EMW R 35

Motorrad des Eisenacher Motorenwerkes
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Die EMW R 35 war ein Motorrad des Eisenacher Motorenwerkes, das auf der BMW R 35 basierte.

EMW
EMW R 35/3 mit Hinterradfederung unter dem alten Haupttor des AWE-Werksgeländes in Eisenach
EMW R 35/3 mit Hinterradfederung unter dem alten Haupttor des AWE-Werksgeländes in Eisenach
EMW R 35/3 mit Hinterradfederung unter dem alten Haupttor des AWE-Werksgeländes in Eisenach
R 35
Hersteller: Eisenacher Motorenwerk
Bauzeit: 1945–1955
Stückzahl: ca. 90.000
Vorgängermodell: BMW R 35
Nachfolgemodell:
Technische Daten
Hubraum: 350 cm³
Leistung: 14 PS
Getriebe:
Antrieb: Einzylinder-Viertakt-Ottomotor (OHV), Kardan
Leergewicht: 155–170 kg
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
Tankinhalt: 12 l
Kraftstoffverbrauch: 3,5 l/100 km

Vorgeschichte

Die Bayerischen Motorenwerke entwickelten 1937 das Einzylindermotorrad BMW R 35 mit Einzylinder-Viertaktmotor, 340 cm³ Hubraum und 14 PS. Die R 35 war für den Einsatz bei Behörden, Polizei und Militär entwickelt. Sie galt als ausgesprochen robust, zäh und überdurchschnittlich zuverlässig.

Wegen der Konzentration der Flugzeugmotorenentwicklung in München wurde im Zweiten Weltkrieg die gesamte Motorradfertigung in das damalige BMW-Werk im thüringischen Eisenach verlegt. Die Produktion der R 35 wurde 1940 eingestellt, da sie den Anforderungen der Wehrmacht nicht mehr genügte. Zum Kriegsende war das Eisenacher BMW-Werk erheblich zerstört, die Maschinen waren jedoch rechtzeitig zusammen mit Teilebeständen in den umliegenden Schächten der Kali-Bergwerke eingelagert worden. Darunter befanden sich auch Teilesätze für etwa 1000 BMW R 35, allerdings ohne Rahmen.

Am 3. Juli 1945 wurde Eisenach Teil der sowjetischen Besatzungszone. Mit dem Befehl Nummer 93 zur „Sicherstellung der Herausbringung der neuen Personenkraftwagen und Motorräder in der Fahrzeug- und Maschinenfabrik Thüringen“ wurde im November 1945 die Produktion zur Reparationsleistung an die Sowjetunion wieder aufgenommen. Es wurde befohlen, aus den eingelagerten Teilen Motorräder zu fertigen. Der Plan für 1945 legte die Herstellung von 70 Motorrädern fest, tatsächlich gefertigt wurden aber nur 16 Stück. 220 Stück BMW R 35 konnten so zusammengebaut und an die Sowjets übergeben werden.

Am 15. September 1946 wurde das Werk in die Sowjetische Aktiengesellschaft Awtowelo eingegliedert. Für die Jahre 1946 bis 1948 liegen keine zuverlässigen Stückzahlen vor. 1949 wurden schon 4250 Stück BMW R 35 in Eisenach gebaut. Zuerst wurden nur Behörden und die FDJ-Interessengemeinschaft Motorsport (ab 1952 Gesellschaft für Sport und Technik) mit diesen – immer noch mit dem BMW-Emblem versehenen – Fahrzeugen versorgt; ab 1949 waren sie auch für Privatkunden zu erwerben.

Mit dem Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom 17. November 1950 drohten Beschlagnahmungen den Devisenverkehr zu gefährden, falls in Eisenach weiter unter dem Namen BMW produziert würde.

