Karpacz

Stadt in Polen
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Karpacz [ˈkarpaʧ] (deutsch Krummhübel) ist eine Stadt im südwestlichen Polen. Sie liegt im Powiat Jeleniogórski der Woiwodschaft Niederschlesien. Ihre Lage macht sie neben Szklarska Poręba (Schreiberhau) zum wichtigsten Zentrum des Tourismus im polnischen Teil des Riesengebirges. Karpacz gehört der Euroregion Neiße an.

Karpacz
Wappen von Karpacz
Karpacz (Polen)
Karpacz (Polen)
Karpacz
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Jelenia Góra
Fläche: 37,96 km²
Geographische Lage: 50° 47′ N, 15° 45′ OKoordinaten: 50° 46′ 42″ N, 15° 45′ 26″ O

Höhe: 480 m n.p.m.
Einwohner: 4487
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 58-540 bis 58-550
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DJE
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Einwohner: 4487
(31. Dez. 2020)[1]
Gemeindenummer (GUS): 0206011
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Bogdan Malinowski
Adresse: ul. Konstytucji 3 Maja 54
58-540 Karpacz
Webpräsenz: www.karpacz.pl

Die Stadt ist Ausgangsbasis für Wanderungen in alle Teile des Riesengebirges, bietet Möglichkeiten für Wintersport und verfügt über ca. 8500 Gästebetten.

Geografie

Karpacz liegt offiziell zwischen 480–885 m n.p.m. Höhe, die Stadtmitte befindet sich auf 630 m n.p.m. Höhe. Unmittelbar südlich von Karpacz, an der Grenze zu Tschechien, erhebt sich die Schneekoppe (1602 m n.m.), der höchste Berg des Riesengebirges.

Nördlich und westlich der Stadt schließen sich die Vorberge des Riesengebirges an, die Höhen von 700 bis 900 m erreichen.

Geschichte

Krummhübel wurde erstmals 1599 als Blei- und Eisenmine für den Bergbau erwähnt. Nach dem Anschluss an das Eisenbahnnetz durch die am 6. Juni 1895 eröffnete und 1934 elektrifizierte Strecke der Riesengebirgsbahn GmbH wurden verschiedene metallverarbeitende Industriebetriebe eingerichtet. Außerdem stieg die Bedeutung des Fremdenverkehrs. Dieser wurde von beiden Weltkriegen vorübergehend stark in Mitleidenschaft gezogen. Von 1910 bis 1915 wurde die Lomnitztalsperre bei Krummhübel erbaut. Seit den 1920er Jahren besaß die deutsche Schriftstellerin Else Ury ein Ferienhaus in Krummhübel. 1939 wurde es enteignet, weil Ury Jüdin war.

Das Potsdamer Abkommen sprach Schlesien und somit Karpacz dem polnischen Staat zu. Die deutschen Einwohner wurden (bis auf einzelne Familien) bis 1947 vertrieben. Da die Ortsbezeichnung Krummhübel kein Pendant in der polnischen Sprache besaß, hatte Karpacz in einer kurzen Phase drei Bezeichnungen: Krzywa Góra (freie Übersetzung des Begriffs Krummhübel), Drogosławice (mit dem Ziel, polnisch zu klingen, war aber nur am Bahnhof zu sehen) und letztendlich Karpacz, da viele neue Einwohner aus der Tatra oder den Beskiden (also Karpaten) zugezogen waren. Zwischen 1945 und 1989 wurde der frühere Stadtteil Brückenberg nach dem ersten kommunistischen Staatschef Bolesław Bierut "Bierutowice" (heute Karpacz Górny) genannt. Im Jahre 1960 erhielt Karpacz das Stadtrecht. Seit der Öffnung der Grenzen nach 1989 hat Karpacz als internationales Touristikzentrum an Bedeutung gewonnen.[2]

Der Legende nach soll der Riese und Berggeist Rübezahl hier gewohnt haben.

Krummhübel wurde durch die Literatur in: „Die Laboranten von Krummhübel“ von Hans Reitzig verewigt. Krummhübel war der Hauptort der sogenannten Laboranten, Laienapotheker, die den dortigen Reichtum an Kräutern zur Herstellung von Arzneien nutzten und diese bis nach Polen und Russland vertrieben. Der letzte Laborant Ernst August Zölfel starb 1894. Diesem Thema widmete sich ebenfalls Theodor Fontane, der zahlreiche Sommer in Krummhübel verbrachte und sich von einem ungeklärten Mordfall an einem Krummhübeler Förster zu seinem Roman Quitt inspirieren ließ[3].

