Gebirgsjäger sind eine Spezialform der Infanterie und Teil der Gebirgstruppen.
Gebirgsjäger kämpfen unter extremen Witterungs- und Geländebedingungen in schwierigem Gelände. Dies geschieht entweder zu Fuß oder im Winter auf Ski.
Geschichte
Nachdem das Gebirge und der Winter lange als ungeeignet für die Kriegsführung angesehen wurden, begann Italien ab 1872 mit der Aufstellung von Alpini-Kompanien. Österreich-Ungarn bildete ab 1878 einzelne Jägerregimenter für den Kampf im Gebirge aus, darunter die berühmten Tiroler Kaiserjäger und Tiroler Kaiserschützen. Ab 1888 begann auch in Frankreich die Ausbildung von Chasseur-Alpin.
Im ersten Weltkrieg waren die französischen Gebirgsjäger sehr erfolgreich gegen die deutsche Infanterie in den Vogesen. Dies führte zur Aufstellung von deutschen Schneeschuh-Bataillonen, die mittels Ski auch im verschneiten Gelände beweglich waren. Weiterhin wurden diese Verbände nach französischem Vorbild mit einer eigenen Gebirgsartillerie ausgestattet, die nicht so stark von geräumten Straßen abhängig war.
Aus diesen Verbänden entstand das Deutsche Alpenkorps, das nach dem Kriegseintritt Italiens zunächst in Tirol eingesetzt wurde. Im weiteren Verlauf aber standen sich italienische Aplini und anfangs improvisierte österreichische Gebirgsjäger an dieser Front gegenüber. Als Anerkennung der Leistungen erhielten die Angehörigen des Alpenkorps das Edelweiß der Tiroler Landesschützen verliehen. Dieses Abzeichen tragen deutsche und österreichische Gebirgstruppen, und somit auch die Gebirgsjäger noch heute.
Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg
Gebirgsjägereinheiten der Wehrmacht waren im Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Invasion des neutralen Norwegens 1940 und der Landung auf Kreta 1941 beteiligt. Während des Russlandfeldzuges hissten deutsche Gebirgsjäger 1942 die Fahne auf dem Westgipfel des Elbrus. Die militärischen Leistungen der Gebirgsjäger erfolgten in einem Angriffskrieg und dienten objektiv einem totalitärem Regime. Von den Sümpfen Finnlands bis zu den Bergen des Kaukasus, vom Sand der Cyreneika bis zu den norwegischen Fjorden kämpften und starben die Soldaten „unterm Edelweiß“. Ihr Ruf führt bis heute zu einer Anerkennung unter Miltärs aller Nationen. Der Elitecharakter, der die Truppe bis heute zusammenhält, wurde im Grundsteine gelegt durch die Leistungen der Gebirgstruppe.
Künstlerische Berühmtheit erlangte Major der Gebirgstruppe Albert Hohenester mit seinen zahlreichen Bildbänden und Gemälden aus dem Alltag dieser Truppe.
Gebirgsjägereinheiten der Wehrmacht waren aber auch an zahlreichen Kriegsverbrechen, wie der an der Erschießung von 600 jüdischen Männern vom 16-19. September 1939 in der polnischen Stadt Przemysl beteiligt. Weiterhin war die 1. Gebirgsdivision an der Erschießung von 5200 italienischen Kriegsgefangenen der Divison Acqui auf Kephalonia beteiligt. Dies war eines der schwersten Kriegsverbrechen mit direkter Beteiligung von Wehrmachtseinheiten.
Die 1. Gebirgs-Division - etwa 20.000 Mann - wurde von Hitler als seine „Garde-Division“ bezeichnet. Sie kam im Sudetenland, beim „Anschluss“ Österreichs, im Polen- und Westfeldzug an vorderster Front zum Einsatz. Bei Besançon wurde sie ausgebildet, um Gibraltar zu erobern. Als Franco nicht zustimmte, wurde sie an der Kanalküste zum Erstürmen der Kreidefelsen bei Dover geschult. Es folgten der Jugoslawien-Feldzug und das Unternehmen „Barbarossa“. Unter extrem hohen Opfern gelang die Überquerung des Kaukasus-Gebirges. Als die Division im Frühjahr 1943 nach Montenegro verlegt wurde, hatte sie im bisherigen Kriegsverlauf Verluste von über 19.000 Mann. In Partisanenkämpfe verwickelt, scheute sie nicht, verbrecherische „Sühnebefehle“ in die Tat umzusetzen. Anfang Juli 1943 wurde die 1. Gebirgs-Division nach Westgriechenland in die Region Epirus verlegt, um die erwartete alliierte Invasion abzuwehren - zu der es nie kam. In Scharmützel mit griechischen und albanischen Partisanen verwickelt, ging sie rücksichtslos gegen Zivilisten, d. h. auch Frauen, Kinder und Alte vor: Allein in den drei Monaten zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1943 zerstörte sie in etwa 207 Ortschaften etwa 4.500 Häuser und tötete über 2.000 Griechen und Albaner. Ein Indiz dafür, daß es höchst selten zu Gefechten mit Partisanen kam, ist die Tatsache, daß „nur“ 23 Gebirgsjäger in diesem Zeitraum gefallen sind. Darüber hinaus kam es im September auf Kefalonia und Korfu zu Operationen gegen die italienische Division „Acqui“. Etwa 2.500 italienische Soldaten und fast alle Offiziere wurden nach ihrer Gefangennahme getötet.
