Der Beruf im Überblick
Durch die zunehmende Bedeutung des Flugzeuges in den fünfziger und sechziger Jahren, entwickelten sich auf Basis der konventionellen Metallberufe eigene, spezielle Luftfahrtberufe. So zum Beispiel auch der 1961 geschaffene Beruf des/der Flugzeugmechaniker/in, der den schon seit 1936 bestehenden Beruf des/der Metallflugzeugbauer/in ergänzte. 1983 wurde der Beruf schon wieder durch den des/der Fluggerätbauer/in abgelöst. Im Zuge der Neuordnung der technischen Luftfahrtberufe wurde er 1997 schließlich vom heutigen Beruf des/der Fluggerätmechaniker/in in der Fachrichtung Fertigungstechnik ersetzt. Die beiden anderen Fachrichtungen (Instandhaltung und Triebwerkstechnik) wurden so ausgelegt, dass ein Umstieg leicht möglich ist. Der Mechaniker in der Berufsbezeichnung soll zum Ausdruck bringen, dass man nicht nur handwerkliches Geschick benötigt, sondern auch Systemzusammenhänge begreifen muss.
Durch die immer häufiger eingesetzten, modular aufgebauten, vollautomatischen Fertigungssysteme muss der Fluggerätmechaniker auch immer mehr im Umgang mit modernster Technik vertraut sein. Er muss zum Beispiel Förderbänder, Schweiß- und Nietroboter sowie Kräne und andere Werkzeugmaschinen steuern können.
Trotz der immer größer werdenden Anzahl vollautomatischer Arbeitsprozesse und der geringen Zahl der Ausbildungsfirmen, ist der Beruf des/der Fluggerätmechaniker/in zur Zeit sehr gefragt und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt dafür stehen trotz der weltweiten Luftfahrtkrise gut.
Aufgaben und Tätigkeiten
Als Fluggerätmechaniker/in findet man seinen Arbeitsplatz bei Flugzeugherstellern, bei Fluggesellschaften und Service- oder Wartungsbetrieben sowie bei Zulieferungsbetrieben der Luft- und Raumfahrtbranche und auch bei Raumfahrtunternehmen.
Man muss anhand von technischen Zeichnungen Einzelteile bis hin zu ganzen Baugruppen montieren und dabei mit höchster Präzision und oft unter hohem Zeitdruck arbeiten. Man baut die Innenausstattungen und Ausrüstungskomponenten ein, behebt Fehler und testet Systeme. Die Wartung der Fluggeräte gehört ebenso zum Aufgabenbereich wie die Instandsetzung fehlerhafter Teile.
Vor der Arbeit muss man den genauen Ablauf technisch und organisatorisch planen, nach der Arbeit Fehler, erledigte Aufgaben, Messdaten und anstehende Tätigkeiten schriftlich in Logbüchern oder an einem Computer dokumentieren.
Das Bedienen großer und spezieller Maschinen gehört genauso zum Aufgabenspektrum wie das Überwachen verschiedener automatisierter Vorgänge.
Eventuell spezialisieren sich Fluggerätmechaniker/innen später auf Teilbereiche wie zum Beispiel Zellenbau, Mechanische Systeme, Pneumatische und Hydraulische Systeme sowie Hubschraubertechnik.
Anforderungen und Arbeitsbedingungen
An den/die Fluggerätmechaniker/in werden durchschnittliche intellektuelle Anforderungen, ein gutes Wahrnehmungsvermögen und Geschick sowie Präzision bei der Arbeit verlangt. Man muss sehr gut Englisch sprechen können, da dieses meist die Firmensprache oder die in den notwendigen Dokumentationen verwendete Sprache ist. Räumliches Denkvermögen und technisches Verständnis sind ebenso notwendig.
Man erwartet von dem/von der Arbeiter/in ein systematisches, planvolles und eigenverantwortliches Arbeitsverhalten sowie die Bereitschaft sich fachlich weiterzubilden. Da in diesem Berufszweig Schichtarbeit erforderlich ist, wird ein guter bis sehr guter Gesundheitszustand vorausgesetzt.
Am Arbeitsplatz, der oft in ungesicherten, engen Bereichen liegt, ist es meist sehr laut, staubig und man hat mit reizenden Gerüchen und einer unbequemen Arbeitshaltung zu kämpfen. Der/die Arbeiter/in hat unter Zeitdruck und hoher körperlicher Anstrengung komplexe Aufgaben zu erledigen.
Ausbildungsinhalt und Ablauf
Die Ausbildung zum/zur Fluggerätmechaniker/in dauert in der Regel 3 ½ Jahre. Sie kann durch eventuell vorhandene Kenntnisse und Lernjahre jedoch verkürzt werden. Dazu zählen ein schulisches Berufsgrundbildungsjahr, der Besuch einer Berufsfachschule sowie sonstige berufliche oder allgemeine Vorbildungen. Diese werden der Vorbildung entsprechend der Ausbildungszeit angerechnet. Die Ausbildung besteht aus der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule sowie dem praktischen Teil im Ausbildungsbetrieb.