EMW R 35

1951 wurde aus BMW das Kürzel EMW für das Eisenacher Motorenwerk; aus dem weißblauen Propeller wurde ein weißrotes Firmenemblem und das Werk als volkseigener Betrieb dem IFA-Verbund angegliedert. Bis dahin hatten bereits 17.000 Fahrzeuge – in der Mehrzahl Motorräder – das Werk verlassen. Die EMW R 35 glich dabei immer noch dem Ausgangsmodell BMW R 35 (daher auch SAG-BMW genannt) mit Starrrahmen, ungedämpfter Teleskopgabel mit Faltenbälgen als Schmutzschutz und Handschaltung. Von der Nachkriegs-BMW/EMW R 35 wurden rund 26.000 Stück gefertigt.

EMW R 35/2

Im Jahr 1952 wurde die Maschine erstmals entscheidend weiterentwickelt. Sie erhielt eine hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel (Ölstoßdämpfer) mit Schutzrohr statt Manschette und ein modifiziertes Getriebe mit zeitgemäßer Fußschaltung. Sie lief jetzt unter der Bezeichnung EMW R 35/2 etwa 8000-mal vom Band.

EMW R 35/3

Schon 1953 folgten für die EMW R 35/3 weitere Modifikationen. Der Rahmen wurde verlängert, von 2 auf 3 mm verstärkt und mit einer gedämpften Geradeweg-Hinterradfederung versehen, was auch ein neues Kardangehäuse erforderlich machte. Weiterhin findet die Motorentlüftung bei der /3 in den Luftfilter statt, während bei der Ur-R 35 die Entlüftung über ein Röhrchen zwischen den Stößelschutzstangen in den Motorblock (Richtung Nockenwelle) führt. Die Sättel sind unterschiedlich. Die BMW R 35/1 hat zwei Zugfedern an den Außenseiten des Sattels, während die EMW R 35/3 eine zentrale Feder hat, die auf Druck reagiert. Die Bedienteile am Lenker wurden im Laufe der Modellpflege von Innenzughebeln auf konventionelle Außenzughebel umgestellt. Weitere Unterschiede sind beim Rücklicht, der Abgasanlage und der Form der Kotflügel vorhanden.

EMW als Markenzeichen endete mit der Fertigungseinstellung der PKW-Typen 327 und 340/2 sowie des Motorrades R 35/3 im Jahre 1955. In diesem Jahr wurden noch 13.700 EMW R 35/3 produziert. In Eisenach ging danach kein Viertakter mehr vom Band, der Zweitaktmotor galt als sparsam, leicht und leistungsfähig. Die Motorradproduktion wurde in Eisenach gänzlich aufgegeben. Bereits seit 1950 wurde im thüringischen Suhl die modernere AWO 425 mit Viertaktmotor produziert.

Von der R 35/3 sollen etwa 50.000 bis 66.000 Stück gefertigt worden sein, die Quellenangaben hierzu sind widersprüchlich. Von der Nachkriegs-BMW/EMW R 35 wurden insgesamt rund 90.000 Stück gefertigt, davon wurden rund 27.000 Stück exportiert. [1]

Technische Daten

R 35 R 35 / 2 R 35 / 3
Bauart Einzylinder mit Kardan
Bauzeit 1945–1952 1952 1952–1955
Fahrwerk Gabel: wie Vorkrieg Gabel: Teleskopgabel Geradwegfederung hinten
Motor OHV
Bohrung 72 mm
Hub 84 mm
Hubraum 350 cm³
Leistung 10 kW / 14 PS
Vmax 100 km/h
Leergewicht 155 kg 155 kg 170 kg (Gespannbetrieb: 235 kg)
Gesamtgewicht 350 kg 350 kg 365 kg (Gespannbetrieb: 460 kg)
Tankinhalt 12 l 12 l 12 l

Literatur

  • Das EMW-Motorrad R 35. In: Kraftfahrzeugtechnik 3/1953, S. 85–86.
  • Verbesserungen an der EMW R 35 mit Seitenwagen. In: Kraftfahrzeugtechnik 3/1956, S. 113.

Einzelnachweise

  1. 10 Jahre Kraftfahrzeugexport der Deutschen Demokratischen Republik.In: Kraftfahrzeugtechnik 2/1958, S.41-43.