Gebirgsjäger heute
Deutschland
Nach der Gründung der Bundeswehr entstand die 1. Gebirgsdivision, die im Jahr 2001 aufgelöst wurde. Heute sind die Gebirgsjäger der Bundeswehr in der Gebirgsjägerbrigade 23 zusammengefasst. Diese untersteht der 10. Panzerdivision und hat ihr Hauptquartier in Bad Reichenhall. Zu ihr gehören:
- -GebJgBtl 231 in Bad Reichenhall („General Konrad Kaserne“, immer noch benannt nach dem Wehrmachtsgeneral Rudolf Konrad)
- -GebJgBtl 232 in Berchtesgaden / Strub (Jägerkaserne)
- -GebJgBtl 233 in Mittenwald (Edelweißkaserne)
- -GebPzArtBtl 225 in Füssen (Allgäu-Kaserne)
- -GebLogBtl 8 in Füssen
- -GebPiBtl 8 in Brannenburg (Karfeit Kaserne, wird geschlossen)
- -GebPzAufklBtl 8 in Freyung (Am Goldenen Steig)
- -Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 (EAZ, "Tragtierkompanie") in Bad Reichenhall (General Konrad Kaserne)
- -Stabskompanie GebJgBrig 23 Bad Reichenhall (General Konrad Kaserne)
- -GebFmBtl 210 in Ulm (verlegt ab 2007 nach Bad Reichenhall)
- Das GebJgBtl 571 in Schneeberg (Jäger-Kaserne) zählt zur Jägerbrigade 37
Österreich
In Österreich sind die Gebirgsjäger heute in der 6. Jägerbrigade des Bundesheeres zusammengefasst. Zu der Brigade, die Garnisonen vor allem in Tirol, aber auch in Vorarlberg, Salzburg und Kärnten hat, gehören:
- Kommando mit Sitz in Absam
- Stabsbataillon 6 - Mit einer Spezialeinheit, der Hochgebirgskompanie 6
- Jägerbataillon 23
- Jägerbataillon 24
- Jägerbataillon 26
- Pionierbataillon 2
- Aufklärungsbataillon 2
Kameradenkreis der Gebirgstruppe
Jeweils zu Pfingsten treffen sich die Veteranen der Gebirgstruppe in Mittenwald. Das Treffen wird seit Jahren von Protesten und Gegenveranstaltungen mit Überlebenden und Widerstandskämpfern begleitet. Zu den Mitgliedern des traditionspflegenden „Kameradenkreises“ gehört auch der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber. Zuletzt im Mai 2005 wurde er von einer Reihe Widerstandskämpfer und Überlebender des Zweiten Weltkriegs zum Austritt aus der Kameradschaft aufgefordert.
Literatur zu den deutschen Gebirgsjägern im Zweiten Weltkrieg
- Roland Kaltenegger:
- Die deutsche Gebirgstruppe 1935-1945, Universitas Verlag, ISBN 3-800-41196-2
- Spezialverbände der Gebirgstruppe 1939-1945, Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-02383-0
- Gebirgsjäger 1939-1945 - Die große Bildchronik, Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-02203-6
- Seidel, Max: Wir tragen Stolz das Edelweiß, Belser Verlagsbuchhandlung Stuttgart, 1941
- Ralph Klein/Regina Mentner/Stephan Stracke (Hrsg.)
Mörder unterm Edelweiß. Dokumentation des Hearings zu den Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger. Papyrossa, 2004, ISBN 3-89438-295-3
Weblinks
- Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 der Bundeswehr
- Berichte, Bilder, Videostreams, Links über Wehrdienst, Ausrüstung, Geschichte
- www.gebirgsjaegerbrigade23.de/
- Gebirgsjäger in Österreich
- Hochgebirgskompanie/StbB6 Österr. Bundesheer
- Proteste gegen die Feierlichkeiten von Gebirgsjägerveteranen der Wehrmacht
- Berichte über die Kriegsverbrechen der dt. Gebirgsjäger in Griechenland
- Panorama-TV (NDR/ARD) "Verlogene Veteranen - Gebirgsjäger verdrängen Kriegsverbrechen" (video)
- 80 Jahre Gebirgsjägerdenkmal auf dem Grünten/Oberallgäu
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Mützenabzeichen der Gebirgstruppe in Deutschland und Österreich
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Ärmelabzeichen der Gebirgsjägerbrigade 23
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Gebirgsjäger in der Winterausbildung