Kugelfische

Stachelflosser, Familie der Ordnung Kugelfischverwandte (Tetraodontiformes)
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Die Familie Kugelfische (Tetraodontidae) (= Vierzähner) gehört zu der Unterordnung der Kugelfischähnlichen (Tetraodontidei) in die Ordnung Kugelfischartige oder Haftkiefer (Tetraodontiformes). Ihr gehören etwa 120 Arten an. Die Größe variiert zwischen 6 und 90 Zentimetern.

Kugelfische
Schwarzflecken-Kugelfisch (Arothron nigropunctatus)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Seria: Fische (Pisces)
Vorlage:Classis: Knochenfische (Osteichthyes)
Vorlage:Subclassis: Strahlenflosser (Arcinopterygii)
Vorlage:Infraclassis: Echte Knochenfische (Teleostei)
Vorlage:Superordo: Stachelflosser (Acanthopterygii)
Vorlage:Ordo: Haftkiefer (Tetraodontiformes)
Vorlage:Familia: Kugelfische
Wissenschaftlicher Name
Tetraodontidae
Gattungen
  • Amblyrhynchotes
  • Arothron
  • Auriglobus
  • Canthigaster
  • Carinotetraodon
  • Chelonodon
  • Colomesus
  • Contusus
  • Ephippion
  • Feroxodon
  • Fugu
  • Gastrophysus
  • Javichthys
  • Lagocephalus
  • Liosaccus
  • Marilyna
  • Monotretus
  • Omegaphora
  • Pelagocephalus
  • Polyspina
  • Reicheltia
  • Sphoeroides
  • Takifugu
  • Tetractenos
  • Tetraodon
  • Torquigener
  • Tylerius
  • Xenopterus

Ihr bekanntester Vertreter ist der Fugu, der in Japan eine Spezialität darstellt, obwohl viele Körperteile giftig sind. Daher wird Fugu oft auch als Synonym für Kugelfisch gebraucht.

Kugelfische können sich bei Gefahr in Sekundenschnelle mit Wasser aufpumpen, indem eine kräftige Muskulatur ruckweise Wasser aus der Mundhöhle in eine bauchseitige, sackartige Erweiterung des Magens presst, um auf Angreifer abschreckend zu wirken. Starke Ringmuskeln am Übergang zum Magen und Mageneingang verhindern das Rückfließen des Wassers. Die Stacheln, die sonst eng am Körper anliegen, stehen nun nach außen und fungieren als eine Art Widerhaken. Dadurch und durch die enorme Volumenvergrößerung ist es einem Raubtier fast unmöglich, den Kugelfisch zu verschlingen. Außerdem imponiert das Männchen dem Weibchen mit dem Aufblähen beim Balzspiel.

Die Körperform von Kugelfischen weicht stark von der typischen Fischgestalt ab, er hat eine rundliche, gedrungene Gestalt und Kopf und Augen sind stark ausgebildet. Der schnabelähnlicher Beißapparat besteht aus zu Zahnleisten verwachsenen Zähnen, wobei je zwei Zahnleisten oben und unten stehen. Daher kommt auch sein Name Tetraodontidae = Vierzähner. Seine lederartige, widerstandsfähige Haut ist nackt, seine Schuppen sind auf kurze Stacheln reduziert.

Der Antrieb erfolgt überwiegend durch die Brustflossen, Rückenflosse und Afterflosse schwirren nur zur Unterstützung mit, Schwanzstiel und Schwanzflosse dienen als Steuerruder. Dadurch ist der Kugelfisch zwar recht langsam, aber äußerst wendig, er kann sowohl vorwärts als auch rückwärts schwimmen und aufwärts und abwärts steigen.

Verbreitung

Der Kugelfisch kommt weltweit in einem Gürtel von ca. 47 Grad nördlicher- bis 47 Grad südlicher Breite in tropischen und warmen Meeren vor, zumeist in Salzwasser, Küstengebieten, Korallenbänken oder Seegraswiesen. Manche Arten kommen auch in Süß- und Brackwasser vor.

Giftiger Fugu

Bei den Giftstoffen der Kugelfisch-Gattungen Diodontidae und Sphaeroides handelt es sich nach dem heutigen Wissensstand um das Gift Tetrodotoxin, das sich besonders in Haut, Leber und Eierstöcken des Fisches befindet, aber nicht im Muskelfleisch.

 
Arothron hispidus

Dieses Nervengift ist eines der stärksten bekannten nicht proteinartigen Gifte: die tödliche Dosis beträgt nur etwa 10 µg/kg Körpergewicht. Es wirkt nur auf die Körpernerven, nicht auf das Gehirn -- die Opfer werden vollständig gelähmt und können sich weder bewegen noch sprechen, bleiben aber bei Bewusstsein. Sie sterben an durch die Lähmung bedingtem Atemstillstand und folgender Erstickung, oder an Herzstillstand. Wenn Atmung und Kreislauf schnell genug durch Notfallmaßnahmen in Gang gehalten werden, klingt die Giftwirkung innerhalb etwa 24 Stunden ab, und die Opfer erleiden keinen bleibenden Schaden.