In der Berufsschule lernt man die gesamten 3 ½ Jahre über den Aufbau und die Funktionsweise diverser Luftfahrzeuge und Hubschrauber. Allgemeinbildend wird man in den Fächern Deutsch, Wirtschaft- und Sozialkunde sowie Englisch (technisches Englisch) unterrichtet. Auch praktische Arbeiten werden in der Lehrwerkstatt angefertigt.
Der betriebliche Teil der Ausbildung sieht folgendermaßen aus:
Den gesamten Zeitraum über wird man in Sicherheitsfragen, Gesundheits- und Umweltschutz geschult. Man wird mit dem Aufbau und der Organisation des Ausbildungsbetriebes vertraut gemacht, auch das Arbeits- und Tarifrecht sind Bestandteile der Berufsbildung.
Im ersten Ausbildungsjahr lernt man, welche Eigenschaften die im Flugzeugbau verwendeten Materialien haben und wie man sie be- und verarbeitet. Man übt wie man Nietverbindungen mit den diversen Nietarten herstellt und wie man Oberflächen richtig behandelt und schützt.
Während des zweiten Ausbildungsjahres lernt man, wie man Fluggerätsystemkomponenten mit Spezialwerkzeugen einbaut. Auch wie man Bauteile durch Schraub-, Steck- und Nietverbindungen montiert und ihre Funktion im eingebauten Zustand prüft. Am Ende des zweiten Ausbildungsjahres steht eine Zwischenprüfung (schriftlich und praktisch) an, sie umfasst die ersten 18 Ausbildungsmonate.
Im dritten Ausbildungsjahr wird man seiner Fachrichtung entsprechend geschult. Als Fertigungstechniker/in erlernt man den Einbau und die Instandsetzung diverser Bauteile, insbesondere Rippen, Stringer, Spanten, Klappen und Segmente. Man erfährt, was bei der Montage von Baugruppen (Fahrwerk, Tragflächen, Rumpf) wichtig ist und was man dabei beachten muss.
Am Ende wird eine Abschlussprüfung geschrieben. In dieser soll die Facharbeiterqualifikation, also die Eigenständigkeit beim Lösen technischer Probleme und die praktische Ausübung verschiedener Tätigkeiten nachgewiesen werden. Der Prüfling muss eine Systemkomponente montieren und eine Fluggerätstruktur fertigen beziehungsweise instand setzten. Des weiteren hat er unter Berücksichtigung funktionaler, konstruktiver und fertigungstechnischer Gesichtspunkte einen Arbeitsablauf zu planen. In dem 5-Stündigen schriftlichen Teil muss er seine Kenntnisse aus den Fächern Fertigung, Instandhaltung, Fluggerättechnik, Wirtschafts- und Sozialkunde unter Beweis stellen.
Die Prüfung ist bestanden, wenn jeweils im schriftlichen und praktischen Teil und im schriftlichen Teil in den Prüfungsfächern Fertigung und Instandhaltung ausreichende Leistung erbracht wurde. Die Prüfung wird bei der Industrie- und Handelskammer abgelegt und kann bei Nichtbestehen laut Berufsbildungsgesetz zweimal wiederholt werden.
Finanzielle Aspekte
Als Auszubildender verdient man nicht schlecht. Im Ersten Ausbildungsjahr beträgt der tariflich festgelegte Betrag pro Monat €639, im zweiten Jahr €678, im dritten Jahr schon €731 und gegebenenfalls im vierten Jahr €755.
Als Arbeiter verdient man dann ein Grundgehalt von anfangs etwa €2000. Dieser Betrag kann durch Schichtzulagen und Sonderzahlungen (Prämien) jedoch rasch größer werden.
(Angaben von Airbus, 2003)
Aufstiegs- und Umsteigemöglichkeiten
Der/die Fluggerätmechaniker/in kann in zwei Wochen zum/zur Selbstprüfer/in (kann seine/ihre Arbeit abnehmen) und in weiteren drei Monaten dann zum/zur Eigenprüfer/in (kann die Arbeit anderer abnehmen) geschult werden.
Durch immer neue Techniken und Methoden im Flugzeugbau wird man immer wieder an Seminaren, Schulungen und Lehrgängen teilnehmen und über das Erlernte auch Prüfungen ablegen müssen.
Man kann sich zum Techniker weiterbilden lassen oder die Fachrichtung wechseln (Triebwerkstechnik, Instandhaltung). Auch kann man mit genügend Berufserfahrung zum Gruppenleiter und später zum Meister aufsteigen oder nach einer erfolgreichen Ausbildereignungsprüfung in die Ausbildung wechseln.
Als Weiterbildungsmöglichkeiten kommen besonders der/die Industriemeister/in (Luftfahrt und Flugzeugbau) und staatlich geprüften Techniker/in (Luftfahrt und Maschinentechnik) in Frage ? ein Studium ist förderlich.
Für einen Ausweichberuf kommen KFZ-Mechaniker, Schlosser, Werkzeugbauer sowie viele andere feinwerktechnische und metallverarbeitende Berufe in Betracht.