Garding (plattdeutsch: Garn, Gaarn) ist eine Stadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 54° 19′ N, 8° 47′ O | |
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Nordfriesland | |
Amt: | Eiderstedt | |
Höhe: | 1 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,06 km2 | |
Einwohner: | 2773 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 906 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25836 | |
Vorwahl: | 04862 | |
Kfz-Kennzeichen: | NF | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 54 036 | |
NUTS: | DEF07 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Welter Str. 1 25836 Garding | |
Website: | www.garding.de | |
Bürgermeister: | Ranjet Biermann (CDU) | |
Lage der Stadt Garding im Kreis Nordfriesland | ||


Geographie und Verkehr
Die Stadt, die als Luftkurort von der Gemeinde Kirchspiel Garding umschlossen wird, liegt auf einem Geestrücken (Düne) im Zentrum der Halbinsel Eiderstedt. Garding ist der wirtschaftliche Mittelpunkt dieser Landschaft. Die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Husum–Bad St. Peter-Ording bis Garding fand 1892 statt, die Verlängerung nach St. Peter folgte erst am 24. Juni 1932. Durch Garding führt als eine weitere Verkehrsverbindung die Bundesstraße 202.
Geschichte
Garding existierte wahrscheinlich schon vor der Kirchgründung im Jahre 1109 mit ähnlichem Namen. Der Ort selbst wurde um 1187 in einer Urkunde des Erzbischofs von Lund erstmals namentlich genannt. 1231 erwähnt das Waldemar-Erdbuch Giaethningheret, die Gardingharde. 1300 wurde der Ort als Gherdinghe erwähnt, außerdem tauchten die Schreibweisen Gerdingen (1438) und Gardingk (1509) auf. Diese unterschiedlichen Schreibweisen können auch mit der Entwicklung der Umgangssprache in Garding und auf Eiderstedt zusammenhängen.
Seit 1575 gibt es einen Wochenmarkt, der bis heute jeden Dienstag abgehalten wird.
Das Stadtrecht erhielt Garding − verliehen von Johann Adolf (Schleswig-Holstein-Gottorf) − am 12. Oktober 1590, etwa zur selben Zeit wie Husum (1603) und Tönning (1590).
Jahrhundertelang besaß Garding einen Hafen, der das Stadtbild prägte und das Wirtschaftsleben bestimmte. Als Hafenstadt hatte Garding nach Fertigstellung der Norder- und Süderbootfahrt um 1612 über die Häfen Katingsiel und Tönning fast bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts Handelsverbindungen nach England und anderen Ländern. Der Hafen selbst wurde 1912 zugeschüttet.
Von 1867 bis 1959 war Garding Sitz eines Amtsgerichts.
Zum 1. Januar 2006 gab die Stadt Garding ihre Amtsfreiheit auf und trat dem Amt Eiderstedt bei.
Stadtbild
Die Altstadt ist um die Kirche herum gruppiert, auf die die Straßen sternförmig zulaufen. Die St.-Christians-/St.-Bartholomäus-Kirche steht in Gardings Ortsmitte auf einer elf Meter hohen Warft, der höchsten Erhebung Eiderstedts. Der Kirchturm ist noch heute der höchste Punkt Eiderstedts und diente lange als Seezeichen.
Das Gehäuse der Orgel stammt noch aus der Zeit der Gotik. Der Orgelprospekt, also das Gehäuse der Orgel, von 1512, ist der älteste Nordeuropas.[2] Das ehemals gotische hohe, spitze Dach der Kirche wurde bei einer Renovierung 1854 durch ein besser in die Landschaft passendes und vor allem weniger windanfälliges, niedrigeres ersetzt .
Die Kirche geht auf die 1117 errichtete einschiffige, kreuzförmige Backsteinkirche St. Christian zurück.[3] Sie war ursprünglich den Heiligen Maria Magdalena, Christian und Bartholomäus geweiht. Die Kirche wurde im Zeitraum von 1483 bis 1488 zu einer zweischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaut [4], wobei ein Schiff den männlichen und ein Schiff den weiblichen Gottesdienstbesuchern diente.
Nachdem Hermann Tast 1524 noch auf dem Marktplatz die erste Reformationspredigt Eiderstedts gehalten hatte, setzte sich die Reformation durch Christian III. von Dänemark bis 1527 in der Region durch. Sichtbar ist dies in der Kirche an der zerschlagenen Altarplatte mit der Aufschrift „Hic sunt reliquiae reconditae“ (Hier sind die Reliquien aufbewahrt).
1563 baute die Gemeinde in der Kirche eine Kanzel. Sie ist heute die älteste Kanzel Eiderstedts und wurde mit ihrem sechseckigen Grundriss zum Vorbild fast aller anderen Kanzeln im Lande. Das älteste Uhrwerk Schleswig-Holsteins war früher mit einem Uhrschlagmännchen und einer St.-Georgs-Figur, die mit einem Drachen kämpft, verbunden. Der dreiflügelige Gemäldealtar, das „Hauptwerk des Manierismus in Schleswig-Holstein“[2], schuf der niederländisch-tönninger Maler Marten van Achten, der später Hofmaler am Schloss Gottorf wurde.