Das Nervengift wird nicht vom Fisch selbst synthetisiert, sondern von in ihm lebenden PseudomonasBakterien. Es gibt auch in Gefangenschaft gezüchteten Fugu, welcher kein Gift enthält, da er nicht mit den entsprechenden Mikroorganismen gefüttert wird, die dieses Gift eigentlich produzieren. In Freiheit frisst der Fisch diese Bakterien gezielt, um durch deren Gift Fressfeinde abzuschrecken; er selbst ist durch den speziellen Aufbau seiner Nervenzellen gegen das Gift immun.

Dieses Gift wird laut manchen Wissenschaftlern angeblich auch im Voodoo-Kult verwendet, um Menschen scheintot und dann zu "Zombies" zu machen, andere Wissenschaftler bestreiten dies aber.

Delikatesse mit Kick

Die Wirkung wie auch die Gefährlichkeit der Kugelfische werden bereits im ältesten chinesischen Kräuterbuch (Pen tsao chin) erwähnt. In Japan gab es bis in die sechziger Jahre bis zu 150 Tote im Jahr durch den Verzehr von Kugelfischen. Daher muss heute in Japan jeder, der mit Fang, Handel oder Zubereitung zu tun hat, eine spezielle Lizenz besitzen. In Deutschland ist die Zubereitung von Fugu verboten.

Die durchschnittlich fünf Japaner im Jahr, die auch heute noch nach Kontakt mit Fugu-Innereien sterben, sind ausnahmslos Privatleute, die ohne Lizenz mit dem Fisch arbeiteten oder bewusst die gifthaltige Leber als Rauschmittel konsumierten (seit 1983 eigentlich verboten). Fugu ist auch das einzige Nahrungsmittel, das den Mitgliedern der kaiserlichen Familie nicht aufgetischt werden darf. Eine moderne Legende ist, dass Fugu-Köche, in deren Restaurant Leute vergiftet wurden, ins Ausland gehen müssen und dort weiterarbeiten.

Liebhaber bezeichnen den Fugu als ein besonderes Geschmackserlebnis; vor allem sein Sashimi sei zart und fest, sahnig und würzig zugleich. In Japan wird er traditionell als Statussymbol verspeist – er ist wegen der nötigen Sicherheitsmaßnahmen und der Spezialausbildung der Köche sehr teuer. Sein Fleisch – nur das ungiftige Filet findet logischerweise Verwendung – wird in Restaurants angeboten, die sich zumeist auf das Zubereiten von Kugelfischen spezialisiert haben. Sie erkennt man oft an einem getrockneten und aufgeblasenen Kugelfisch am Eingang. Es wird zumeist roh, als Sashimi in hauchdünne Scheiben zerlegt, verzehrt (um den Geschmack wahrzunehmen, werden traditionell zwei bis drei Scheiben übereinandergelegt in den Mund gesteckt), als Suppe oder gebacken Karaagegereicht. Fugu ist die Spezialität der japanischen Hafenstadt Shimonoseki.

Einige in Japan gegessene Fugu-Arten sind Fugu pardalis, Fugu rubripes rubripes, Fugu vermicularis, Fugu vermicularis prophyreus, Sphaeroides

Nach deutschem Recht darf ein Fugu nicht zum Verzehr nach Deutschland importiert werden.

Kugelfische fürs Aquarium

Datei:Assel-Kugelfisch).jpg
Assel-Kugelfisch (Colomesus asellus)

Einige Süß- bzw. Brackwasserkugelfische sind recht attraktiv und können als Aquarienfische gehalten werden, wo sie außerdem zur biologischen Bekämpfung von Wasserschnecken eingesetzt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass irgendwann einmal sämtliche Schnecken verspeist sind. Werden dann keine Schnecken von außen zugeführt, wachsen die Zähne des Fisches, bis er u.U. nicht mehr in der Lage ist Nahrung zu sich zu nehmen und in Folge dessen verhungert. Es ist somit dringend anzuraten, dass eine Schneckenzucht angelegt wird. Einige Arten attackieren zudem auch andere Fische und sind sogar innerartlich aggressiv, so dass in jedem Fall genau geprüft werden muss, ob eine Haltung im jeweiligen Gesellschaftsbecken problemlos möglich ist. Als relativ unproblematisch gelten beispielsweise der in Südostasien beheimatete Palembang-Kugelfisch (Tetraodon biocellatus), der Zwerg-Kugelfisch (Carinotetraodon travancoricus) und der Assel-Kugelfisch (Colomesus alellus), die allerdings auch, z.B. im Gerangel um Futter, mal nach den Flossen anderer Fische schnappen können. Generell sollten Kugelfische aber wenn möglich in Artbecken oder Einzelhaltung gehalten werden.

Fugu rubripes als Forschungsobjekt in der Genetik

Die Art Fugu rubripes wird in einigen biologischen Laboren als Forschungsobjekt genutzt. Die Sequenzierung seines Genoms wurde 2002 abgeschlossen. Es hat eine Größe von 365 Megabasen und ist damit das kleinste bekannte Genom eines Wirbeltiers.

Trivia

Das OpenBSD-Projekt hat einen Kugelfish als Maskottchen gewählt: Puffy.

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