Die Tagung der "Judenreferenten" April 1944

Am 3. und 4. April 1944 fand in Krummhübel, einem kriegsbedingten Ausweichquartier des AA, eine „Arbeitstagung der Judenreferenten“ von zwölf europäischen diplomatischen Vertretungen des Auswärtigen Amts (AA) statt, initiiert von einer von Ribbentrop eingerichteten Informationsstelle Antijüdische Auslandsaktion und konkret vorgeschlagen von dem Verbindungsmann Ribbentrops zu Himmler, Horst Wagner.[4] Auf dieser verständigten sich die Teilnehmer auf eine Intensivierung der judenfeindlichen Propaganda in Europa. Franz Alfred Six forderte die „physische Beseitigung der Ostjuden“, wie der Judenreferent des Auswärtigen Amtes Eberhard von Thadden protokollierte. Weitere bekannte Teilnehmer der Aktion waren Harald Leithe-Jasper, Adolf Mahr, Gustav Richter, Heinz Ballensiefen, Peter Klassen, Botschaft Paris, Hans-Otto Meissner, Rom, Hans Hagemeyer und Ernst Kutscher. Konkrete Einzelheiten über die Shoah, die während der Tagung mitgeteilt wurden, sollten ausdrücklich nicht ins Protokoll genommen werden.[5] Die Tagung sollte als Start für eine "Antijüdische Auslandsaktion" (oder "Antijüdische Aktionsstelle") dienen.[6]

Städtepartnerschaften

Karpacz unterhält Städtepartnerschaften mit

Außerdem besteht eine Städtefreundschaft mit Oberwiesenthal in Sachsen.

Tourismus

Karpacz gehört zu den wichtigsten Wintersport- und Wandergebieten in Polen und ist auch bei ausländischen Besuchern sehr beliebt. Neben dem Riesengebirge (das in einem großen Umfang als Nationalpark geschützt wird) bietet Karpacz eine besondere Sehenswürdigkeit an, die norwegische Stabkirche Wang. Diese Kirche besteht in allen Teilen aus Holz. Sie wurde im 13. Jahrhundert in Norwegen erbaut und dann 1841 auf Initiative der Gräfin Friederike von Reden in Einzelteilen zerlegt nach Krummhübel transportiert und dort wieder aufgebaut. Als weitere Attraktionen für die Touristen gelten Rodelbahnen (traditionelle und eine witterungsunabhängige Alpine Coaster).

Literatur

Commons: Karpacz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Alicja Hirsch-Tabis/ Ewa Katarzyna Tabis, Karpacz – Krummhübel. Dzieje miasta pod Śnieżką, Jelenia Góra 2005
  3. Udo Wörffel: Theodor Fontane im Riesengebirge (ISBN 978-3-373-00509-4)
  4. Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionäre der „Endlösung“ . J.H.W. Dietz. Bonn 2008. ISBN 978-3-8012-4178-0, S. 275 f.; vgl. auch zum Folgenden Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. München 2010, S. 196-199.
  5. Vgl. Protokoll der Arbeitstagung der Judenreferenten in Krummhübel am 3.– 4. April 1944, PA AA Zagreb Geheimakten 27, 2 Zusammenfassung: Diplomaten der Endlösung auf der Website. Das genaue Protokoll: [1]
  6. Beide Namen sind in den Archiven überliefert. Da aus der festen Institution dann nichts wurde, kam es nicht zu einer Namensklärung, so dass beide Bezeichnungen berechtigt sind.
  7. Der dokument. Anhang S. 266 - 279 ist im Kern identisch mit der Fassung unter "Das genaue Protokoll..." in Notizen. Im Print angefügt ist noch die genaue "Tagungsfolge", also ein Zeitplan, sowie eine Liste aller Teilnehmer incl. handschr. Änderungen in dieser Liste. Es fehlt im Print der Anfang der Online-Version, Schreiben des Schleier vom 4. März 1944, bezogen auf 2 vorherige Telegramme bezügl. der Vorbereitung und der Wichtigkeit der Tagung an alle Missionen (dipl. Vertretungen)