Am Platz neben der Kirche befinden sich das Theodor-Mommsen-Museum, das heute das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde ist, sowie das „Alte Rathaus“. Dieses Gebäude ließ Johann Ingwersen 1825 erbauen. Ingwersen war der letzte Staller Eiderstedts, ein dänischer Beamter, der sowohl die administrativen Geschäfte, das Steuerwesen aber auch die Judikative in seiner Person vereinigte und im Namen des Herzogtums ausübte. Ingwersen lebte in diesem Haus bis 1885, sieben Jahre später kaufte es die Stadt Garding und richtete dort ihr Rathaus ein. Mittlerweile steht es auch in dieser Funktion leer, weil der Sitz des Bürgermeisters in das Amt Eiderstedt in die Welter Straße verlegt wurde. Das Rathaus wurde 2005 zu einem Kulturzentrum umgebaut, in dem u.a. der Heimatbund mit Archiven und der Künstlerbund „Kunstklima“ mit Ausstellungsräumen untergebracht sind.[5]
Politik
Stadtvertretung
- Seit der Kommunalwahl 2008 hatte die CDU acht Sitze, die SPD fünf und die Wählergemeinschaft WI80 sowie der SSW je zwei Sitze in der 17-köpfigen Stadtvertretung.
- Bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2013 kam die CDU auf 44,9 % der abgegebenen Stimmen und auf acht Sitze. Die SPD erreichte mit 40,9 % sieben Sitze. Zwei Sitze entfielen auf den SSW mit 14,3 %. Die Wahlbeteiligung betrug 47,2 Prozent.[6]
Bürgermeister
Für die Wahlperiode 2013–2018 wurde Ranjet Biermann (CDU) erneut zum Bürgermeister gewählt.[7]
Wappen
Blasonierung: „In Blau, unten begleitet von einem goldenen Abendmahlskelch, das golden nimbierte silberne Gotteslamm, mit dem rechten Vorderfuß die geschulterte Siegesfahne haltend: An goldener, oben in ein Kreuz auslaufender Stange ein silbernes, in zwei Zipfel endendes Banner mit rotem, durchgehendem Kreuz.“[8]
Veranstaltungen
Seit 1975 findet jährlich Ende Juli ein Spezialitätenmarkt der Eiderstedter Landfrauen rund um die Kirche statt. Neben Delikatessen aus Eiderstedt runden kunsthandwerkliche Angebote den Markt ab.
Die „Musikantenbörse“, eine Musikveranstaltung, findet an insgesamt acht Dienstagabenden im Juli und August statt. Innerhalb der Konzertreihe „Musik in den Kirchen Eiderstedts“ finden während der Sommermonate in der St.-Christian-Kirche im Zentrum Gardings laufend Konzerte (Klassik und Jazz) auswärtiger Musiker statt.
Im „Alten Stallerhaus“ stellt die Künstlergruppe „Kunstklima“ permanent in wechselnden Ausstellungen Arbeiten ihrer Mitglieder vor.
Sehenswürdigkeiten
In der Liste der Kulturdenkmale in Garding stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Theodor Mommsen (1817–1903), Historiker und Nobelpreisträger; seit 1895 Ehrenbürger der Stadt Garding (Dauerausstellung im Gemeindehaus)
- Tycho Mommsen (1819–1900), Schriftsteller und Gymnasialdirektor
- Christian Adolf Wallichs (1831–1922), Reichstags- und Landtagsabgeordneter
- Richard Petersen (1865–1946), Ingenieur, technischer Leiter beim Bau der Wuppertaler Schwebebahn
- Johannes Jessen (1880–1945), Geistlicher und Übersetzer der Bibel ins Niederdeutsche
- Rolf Büttner (* 1949), Gewerkschafter
- Peter-Jürgen Boock (* 1951), Schriftsteller und Ex-RAF-Terrorist
Mit Garding verbunden
- Hans-Alwin Ketels (* 1913), Landwirt und Politiker (CDU), lebt in Garding
- Knut Kiesewetter (* 1941), Sänger und Musiker, wuchs in Garding auf
Literatur
- 400 Jahre Stadt Garding. Blick in die Geschichte. Lühr & Dircks, St. Peter-Ording 1990, ISBN 3-921416-51-5
- Hans-Walter Wulf: Kirchen in Eiderstedt. Lühr & Dircks, St. Peter-Ording 1981, ISBN 3-921416-13-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2023 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ a b Michael Reiter: „Kirchen am Meer“, Kiel 2000, S. 43
- ↑ „Kunsttopographie Schleswig Holstein“, Neumünster 1969, S. 215 ff
- ↑ Richard Haupt: „Die Bau-und Kunstdenkmäler in der Provinz Schleswig-Holstein“, Heide 1924, S. 671 ff
- ↑ Leader+ Projektantrag
- ↑ [wahlen.amt-eiderstedt.de/2013/kommunal/garding/garding.htm] abgerufen am 27. Mai 2013
- ↑ Niederschrift über die Sitzung der Stadtvertretung vom 10. Juni 2013
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein