Albulabahn

meterspurige Bahnstrecke von Thusis am Hinterrhein nach St. Moritz im Engadin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Mai 2004 um 15:07 Uhr durch Markus Schweiß (Diskussion | Beiträge) (Linkfix Landwasserviadukt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Albulabahn in Graubünden verbindet Thusis (697 m ü. NN) mit dem bekannten Skiort St. Moritz. Die 86 km lange Bahn, die von sich behaupten kann, die wohl spektakulärste Meterspurbahnstrecke der Welt zu sein, gehört zum Stammnetz der Rhätischen Bahn (RhB).

RhB-Zug vor Preda

Streckenverlauf

Eine Touristenfahrt auf der Albulabahn unternimmt man am besten mit einem der beiden Vorzeigezüge der RhB, dem Bernina Express oder dem Glacier Express.

 
Landwasserviadukt mit der Einfahrt in den Landwassertunnel

Hinter Thusis überquert die Strecke den Hinterrhein und tritt in das Tal der Albula ein, das östlich von Thusis Schinschlucht genannt wird. Schon hier passiert sie zahlreiche Brücken und Tunnel. Hinter dem Bahnhof Solis wird die schäumende Albula auf der 86 Meter hohen Solisbrücke überquert. Zwischen Tiefencastel und Filisur fährt der Zug dann über den 35 Meter hohen und 137 Meter langen Schmittentobelviadukt, bis er kurz vor Filisur das Wahrzeichen der Bahn erreicht: Den 65 Meter hohen Landwasserviadukt, der in einem Viertelkreis von nur 100 Metern Radius direkt in den Schlund einer riesigen Felswand führt.

Im Bahnhof Filisur (1.083 m) mündet die ähnlich spektakuläre Strecke von Davos in die Albulabahn. Zwischen Filisur und Bergün überwindet der Zug bereits 292 Meter und fährt durch den ersten Kehrtunnel. Bergün bietet bahnhistorisch Interessantes: Zum einen endet hier der Lehrpfad aus Preda, zum anderen befindet sich unterhalb des Bahnhofs ein Lokdenkmal mit einem RhB-Krokodil. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs steigt der Zug über 35 Promille in die Höhe. Mehrmals überwindet nun die Strecke sich selbst, bei atemberaubenden Ausblicken.

Nach der Durchquerung des Albulatunnels und des Dörfchens Spinas, das am Südostportal liegt, erreicht der Zug über ein Gefälle von bis zu 32 Promille bei Bever die Strecke aus Scuol-Tarasp. In Samedan wiederum zweigt die Strecke nach Pontresina ab, in die auch der Bernina Express einfahren wird, um anschließend den Berninapass zu erklimmen. Der Glacier-Express hingegen fährt den Endpunkt der Albulabahn an, St. Moritz.

Geschichte

 
Gedenkstein am Bahnlehrpfad in Preda

Bis 1890 war der Südosten der Schweiz von Eisenbahnen äußerst schlecht erschlossen. Den Transitverkehr zog die Gotthardbahn an sich, so dass in Graubünden praktisch keine lohnenswerte Nachfrage nach Eisenbahnen bestand. Nach der Eröffnung der Landquart-Davos-Bahn änderte sich das schnell. 1895 entstand die Rhätische Bahn, und zwei Jahre später entschied das Bündner Volk bei einem Urnengang, die RhB zur Staatsbahn zu machen. Damit wurden die Voraussetzungen für den schnellen Bau weiterer Strecken geschaffen, die den verkehrsmäßigen Rückstand Graubündens aufholen sollten (1896 gab es nur 20 km Normalspur- und 96 km Schmalspurbahnen). Priorität besaß ein Anschluss des Kurortes St. Moritz an das Netz.

Nachdem Thusis von Chur aus angeschlossen war, begann man 1898 mit dem Bau der Albulabahn. Da man die Strecke als reine Reibungsbahn ausführen wollte, mussten umfangreiche Kunstbauten angelegt werden. Die Steigung des Tals zwischen Bergün und Preda war mit 1:13 besonders problematisch, denn die Höchstneigung der Trasse sollte bei 1:28 liegen. Um den enormen Höhenunterschied bei 6 km Tallänge zu bewältigen, war eine künstliche Längenentwicklung auf 12 km notwendig. Die berühmten God-, Platz-, Rugnux-, Toua- und Zuondra-Kehrtunnel sowie unzählige Brücken bewältigten diese Aufgabe, indem sie die Strecke wie eine Schraube in die Höhe drehten. Besonders der Bau des 660 m langen Rugnux-Kreiskehrtunnels bereitete Probleme, denn das 4° Celsius kalte Bergwasser erschwerte die Arbeit der halb erfrorenen Mineure.

Hinter Preda baute man den 5.866 Meter langen Albulatunnel als Herzstück der Strecke, unter der Wasserscheide zwischen Rhein und Inn hindurch. Diese Wasserscheide verläuft über den gleichnamigen Albulapass. Mit einem Scheitelpunkt von 1.820 Metern Höhe ist der Albulatunnel der höchste Alpendurchstich der Schweiz.

Am 10. Juli 1904 konnte die Eröffnung der Albulabahn gefeiert werden.

Zugbetrieb

 
Einfahrt der Ge 4/4 III 646 in Bergün

Zwischen Thusis bzw. Chur und St. Moritz verkehren täglich Schnellzüge im Stundentakt. Sie benötigen 1 Stunde 34 Minuten. Einer dieser Schnellzüge ist auch der Glacier Express, der von und bis Zermatt durchläuft. An den kleineren Bahnhöfen halten nur noch wenige Züge. Zum Einsatz kommen mehrheitlich die modernen Elektrolokomotiven der Reihe Ge 4/4 III, die auch auf der Vereinastrecke eingesetzt werden.