund und zehn Shilling verkauft, also eine Gewinnspanne von 60 000 %. (Dies aber nur, wenn die Schiffe mit ihrer Fracht auch wieder zurückkamen, und das waren bei weitem nicht alle.)
Literatur
- Giles Milton - Muskatnuß und Musketen, der Kampf um das Gold Ostindiens, rororo Sachbuch, ISBN 3-499-61367-0
- Roth; Daunderer; Kormann - Giftpflanzen Pflanzengifte, Nicol Verlagsgesellschaft, ISBN 3-933203-31-7
- Alberts; Mullen - Psychoaktive Pflanzen, Pilze und Tiere, Kosmos, ISBN 3-440-08403-5
- Irmgard Müller - Die pflanzlichen Heilmittel bei Hildegard von Bingen, Herder, ISBN 3-451-04193-6
- Monisha Bharadwaj - Die Indische Küche, Collection Rolf Heyne, ISBN 3-453-17687-1