Die Italienische Lira (₤, ISO-Code ITL; Plural Lire) war mit der Gründung des Königreiches Italien bis 31. Dezember 2001 die offizielle Umlaufwährung Italiens. Sie war auch in San Marino und ab 1929 in der Vatikanstadt gesetzliches Zahlungsmittel. Der Währungsname Lira hat die gleichen Ursprünge wie das (britische) Pfund, daher wird auch für beide das Währungszeichen ₤ benutzt. Die Untereinheit der Lira, der Centesimo, hatte seine Bedeutung schon lange verloren.
Italienische Lire | |
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Staat: | Italien, San Marino, Vatikanstadt |
Unterteilung: | 100 Centesimi |
ISO-4217-Code: | ITL |
Abkürzung: | ₤, ₤it, L., Lit. |
Wechselkurs: (fix) |
1 EUR = 1936,27 ITL |

Die san-marinesische Lira und die vatikanische Lira waren mit festem Wechselkurs an die italienische Lira gekoppelt und liefen wie die italienische Lira in Italien, San Marino und der Vatikanstadt gleichberechtigt als gesetzliche Zahlungsmittel um.
Geschichte
Die Geschichte der Lira geht zurück bis ins Königreich Italien (1805–1814), das aus der Cisalpinischen Republik Napoléons hervorgegangen war. Dort war die Lira zum Wert des französischen Franc eingeführt worden. In der Lateinischen Münzunion wurde die gegenseitige Akzeptanz der Münzen, die den gleichen Wert hatten, vertraglich geregelt.
Mit der Gründung des Königreiches Italien im Jahr 1861 wurde die italienische Lira die offizielle Umlaufwährung Italiens und blieb es bis zum 31. Dezember 2001.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele Währungen von Industrieländern Mitglied im Bretton-Woods-System; die Kurse waren weitgehend fest und bildeten sich nicht am Markt. Im März 1973 brach das System zusammen; die nominelle Goldeinlösepflicht der USA hatten diese schon im August 1971 („Nixon-Schock“) überraschend beendet. Die Ölkrisen 1973/74 und 1979/80 trugen zu einer Inflation in vielen Industrieländern bei; keynesianische Maßnahmen (z. B. „Konjunkturprogramme“) erwiesen sich als Strohfeuer; es gab eine Stagflation.
Die lang anhaltende Inflation (sie führte zu relativ hohen Nominalwerten: 1000 Lire hatten 1999 etwa eine Kaufkraft wie 2010 ein Euro) konnte erst Mitte der 1990er Jahre gebremst werden, als zahlreiche potentielle Euroländer energisch versuchten, die Kriterien zur Einführung des Euro zu erfüllen.
Am 1. Januar 1999 wurde der Euro als Buchgeld eingeführt (damit wurden die Wechselkurse zwischen den Beteiligten endgültig festgelegt) und am 1. Januar 2002 als Bargeld (siehe auch Eurozone). Der offizielle Umrechnungskurs beträgt 1 € = 1936,27 L.
Banknoten
Königreich
Im Königreichs Italien war der höchste Wert einer Banknote noch 1.000 Lire.
Republik
In den 1950er Jahren zirkulierten in der damals noch jungen Republik Italien Banknoten zu 50, 100, 500, 1.000, 5.000 und 10.000 Lire. In den 1960er Jahren folgten Banknoten zu 50.000 und 100.000 Lire. In den 1970er Jahren kamen Noten zu 2.000 und 20.000 Lire hinzu, wobei letztere schon 1985 wieder aus dem Verkehr gezogen wurde. Der letzte Wert, der hinzugefügt wurde, war 500.000 Lire im Jahr 1997.
Der Schein zu 500 Lire wurde zwar durch eine Münze ersetzt, kehrte aber 1966 zurück, als der Silberwert der Münze den Nennwert überstieg. Bei den von 1966 bis 1979 ausgegeben 500-Lire-Scheinen handelt es sich nicht um „Banknoten“ im eigentlichen Sinne, da sie nicht von der Banca d’Italia sondern vom Finanzministerium als Biglietti di Stato ausgegeben wurden.
Vor der Einführung des Euro zirkulierten Banknoten im Wert von 1000, 2000, 5000, 10.000, 50.000, 100.000 und 500.000 Lire (der 500-Lire-Schein war noch gültig, aber fast vollständig durch die Münze ersetzt). Bis zum 6. Dezember 2011 konnten diese Noten noch bei der Banca d’Italia gewechselt werden. Banknoten aus älteren Serien waren schon spätestens 2006 wertlos geworden.
Münzen
Königreich
Die ersten Münzen des Königreichs Italien waren 1, 2, 5 und 10 Centesimi in Kupfer, 20 und 50 Centesimi, 1, 2 und 5 Lire in Silber und höhere Beträge in Gold.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden neue Münzen ausgegeben. 5 und 10 Centesimi wurden kleiner und die Münzen bis 2 Lire bestanden nicht mehr aus Silber, dafür die neuen Münzen zu 5, 10 und 20 Lire.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Centesimi-Werte und die Silbermünzen aus dem Umlauf verschwunden.
Republik
Die neue Republik Italien führte ab 1946 neue Münzen aus einer Aluminiumlegierung ein zu den Werten 1, 2, 5 und 10 Lire. Schon nach wenigen Jahren wurde diese Serie durch eine neue Serie kleinerer Münzen ersetzt, die aber aus derselben Aluminiumlegierung bestanden.
In den 1950er Jahren folgten zwei Münzen aus Chromstahl zu 50 und 100 Lire, eine Münze aus Aluminiumbronze zu 20 Lire und eine Silbermünze zu 500 Lire, die wieder verschwand, als der Silberwert den Nennwert überstieg.
1977 folgte eine Aluminiumbronzemünze zu 200 Lire und 1982 eine Bimetallmünze zu 500 Lire. In den frühen 1990er Jahren wurden die Münzen zu 50 und 100 Lire erst verkleinert und schließlich durch eine neue Ausgabe ersetzt.
Als 1997 die 1000-Lire-Münze eingeführt wurde, kam es zu einem Fehler: Auf der abgebildeten Europakarte war noch sieben Jahre nach der Wiedervereinigung die innerdeutsche Grenze eingezeichnet und die Grenzen Deutschlands zu den Niederlanden, Luxemburg und Dänemark fehlten. Noch im gleichen Jahr wurde eine neue Version mit korrigierter Landkarte ausgegeben.
Vor der Einführung des Euro spielten nur noch die Werte 50, 100, 200, 500 und 1000 Lire eine wirkliche Rolle im Zahlungsverkehr.
Auch wenn die Produktion der Münzen zu 1 und 2 Lire für den Umlauf schon nach 1959 eingestellt wurde, behielten die Münzen ihre Gültigkeit und konnten wie die anderen Werte noch bis zum 6. Dezember 2011 eingetauscht werden.
Münzknappheit war ein chronisches Problem und die Münzen wurden im Alltag gern durch Bonbons ersetzt. Um 1976 gab es zur Linderung des Problems eine Art Notgeld in Italien, sogenannte Miniassegni.
Galerie
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Von links nach rechts: 50, 100, 200 und 500 Lire
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1000-Lire-Münze mit innerdeutscher Grenze
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1000-Lire-Münze mit korrigierten deutschen Grenzen
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500-Lire-Münze